Donnerstag, 2. März 1972
Präsident Uhlir vom Dorotheum versucht das 28-Mill.-Defizit zu ver-
bessern, indem er zusätzliche Leistungen erbringen will. So beabsichtigt
er, nachdem er klimatisierte Räume hat, in Hinkunft auch Pelzmäntel
aufzubewahren. Bis jetzt hat er nur verpfändete Stücke übernommen.
Die Versicherung und das Personal ist bereits für diese vorhanden
sodass er ein zusätzliches Geschäft mit normaler Pelzmäntelaufbewahrung
machen kann und sich in ein paar Jahren 1 – 1,5 Mill. S Aktivum daraus
erwartet. Er kommt mir dies deshalb sagen, weil er damit rechnet, dass
die BHK auf Intervention der Kürschner sofort bei uns vorsprechen
wird. Mit seinen 25 Zweiganstalten und fast 700 Beschäftigten ist er
ein ganz schöner Betrieb, der aber leider so schlecht organisiert und
geführt ist, dass er 1971 bereits ein Defizit von 6 Mill. gehabt hat.
Dieses Defizit wäre noch höhere gewesen, wenn er nicht ausserordentliche
Erträge durch Häuserverkauf usw. möglich gewesen. Die hauptsächlichste
Belastung liegt darin, dass seinerzeit Bundesangestellte übernommen
wurden und für diese Leute 27 Mill. S Pensionen bezahlt werden müssen.
Die freiwilligen sonstigen Pensionsleistungen betragen nur 2 Mill. und
die könnte er ohne weiteres verkraften. In seinem Kuratorium be-
finden sich vom Finanzministerium Stangelberger und Rotky, vom Han-
delsministerium Sekt.Chef Habel. Wenn eine Kampfabstimmung wie z.B. bei
der Bestellung eines jungen Mannes als Personalreferenten, der der SPÖ
angehört, zu erwarten ist, musste Uhlir mit Androsch und mir wegen
einer Weisung der Beamten reden. Habel hat, um sich einer solchen Ge-
wissensfrage nicht auszusetzen, bei der letzten Sitzung ganz einfach
entschuldigt. Trotzdem will Uhlir, dass wir nicht unverzüglich den
Habel abberufen, von Stangelberger hofft er in Kürze von Androsch
befreit zu werden. Mit Jagoda vereinbaren wir, dass im engsten Kontakt
mit ihm die entsprechenden Besprechungen über Umfang des Dorotheums
führen wird. Jagoda ist sehr froh, dass diese Aussprache zustande kam,
denn er kann dadurch die entsprechenden Vorbereitungen in der zukünftigen
Gewerbeordnung treffen. Das Dorotheum hat eine Sonder-Stellung und
ein eigenes Statut, welches Gesetzeskraft hat, doch muss man aufpas-
sen, dass nicht durch die Gewerbeordnung ein Teil dieser Statuten
ausser Kraft gesetzt wird. Das kurioseste finde ich, dass der Präsident
des Kuratoriums, eben Uhlir, zwei Stimmen hat. Jagoda weiss nicht
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dass hier für uns eine Möglichkeit besteht, auch seinen Gehalt
gegebenenfalls aufzubessern, denn immerhin werden die Kuratoriums-
mitglieder mit 1.200 S pro Monat entschädigt. Habel zieht sich in der
letzten Zeit ja sehr stark zurück, weil er Jagoda gegenüber durch
eine dritte Person erklärt hat, dass er nicht mehr den jetzigen Vor-
schlägen Jagodas zur Gewerbeordnung folgen kann. Sobald eine gewisse
Distanz existiert, beabsichtige ist natürlich sofort Jagoda an Stelle
von Habel in das Kuratorium zu delegieren. Ich sehe nicht ein, dass
Pensionisten von unserer Seite noch akzeptiert werden müssten.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte vorsorgen, damit nicht dann von irgend-
jemandem ein anderer delegiert wird.
Das Gespräch mit der AUA – Heschgl und Papousek – Verkehrsbüro - Mill-
wisch - Handelskammer Präsident Sallinger und Langer-Hansel von der
ÖFVW sowie Würzl und Heindl verlief neuerdings ergebnislos. Heindl hat an
Stelle von Poppinger Würzl eingeladen. Poppinger ist aber unser
Vertreter in der Fremdenverkehrswerbung. Heindl wird mit dieser Methode
Poppinger sehr verärgern, was sich allerdings nicht stört. Heindl
hofft scheinbar, dass er damit Poppinger doch in die Pension zwingt.
