Donnerstag, der 17. Februar 1977

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Donnerstag, 17. Feber 1977

Die Internationalen Ölgesellschaften kamen ohne die ÖMV-Ver-
tretung, um sich über die Herabsetzung des Super-Benzin-Preises
zu beschweren. Die 30 Groschen kosten 500 Mill. S, dieselbe
Zahl hat auch Feichtinger von der ÖMV mir genannt. Die Inter-
nationalen haben aber eine wesentlich schlechtere Ertragslage
als die ÖMV und müssten eigentlich dafür kompensatorische Preis-
erhöhungen bei anderen Produkten verlangen. Dies insbesondere,
weil jetzt weitere Kostenverteuerungen wie Pflichtlager, Kollek-
tivvertrag, 10 %-ige Rohölverteuerung und 40.- S pro Tonne ÖBB-
Tariferhöhung auf sie zukommen. Mieling meinte aber, eine einzige
Frage wollten sie mit mir nur besprechen: Ob die Regierung ihre
Politik gegenüber den Internationalen geändert hat. Ich erklärte
sofort, ich könne nicht für die Regierung sprechen, sondern nur
für meine Person erklären, dass ich so wie in der Vergangenheit
auch in der Zukunft meine Politik fortsetzen werde. In der Arbei-
terkammer war mein Motto alle Unternehmen gleichmässig schlecht zu
behandeln, jetzt versuche ich alle gleichmässig gut zu behandeln.
Wert lege ich auch "gleichmässig", ausserdem hätte ich immer
wieder erkärt, ich sei an einer breitgestreuten Energiepolitik
interessiert. Auch in Zukunft werde ich deshalb die Internationalen
sicher nicht schlechter behandeln als die ÖMV. Meine Tausendfüssler-
Theorie, d.h. auf recht vielen Beinen stehen, bleibt aufrecht.
Natürlich glauben die Internationalen nicht zuletzt, weil die
Presse ja ununterbrochen dies auch schreibt, dass ein schreck-
licher politischer Druck auf die ÖMV ausgeübt wurde. Dies gilt
ganz besonders, weil die ÖMV ein verstaatlichter Betrieb ist
und deshalb der Eigentumsvertreter, wie sie sich ausdrückten,
dies von der ÖMV verlangt hat. Hier irren sie aber wirklich.
Erstens, ich bin nicht der Eigentumsvertreter, habe mich nie als
solcher ausgegeben und auch keine Gespräche mit Kreisky als Eigentums-
vertreter oder mit der Holding geführt. Zweitens habe ich eine
einzige Aussprache mit der ÖMV Freitag, bevor sie Dienstag den
Internationalen erklärten, die Senkung jetzt vorzunehmen, gehabt,
wo ich weder über die Höhe der Preissenkung noch über das Datum
konkret mit ihnen sprach. Ich habe nur und dies gestand ich freimütig,
über die schlechte PR-Tätigkeit der gesamten Ölindustrie mit
ihnen gesprochen. Wenn unter dem Druck der öffentlichen Meinung
sie die Preissenkung vornehmen, dann wird es kein Erfolg der
Ölindustrie sein, sondern der Zeitungen und Massenmedien. Die


