Dienstag, der 30. Juli 1974

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Dienstag, 30. Juli 1974

Durch reinen Zufall habe ich auch heute wieder ein Interview
mit einem indischen Journalisten, der eine Wochenzeitschrift
herausgibt. Da ich derzeit viel Zeit habe, spielt es keine
grosse Rolle. Ich erinnere mich aber immer wieder an die
Äusserung von Fredl Reiter, der sich mit Recht beklagt, dass
sein Chef einen viertklassigen Journalisten stundenlange Inter-
views gibt, obwohl die Arbeit dadurch, die dringend zu erledigen
notwendig wäre, zurückbleibt. Ich glaube auch, dass es auch
Zeitersparnisgründen besser wäre, wenn Journalisten zuerst von
Puffler und von dem Referenten des Sachgebietes für das er sich
interessiert, betreut werden. Anschliessend daran könnten man
ihm noch 15 bis maximal 20 Minuten die Gelegenheit geben, mit dem
Minister persönlich zu reden. Die Sachinformation würde er
wahrscheinlich von den Sachbearbeitern und von Puffler besser be-
kommen als vom Minister selbst.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte überleg Dir, ob nicht eine solche
Betreuung zielführender wäre.

Zur Zuckerpreisbesprechung kam die Handelskammer aber auch die
Landwirtschaftskammer nicht mit einer kleinen Delegation sondern
ganz im Gegenteil mit jeder Sparte mehrfach besetzt. Dadurch
waren wir nicht 8 Leute wie vorgesehen sondern wahrscheinlich
18. Natürlich ergab die Diskussion in so grossem Rahmen zuerst
überhaupt kein positives Ergebnis. Blaha hat sehr geschickt argumen-
tiert und seine Stellungnahmen auch mit Ziffern untermauert.
Mussil selbst glaubte in der Einleitung festhalten zu müssen,
dass wenn der Fabriksabgabepreis um 1.41 S, wie der Antrag
der Zuckerindustrie lautet, erhöht wird, es noch immer sich
um ein Stabilisierungsopfer handelt. Ausserdem hatte er noch
zwei Vertreter des Handels mitgebracht, die dann erklärten,
sie müssten ihre Handelsspannen nicht nur in absoluten Beträgen
sondern auch noch im perzentuellen Ausmass erhöhen. Der langen
Verhandlung kurzer Sinn: nach Unterbrechung und Rücksprache
der einzelnen Gruppen schlug Mussil eine Erhöhung des Verbrau-
cherpreises um 1.46 vor. Die Arbeiterkammer hatte 60 gr. angeboten.
Unter diesen Umständen erschien mit ein weiteres Verhandeln


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zumindestens zum jetzigen Zeitpunkt als aussichtslos und ich
erklärte, ich würde, wenn die Versorgungsschwierigkeiten wirklich
auftreten sollten, eben das Preisverfahren abbrechen und sofort
einen Preis dekretieren. Dieser würde aber wesentlich tiefer als
der dann auch auf 1.- allerdings nicht offiziell zurückgehende
Vorschlag von Lehner sein. Lehner veranlasste dann die Zuckerindu-
strie und auch die Landwirtschaft, dass sie sich nachmittags noch zu-
sammensetzen, um eventuell ein Kompromiss auszuarbeiten. Dr. Hiller
vom Fachverband versucht ständig durch endgültig vorgelegte Ziffern
zu beweisen, dass jetzt nur mehr der Zuckerbedarf nur noch
zu 67 % gedeckt werden kann, gegenüber der letzten ca. 8 Tage
zurückliegenden Aufzeichnung wäre dies eine weitere Verminderung,
damals waren wenigstens noch 85 %. Ich konfrontierte Hiller mit
Mussil und Gröger wegen dieser Zuckerversorgungssituation. Gröger
hat nach eingehender Überprüfung festgestellt, dass der Anschluss
an die neue Kampagne gesichert ist. Ich glaube, dass hier Gröger
irrt, doch habe ich veranlasst, dass er zumindestens Hiller gegen-
über diese Behauptung ausspricht. Hiller selbst hat uns niemals
verlässliche Ziffern im Detail geschickt sondern immer nur Global-
aufstellung geliefert. Ich ersuchte deshalb Gröger, er soll jetzt
schriftlich gegenüber dem Fachverband festhalten, dass wir nicht
zeitgerecht und vor allem vollkommen unzulänglich mit Material
versorgt wurden. Sollte es nämlich zu einem Scheitern der Ver-
handlungen kommen, und tatsächlich eine Verknappung eintreten,
werden wir dieses Beweismaterials dringendst bedürfen. Ich habe
Lehner nicht im unklaren gelassen, dass wenn die Versorgungslage
gefährdet erscheint, dann die Verantwortung natürlich die Zucker-
industrie resp. den Rübenbauernbund trifft. Sie haben seinerzeit,
als ich die 20.000 t Zuckerexport genehmigte, mir gegenüber erklärt
dass die Versorgung gesichert ist und dieser Export deshalb zugelas-
sen werden sollte.

