Donnerstag, 7. März 1974
Direktor Castellez von der österr. Kontrollbank teilt mit mit, dass
Dynafit, die glauben 30 Mill. S Exportförderungskredite zur Ver-
fügung zu haben, bereits vor etlichen Monaten auf 10 Mill. reduziert
werden mussten. Als sich Dynafit von Humanic lostrennte, wurde der
30 Mill. Kreditrahmen auf 15 jeder Firma zugesprochen und im Zuge der
Restriktionsmassnahmen auf 10 Mill. reduziert. Castellez klagt,
dass die Österr. Kontrollbank wie bereits Dr. Haschek in Iran mitge-
teilt hat, an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist.
Die einzige Institution, die noch Spielraum hat und gut funktioniert
ist der Exportfonds für die kleineren Leute, wo auch die Grenze für
das Einzelgeschäft von 2 auf 3 Mill. erhöht wurde. Das Verfahren
der Österr. Kontrollbank für Rediskont, wo Wechsel über sie bei dem
Exportverfahren der Nationalbank eingereicht werden können, ist
ausgeschöpft, d.h. die 3 Mia sind restlos vergeben. Da diese Grenze
seit 1967 unverändert ist und insbesondere der Zinssatz mit 6,5 %
äusserst günstig ist, kann man hier sich nur auf Grund der abgelau-
fenen Geschäfte dann wieder neue Exportgeschäfte leisten. Das dritte
so wichtige Exportförderungsgeschäft nämlich in Form von Anlagen-
exporten, wo durch Haftungsgesetze die Refinanzierung gesichert ist,
scheitert an dem Rahmen von 7 Mia S. Dieser müsste wesentlich er-
höht werden. Allerdings ist hier zu befürchten, dass die Zinssätze
von 7,5/8 % auf bis 9 % angehoben werden müssen. Die Österr. National-
bank hat der Österr. Kontrollbank nur die Möglichkeit gegeben, heuer
für 2 Mia S Auslandsanleihen aufzunehmen. Da die Österr. Kontrollbank
wesentliche Rückzahlungen von Anleihen zurückzahlen muss, verbleiben
ihr netto 700 Mill. S. Dafür hat sie aber bereits 1 Mia für Kuba
und 1 Mia für Ostgeschäfte zugesagt. Es ist allerdings nicht das erste
Mal wohl aber diesmal besonders hart, dass die Österr. Kontrollbank
an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist.
Castellez meint, wenn im Kreditkontrollabkommen mit der Nationalbank
wenigstens die Exportförderungswechsel absetzbar, d.h. nicht angerechnet
werden, würde sich bereits eine Entlastung bei den Banken ergeben und
damit die besser Möglichkeit der Exportfinanzierung. Kienzl hat sich
aber ganz entschieden dagegen ausgesprochen. Auch Androsch steht auf
dem Standpunkt, dass wenn er die Exportförderungskredite zu sehr
lockert, dass dann sofort andere, z.B. Schulbaubeendigung Investitions-
finanzierung, die dringend notwendig sind, kommen, und damit das ganze
Kreditabkommen und die Stabilisierung, die wir mühsam aufgebaut haben,
zusammenbrechen.
Wieder einmal mehr bin ich froh, dass ich nicht in Androschs Haut
stecke.