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Internationalen haben mir sicherlich nicht geglaubt, da sie
hinter den 30 Groschen Preissenkung eine ganz grosse politische
Aktion vermuten. Mein Hinweis, dass in der BRD doch eine wesentliche
Preissenkung erfolgte, entgegnen sie, da müssen alle Preise frei
sein. Hirnigel meinte sogar, wenn sie nicht von der ÖMV die
Produkte kaufen müssen, sondern importieren können, dann werden
sie die billigen Importe dazu benützen, um ihre Ertragslage zu
verbessern. Ich liess sofort keinen Zweifel, dass die Versor-
gungslage auch in Hinkunft mit österreichischen Produkten mir wich-
tiger erscheint als ihr Gewinn, den sie bei eventuellen Importen
erzielen. Diese scharfe Antwort war mir deshalb von Bedeutung,
damit die Internationalen nicht glauben, sie könnten die ÖMV mit
ihrer Produktion jetzt hängen lassen. Mieling von Shell griff ich
auch wegen der falschen Aussendung angebliche Superpreis und
andere Preiserhöhung in Deutschland mit einem Benzinpreis von
1 DM an. Diese Ziffern, sagt Mieling, stammen nicht von Shell
sondern von Erhebungen des Deutschen Auto-Touring-Clubs. Er wird
mir die Unterlagen schicken. Ebenso bekomme ich eine Aufstellung,
wie die Produktenverteilung und insbesondere die Preise der einzel-
nen Produkte in Deutschland im Vergleich zu Österreich liegen.
Auf diese Aufstellung von ich sehr neugierig und ich habe Neuhold,
der neben Elsinger anwesend war, ersucht, er soll sofort diese Unter-
lagen verlangen und prüfen. Eine wirklich interessante Diskussion
ergab sich dann noch mit Dr. Rief. Die BHK erklärte, das letzte
Mal hätten sie schon der Preiserhöhung von 80 Groschen nicht mehr
zugestimmt und erklärt, den Klageweg zu beschreiten. Dies haben
sie zwar nicht getan, aber in Hinkunft werden sie noch weniger
bereit sein, zu einem Übereinkommen zu kommen, wenn ich nicht
die Wünsche der Bundeskammer mehr erfülle. Dies veranlasst mich,
klar und deutlich zu sagen, dass ich in Hinkunft halt dann nicht
mehr die Konsenspolitik betreiben könne. Preisanträge der Ölwirt-
schaft werden genau geprüft werden, wenn dies länger als 6 Monate
dauert, können sie sich ja an den Verwaltungsgerichtshof wenden.
Meine Konzeption wäre ja überhaupt ein Preisgesetz, sie es einfach-
gsetzlich oder was besser ist mit 2/3-Mehrheit, weil es einige
Verfassungsbestimmungen dann leichter ermöglichen würden, als wirkliche
Rute im Fenster zu agieren. Dies hätte ich im Preisstabilisierungs-
gesetz, das allumfassend war oder dann sogar in der einfachgesetz-
lichen Regelung vorgeschlagen. Da die Handelskammer abgelehnt hat,
hat auch im Parlament die ÖVP diesen Weg abgelehnt. Wenn die
Handelskammer glaubt, dass die Vorschläge, die ich erstattet habe,


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für sie unakzeptabel ist, dann soll sie entsprechende Änderungs-
wünsche vorschlagen. Das jetzige System muss aber geändert werden.
Rief bezog das Ganze natürlich primär auf die Marktordnung und die
dort notwendige Preisregelung und meint, darüber entscheiden bei
ihnen die Agrarier. Dies wollte ich dass nur ganz deutlich gegenüber
der Ölindustrie auch einmal vom Handelskammer-Vertreter ausge-
sprochen wird.

Im Parteivorstand hat Kreisky zuerst sehr freimütig über seine
Meinung zum 15. Juli 1927 gesprochen. Die Partei wird nur eine
grosse Veranstaltung für die Opfer machen. Dieser Tag war die
Marde-Schlacht der österr. Sozialdemokratie. Am 15. Juli
konnte man das noch nicht erkennen, aber die weitere geschichtliche
Entwicklung hat gezeigt, dass der verrottete Staat aber eine intakte
Exekutive hatte. Diese wurde eingesetzt und die Arbeiterschaft
hat die Schlacht verloren. Für den damaligen Bürgermeister Seitz
war es ein grosser Prestigeverlust. Zur 50-Jahr-Feier soll
womöglich nur die SPÖ aufrufen und eine Gedenkfeier für die Opfer
deshalb veranstalten.

Der dänische Erfolg war von niemandem erwartet, selbst Jørgensen
rechnete gegenüber Kreisky nur mit 2 % Steigerung des sozialdemo-
kratischen Stimmenanteiles und 2 – 3 mehr Mandate. Jetzt ist es
ein ganz grosser Erfolg. Auch in Norwegen würde, wenn heute ge-
wählt wird, dieser florierende Staat die Sozialdemokraten gut
abschneiden. In Schweden gibt es derzeit eine ganz schlechte
wirtschaftliche Situation, die Entwicklung in Grossbritannien
ist fraglich, in der CSSR wurde durch Österreich der Plan vereitelt,
die Kritiker des Regimes an die österr. Grenze zu stellen. Kreisky
erklärte, man hätte in diesem Fall die Helsinki-Unterzeichner
aufgerufen. Strougal hat deshalb seinen Besuch verschoben. Die
Verhandlungen im Mittleren Osten könnten so günstig wie noch nie
zu einer echten Lösung führen. Fraglich ist nur, ob in Israel, wenn
Perez, der die Partei jetzt in der Hand hat und als Falke gilt,
die nächsten Wahlen gewinnt, dann eine solche Politik machen wird.
Aussenpolitik ist Kreiskys Steckenpferd, die plakative Art, wie er
aber sie schildert ist mehr von glaube ich von seinem Wunschdenken
keinesfalls so schwarz/weiss, wie er dies schildert. Von Norwegen
sagte mir z.B. der norwegische Finanzminister Kleppe, der auch bei
der Stockholmer Tagung war, dass die jetzige Wirtschafts-
situation noch gar nicht so günstig ist, sondern erst wenn sie