Fritz Mauthner hat unmittelbar nachher um eine Aussprache ersucht
um zu erfahren, ob er entsprechende Schritte wegen eines Zucker-
importes bei nachfolgendem Zuckerexport aus unserer Ernte vorbe-
reiten sollte. Mauthner glaubt auf Grund seiner guten Beziehungen
zu Ungarn, dass eine solche Im-Export-Möglichkeit besteht. Dies
ist ein neuer Ausdruck und soll heissen: Import im voraus und Export
dann in einer doppelten Zuckermenge hinaus. Als einziges Land meint
Mauthner käme nur Ungarn in Frage. Selbst wenn wir ausschreiben würde


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hätte es keinen Erfolg. In Europa gibt es derzeit keine greif-
baren Zuckermengen. Ich teile diese Meinung keinesfalls, sondern
es ist wirklich wie bei der Ölsituation nur eine Frage, welchen
Preis man dafür bezahlen will. Ich habe Gröger veranlasst, dass
er sich mit Mauthner und der Sektion I zusammensetzt, um die Versor-
gungslage zu besprechen und weitere Importe zu diskutieren.

Mauthner hat erfahren, dass ich am 10/11.8. in Innsbruck bin
und mich nach Seefeld eingeladen. Ich habe ihm sofort erklärt,
dass ich eine Einladung nur dann annehme, wenn der Bürgermeister
von Seefeld mich dazu auffordert. Mauthner meinte, ob der Seilbahn-
chef nicht genügt, das ist übrigens sein Schwager. Ich habe selbst-
verständlich abgelehnt. An und für sich ist es eine schwere Aufgabe
nach Seefeld zu gehen, weil dort der Fremdenverkehrsrückgang am
bedeutendsten ist. Diese Ortschaft hat sich auf den englischen
Gast eingestellt und hat natürlich in der letzten Zeit besonders
schwere Rückschläge erlitten. Trotzdem würde ich nach der Enquete
in Innsbruck nach Seefeld fahren, um dort mit den Hoteliers und
Gastwirten freimütigst zu diskutieren. Noch immer ist es am besten,
man packt den Stier bei den Hörnern als man weicht aus. Ich bin
neugierig, zweifle allerdings nicht daran, dass es Mauthner ge-
lingen wird, den Bürgermeister davon zu überzeugen, mich aufzu-
fordern nach Seefeld zu kommen.

Mit Südkorea hat Willenpart einen Vertrag ausgearbeitet, wo in
Hinkunft eine mengenmässige Beschränkung von Hemdeneinfuhren
aus Südkorea vorgesehen wird. Innerhalb kürzester Zeit sind
von 60.000 Hemden auf 570.000 Hemden die Importziffern ange-
wachsen. Dinzl, der ebenfalls anwesend war, hat als Textil-
und Bekleidungsfachmann die notwendigen Vorarbeiten geleistet.
Damit dieses Abkommen in Kraft tritt, muss jetzt eine Verordnung
erlassen werden. Ich habe Dinzl gebeten, er soll die Vorarbei-
ten nicht nur übernehmen sondern vor allem auch mit den Inter-
essensvertretungen insbesondere Arbeiterkammer und ÖGB absprechen.

In der Lebensmittelarbeitergewerkschaft wurde vom Sekretär schon
begierig auf das Ergebnis der Zuckerpreisverhandlungen gewartet.
Die Arbeiter, welche auf ihre höheren Löhne so lange warten müssen,
bis der Vertrag d.h. der Zuckerpreis genehmigt ist, werden natür-
lich mit der Zeit unruhig. Nicht dass es nicht möglich wäre,


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Streik abzuwenden, glaube ich aber, dass es auch vom
Standpunkt der Gewerkschaft zweckmässig wäre, ein möglichst
baldiges Ende der ganze Angelegenheit zu erreichen. Natürlich
stehen die Gewerkschaftskollegen, ich habe dann mit Hohenau noch
telefoniert, auf dem Standpunkt, man sollt eventuell auch einen
höheren Betrag als 80 Groschen akzeptieren. Ich habe die Kollegen
nicht im unklaren gelassen, dass ich von mir aus gar nicht diese
80 Groschen vorschlagen werde. Nur wenn die Zuckerindustrie und die
Bauern zu erkennen geben, dass auf dieser Basis eine Möglichkeit
der Einigung besteht, würde ich dann mit Benya und Hrdlitschka
die Schlussverhandlungen führen und ihre Zustimmung zu diesen
80 Groschen Preiserhöhung zu bekommen.

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Tagesprogramm, 30.7.1974


Tätigkeit: Straßburg


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    Tätigkeit: MR HM


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      GND ID: 128336552


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                Tätigkeit: Kabinettschef Kreisky [ident mit Reiter, C; 3.11.1971 Fredi Reiter genannt]]


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                    Tätigkeit: Lebensmittelhändler
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                        Tätigkeit: stv. Obmann Verband d. Zuckerindustrie Österreichs


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