Gen.Dir. Witzmann kommt mit seinem Iran-Vertreter, der 8 Jahre im
Iran war und jetzt in der Wiener Zentrale arbeitet, um über die Zu-
schläge der Porr AG zu referieren. Porr hofft noch immer, dass sie
die Ausschreibung der internationalen Bank für das Dammprojekt be-
kommen können. Diesbezügliche Verhandlungen werden in London derzeit
geführt. Die einzelnen Offerte, die ich mir ansehe, zeigen, dass die
Differenz bei ca. 12 Mia 200 bis 12,5 Mia Rial liegen. Wenn also
die Detailuntersuchung der internationalen Bank ergibt, dass seinige
Detailposten bei Porr in Zusammenarbeit mit den franz. Firmen und einer
iranischen Firma besser liegen, so kann sie tatsächlich noch immer die-
sen Zuschlag erhalten. Witzmann bestätigt mir neuerdings, dass es ein
Wahnsinn ist, sie selbst haben diese Erfahrung gemacht, vor Abschluss
eines Geschäftes Provisionen an Iraner zu bezahlen. Die Provisionszah-
lungen allerdings gehen bis in die höchsten Kreise. Sie haben jetzt einen
Arbeitsprozess anhängig, weil sie einen leitenden Angestellten, der
Provisionen zu zahlen hatte, von dem sie aber angenommen haben, dass er auch
für sich etwas abgezweigt hat, entlassen haben. Für einen Unternehmer
muss es wirklich äusserst schwierig sein, auf seine Leute vertrauend
die richtigen Männer in Iran zu finden, um dann nicht eventuell durch
falsche Bestechung oder durch entsprechende Ableitungen in die eigene
Tasche zu viel zu bezahlen und dann womöglich das Geschäft nicht zu bekom-
men. Der normale Satz ist bei grossen Bauvorhaben 1 % und steigert sich
dann bis zu den einzelnen Anlagegeschäften von 4,5 angeblich sogar 8 %,
ich kann nur sagen, da bin ich auch immer glücklich, in Österreich
zu wohnen, weil es sicherlich auch hier einige kleine Fische geben wird,
die bei diesen unsauberen Methoden mitschwimmen, dass aber so hoffe
ich zumindestens bei uns die Verhältnisse so sind, dass grössere Korrup-
tionen kaum vorkommen. Sollten sie dann einmal sich doch ereignen,
bin ich überzeugt, dass die Konkurrenz und der Neid das irgendeiner
Zeitung zur Kenntnis bringen und dann entsprechend aufgedeckt wird.
Dies ist der Vorteil der demokratischen Verwaltung, trotz ihrer
so grossen Nachteile. Ich glaube, dass man kaum etwas verheimlichen
kann.
Witzmann hat in der Zwischenzeit in Iran seine Beziehungen spielen lassen,
um zu klären, wer tatsächlich Zement liefern kann. Angeblich hat jetzt
Donau-Eisen kein Offert abgegeben, sondern eine andere Firma Vienna ....
die allerdings in Österreich er auch nicht kennt. Da Witzmann ein
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grosser Bezieher von Zement ist, müsste er über diese Entwicklung besser
Bescheid wissen als irgendwer anderer. Bezüglich der Firma Donau-
Eisen wird er sich noch genauer erkundigen und mir Bescheid sagen.
Er fragt, ob ich etwas dagegen habe, wenn er Muchner, resp. Las, die
er beide sehr gut kennt und die angeblich bei Donau-Eisen die führenden
Persönlichkeiten sein sollen, fragt. Ich erklärte rundweg, dass mir
dies nur angenehm wäre.
Bei der Betriebsrätekonferenz der Veitscher Magnesit sind auch alle
Direktoren und Vorstandsmitglieder anwesend. Meinem Prinzip entsprechend
referiere ich genauso als ob diese nicht wären. Ich setzte die Konjunktur-
lage auseinander Und dass bei dieser immer die Unternehmen im Konjunktur-
aufschwung mehr profitieren als die Arbeiter. In der anschliessend
abgeführten Diskussion kommt natürlich auch der STEWEAG-Projekt Errich-
tung eines Dammes und Speichers auf Hohen Tauern zur Sprache. Artsiebler,
der Direktor von der STEWEAG hat mir dezidiert erklärt, dass sie dieses
Projekt jetzt zwar nicht anfangen aber ganz sicherlich in den nächsten
Jahren in Angriff nehmen. Die Auflagen der Dammkommission werden bis ins
letzte erfüllt und die Sicherheit für Trieben ist absolut gegeben. Die
50 Beschäftigten im Bergbau oben können leicht wo anders unterkommen,
weil die Baufirmen mehr oder minder sogar weitere Arbeiter brauchen wer-
den. Die Direktoren der Veitscher möchten natürlich unter allen Umstände
dieses Projekt verhindern. Da zuerst die Betriebsräte als sie das
erste Mal vor Monaten bei mir wegen dieser Angelegenheit Vorabsprachen
angenommen haben, es sie ein gemeinsames Projekt STEWEAG/Verbund,
glaubten sie auch, dass ich über die Verbundgesellschaft entsprechenden
Einfluss nehmen könnte. In der Zwischenzeit hat sich ergeben, dass es
ein ausschliessliches STEWEAG-Projekt ist und ich habe es deshalb
sehr leicht, den Direktoren zu sagen, hier müsste das Land Steiermark
letzten Endes eine Entscheidung treffen. Niederl als Landeshauptmann
müsste klar und deutlich sich entweder für den Bergbau oder für das
Speicherwerk entscheiden. Da er gleichzeitig Präsident der STEWEAG ist
ist für mich gar kein Zweifel, wie die Entscheidung ausfallen wird.