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grössere Ölmengen gewinnen werden, sich wesentlich verbessern wird.
In Schweden hatte ich nicht den Eindruck, dass jetzt die wirtschaft-
liche Lage besonders unter der neuen Regierung sich so verschlech-
tert hat. Internationale Wirtschaftslage, meint Kreisky, ist nach wie
vor im Weltmasstab ungeklärt. Deshalb wird er die Krisenbereitschaft
aufrechterhalten. Bezüglich der Spitalsvorschläge meinte er, man
müsse die Länder aus ihrer politischen Verantwortung unter gar
keinen Umständen herauslassen. Die Landeshauptleute müssen die
Abgabe beschliessen und einheben oder sie bekommen eben keine. Da
Kreisky weggehen musste, hat Androsch dann über die Budgetsituation
referiert, auch neuerdings eine gute Zusammenstellung der Wirtschafts-
daten aus seiner Pressekonferenz jedem gegeben. Die Staatsverschuldung
hat 1970 43 Mia. betragen, ist 1974 auf 70 Mia. gestiegen und jetzt
in den letzten 2 Jahren auf 140 Mia. Ein weiteres so progressives Anwach-
sen sei nicht möglich. Deshalb müsste auch das Defizit, das im ver-
gangenen Jahr 36 Mia. S Voranschlag, 50 Mia. S von der ÖVP prophezeit,
jetzt mit 44 Mia. abgeschlossen wurde, nicht wesentlich mehr erhöht
werden. Er ging dann auch gleich freimütigst auf die Erklärungen
bei der Pressekonferenz wegen der Pensionszuschüsse ein. 10 Mia.
1970, 28 Mia. heuer und 40 Mia. im Jahre 1980. Dazu kommt, dass die
Pensionszuschüsse vom öffentlichen Dienst 9 Mia. 1970, 19 Mia. jetzt
betragen und zu 90 % aus Zuschüssen bestehen. Bei Bauernversicherung 70 %,
bei den Selbständigen 64 % und bei den Arbeitern 30 %. Nur die Angestellten
brauchen keinen Zuschuss. In der Diskussion meldete sich als erstes
Benya und erklärt, dass es unglückselig war, jetzt eine solche
Erklärung abzugeben, was man über die Pensionen für die Zukunft der
Achtzigerjahre jetzt schon rechnen muss. Dadurch wurde die Bevölkerung
verunsichert und insbesondere die Pensionisten werden für die demagogischen
ÖVP-Forderungen und Angriffe – Pensionsklau usw. – dadurch aufgeschlossen.
Weissenberg hat dann die Situation von seinem Gesichtspunkt geschildert
und erklärt, warum er sagte, er sei über die Erklärung Androschs nicht
sehr glücklich. Zu der Spitalsfinanzierungsproblematik von 5 Mia. S
Defizit kommen jetzt auch noch die Krankenkassen, die 1975 500 Mill.
1976 700 Mill. und heuer 800 Mill. S Defizit haben werden. Für 1975/76
war es möglich, diese aus den Reserven zu decken. Einnahmen steigen
zwar und betragen fast 1,6 Mia. S, die Ausgaben aber errechnet er
derzeit jetzt mit 2,685 Mia. Auch hier muss eine Lösung gefunden
werden. Unsere ganze Sozialpolitik, habe ich das Gefühl, insbesondere
die Sozialversicherung, treibt wirklich zu einem Punkt, wo entsprechende
Lösung gefunden werden sollten. Grosse Lösung aber wird es kaum geben,
sondern wir werden Teillösungen maximal erreichen können. Wenn


