Montag, der 10. Februar 1975

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Montag, 10. Feber 1975

Beim Jour fixe kam die Verhaftung und das Verhör der Handels-
kammerangestellten Vukovits in Ostberlin zur Sprache. Gleissner
steht auf dem Standpunkt, dass das nichts mit dem Aussenhandels-
stellenleiter Castek, der von den Ostdeutschen abgelehnt wird,
zu tun hat. Es dürfte sich hier um eine Durchschleusorganisation
einer Reiterorganisation, d.h. eines Reitvereines sein, wo Vukovits
auch Mitglied war. Da Wratschko mit 1. Juli die Aussenhandelsstelle
übernimmt und damit dem ostdeutschen Wunsch entsprochen ist, be-
steht kein Grund, etwas anderes jetzt noch zu veranlassen.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Haymerle hat Vukovits ebenfalls gesprochen,
versuche unauffällig die Meinung von Bauer und dem Aussenamt zu er-
fahren.

Die Nordkoreaner wünschen, dass der Handelsvertrag jetzt in
Pjöngjang unterzeichnet wird und Sallinger ist der Meinung, es wäre
zweckmässig, wenn ich dieses Anbot annehme. Er hat vor längerer
Zeit bereits den Südkoreanern zugesagt, dass er sie besuchen kommt,
sodass ein gewisser Ausgleich vorhanden wäre. Er wird mit seinen
Herren noch einmal darüber sprechen, ich selbst habe sofort gesagt,
es müsste dann eventuell Mussil mitfahren.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI UND MEISL: Bitte mit der Handelskammer die
Details klären.

Ich kam auf das skandalöse Verhalten der Handelskammer in der Frage
der Mehlpreisfestsetzung zu sprechen und erklärte die Nichtliefe-
rung von Unterlagen sei für mich dasselbe Verhalten, wie wenn ich
gegenüber der Handelskammer eine Massnahme gesetzt hätte, die Sal-
linger
immer mit Abbruch der Beziehungen bezeichnet. Jetzt seien
bei der Zuckerpreisverhandlung von Hiller noch keine konkreten
Unterlagen vorgelegt werden. wenn es zu keiner Einigung kommen
sollte, bin ich nicht bereit, mit alles in die Schuhe schieben zu
lassen und dazu zu schweigen. Sallinger bestätigte mir, dass er
bemüht sein wird, ein Kompromiss zu erreichen und dass er ins-
besondere auch selbst scheinbar grosse Schwierigkeiten mit Hiller
hat. Er verhandelt auf alle Fälle nicht mit ihm.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Singer soll eine aktenmässig festgehaltene In-
formation über das Verhalten der Bundeskammer Unterlagenlieferung
der Mühlenindustrie Dir geben.



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Sallinger zeigt Interesse für die Biomull-Verwertung der Firma
Porsche, ohne eigentlich konkret seine Wünsche dazu konkret
darzulegen.

Sallinger interveniert für Schreiber, den Assistenten der TH,
der sich um das Chemiereferat bei uns im Haus beworben hat und
noch immer bewirbt. Ich erkläre, wenn wir einen Dienstposten dafür
haben, bin ich bereit, auf diesen Vorschlag einzugehen. Nachdem
auch Busek und andere von der ÖVP interveniert haben. Ich stellte
neuerdings das Anbot, wenn überragende Persönlichkeiten von
der Handelskammer präsentiert werden, wie z.B. Busek selbst, ich
gerne bereit wäre, dafür zu sorgen, dass sie ins Ministerium kom-
men könnten.