Die offizielle Begründung, wenn ich deshalb von Poppinger oder jemandem
anderen angeschossen werde, würde für mich sein, dass die ÖFVW in die-
ser Frage bis jetzt eine zwiespältige Haltung eingenommen hat und
Langer-Hansel so würde ich vermuten mit Poppinger über diese Probleme
enger und mehr Kontakt gehabt hat als mit mir. Die Ergebnisse der An-
gelegenheit des AUA-Lokals in New York aber geben mir recht, wenn ich
mich um neue Mitarbeiter in dieser Frage umsehe. Tatsache ist, dass
das Büro und teilweise vor allem aber die ÖFVW der AUA Verwendungszusa-
gen gemacht haben, wonach wir in das Lokal der AUA einsteigen werden.
Nun stellt sich heraus, dass dies eine furchtbare finanzielle Belastung
für uns bedeuten würde. Die Fremdenverkehrswerbung müsste nämlich nicht
nur 15.000 $ für diese Räume wirklich brauchen würde, mehr bezahlen
sondern darüber hinaus auch noch 50.000 $ zumindestens für den Eingang
und für den Schlauch in der Fünften Strasse übernehmen. Die Handels-
kammer ist nämlich bis jetzt nicht bereit, dort unten dieses Lokal
für eine Werbeausstellung zu verwenden. Sallinger meint, er möchte das
nur dann machen, wenn ich ihm ausdrücklich darum ersuche und gleich-
zeitig zu erkennen geben, dass er mir einen Gefallen macht, obwohl
er sich damit einer grossen Gefahr aussetze, nämlich gegebenenfalls
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dadurch angegriffen zu werden – dass er dadurch AHF-Gelder
verschleudert. Ich denke nicht daran, eine solche Erklärung abzugeben.
Wenn er nicht überzeugt ist, dass die im Interesse des österreichi-
schen Exportes und des Fremdenverkehrs notwendig ist, so soll er
es bleiben lassen. Mir wird er nicht dadurch eine Gefälligkeit erwei-
sen, und damit erklären, dass ich ihm mehr oder minder verpflichtet
bin. Die AUA hat derzeit noch 7 Personen beschäftigt und benötigt
aber nur 2 Zimmer irgendwo, braucht keinesfalls ein Gassenlokal.
Trotzdem hofft Heindl, dass sie 25.000 $ bei der neuen Mietkonstruktion
übernehmen. Millwisch ist überhaupt nur bereit, 10.000 $ für das Verkehrs-
büro und gegebenenfalls 10.000 $ für die Verkehrswerbung, das ist
die ÖBB usw. zu übernehmen. Die letzteren 10.000 $ hat er aber noch
immer keinen Beschluss. Beschluss nehme nicht an, dass dieses Österreich-Cen-
ter dort zustande kommt. Sallinger hätte Interesse, ein solches Österr.-
Center zu errichten, meint aber, um 6 Mill. $ könnte man jetzt
in einer günstigen Lage ein ganzes Haus erwerben. Tatsache ist, dass
1968 das Iren-Haus in der Fifth Avenue zur Verfügung gestanden wäre,
was 800 Mill. S gekostet hätte. Davon wäre die AUA durch Vorstands-
beschluss damals bereit gewesen, 650 Mill. S zu übernehmen. Die
restlichen 150 Mill. waren bei der ÖFVW nicht aufzutreiben und
andere Interessenten haben sich nicht gefunden. Hätte man damals die-
ses Haus gekauft, so wäre man jetzt im Besitze eines wirklichen
Österreich-Centers und müsste nicht durch Mietsteigerungen jetzt
bereits einen ähnlichen Betrag in spätestens 10 Jahren als Miete be-
zahlt haben. Am interessantesten für mich war aber die Erklärung
Papouseks, die ÖVFW, die ein Büro neben der AUA besitzt, deren
Zugang aber nur vom 1. Stock möglich ist, noch niemals die ent-
sprechenden Räume der AUA als Aufgang benützt haben. d.h. alle Kunden
und Informanten sind über die Nebengasse zur Fremdenverkehrswerbung
gekommen. Uns hat man aber immer erzählt, dass es notwendig ist, im
Interesse Österreichs hier einen entsprechenden Eingang von der Fifth
Avenue zu haben. Patzak hat auch im Namen der Geschäftsführung zumindestens
aber mit dessen Einverständnis eine entsprechende Hoffnung der AUA
schriftlich gemacht, dass ein Österreich-Center errichtet werden
soll und daher das Lokal nicht vermietet oder verkauft werden
soll, sondern mehr oder minder reserviert werden sollte. In weiterer
Folge ist es ihnen aber nicht geglückt, dann wirklich eine zielführen-
de Lösung zu erzielen. Wenn Sallinger sich nicht in Kürze bereiterklärt,
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und nicht davon Abstand nimmt, dass er mir damit keinen Gefallen macht,
dann werde ich die Verhandlungen endgültig als gescheitert und been-
det betrachten.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte, eine fraktionelle Besprechung mit Heschgl
vereinbaren, da für die AUA nicht nutzlos verärgern dürfen, da sonsti-
ge Zusammenarbeit auf anderen Plätzen ansonsten unmöglich wird.
