Samstag, der 5. Februar 1977

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Samstag, 5. Feber 1977

Mit Simakow und ganz besonders dem sowjetischen Handelsdelegierten
Nikolaenko diskutiere ich wegen der Lieferung Kolaphosphate??.
Fälbl hat als Gegenbesuch von Freitag abends bei der sowjetischen
Handelsdelegation, wo er, wie er mir dann mitteilte, bis 3 Uhr früh
gezecht wurde, zu einem Heurigen am Bisamberg, Stuttner, eingeladen.
Dort gibt es zwar nicht diese Nobelheurigen wie in Grinzing, dafür
aber sind wirklich die hausgemachten Blutwürste, Leberwürste, Schmalz,
Liptauer usw. ganz hervorragend. Die Ausstattung ist primitivst, dafür
aber wirklich noch echte Heurige. Bevor wir dort also mit dem Zechgelage
beginnen, erkläre ich, muss ich die Intervention der Chemie Linz,
wegen dieser Nichtlieferung besprechen. Rimsky hat mir mitgeteilt,
dass sie jährlich 100–150.000 Tonnen Kolaphosphate bekommen. Die
Tonne um 1.300 Schilling. Dieser Vertrag wurde auf Drängen des sowje-
tischen Botschafters in Wien, Awilow, mit Unterstützung von Schopf,
1963 geschlossen. Vorher haben die Stickstoffwerke aus Marokko, Decel-
Phosphat bezogen. Sollte das sowjetische Phosphat ausbleiben, müsste
die Phosphorsäureanlage und damit im Gefolge auch die Schwefelsäure-
anlage stillgelegt werden, wenn nicht entsprechende Ersatzlieferungen
kommen. An den Anlagen sind 400 Leute beschäftigt. Wenn auf amerika-
nisches Phosphat umgestiegen wird, müssten Investitionen von
bis zu 50 Mio. Schilling in Linz gemacht werden. Der Lieferpartner ist
Sojusprom, die mit einem Fernschreiben auf dieses Geschäft neuerdings
angesprochen wurde und jetzt mit 2. Feber 1977 endgültig absagt. Simakow
hat sofort auf den Handelsrat Nikolaenko verwiesen, der ehemaliger
Generaldirektor bei Sojusprom war. Nikolaenko erklärte, er hätte im
Vorjahr Chemie Linz ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, wenn sie
nicht die Mengen an Rohstoffen von Sojusprom beziehen, dann die Ver-
träge automatisch erlöschen werden. In der UdSSR herrscht das System,
dass wenn nicht ausländische Verträge zu erfüllen sind, sofort die in-
ländischen Werke diese Rohstoffmengen übernehmen. Dies sei im Vorjahr
geschehen, weil Chemie Linz nur 50.000 Tonnen importierte. Genau dieselbe
Situation sei auch bei Naphta. Die Schuld liegt daher ausschliesslich
bei Chemie Linz. Ich erwiderte, dass selbst wenn diese Behauptung
stimmt, dann die Sowjets zumindestens 50.000 Tonnen liefern müssten,
denn diese Menge wurde ja nach Angaben von Nikolaenko im vergangenen
Jahr abgenommen. Nikolaenko erwiderte auch, dass sie von Chemie Linz
jetzt Kunststoffsäcke 1 Mio. Stück 1976 bezogen haben und jetzt 1977
2–3 Mio. Stück kaufen würden. Ich erkundigte mich sofort um den Preis


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und erfuhr, dass sie im vergangenen Jahr noch 30 Cent bezahlten,
die Chemie-Linz Werke jetzt um 28 Cent verkaufen würden, die Sowjets
aber ein japanische Angebot von 18 Cent pro Stück haben und diesen
Preis Chemie Linz nur bezahlen wollen. Selbstverständlich kann es auf
dieser Basis kaum einen Abschluss geben. Ähnlich ist es mit einer
chemischen Lieferung von Teplezit. Ich ersuchte Simakow trotzdem er
möge unverzüglich nach Rückkehr nach Moskau mit Sojusprom verhandeln.
Ich selbst werde auch mit der Chemie Linz sprechen um die differenten
Auffassungen aufzuklären.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte mit Rimsky reden und mich mit ....ner ??
verbinden.

Tätigkeit: Chemie Linz


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