Mussil teilt mir mit, dass er mit Koppe und Preiss die Aussprache
wegen des Vereins für Konsumenteninformation gehabt hat und nachdem
sich herausstellt, dass nicht nur die Gemeinde Wien sondern wahr-
scheinlich auch Burgenland, Tirol und Steiermark die Landesstellen
haben, beitreten wollen, er mit diesem ganzen Problem die Kammer-
amtsdirektorensitzung beschäftigen wird. Die Finanzlandesreferenten
werden ebenfalls sich mit dem Problem beschäftigen. Sollte es also
nicht nur beim Beitritt der Gemeinde Wien bleiben, dann ist die
Handelskammer dafür. Ebenso stimmt er zu, dass jetzt die Preiserhe-
bung durch das VKI gemacht wird, wenn es nicht dazu dient, um nach-
her bei der Preiskommission als Bestimmungsgrund zu dienen. Dies
war nie beabsichtigt, da nämlich Preise in Wirklichkeit nur auf
Grund von Anträgen, seien sie von Amts wegen oder von der Partei
festgesetzt werden können. Dazu bedarf es ganz konkreter Uner-
lagen und nicht nur einer Preiserhebung, die in Wirklichkeit mehr
Optik als wirklich konkrete Unterlage ist. Noch dazu werden von der
Preiserhebung meistens nur einige Artikel erfasst. Ich erklärte
Mussil, dass die Handelskammer die grösste Gewähr hat, dass die
mit ordentlichen Mitteln durchgeführt und seriös sein wird, da
Dr. Wessely, der Beauftragte der Handelskammer und Berater im VKI
dies genau prüfen wird.

Mussil meinte, die Regierung sei mit dem Investitionsprogramm
im Verzug, weil angeblich Kreisky resp. Androsch zugesagt hat,
bis 6. Feber die Vorschläge der Handelskammer und der Industriellen-


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vereinigung zu beantworten. Ich konnte mich beim besten Willen
an diese Fallfrist nicht erinnern, sondern nur daran, dass jetzt
in der nächsten Zeit der Finanzminister einen Gegenvorschlag unter-
breiten wird. Ich konnte auch gegen diesen Angriff gut ablenken,
indem ich darauf hinwies, dass Igler, d.h. die Industriellenverei-
nigung jetzt immer stärker in Erscheinung tritt und letzten Endes
die Handelskammer dadurch auch in der Frage des Investitions-
programmes nur mehr, selbst wie die Zeitung "Die Presse" bereits im
Fahrwasser von Igler ist. Sallinger und Mussil meinten, die wird
sich nach der Kammerwahl wesentlich ändern. Wenn jetzt von seiten
Mussils oder Sallingers irgendwelche Wünsche an mich herangetragen
werden, pariere ich am besten immer, indem ich auf den Gegensatz
Handelskammer - Industriellenvereinigung hinweise. In diesem Fall er-
scheine ich dann in dem Fall neutral, was ich auch wirklich sein
will, was Sallinger und Mussil wieder sehr befriedigt. Sie befürchten
allen Ernstes, dass Kreisky und vielleicht auch Androsch stärker
mit Igler kooperiert als mit der Handelskammer.

Mussil wollte wissen, wieweit ich im Rahmen der internationalen Energie-
agentur jetzt das Bevorratungsgesetz aufarbeiten lasse. Ich habe
ihm sofort erwidert, dass ich nicht daran denke, dieses auch von den
Ländern abgelehnte Gesetz umzuarbeiten, sondern jetzt ein Energie-
sicherungsgesetz schaffen werde, welches auch die Lastverteiler-
probleme beinhalten wird. Hauptkern wird sein, dass eben jeder ein
gewisses Vorratslager Pflichtlager halten muss, wenn er Rohöl oder
-produkte importiert. Die Kosten für diese Pflichtlager werden als
Kalkulationskosten anerkannt und nicht durch besondere Umlagen
finanziert. Mussil und Sallinger waren mit dieser Vorgangsweise
einverstanden.

Mussil fürchtet, dass es nicht möglich sein wird, für die Umwelt-
schutzfinanzierung der Zelluloseindustrie eine einvernehmliche Lö-
sung zu erzielen. Die Bankgruppen CA und Länderbank können sich schon
nicht einigen und jetzt besteht noch die Gefahr, dass Turnauer von der
Neusiedler mit Taus ebenfalls ein Projekt ausarbeitet. Ich erklärte
Mussil, dass wir sehr wohl eine Entscheidung treffen müssen, die
sich allerdings primär auf die Holzversorgung der Zellulose-Industrie
stützen wird. Die finanzielle Seite betrachte ich erst als sekundär.