Bei der Auszeichnung von Messe-Angehörigen hat es das erste Mal funkti-
oniert, dass ich privat interessante Details von Puffler erfahren
habe. Die Unterlagen kamen leider erst 10 Minuten vor der Sitzung,
z.B. erfuhr ich, dass der Hauptkassier gleichzeitig Rapid-Anhänger
ist. Zum Gaudium aller konnte ich ihm daher bei der Überreichung
der Auszeichnung fragen: Ich hoffe – bin aber auch überzeugt –
dass seine Kasse besser stimmt als die von Rapid. Ich benützte
deshalb sofort dieses Ergebnis, um mit Ottahal und Puffler die wei-
tere Vorgangsweise bei der Auszeichnung zu besprechen. Wenn dies
einmal bei den Personen gelingt, vielleicht kann ich dann auch
hoffen, dass es bei den Jubiläumsveranstaltungen für Betriebe
auch so etwas wie eine In-Zeit-Information geben kann, wodurch
ich dann Details von Firmen in meine Festansprache einflechten
kann, die nicht in einer jeden Zeitung oder vielleicht gar in
einem trockenen Bericht schon steht. Die Unterlagen, die ich für
75 Jahre Kabel und Draht erhalten habe, entsprechend nicht annähernd
meinen Wünschen.
Da ich bei der allgemeinen Ansprache der Ausgezeichneten auch darauf
hingewiesen habe, nachdem der Vorstand der Messe AG anwesend war, dass
ich doch hoffe, dass sie mit der Zeit der Arbeitsgemeinschaft nicht
nur als Beobachter sondern als Mitglied beitreten werden, ersuchte
mich Marek um eine Aussprache. Hofrat Strauss, Marek und BR Porges,
der jetzige Messe-Direktor erklärten mir dann, warum sie nicht
der Arbeitsgemeinschaft beitreten wollen. Sie fürchten, dass sie
dann an Beschlüsse gebunden sind, die gegen die Interessen der Wiener
Messe verstossen. Insbesondere haben sie mit Wels einen ununterbrochen
Krieg. Wagner, der anwesend war, versicherte ihnen zwar, dass ich
mich immer bemühe, einen Ausgleich zwischen den einzelnen Messen
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herbeizuführen. Ich erklärte neuerdings, dass sich die Inter-
essen der Wiener Messe als einzige internationale Messe tatsäch-
lich entsprechend berücksichtigen würde. Die Welser Messe hat sich
aber auch seinerzeit als internationale Messe bezeichnet, da dieser
Titel nicht geschützt ist. Bei der Grazer Messe haben sie ein normales
Verhältnis und mit Innsbruck und Klagenfurt sogar ein gut freundschaft-
liches. Je weiter die Messe halt entfernt ist, umso leicht tut sich
die Wiener Messe mit den dortigen Veranstaltern. Ich hoffe, dass es
gelingen wird, wenn ich mit den Welsern spreche, ein besseres Klima zwi-
schen beiden herzustellen. Wenn die Welser auf den Titel International
verzichten würden, glaube ich, könne ich den Streit beilegen und
gleichzeitig vielleicht sogar auch erreichen, dass die Wiener der
Arbeitsgemeinschaft beitreten.
Die Arbeit von Kieni über die Mehrwertsteuer, die wir im Detail be-
sprachen, gibt für uns keinerlei neue Gesichtspunkte. Ich hatte ,
dass weitere zahlenmässige Unterlagen zu dieser Verbal-Aussage ge-
führt haben. Nach längerer Zeit erklärte er sich bereit, für einzelne
Produkte wenigstens eine entsprechende Durchrechnung der Vorsteuerbe-
lastung zu versuchen. Mit der derzeitigen Arbeit würden wir uns wenn
sie dem FM in die Hände fällt, glaube ich nur blamieren.
ANMERKUNG FÜR WANKE: In Hinkunft müssen wir nicht nur das Ziele einer
solchen Arbeit, sondern auch festlegen, wie diese Arbeit auf Grund wel-
cher Unterlagen erstellt werden müsste.