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das ganze Gefüge zerschlagen wird, wodurch natürlich eine
ungeheure Unruhe entstehen würde. Zum Schlusswort hat Androsch
dann gemeint, er kann auch nicht sagen, wenn er andere Minister
verteidigen muss, dass er über deren Politik nicht sehr glücklich
sei. Androsch bezog sich darauf, dass er im Parlament oft beim
Rechnungshofabschluss und sonst wo eine Politik vertreten muss,
die nicht von ihm stammt. Hier irrt er aber ganz gewaltig. Alle
Massnahmen müssen doch mit Zustimmung des Finanzministeriums
gemacht werden, wenn seine Beamten ihn darüber nicht informieren,
oder er, was ich leicht verstehen kann, ausserstande ist,
diese grosse Materie zu überblicken, dann kann es natürlich vorkom-
men, dass z.B. das Landwirtschaftsministerium ein Auto aus Konjunktur-
förderungsmitteln kauft. Was mein Ressort betrifft, hat er sicher-
lich mich noch niemals vertreten müssen. In Wirklichkeit ist durch
die starke Abhängigkeit jedes Ministeriums von den Budgetmitteln
der Finanzminister imstande, überall hineinzureden, natürlich
wenn es dann schief geht, wird er primär angegriffen. Androsch
hat dann als letzte Bemerkung noch gemeint, er verträgt ja, dass
man ihn eventuell attackiert, aber siehe Kronen-Zeitung
vom Samstag, dass man auch noch seine Familie hineinzieht, findet
er für betrüblich. Zum Schlusswort war Kreisky auch wieder zurück
und hat dann freimütigst gemeint, Androsch muss sich halt jetzt
einer Verleumdungskampagne aussetzen. Diese Art der Kritik und
Politik trifft jeden. Die Fragen müssen aber zuerst im Partei-
vorstand besprochen werden. Damit die Pensionisten nicht Angst
haben, wird jetzt die SPÖ sich verbürgen, dass die Pensionen ge-
sichert sind. Der Bürger muss sich sicher fühlen. In der Kronen-
Zeitung hatte ich gelesen, dass ein Redakteur einen Ausspruch
Androschs in Lech, wo er jetzt auch Urlaub war, wiedergab,
dass Kreisky ihn in vieles hineingehetzt hat und jetzt hängenlässt.
Androsch dürfte es ähnlich ergehen, wie mir seinerzeit bei der
Ölkrise. Ob er dies tatsächlich so gesagt hat, wurde überhaupt
nicht diskutiert, ja es wurde ja nur über die Sachprobleme ge-
sprochen und nicht über die persönlichen Meinungen. Kreisky
fasste zum Schluss mit Recht zusammen, dass es der ÖVP so gut
geht wie noch nie. Die Zeitungen sind mit der Entwicklung des
Aufbaues von Taus sehr zufrieden, werden diese Politik fort-
setzen. Das Nachfolge-Taus-Spiel ist derzeit verstummt.

In St. Pölten hat mich der Bürgermeister Schickelgruber gebeten,
die Ausstellung 30 Jahre Fernheizwerk und 50 Jahre Wasserversorgung


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zu eröffnen. In drei Räumen wurde an Hand von Bildern und einigen
Ausstellungsobjekten im Hinblick auf die Gemeinderatswahlen im März
diese Aktivität entfaltet. Für die Wasserrohrbrüche haben sie ein
elektronisches Suchgerät, während des Tages wird es in der Ausstellung
gezeigt und in der Nacht wird es dazu benützt, um Wasserschäden
zu finden. Ein Liter Wasser kostet noch 3.50 S, darauf wird mit
grossem Stolz verwiesen, was sicherlich ein sehr niederer Preis ist,
wie ich in meiner Ansprache dann auch sagte. Ich bin überzeugt, dass
der garantiert nur bis zu den Wahlen hält. St. Pölten hat aber eine
phantastische Aufbauleistung zu verzeichnen und Schickelgruber ist über-
zeugt, dass sie die Mandate halten werden, vielleicht noch das eine oder
andere gewinnen. Anschliessend an die Ausstellungseröffnung hat er
einen Kreis von Wirtschaftsleuten eingeladen und der Gemeinderatssitzungs-
saal war wirklich bummvoll. Vielleicht war dies aber auch auf den
anschliessenden Empfang und die vorhergehende Eröffnung der Ausstellung
zurückzuführen. Nach meinen Referat und einer Diskussion, wo ich in
St. Pölten auch mit meinem Wiener Schmäh ganz gut angekommen bin,
gab es einige Interventionen.