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Mussil glaubt, dass es nicht möglich sein wird und betrachtet
das ganze Zellulose-System als selektive Massnahme, die eben von
der Handelskammer niemals positiv erledigt werden kann.

Vor der Sitzung war Withalm mit Dittrich bei Sallinger, Mussil
war gar nicht zugezogen, der stand im Vorzimmer und bezeichnete
sich mir gegenüber unter vier Augen weder als Königsmacher noch
als Königstöter, um scheinbar des Problem der Nachfolge von
Mitterer im Wirtschaftsbund und in der Handelskammer zu besprechen.
In einer Wirtschaftsbundsitzung hat im Laufe des Tages dann Sallinger
versucht, gegen Dittrich noch aufzutreten, wobei allerdings dann
Mitterer meinte, er möchte eine endgültige Entscheidung und eine
geheime Abstimmung. Das Ergebnis wurde nicht bekanntgegeben, aber
es war eine überwältigende Mehrheit für Dittrich. Damit kandidiert
er an der Spitze und wird damit auch selbstverständlich Präsident der
Wiener Handelskammer. Mir persönlich ist es ganz egal, ich habe mich
auch niemals als Königsmacher oder Königstöter, ja selbst nicht
einmal ein Mitmischer weder in der soz. Partei geschweige denn in
einer anderen betrachtet.

Beim Journalistenfrühstück wurde zwar nur über den Index diskutiert,
da ich nicht bereit war, den Zuckerpreis im Detail zu besprechen oder
gar meine Vorschläge zu machen und schon gar nicht über den Ladenschluss
mich zu äussern. Beim Zuckerproblem hoffe ich auf ein Kompromiss,
obwohl sich die Lage deshalb jetzt ein bisschen verschlechtert,
weil Lehner bei der Tagung 9.60 genannt hat und auch Weihs in einem
Interview darauf hinwies, dass die notwendige Erhöhung der Rüben-
preise für die Bauern, die diesen auch zustimmen würden, 9.50 beim
Zuckerpreis ausmachen würde. Die landwirtschaftliche Seite hat
sich also jetzt schon ziemlich präjudiziert.

Beim Mittagessen anlässlich der 1.000. Sitzung des Preisunteraus-
schusses haben Sallinger und Benya auf die Zusammenarbeit der Sozial-
und Wirtschaftspartner hingewiesen und ganz besonders allen herzlichst
gedankt. Die lustigste Ansprache hat aber Farnleitner, der derzeitige
Vorsitzende, gehalten. Er verwies nicht nur auf den meteorhaften
Aufstieg manchen Mitarbeiter des Ausschusses, Zajicek – Syndikus
vom Handel, Kienzl – Generaldirektor der OeNB, und ich sogar Mini-
ster, sondern brachte einige gute Bonmots und eine wirklich lustige


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Analyse der gesamten Arbeit. Ich habe ihm nachher vorgeschlagen, dies
sollte er direkt schriftlich festhalten.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Veranlasse, dass Farnleitner tatsächlich zuminde-
stens für uns diese lustige Geschichte niederschreibt.

Erbacher von der Verbundgesellschaft wollte einige Probleme unter vier
Augen besprechen. Die von ihm angekündigte Tariferhöhung, die er
jetzt modifiziert hat, dass der Zeitpunkt eventuell erst Anfang näch-
sten Jahres sein kann, will er dadurch begründen, dass 35 % Eigen-
kapital erhalten bleiben muss und deshalb die Preise um 20 % er-
höht werden müssten, um die Selbstfinanzierung und die Schaffung von
Eigenkapital zu sichern. Dieses Argument erklärte ich ihm sofort,
würde kaum akzeptiert werden, da 1974 bei einem Umsatz von 4 Mia.
1.5 Mia. Gewinn rechnungsmässig klar zu versteuern sich ergeben
werden durch die gute Wasserführung. Die Verbund soll alle Vorbereitun-
gen treffen und die notwendigen Unterlagen liefern, dass wir um den
Umweltfaktor die Versorgungspflichtung die Umgestaltung des Tarifes
nach Energiesparmassnahmen eine entsprechende Preiserhöhung zu rechtfer-
tigen. Von der Kostensituation ist dies unmöglich derzeit zu begründen.