Die politische Verantwortung wird er aber nicht auf mich abwälzen
können, wie dies bereits ja beim Raffinerieprojekt Lannach LH Krainer
versuchte. Allerdings bin ich ihm damals auch nicht auf die Leimrute
gegangen, sondern habe ganz im Gegenteil glaube ich so richtig entschieden
dass die ausschliessliche Verantwortung wieder den steirischen Stellen
in dem Fall beim steirischen Landeshauptmann liegt.
Der Metallarbeitersekretär Sagmeister als Hausherr meinte, da ich
ablehnte zum Mittagessen mit den Direktoren ins Imperial zu fahren,
dass ich damit auch die Betriebsräte geschädigt hätte, die sonst
zu einem Essen gekommen wären. Ich bin aber überzeugt, dass wenn wer
mit den Direktoren mitgegangen wäre, so wären es maximal 3 oder 4
Zentralbetriebsräte gewesen und die anderen fast hundert hätten doch müs-
sen irgendwo anders essen, was sie jetzt auch ohne mich getan haben.
Manchmal denke ich oft, ob meine sture Haltung in diesem Punkt berech-
tigt ist. Da man mich aber schon kennt, fasst man dies nicht als Arroganz
auf sondern maximal halt als einen Vertreter, der halt weder
Frack noch Orden noch Auszeichnungen noch Mittagessen im privaten
Kreis mit Unternehmern annimmt.
In der Vorstandssitzung der Lebensmittelarbeiter kam die jetzt zum
Abschluss gebrachte Lohnrunde, es sind nur noch die Molkereiarbei-
ter und die Lohnschlächter ausständig, zur Diskussion. Dabei konnte
ich feststellen, dass tatsächlich vom Jahre 1956 bis 1959, also
4 Jahre keine Lohnbewegung bei den Molkereiarbeitern durchgeführt wurde.
Mir ist es unerklärlich, wie damals Mantler, er war Obmann und hatte
seine eigene und wie ich glaube sehr sture Politik gemacht, diese
Zeit überbrückte. Für die Molkereiarbeiter, wie mir die Kollegen er-
klärten, war es eine ganz furchtbare Situation. Ich weiss, dass Mantler
damals als er von einem Stabilitätsfimmel befallen war, unbedingt glaub-
te, dass die Lebensmittelarbeiter hier mit gutem Beispiel vorangehen müs-
sen. U.a. hatte er auch schwere Auseinandersetzungen mit Koll. Deutsch von
der Ankerbrotfabrik seit er sich innerbetriebliche über diese Zeit
hinweghalf. Damals hat man wahrscheinlich Mantler zugesetzt. er soll
als starker Mann – Arbeiterkammerpräsident und Lebensmittelarbei-
tergewerkschaftsobmann – einiges dazu beitragen, um die Stabilität
aufrechtzuerhalten. Da man den Bauern auch keine höheren Preise zugeste-
hen wollte, und vielleicht auch zugestanden hat, mussten auch die Kol-
legen der Lebensmittelarbeitergewerkschaft auf ihren Löhnen sitzenbleiben
Die Behauptung, dass es der Arbeiterschaft in der Koalition viel
leichter und besser gelungen ist, ihre Forderungen durchzusetzen, ist
damit eindeutig widerlegt. Dass in der ÖVP-Alleinregierung sich die
Gewerkschaften kaum Zurückhaltung auferlegte, ausser soweit es die
gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftslage erfordert, ist selbstver-
ständlich. Aber auch jetzt im Zuge der SPÖ-Alleinregierung wird von
der Lebensmittelarbeitergewerkschaft und ich glaube auch von allen
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anderen keine andere Politik betrieben. Soweit es die wirtschaftliche
Lage ermöglicht, werden die Löhne entsprechend korrigiert. Für uns
ist die Sitaution deshalb klar, weil wir mit unseren fast 4 Dutzend
Verträgen das ganze Jahr hindurch Bewegungen haben. Mit der Fettindustrie
wurde bei der letzten Vereinbarung festgehalten, dass nach 13 Monaten der
neue Lohnvertrag vereinbart werden muss, dieser Termin ist der 1. März 74
Mit der Zuckerindustrie wurde ein ähnlicher Vertrag abgeschlossen d.h.
