Freitag, 5. August 1977
Die Schuhindustrie hat eine Besprechung in Bad Ischl mit den
Schuhhandel und wollte dort, dass ich ein 10 - 15 Minuten Referat
halte. Herausgekommen ist dann eine 3 Stunden Diskussion nach
einem 3/4 Stunden Referat, welches ich mehr oder minder halten
musste. Da dort einmal nicht nur die Schuhindustrie sondern auch
der Handel zusammenkommt, nützte ich die Gelegenheit um mit aller
Deutlichkeit darauf hinzuweisen, dass ich ein kooperatives
Vorgehen dieser beiden Gruppen erwarte. Wenn sich herausstellen
sollte, dass die österreichische Schuhindustrie so gefährdet ist
wie dies jetzt z.B. bei der Bekleidungsindustrie nachgewiesen werden
kann, dann würde das Handelsministerium entsprechende Massnahmen er-
wägen. Hier habe ich teils über meine Grösse gesprochen, denn bei
der Bekleidungsindustrie habe ich das Multifaserabkommen, auf dem
Schuhsektor gibt es nichts. Hier bin ich ausschliesslich auf die
gemeinsame gütige Kooperation zwischen den beiden Gruppen angewiesen.
Giglinger, der nachher sagte, es hätte vorher schon eine heftige
Diskussion zwischen Industrie und Handel gegeben, meinte meine Aus-
führungen waren deshalb sehr gut, weil sie zeigte, dass der Handel
nicht glauben darf, er kann unter allen Umständen jedwede Importe
durchführen und noch dazu in Zukunft rechnen, dass sich hier nichts
ändern kann und wird. Die grosse Gefahr der österreichischen Schuh-
industrie sind weniger die regulären Importe, auch nicht aus Italien,
sondern die sogenannten Schleuder- Ausverkaufs-Gelegenheitsimporte.
Die Schuhindustrie beklagt sich nur, dass vereinzelt ganze Autoladungen
solcher Restbestände irgendwo dann billigst bietend aufscheinen,
nicht nur den Preis stören, sondern auch in der Qualität so schlecht
sind, dass man die Konsumenten davon warnen müsste. Als gute, auch
für die Konsumenten zweckmässig Einrichtung konnte ich auch die vom
Handelsministerium eingeführte Produktdeklaration für Lederoberbeklei-
dung bei den Schuhen hinweisen. Die Schuhindustrie legt grössten
Wert darauf, dass auch für die Futterstoffe jetzt eine solche Deklara-
tion erfolgen soll.
ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte mit Giglinger die Einzelheiten besprechen.
In der Opernaufführung sass ich mit Dr. Oder von der Handelskammer
in derselben Loge. Ich ersuchte ihn, Gen.Sekr. Mussil, den er in
Italien trifft, aufmerksam zu machen, dass ich erwarte, dass er
mit mir nach Lagos wegen der Stickereiimporte mitfliegt. Mussil
37-0934
hat seinerzeit die Delegation der Vorarlberger Stickereivertreter
geführt und von mir verlangt, ich sollte mich hier intensiver
einschalten. Genau dasselbe kann ich mit gutem Recht von ihm verlangen.
In Wirklichkeit bin ich aber überzeugt, dass er auf gar keinen Fall
mitfahren wird und es mehr oder minder fraglich ist, ob ich überhaupt
da runterfahren werde. Gen.Sekr. Reitbauer wird mit den Aussenminister
ständig darüber Kontakt halten und die weitere Entwicklung mir be-
richten. Tatsächlich hat sich dann die Lage so verschärft, dass
Reitbauer selbst mir vorgeschlagen hat, unter gar keinen Umständen
nach Lagos zu fahren. Die Militärregierung ist scheinbar nicht ge-
willt, sich die Durchstechereien weiter gefallen zu lassen und
greift deshalb bei den beiden inhaftierten Österreichern Mayer und
Hagspiel ganz energisch durch. Ohne dass das Aussenamt verständigt
wurde, wurde der Prozess angesetzt, allerdings dann sofort wieder
vertagt. Über das Kooperationsabkommen, welches ich mit den Nigerianern
verhandeln sollte, hat jetzt Lagos wissen lassen, soll zuerst auf
Beamtenebene besprochen werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte halte Dich über die Weiterentwicklung
am laufenden.