Die Verbund hat mir der BEWAG jetzt schwere Verhandlungen, weil die
Nachtheizung mit so grossem Anteil ohne Leistungspreis von der Verbund
akzeptiert werden kann. Derzeit ist das Tag- zu Nachtstrom-Verhältnis
1 : 1,7 und bewegt sich schon auf 2 zu. Der Verbund möchte nun, dass
die BEWAG so wie andere Gesellschaften durch zentrale Fernsteuerung
die Nachtheizung bei Tag einschalten. Dadurch kommt es zu einem
Spitzenausgleich, der allerdings bei der Abrechnung der BEWAG
mehr kostet. Die BEWAG bezieht 100 % den Strom von der Verbund
und hat 100 Megawatt mit 400 GWh. Sie hat 25,4 % Rabatt, das sind
statt 47,3 Groschen nur 35,4 Groschen pro kWh. Die Verhandlungen laufe
sehr zäh. Ein Ausgleich aber zwischen Tag und Nachtstrom erscheint wirk-
lich vom energiewirtschaftlichen Standpunkt zweckmässig.

Die STEWEAG möchte ihr Ölkraftwerk Werndorf der Verbund zur Ver-
fügung stellen. Die Verbund könnte dann jeweils veranlassen, wann
es eingeschaltet wird und wann es stillsteht und so vorerst ihre
Kohlenkraftwerke Zeltweg oder das billigere Korneuburg einschalten.
Die Brennstoffkosten betragen 37,6 Groschen bei Werndorf und liegen


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wesentlich höher als Korneuburg mit 34 Groschen und noch höher bei
den Kohlekraftwerken wie z.B. in Zeltweg mit 26,3 Groschen Brenn-
stoffkosten. Ich machte Erbacher darauf aufmerksam, dass ich höre,
dass die OKA jetzt bereit ist, der WTK einen wesentlich höheren
Kohlenpreis zuzugestehen und ersuche ihn, die genauen Details zu
erheben und mir mitzuteilen.

ANMERKUNG FÜR GEHART: Bitte versuch auch von Sterk die endgültigen
Ziffern zu erfahren.

Bezüglich der Kernkraftwerke teilt mir Erbacher mit, dass die
Ausschreibung ergeben hat, dass dei 1000 Megawatt die Offerte
zwischen 10 Milliarden und 11.5 Milliarden liegen, daß aber nur
bei 1.300 Megawatt eine unwesentliche Steigerung von 11 Milli-
arden bis 12.5 Milliarden zum verzeichnen wären. Bei Gleitung
würden bis 1980 die Kosten auf 17 bis 19.5 Milliarden für
1000 Megawatt und auf 18.5 bis 20.5 Milliarden bei 1.300 Mega-
watt sich erhöhen. Bei 6.000 Stunden wären jetzt die Kosten
51 bis 56 Groschen bei 1000 Megawatt und bei 1300 geringer,
nämlich 27 bis 30 Groschen. Auf alle Fälle liegen die Atom-
kraftkilowattstunden heute höher als man vor Jahren noch an-
genommen hat. Insgesamt haben 4 Firmen offeriert, die beste
war Brown-Boveri mit der amerikanischen Kesselfabrik Pepco
die einen Druckwasserreaktor angeboten hat, zweites war die
KWU, ebenfalls Druckwasserreaktor, drittens die Asea mit
einem Druckwasserreaktor und nur die General Electric hat einen
Siedewasserreaktor, den wir jetzt auch im Tullnerfeld haben,
angeboten. Der Kampf geht jetzt also zwischen Brown-Boveri
und KWU. Die Asea die nur 1000 Megawatt preiswert produ-
zieren kann scheidet aus, und General Electric wahrscheinlich
auch wegen der hohen Kosten und weil die Verbund nicht einen
selben Typ von Reaktor, nämlich Siedewasserreaktor ei in Tulln
bauen möchte. Gen. Hecke von Siemens, der ja in der KWU die
entscheidende Rolle spielt, hat erklärt er wird beim Bundes-
kanzler, Finanzminister aber auch bei mir intervenieren, weil
die KWU heute viele Ingenieure in Siemens-Betrieben in Deutsch-
land beschäftigt, die aus Österreich kommen, deren Beschäftigung
wäre, wenn der Zuschlag nicht erfolgte, gefährdet. Ich habe
von Erbacher eine genaue Aufstellung der Unterlagen verlangt.