NR Mondl und der ehemalige NR aus dem Ölgebiet ersucht, mit 2 ÖMV-Be-
triebsräten um eine Aussprache. Ich hatte keine Ahnung, um was es sich
handelte, zum Glück hatte ich den Berghauptmann von Wien NÖ und MR
Mayer zu der Aussprache gebeten. die beiden NR unterstützten die
Belegschaft um Erstellung des neuen Schichtplanes. Darin ist alle
vier Wochen eine 51-Stunden-Schicht vorgesehen. Dies widerspricht
den Intentionen der Gewerkschaften, ganz besonders dem SM. Bornberg
hat deshalb sehr geschickt dieses Problem der AK zugespielt. Ich
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selbst habe aber bereits mit dem AKT, Dr. Dirschmied im einzelnen
verhandelt. Da ich weiss, dass nö. AK bereits sehr positiv diesem
Wunsch gegenübersteht, hat die AK Wien jetzt die schwierige Auf-
gabe, als AKT zu koordinieren. Der Berghauptmann sagt mit Recht,
wenn die AK ihm ein positives Gutachten gibt, dann wird er diesen
Schichtplan auch genehmigen. Er verwendete auch meinen Ausdruck
seinerzeit schon. päpstlicher wie der Papst wollen auch wir nicht
sein.
Bei den Betriebsräten und Direktoren der verstaatlichten Industrie
fraktionellen Veranstaltung sollte ich seit längerer Zeit ein
Referat halten. Man interessierte sich für die EWG-Verhandlungen
und insbesondere für die Preisentwicklung. Die Lohnpolitik wurde
ebenfalls diskutiert. Da ich erklärt hatte, dass die Direktoren
der verstaatlichten Betriebe auch damit rechnen müssen, dass sie
aus der Lohnbewegung heraus Kostenverteuerungen bekommen, meinte
Wille für die Metallarbeiter und auch Martinowsky für die Angestell-
ten, dass sie keinesfalls eine so hohe Lohnbelastung erwarten müsste,
wie die Lebensmittelarbeiter jetzt den Unternehmern bescheren.
Zum Glück hatte ich die entsprechenden absoluten Ziffern alle
parat und konnte eine gewisse Aufklärung leisten. Durch die Preis-
hysterie bedingt, müssen die Gewerkschaften um einige Prozente
höher Löhne verlangen aber auch durchsetzen, als dies bei der letz-
ten Lohnrunde der Fall gewesen ist. Natürlich braucht das nicht
gleich in eine Forderung wie bei den Bauarbeitern von 20 + 10 %
d.h. also 30 % ausarten. Ich kann mir nämlich noch immer nicht vor-
stellen, dass die Bauarbeiter diesen Prozentsatz durchsetzen können.
Nachdem Benya erklärt hat, 6 % Lebenshaltungskosten, 3 % pro Jahr
reale Lohnsteigerung, so ergibt dies eben, wenn man so wie bei den
Lebensmittelarbeitern 14 – 15 und 16 Monate Abschluss zurückliegend
hat, eine ca. 13 – 14 %-ige Lohnsteigerung. Natürlich ist in die-
ser Lohnbewegung eine gewisse Bestrafung der Unternehmer für die
Preishysterie drinnen, die die ÖVP entfacht und gegen die die
Handelskammer in Wirklichkeit gar nicht polemisiert, sondern
ganz im Gegenteil manchmal sogar mitschreit. Die 3 % Reallohn-
steigerung hat Benya sicherlich von den öffentlich Bediensteten
übernommen, die ja ebenfalls ein 12 %-ige auf 3 mal 4 Etappen
vereinbart haben. Ich sehe nämlich auch keinen Grund darin, dass
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womöglich die Arbeiter mit ihren Lohnforderung zurückhalten sollen,
während sich die öffentlich Bediensteten und die Privatangestellten
entsprechende Regelung durchgesetzt haben oder durchsetzen. Dazu kommt
noch, dass für diese Bediensteten der Biennal-Sprung gilt und sowieso
automatisch alle zwei Jahre eine gewisse Verbesserung erreicht.
In der Wiener Konferenz erzählte mir Blümel, dass sie Tabakregie jetzt
beabsichtigt, im Arsenal einige Gründe zu verkaufen. Da er Hintschig
nicht mehr erreichte, erzählte ich zum Schluss Hintschig, dass er
sich in dieser Frage doch mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der
Tabakregie, Blümel, ins Einvernehmen setzten soll.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Ich glaube, dass Problem ist auch für unseren
Bezirk interessant. Bitte Dich mit Blümel ins Einvernehmen setzen.
Tagesprogramm, 2.3.1972