Mittwoch. den 23. April 1975
Beim fachlichen Festvortrag des Bergbautages 1975 und der 25-Jahr-
Feier des bergmännischen Verbandes in Österreich in Leoben waren
wesentlich weniger Leute erschienen als ich erwartete. Das Audi-
torium maximum war nur zur Hälfte voll und interessanter Weise
meistens nur Firmenvertreter und ausländische Gäste. Die studentische
Jugend war nur sehr spärlich erschienen und auch keine grössere
Anzahl von Arbeitern und Angestellten aus den Bergbetrieben.
Das letzte Mal, als ich zum 5. Europäischen Knappenbad in Leoben war,
waren im Auditorium maximum viel mehr Arbeiter und Angestellte
anwesend. Die Firmenvertreter waren sicherlich auch deshalb er-
schienen, weil wie mir Gen.Dir.Bauer erklärte, wenn ein Minister
spricht, kommen sie, schon allein um ein Gesichtsbad zu nehmen.
Da es ein Festvortrag war konnte ich nicht einmal so sehr den
Wiener Schmäh laufen lassen. MR Sterk hatte allerdings vorzüglich die
Unterlagen geliefert, die ich grösstenteils verwenden konnte.
ANMERKUNG für REIM: Diese Unterlagen kann man wirklich als Muster
für andere Sektionen verwenden.
Die Geschäftsführung der GKB, Juvancic , habe ich neuerdings gesagt,
sie sollten so schnell als möglich Berechnungen über die Abbau-
kosten des neuen Kohlenplatzes geben.
ANMERKUNG für REIM: Sterk soll bitte neuerdings urgieren und
.sofort herlegen wenn die Unterlagen kommen.
Da ich bis am Abend viel Zeit hatte und die sozialistische Partei
nur festgelegt hatte ich soll dem COOP-Kaufhaus einen Besuch ab-
statten, habe ich selbstverständlich ein eigenes Programm ent-
wickelt. Ich besuchte Donauwitz und habe mich innerhalb von 1 1/2
Stunden ganz gut über die Lage informieren können. Auch die
Betriebsräte waren anwesend und diese haben besonders darauf
hingewiesen, dass ihre Auftragslage jetzt sehr schlecht ist.
Sie wollten von mir eine Zusicherung, dass der Bautenminister
aus der Investitionsgrundgebühr freigegeben wird, die er dem
Strassenbau Brücken-Aufträge vergeben sollte. Sie meinen dass
dadurch ihre Absatzlage sich verbessern könnte.
Ich besuchte ausserdem die Berg- und Hüttenschule in Leoben,
wo der Sozialminister etliche Millionen für die Umschulung jährlich
zur Verfügung stellt und wir einige zehntausend Schilling.
Die Hauptschwierigkeit liegt aber darin für die dort ausgebildeten
Steiger sofort eine Beschäftigung zu finden. Im Kohlenbergbau
macht die GKB grosse Vorbehalte, weil sie sagt, sie muss die
Arbeiter entsprechend entlassen und kann daher nicht zusätzliche
Angestellte anstellen. Die ausgebildeten Steiger müssen deshalb
in der letzten Zeit in der GKB als Arbeiter weiterarbeiten, um.
dann bei freiwerdenden Posten auf Steigerposten zu kommen.
Nach dem Coop-Markt fuhr ich dann sofort in die Zentralverwaltung
der Leobener Konsumgenossenschaft, die für die gesamte Obersteiermark
zuständig ist. Dr. Falkner erzählte mir von einer Aussprache in-
nerhalb der Konsumgenossenschaft und der GÖC über die neuen Gesetze
bezüglich der Europa Preise und Lieferverpflichtungen. Tommi
Lachs hätte vielleicht für einen Kompromiss sich eingesetzt,
ohne zu sagen, dass er eigentlich schon diesen Gesetzentwurf
der in unseren Rechtsausschuss behandelt wurde, zugestimmt hat.
Die Genossenschaft hat grosse Bedenken und möchte es womöglich
sieben. Ich bin übrigens auch dieser Meinung obwohl ich mir auch
vorstellen kann, dass das Parlament jetzt doch die Initiativanträge
in Verhandlung nimmt . In diesem Fall bin allerdings dann nicht ich
schuld, sondern eben die Initiatoren, dass ich dann bezüglich der
Lieferverpflichtungen und bezüglich der Schlagerpreise Mühlbacher.
Anschliessend fuhr ich sofort nach Kapfenberg und habe die
Böhler-Werke neuerdings besichtigt. Die Aussprache mit den Be-
triebsräten und und der Betriebsleitung war sehr interessant
und bezog sich ebenfalls auf die im letzten Monat wie abgerissen
festgestellte Auftragseingänge.
Der Vortrag bei den BSA Kapfenberg brachte keinerlei neuer
Gesichtspunkte. Auch die Diskussion war äusserst spärlich. Es
haben sich insgesamt nur 2 Redner gemeldet. Einer davon war der
der Kapfenberger Elektrizitätsgesellschaft, der sich bitter
beschwerte, dass er keine Möglichkeit gehabt hat, bei den Preis-
erhöhungsantrag der STEWEAG mit mir zu verhandeln.
ANMERKUNG für WIESINGER: Bitte in Hinkunft zumindestens telefonisch
eine Verbindung mit den Leuten herstellen.
Tagesprogramm, 23.4.1975
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)