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Das Hauptproblem bei den Kernkraftwerken sehe ich aber
noch immer in den Transport, Aufbereitung und insbesondere
Endlagerung des Atommülls. Hier sind keine weiteren Fortschritte
erzielt worden, es werden nur entsprechende Vorschläge jetzt
erst für das Kraftwerk Tulln ausgearbeitet. Ich erklärte, daß
dies in Wirklichkeit ein Skandal ist und ich nicht verstehen
kann, wie man hier überhaupt ohne die Endlagerung zu kennen,
bis jetzt die Kraftwerksbauten durchgeführt hat. Erbacher hat
zur Entschuldigung nur vorbringen können, daß auch die anderen
Staaten eine Endlösung für dieses Problem noch nicht haben.
Dort erklärte ich aber wird wenigsten vorgesorgt wo der Atom-
müll gelagert wird, etwas was auch jetzt scheinbar von der
Verbund untersucht wird, wobei man an das Waldviertel Granit-
grund denkt. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie in dieser
Gegend dann sofort entsprechende Bürgerinitiativen entstehen
werden, weil die Kraftwerksgemeinden wenigstens Einnahmen in
größerem Maße zu verzeichnen haben, während diese Endlagerungs-
frage nur einen einmaligen Aufwand für entsprechende Bunker
beinhaltet. Für das zweite Kernkraftwerk ist übrigens die Uran-
lieferung noch gar nicht gesichert. Der einzige bis jetzt
konkret anbietende Staat war Deutsch-Südwestafrika, wo eine
Firma Rio Tinto 16 $ für das Pfund Uran verlangt. 10 $ davon
wären Anzahlung zu leisten, insgesamt 180 Millionen Schilling
mit denen investiert wird und wo das Risiko, sollte dort ein
Umsturz oder eine Enteignung erfolgen, dann zu Lasten des
Käufers geht. Erbacher hat daher dieses Anbot abgelehnt. Ich
selbst bin der Meinung, daß er hier richtig gehandelt hat, weil
nämlich in den afrikanischen Staaten mit entsprechender Änderung
in absehbarer Zeit zu rechnen ist. Was die Reservehaltung von
den österreichischen Kraftwerken betrifft, so stehen nur 150 MW
von St. Andrä und Voitsberg, die stillzulegenden Kohlekraft-
werke zur Verfügung. Den sogenannten Können- und Vermögen-
Verträgen mit Bayern 150, mit Italien 300, mit der Schweiz 300
und sogar mit Ungarn 50, daß sich insgesamt 800 MW daraus
ergeben. Außerdem ist die Schweiz bereit 200 bis 300 MW
Strom aus dem zweiten Kernkraftwerk zu übernehmen, wenn sie
ihn braucht, auf alle Fälle aber die festen Kosten zu übernehmen
und zu garantieren. Fällt das Kraftwerk aus, dann würden diese
200 bis 300 MW zu Lasten der Schweiz gehen und nicht von uns
bereitgestellt werden müssen. Damit wären die 1300 MW einiger-
maßen mit ausländischen Verträgen abgesichert.