dass dort mit 1. Mai die neuen Löhne gelten werden. Ich bin sehr gespannt,
wie lange ich diese schwierigen Balance-Akt zwischen Lohnforderungen
der Gewerkschaft und Preisgenehmigung durch mein Ministerium ohne Absturz
durchführen kann. Auf diesem Gebiet habe ich allerdings 25-jährige
Praxis.
Während der Vorstandssitzung liess Kreisky wissen, dass er mit Androsch,
Weihs und mir irgendeine Aussprache wünscht. Da ich die Sitzung nicht
verlassen konnte und wollte habe ich nachher von Weihs erfahren, dass
Kreisky dort den Milchpreis zur Debatte stellte. Er meinte, man müsse
mit 1. April den Bauern 25 Groschen zugestehen. Dies ist genau auch
meine Absicht, obwohl ich über die Vorgangsweise nicht sehr glücklich
bin. Wenn Kreisky diese seine Überlegungen den Bauernvertretern wissen
lassen, sei es auch inoffiziell, so wird meine Taktik nicht aufgehen.
Nach Überprüfung der Buchführungsgesellschaftsunterlagen möchte ich
ein Spitzengespräch zuerst auf Beamtenebene mit den Interessensvertre-
tungen führen, um dort die Arbeiterkammer entsprechende Vorschläge
machen zu lassen, die sicherlich weit unter den 25 Groschen liegen wer-
den, dann muss die Landwirtschaftskammer kämpfen, um in den nächsten
Tagen entsprechende Erfolge zu erzielen, wenn sie dagegen schon weiss,
dass sie 25 Groschen bekommen kann, wird sie auf alle Fälle erklären,
damit ist sie nicht einverstanden, wird neue höhere Forderungen stellen
und das ganze wird nicht so gut ausgehen wie z.B. die Benzinpreiserhöhung.
Mit Präs. Benya und Dr. Zöllner habe ich bereits über die Erzeuger-
milchpreise gesprochen und beide sind einverstanden, dass sie mit
1. April und insbesondere auch in dieser Höhe gemacht werden können.
Mit einem Teil der nö. Landesregierung, Czettel als Stellvertreter
mit Litschauer von der AK. Ludwig, Finanzreferenten und Bierbaum
Landwirtschaftsreferenten, sowie zwei hohen Beamten der nö. Landesregie-
rung haben Androsch, Weihs und ich über die nö. Förderung uns unterhalten.
Bierbaum machte, nachdem Androsch wieder einmal um 20 Minuten zu
spät kam, die Bemerkung, man muss halt überall auf die Geldgeber warten
dies sei in der Landesregierung auch nicht anders. In Wirklichkeit
glaube ich, liegt es ausschliesslich an der Einteilung und Androsch
will hier vielleicht Kreisky nachmachen, der auch überall zu spät hin-
kommt und damit nur erreicht, dass natürlich andere sehr verärgert sind.
Man unterstreicht damit keinesfalls seine Wichtigkeit sondern in Wirk-
lichkeit nur seine Unhöflichkeit. Vom Handelsminister war nur aus-
ständig und Fabrizii hatte entsprechende Unterlagen zusammengetragen
das Projekt Deutsch Altenburg. Hier möchten insbesondere der Fremdenverkehrs-
landesrat und Wirtschaftslandesrat ............ scheinbar für seinen poli-
tischen Bezirk 30 Mill. S ERP-Mitteln zum Ausbau von Deutsch-Altenburg
für eine der Gemeinde gehörenden Badegesellschaft. Czettel hat mir
vorher bereits gesagt, dass er ganz entschieden dagegen ist. Das
Projekt ist auch noch gar nicht entscheidungsreif, da sowohl die
Baugenehmigung als auch die gewerblichen Konzessionen noch immer fehlen.
