Sonntag, 29. April 1973
Die beiden Mai-Feiern in Leobersdorf und Günselsdorf fanden in Arbeiter-
heimen statt. Dadurch war es möglich, in allerdings meistens von älteren
Leuten besuchten Veranstaltungen über die Tätigkeit der Bundesregierung
ausführlicher Bericht zu erstatten. Durch ein Versehen hat Koppe von
der Grazer Messe meine ganzen Unterlagen mitgenommen. Da ich aber nun
über die Regierungstätigkeit sprechen musste, wo ich schon so oft
referierte und auch die Schmähs schon bei jedem Punkt auswendig
weiss, war es nicht schwer, ein verhältnismässig ausführliches und doch
nicht allzu fades Referat zu halten. Die Veranstalter, aber ich glaube
auch die Besucher waren damit sehr einverstanden und zufrieden. Aller-
dings sind die beiden Gemeinden Leobersdorf und Günselsdorf soziali-
stische Gemeinden und Ergebnisse waren zu erwarten. Ich habe mit
Koppe mich unterhalten, ob es nicht zweckmässig wäre, ganz systematisch
mit Fritz Muliar, er schlägt sogar vor, Max Lustig, Besprechungen zu
führen, wie man vielleicht zu einzelnen politischen Punkten einige
Gags finden könnte, die man dann variierend bei den Versammlungen immer
wieder anbringt. Ich wundere mich selbst, wie mir doch gelegentlich
ein oder andere Schmäh einfällt und dies wesentlich dazu beiträgt,
um die Leute nicht nur an dem Vortrag mehr zu interessieren, sondern
sie direkt glücklich sind, dass sie nicht die trockene Materie doziert
bekommen. Gerade wenn man darauf Wert legt, die Arbeiter und Angestellten
und vor allem einmal die kleineren Leute sich für politische
Probleme interessieren sollten, dann muss man ihnen eine Vortragsart
bieten, damit sie wirklich auf ihre Rechnung kommen. Dies bedeutet
auf der einen Seite Information, auf der anderen Seite aber in einer
Darstellung, die sie nicht zum Einschlafen veranlasst.
ANMERKUNG FÜR HEINDL UND KOPPE: Ich glaube, wir sollten eine Möglich-
keit suchen, um neuen Stil in der Darstellung der
politischen Probleme zu finden.