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Der 300 MW polnische Liefervertrag ist technisch sofort
möglich abzuschliessen. Die Polen wissen nur noch nicht
ob sie über die CSSR gehen oder vielleicht sogar, falls sie
dort Schwierigkeiten haben über Ungarn. Auf alle Fälle müßte
die Österreich bald wissen, weil es eine HGÜ-Station den
Gleichrichter dann anders disponieren müßte. Speziell gibt
es nur noch Schwierigkeiten bei der Gleitung, aber auch dies
könnte in nächster Zeit wenn die Polen wollen, die jetzt
momentan rauszögern, sofort geklärt und abgeschlossen werden.
Ich ersuche um die Detailunterlagen für das Atomproblem und
für diese Polen-Verhandlungen.

Erbacher glaubt nicht, daß die Kelag-Problematik Erhöhung
des Anteils an der ÖDK unverzüglich gelöst werden kann. Ich
habe Frühbauer bereits vor längerer Zeit erklärt, Pacheiner
müßte sich jetzt mit Bandhauer über die Details unterhalten
und einen gemeinsamen Weg suchen. Erbacher sieht den momentan
noch nicht, weil die finanziellen Transaktionen die Pacheiner
vorschlägt, angeblich nicht gehen.

ANMERKUNG für GEHART: Bitte laß Dir die Details von Bandhauer
und Pacheiner vielleicht schildern.

Bezüglich der Unterlage der Verbund in der Beteiligungsfrage
des Landes an den Ill-Werken habe ich sofort Erbacher erklärt,
daß das Zwanzig-Seiten-Elaborat für mich gar keinen Wert hat.
Ich erwarte nicht eine Darstellung der Probleme, die gibt es
jetzt schon zur Genüge, sondern einen konkreten Vorschlag.
Erbacher hat das eingesehen, meint aber dazu würden sie noch
einige Zeit brauchen. Auf alle Fälle wird das Ganze sicherlich
nicht vor März fertig, womit dann auch die Kärntner Wahlen
vorüber sind. Ich beabsichtige nämlich nach wie vor mit Vorarl-
berg und Kärnten gemeinsam die Probleme zu lösen und zu ent-
scheiden. Erbacher meint allerdings, daß es in Vorarlberg
leichter sei, weil die noch einen bedeutend geringeren Anteil
an den Illwerke haben, als jetzt schon die Kelag an den österr.
Draukraftwerken. Dies ist für mich wieder kein Argument, weil
ich persönlich unbedingt eine einvernehmliche Lösung sowohl
mit Kärnten als auch mit Vorarlberg möchte.



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Erbacher versichert mir, daß in meinem Auftrags Einführung
der Ennskraftwerke in die Donau, die Betriebsführungsfrage
einvernehmlich mit der OKA ebenfalls gelöst ist. Jetzt wird
das Personalproblem in Angriff genommen. Das ganze muß im
März spätestens fertig sein, weil bei der nächsten Aufsichts-
ratssitzung im April bei der Donau die entsprechenden Beschlüsse
gefaßt werden sollen. Ich gebe Erbacher die Abschrift eines
Briefes den ich an Präsident Weiß gerichtet habe, weil er den
nicht kannte.

ANMERKUNG für GEHART und FRANK: Ich glaube wenn wir stark dar-
auf dringen, müßte es möglich sein tatsächlich die Termine An-
fang April einzuhalten.