Die Hoteltreuhand, welche den Kredit abwickeln müsste, hat sich deshalb
ausserstande erklärt, diese jetzt zur Verfügung zu stellen. Selbst wenn
die ERP-Kommission, was ich gar nicht annehme, zuschlagen würde. Ich
habe insbesondere den anwesenden Landesräten auseinandergesetzt, dass
damit die gesamte andre Förderung für NÖ gefährdet ist und die drei
waren der Meinung, man solle noch einmal darüber reden, wenn der zustän-
dige Landesrat und natürlich auch Maurer dabei sind. Ein weiteres Problem
war, dass die Niederösterreicher eine Erhöhung des Zinsenzuschusses
von 1 %, die das Handelsministerium auf eine gemeinsame Aktion, 1,5 %
Land, 1,5 % Handelskammer, l % Bund erhöht. IN diesem Fall habe ich darauf
hingewiesen, dass damit auch alle anderen kommen würden, der Finanzmini-
ster mir entsprechend mehr Mittel geben müsste und vor allem NÖ damit
eigentlich den vielen Bewerbern einen schlechten Dienst erweist. Androsch
sprach sich auch dagegen aus, weil er der Meinung ist, die Erhöhung von
Zinssatzzuschüssen wird nur zu einer Verbesserung der Situation der Banken
führen, die Kredite geben. Ich hoffe, dass er diese Stellungnahme auch
bei allen anderen Aktionen, wo jetzt darauf gedrängt wird, entweder die
Limits zu erhöhen oder erhöhte Zinszuschüsse zu gewähren, beibehält.
Auf dem Agrarsektor hat Weihs einige Projekt erörtert sie wollen die
Gebiete im Einvernehmen mit NÖ zweiteilen in Region I und Region II
und dort entsprechende Massnahmen für agrarische Operationen, Findling-
steinsprengung, Telefonanschlüsse, Elektrifizierung usw. aufwenden.
Nachdem ich einen Blick in die Unterlagen über die Schultern Weihs'
gemacht habe, musste ich feststellen, dass er zwar eine Zusammenstellung
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hatte von seinem Ministerium ausgearbeitet, die aber wirklich
sehr unklar war. Auf der einen Seite stand Region I auf der anderen
Seite Region II und III obwohl Weihs nur immer von zwei Regionen
sprach, dann hat man eine Zusammenfassung gehabt, Region I und II
aber die Ziffern der Region II waren auch die der Zusammenfassung
der Region I und II. Ich habe Weihs darauf aufmerksam gemacht, er
hat aber sofort die Unterlagen weggesteckt und sich gedacht
die andere Seite kennt sich sowieso nicht aus. Bierbaum dagegen hat
sofort darauf hingewiesen, dass das letzte Mal man nicht
von 30 Mill. für die Region und 100 Mill. AIK-Kredit gesprochen hat
sondern von wesentlich mehr und Weihs ihm dies auch schriftlich mit.
geteilt hätte. Allerdings Gott sei Dank nur in einer Globalsumme.
Ich war innerlich ein bisschen beruhigt, dass also auch an-
dere Minister dem Minister Unterlagen liefern, die keinesfalls ein-
deutig und klar und vor allem einmal so aufbereitet sind, dass ein
Minister sich sofort bis ins Detail auskennt. Ich glaube eine solche
Zusammenstellung kann man wahrscheinlich wirklich im Finanzministe-
rium erwarten. Was einem eben in so einem Fall fehlt , ist nichts
anderes als Detailkenntnisse, Detailkenntnis und Detailkenntnis.
Bei dem Gespräch über Bevorratung mit dem Finanzminister und
Mussil, Dr. Ivanka von der Handelskammer, Präs. Igler und Dr. Helbich
von der Industriellenvereinigung, stellte sich heraus, dass auch unser
Bevorratungsgesetzentwurf nicht die Zustimmung der Handelskammer und
der Industriellenvereinigung findet. Es sind zwar nur Kleinigkeiten
aber doch entscheidende Punkte. Die Handelskammer hat angeblich,
obwohl mir dies immer wieder berichtete wurde, diesem Entwurf nicht
zugestimmt. Insbesondere wehrt sie sich dagegen, dass bei Vertragslage.
30 % und bei Pflichtlager 100 % Verfügungsrecht des Staates in dem Fall
des Handelsministeriums vereinbart werden müsste. In der Schweiz seien
50 % und dies sei auch nach Auffassung der Handelskammer das Maximale
was man einem Unternehmer zumuten könnte, dass wenn er lagert, er dann
anderen Firmen abgibt. Weitere Wünsche sind, dass bei der Durch-
führung der Einlagerung und wenn diese vor allem einmal nicht vereinba-
rungsgemäss geschieht nicht ein Mehrfaches des Wertes als Strafe und
dann zusätzlich noch eine Verwaltungsstrafe verhängt werden kann.
Ausserdem gibt es sonst noch Kleinigkeiten. Ich habe dort zugesichert,
dass wir in diesen Punkten keinen Richter brauchen werden, und dass
ich Schwarz beauftragen werde, unverzüglich mit der Handelskammer
jetzt eine Formulierung zu finden.
ANMERKUNG FÜR WANKE: Wieso wurde mir immer wieder erklärt, dass dieser
Entwurf mit allen Interessensvertretungen abgestimmt
und deren Zustimmung finden wird ?
Über die finanzielle Seite konnte im Detail keine Einigung für alle
Punkte erzielt werden. Androsch ist bereit, eine 50 %-ige Abschreibung
ausserordentlich zu geben, über den Kreditsatz, wo die Lagervorräte finan-
ziert werden, müsse man mit der OeNB noch reden, ob sie von den 5,5 % derzei-
tige Bankrate abgehen könnte, der Wunsch der Handelskammer aber mit 3,5 %
hat kaum Aussicht durchzukommen. Hier müsste der Finanzminister aus dem
Budget entsprechende Zinsstützungen vornehmen. Weiters verlangt die Han-
delskammer noch Zinsstützungen für die Lagererrichtung. Auch hier konnte
keine Einigung erzielt werden. Es wird erst in Detailverhandlungen darüber
zwischen Finanzministerium und Handelskammer und Industriellenvereinigung
darüber gesprochen. Einigkeit herrscht dagegen darüber, dass die Lager-
vorräte aus dem Einheitswert ausgeschieden werden und damit alle vermögens-
abhängigen Komponenten auf Null gestellt werden. Die Bundeskammer wünscht
nur noch auch jetzt für die Ertragskomponenten eine entsprechende Reduk-
tion. Hier hab aber der Finanzminister sich keinesfalls bereit erklärt, Zugeständ-
nisse zu machen. Der anwesende Sekt.Rat Kienast, der dafür zuständig ist
hat sich in der ganzen Diskussion überhaupt nicht gemeldet, hier ist all-
lerdings der Vorteil bei Androsch, der als Wirtschaftsprüfer die Materie
aus dem Effeff beherrscht, dass er natürlich genau weiss, welche Massnahmen
hier in jedem einzelnen Fall gesetzt werden müssen und welche Folgen gewisse
Wünsche der Handelskammer für die steuerliche Seite hat. Bei solchen Be-
sprechungen komme ich immer mehr zur Überzeugung, dass in Wirklichkeit
Minister, die aus politischen Gründen irgend in ein Amt berufen werden,
wo sie nicht vorher durch jahrelange Tätigkeit sich auch wirklich mit der
Materie sich schon vertraut machen können, in einer furchtbaren Situation
sind. Da die Tendenz auch in diesem Amt immer mehr zum Fachmann hin tendiert,
fallen natürlich alle anderen, die nicht entsprechende Voraussetzungen mit-
bringen leicht ab. Andererseits wieder ist es natürlich auch nicht eine
ideale Lösung, wenn ein Nur-Fachmann in ein solches Amt berufen wird,
der politisch kein Gefühl hat und keine entsprechende Verankerung. Die
Möglichkeit, einen tüchtiger Politiker hineinzustellen und zu warten,
bis er sich in die Materie eingearbeitet hat ist zwar theoretisch mög-
lich, in der Praxis aber glaube ich hat er nicht die Zeit, um sich wirk-
lich hier so eingehend mit der Materie vertraut zu machen, dass er sein
politisches Gspür mit dem Fachwissen dann vereint nutzen kann, um sein
Amt ideal zu verwalten. Ich muss zugeben, dass es Kreisky weitestgehend
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gelungen ist, in der Auswahl seiner Minister eine richtige Kombination
zu finden. Auch das gehört zu den unumstrittenen Fähigkeiten des grossen
Zampano.
Tagesprogramm, 7.3.1974