Die Fa. Leiner hat mit 1.500 Beschäftigten in den letzten Jahren
eine neue Verkaufsmethode IKA entwickelt. Bei Pampam - Eisenberger
in Vösendorf usw. wird man noch bedient, muss aber selbst abholen.
Mit 40 Mill. S Werbeaufwand ist es geglückt, diese IKA-Linie
mit 475 Beschäftigten jetzt in Österreich zu verbreiten. Nun kommt
ein schwedischer Konzern, der IKEA abkürzt, und verlangt eine
Streichung der IKA-Marke. IKEA geht jetzt so wie Leiner selbst ins
SCS – Shopping Center Süd – wird auch noch andere Verkaufsstätten
errichten. IKA-System ist ganz auf Selbstbedienung. Ich versprach
Herrn Leiner, sofort mit dem Patentamt – Markenschutz – Kontakt aufzu-
nehmen, und ihm Bescheid sagen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Leberl verbinden.

Der Gen.Dir. der Glanzstoffabrik St. Pölten Homan fürchtet, dass
die Fabrik mit dem Textilreyon 4.000 t und 500 Beschäftigten und
Reifenreyon 11.000 t und 600 Beschäftigte nicht voll ausgelastet
wird. Im Vorjahr haben sie einen Verlust von 60 Mill. gehabt, die
der Konzern abdeckte. Jetzt verlangte die Konzernspitze, dass sich
der Betrieb um andere Aktivitäten umsieht. Bezüglich Acrylfaser
hat er mit Gen.Dir. Buchner, Linz-Chemie, gesprochen, bezüglich
einer Teppicherzeugung glaubt er könnte Eybl bei ihm rd. günstig
kaufen resp. seine Infrastruktureinrichtungen benützen. Ich verwies


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auf Sekt.Chef Wanke und Min.Rat Gröger in meinem Ministe-
rium.

ANMERKUNG FÜR PLESCH UND WANKE: Bitte sofort mit Homan,
der sich melden wird, diesbezügliche Verhandlungen führen.

Homan beschwerte sich auch, dass er von Ebensee, Solvay, und
Donau-Chemie die 10.000 t Natronlauge um 2.540.- S frei Werk
kaufen muss. In Deutschland und Holland zahlt die Muttergesell-
schaft ENKA-Glanzstoff pro t 245.- DM, das sind ca. 1.700 S,
allein dadurch hat das österreichische Werk eine grössere
Belastung oder Verlust von 8 Mill. S. Ich erklärte ihm sofort,
dass her der Salzpreis die Ursache sei und dass kaum mit
einer Verbilligung gerechnet werden könne.

Der Betriebsrat von der Fa. Schoeller, die Standardstrümpfe
erzeugen, beschwert sich bei mir, dass ihm Chef immer wieder
erklärt, für Strumpfhosen wurde etwas als Schutz gemacht, nicht
aber so für ihre Strumpfproduktion. Ich konnte der Kollegin
im Detail mitteilen, wie es sich in Hinkunft mit der Strumpf-
hosenproduktion und der Mindestpreisverordnung verhält. Da
diese im Oktober ebenfalls ausläuft, war die Betriebsrätin zwar
nicht befriedigt, weil es ja für sie keine Lösung der Strumpf-
produktionsfrage bedeutet, wohl aber, dass sie damit ihrem
Chef sagen kann, dass sie mit mir gesprochen hat und ihm
sogar eine brandneue Information im Detail geben wird.

Die Veranstaltung in St. Pölten war sicherlich von jedem Stand-
punkt aus gesehen, ein voller Erfolg. Ich war auch schon bei
etlichen Parteiveranstaltungen, dort sind in St. Pölten immer
volle Säle gewesen. Die Genossen haben mir aber immer wieder
erklärt, dass im Grunde genommen nur Parteifunktionäre, Mitglieder
oder zumindestens Sympathisanten und Wähler gekommen sind.
Diesmal hat Schickelgruber einen Kreis von Zuhörern und
Diskutanten zusammengebracht, wo grösstenteils Neutrale
und einige Gegner sogar anwesend waren. Diese habe ich wahrschein-
lich für eine Stimmenabgabe für die Sozialisten gewonnen.
Möglicherweise aber neutralisiert und vor allem einmal aufge-
klärt über unsere Politik. Einige sagten mir dann beim Empfang,
dass meine Ausführungen sehr interessant umfangreich und trotzdem
sehr humorvoll gebracht wurden, weshalb es keine harte Diskussion
gegeben hat, die ich eigentlich nicht nur erwartete, sondern


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auch von ihnen erwartete. Ausgesprochene Gegner dürften dort
eben doch nicht gewesen sein. Ich halte solche Veranstaltungen
für sehr wertvoll zum Unterschied von reinen Parteiveranstaltungen.

Gen.Dir. Erbacher hat mich verzweifelt angerufen, dass jetzt die
Trassenführung der Elektrizitätsleitung in Osttirol nicht nach
dem Vorschlag der Verbundgesellschaft gemacht wird. König hat
entschieden, dass eine Bergtrasse bescheidmässig festgelegt werden
soll. Erbacher macht darauf aufmerksam, daß dies über einen
Lawinenstrich geht, der jährlich herunterkommt und die grösste
Gefahr besteht, dass die Leitung öfters zerstört wird. In diesem
Fall könnte der Strom von Malta nicht nach Kaprun abtransportiert
werden. Der Verbund kommt es nicht auf die 19 Mill. S Mehrkosten
an, die diese Leitung verschlingen würde, sondern um die effektive
Gefahr der Versorgungsstörung, wenn die Leitung ausfällt. Mit
Sekt.Chef Frank habe ich dann eine Aussprache gehabt und dieser
erklärte mir, ich müsste in dem Fall gegen König, aber auch gegen
ihn entscheiden. Ich habe deshalb sofort eine Sitzung Frank, Erbacher
einberufen. Stundenlang versuchte ich ein Einvernehmen zu erzielen,
letzten Endes gelang es mir nur, dass Frank nicht verärgert sein
wird, wenn die Verbund jetzt alle Details, warum sie die Leitung
im Tal machen muss, schildert und ich dann Frank mehr oder
minder die Weisung gebe, die Talleitung zu genehmigen. Das Haupt-
problem war, dass die Verbund bereits von der Luftfahrtbehörde
einen Bescheid hat, dass sie bei der Bergleitung nicht nach
Matrei fliegen kann und damit eine Versorgung einer eingeschlossenen
Ortschaft durch diese Leitung verhindert wird. Dies sei der Grund,
dass Matrei jetzt die ursprünglich für die Bergtrasse war, jetzt
für die Taltrasse befürwortet. Der wirkliche einzige Gegner ist
ausser unserer Bürokratie nur mehr der Naturschutz und die Land-
schaftsschützer. Vor die Entscheidung gestellt, Energiesicherung
oder Naturschutz, habe ich mich selbstverständlich für die Energie-
sicherung ausgesprochen. Ob es tatsächlich in der Bergtrasse
so schön gewesen wäre, einen ca. 100 m hohen Mast zu errichten,
möchte ich in diesem Fall bezweifeln. Die Leitungsunterlagen
machen mindestens 1 m Akte bereits aus. Unser ganzes bürokratisches
System gehört grundlegend geändert. Bei aller Rechtsstaatlichkeit
glaube ich, dass ein Staat, wenn er einmal in so formalistische
Funktionen fast würde ich sagen, ausartet, so muss er früher oder
späte zugrunde gehen. Erbacher wird mir so schnell wie möglich,
ein Schreiben mit den Erklärungen, dass keine Enteignungen für
die neue Trasse notwendig sind, dass die Energieversorgung


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diese Trasse dringendst notwendig macht, dass die Verbund daher
gar nicht anders kann als ebenfalls ersuchen, dass das Handels-
ministerium denselben Trassenbescheid gibt wie das Luftfahrt-
ministerium.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte versuche auch noch einmal mit Frank
über dieses Problem zu sprechen und ihn zu beruhigen.

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Tagesprogramm, 17.2.1977

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR HM


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    GND ID: 1017902909


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        Tätigkeit: HK


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          Tätigkeit: Sozialminister
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            Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


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              Tätigkeit: Chemie Linz


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                Tätigkeit: GD BP Österreich


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                    Tätigkeit: GD Fa. Glanzstoff, St. Pölten


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                      Tätigkeit: GD Shell


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                          Tätigkeit: Beamter Energiesektion HM


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                            Tätigkeit: norweg. Minister, EFTA-Gen.Sekr.


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                              Tätigkeit: Chef Energiesektion


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                                Tätigkeit: Präs. Patentamt


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                                  Tätigkeit: Bgm. St. Pölten


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                                    Tätigkeit: Kabinett Staribacher


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                                      Tätigkeit: MP CSSR


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                                        Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
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                                          Tätigkeit: Beamter HM


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                                            GND ID: 118756265


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                                              Tätigkeit: Bundeskanzler
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                                                Tätigkeit: GD Verbund


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                                                  Tätigkeit: Finanzminister
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                                                    Tätigkeit: Beamter HM


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                                                      Tätigkeit: ÖMV
                                                      GND ID: 132912112


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