Der wirkliche Grund des Vieraugengespräches war dann die Be-
soldung der Direktoren. Es gibt eine Arbeitsgruppe Erbacher,
Arthold, Kobilka, Kandolf, die mit mir darüber sprechen wollen.
Ich erfahre, daß die Newag mit 1.1.75 15 % Erhöhung gemacht hat
und auch die anderen Landesgesellschaften, aber ganz besonders
die Banken, Wertklauseln in den Verträgen besitzen. Dadurch
war der Abschluß von Gewerkschaft mit Betriebsräten auf der
einen Seite und der Gesellschaft auf der anderen, auch für
den Vorstand gleich ein großer Vorteil. Diese Vorgangsweise
lehne ich ganz entschieden ab. Bei der letzten allgemeinen Re-
gelung haben die Beschäftigten in der Elektrizitätswirtschaft
17 % bekommen, die Direktoren aber nur mit 1.9.73 von Lanc,
der mich vorher fragte, 15 %. Die Verbundgesellschaft hat nun
mit 1.11.74 12.53 % gemacht und jetzt mit 1.1.75 das sogenannte
Arbeiterschema auch auf die Angestellten umgelegt, wodurch weitere
5.23 % dazukommen. Insgesamt erhalten die Elektrizitätsgesell-
schaftsbeschäftigten 17.76 %. Die entsprechenden Unterlagen wird
mir Erbacher zur Verfügung stellen. Erbacher selbst macht
aber einen vernünftigen Vorschlag, nämlich daß so wie bei der
ÖIAG die Direktoren mit 1.11.74 12.5 % bekommen sollen. Diesen
Vorschlag stimme ich sofort zu da ich auf dem Standpunkt stehe,
er ist wirklich vernünftig und ich werde nicht hier mit ihm
Prozente zu feilschen beginnen. Erbacher ist über diese meine
Einstellung sehr erfreut, er wird mit dem Verhandlungskomitee
bei mir erscheinen.



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In der Lebensmittelarbeitergewerkschaft bin ich bei der
Ausschußsitzung der Bäcker gewesen um zu erfahren wir der
Lohnabschluß und die ganze Preisproblematik aufgenommen
wurde. Leider waren die Vertreter vom Konsum nicht anwesend,
so daß ich nur mit der Gruppe reden konnte, die dominiert
durch die Ankerbrotfabrik, sowieso mit dem Abschluß sicher
sehr einverstanden war. Die Opposition innerhalb der Bäcker-
gruppe ergibt sich aus der Differenz zwischen Serini Obmann
der Konsumarbeiter und Deutsch Obmann des Fachausschusses der
Bäcker. Das Bestreben zwischen Serini, Deutsch und Blümel
und mir eine Aussprache herbeizuführen und das Problem dadurch
zu lösen ist insofern gescheitert als zwar die Aussprache statt-
fand Serini dort erklärte er wird in Hinkunft mitarbeiten,
jetzt sich aber doch zu fast allen Sitzungen entschuldigen
läßt. Ich bin sehr gespannt was aus der Konferenz am nächsten
Tag herauskommen wird.

24_0158_01

Tagesprogramm, 10.2.1975

24_0158_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


GND ID: 1017902909


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Außenhandel BWK


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Handelsminister, ÖVP, Präs. HK Wien


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Dir. KELAG


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Straßburg


            Einträge mit Erwähnung:
              GND ID: 118634100


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: GD Siemens
                GND ID: 1066448612


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Botschafter in der UdSSR


                  Einträge mit Erwähnung:


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Dir. DoKW


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
                        GND ID: 12053536X


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Landwirtschaftsminister bis 1976
                          GND ID: 130620351


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: MR HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Präs. Wr. HK


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Dir. TKW


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: LUGA-Zentralsekretär


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Chef Energiesektion


                                      Einträge mit Erwähnung:


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            GND ID: 119100339


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: stv. Obmann Verband d. Zuckerindustrie Österreichs


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: BHK, Gremium für den Brennstoffhandel 1971


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: öst. Handelsdelegierter in d. DDR


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Beamter HM


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
                                                      GND ID: 119083906


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: VKI


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: BRO KGW


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: öst. Botsch. DDR, Leiter pol. Sekt. BMfAA


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                                                              Tätigkeit: Industrieller


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                                                                GND ID: 118756265


                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                    GND ID: 118566512


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: GD Verbund


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
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                                                                          Einträge mit Erwähnung:


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                                                                              Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                GND ID: 118503049


                                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                                  Tätigkeit: ehem. ÖVP-Verkehrsminister, Präs. Verbund


                                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                                        Tätigkeit: IV, GD Wr. Schwachstromwerke (WSW)


                                                                                        Einträge mit Erwähnung: