Mittwoch, den 22. Februar 1978
Ich informierte Adlmüller, daß ich mit Präsident Sallinger und General-
sekretär Mussil ersucht hatte, ihn für seine Münchner Modeschau zu
unterstützen. Adlmüller teilte mir mit, daß er nach St. Laurent und
Dior, Paris, Valentino, Rom, den Modepreis anläßlich der Münchner Mode-
woche bekommen wird. Da seine Modeschau in Wien bereits am 6. März
stattfindet, wird bis zum 29. März, wo diese in München vorgeführt
wird, der größte Teil der Modelle schon verkauft sein und er muß
deshalb neue Modelle schneidern lassen. Die 200.000 S, die er jetzt
Kostenzuschuß erwartet, deckt ihm kaum einen Teil seiner zusätzlichen
Aufwendungen. Bisherige Verhandlungen mit WIFI, Dr. Salzbrunn, haben
zu keinem Ergebnis geführt. Sallinger hat mir zwar zugesichert, er
gibt für ihn einen Empfang in München, doch stehe ich auf dem Stand-
punkt, nachdem ich den WIFIS 8 Mio S im Vorjahr gegeben habe, daß sie
ihn hier tatsächlich mehr unterstützen sollten. Gegebenenfalls könnte
ja auch die Außenhandelsförderungsbeiträge herangezogen werden.
Adlmüller war sehr überrascht und dankbar, daß ich mich für ihn so
eingesetzt habe und wird versuchen, mit Salzbrunn neuerliche Ver-
handlungen zu führen.
ANMERKUNG FÜR BURIAN UND WANKE: Bitte prüfen, wie weit WIFI tatsächlich
helfen.
Die Firma Garvens erhielt das Dekret zur Führung des Staatswappens,
100-jähriger Betrieb im Besitz eines alten Adelsgeschlechtes hat
vor etlichen Jahren eine große Krise mitgemacht. Wie mir der Betriebs-
rat mitteilt, sozialistisch organisiert, jetzt eine verhältnismäßig
befriedigenden Zustand. Die Unterwasserpumpen sind primär hoch-
wertige Qualitätsarbeit, die allerdings mit den billigeren Importen
schwer zu kämpfen haben. Durch die Dollar-Abwertung wird auch der
Export immer mehr erschwert. Der junge Schönborn, Forstingenieur und
in Südafrika bis zum Ableben seines Bruders tätig, hat jetzt eine
Reorganisation des Betriebes durchgeführt. Der Maschinenpark besteht
teilweise aus ganz alten Maschinen, die allerdings durch entsprechende
Konstruktionsänderungen für die Spezialfertigung von den eigenen
Ingenieuren umgeändert wurden. Solange Garvens die individuellen
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Wünsche der Kunden befriedigen kann und solange das Ausbauen einer
Pumpe, wenn sie kaputt ginge, wesentlich mehr kostet, als die Preis-
differenz zwischen Billigimporten und der Qualität Garvens ist, kann
die Firma noch existieren. Hier müßte eine Aufklärungstätigkeit
der Bauherren in viel stärkerem Maße einsetzen, als dies heute wahr-
scheinlich langläufig geschieht. Hier könnten wir mit dem Slogan
"Kauf Dir Deinen Arbeitsplatz, kauf österreichische Qualitätsarbeit"
auch den zukünftigen Einfamilienhausbesitzer gleichzeitig mit der
Beschäftigung der Firma Garvens, also beiden helfen.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Wie weit könnte hier Konsumenteninformation
sich einschalten.
Kommerzialrat Fein, Firma Schartner, erklärte zwar, er kommt wegen
dem Problem der Einwegflaschen, wollte dann aber letzten Endes, daß
ich bei der Konsumgenossenschaft interveniere, damit er wieder in
deren Betriebe liefern kann. Da Fein mit der Firma Hofer einen
großen Vertrag abgeschlossen hat, 2 1/2 Mio Dosen, d.h. die Hälfte
seiner Produktion, und 40.000 hl Bier zu liefern, wird er von den
anderen Händlern sowie viele andere Betriebe, die Hofer liefern,
boykottiert. Insbesondere hat er früher die Konsumgenossenschaften
außer Dornbirn und Klagenfurt alle mit seinen Produkten beliefert
und jetzt eben keine mehr. Bei ihm macht der Einwegflaschen-Dosen-Anteil
heuer höchstens 9 % aus. Noch immer wieder das meiste in die 90 Mio
Flaschen abgefüllt, erstmalig haben sie jetzt über die deutsche
Lebensmittelmesse an LUGA Exporte nach Saudi-Arabien, Luxemburg und
Andorra, wie man so schön sagt, aufreißen können.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Nächste Jour fixe für Dr. Lachs, KGW, setzen.
Goldmann soll auch Schreiben an Gen.Dir. Kadits, KGW, vorlegen.
Präsident Hrdlitschka von der ÖIAG beabsichtigt, mit Präs. Sallinger
an der Russland-Reise im März teilzunehmen, da er gleichzeitig auch
Vizepräsident der Sowjetisch-österr. Gesellschaft ist, wird er
längerer Zeit dann in Rußland bleiben, um Betriebe im Ural zu be-
sichtigen. Hrdlitschka bekam von mir entsprechende Informationen
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insbesondere über das letzte Protokoll, das ich mit Patolitschew
unterschrieben habe, und hat dann Detailprobleme mit Min.Rat Fälbl
besprochen. Hrdlitschka selbst möchte die ÖIAG entgegen den Wünschen
von Androsch nicht als Kapitalaufnahme-Gesellschaft für die einzelnen
Betriebe, wenn ich so sagen darf, verschulden. Nach seiner Be-
rechnung würde das Grundkapital 3,7 Mrd S der ÖIAG, wenn die 500 Mio S
durch 8 Jahre an Krediten aufgenommen werden, selbst wenn der Bund
die Zinsen bezahlt, mit 4,8 Mrd S dann den Status der ÖIAG be-
lasten. Hrdlitschka möchte so wie Dir. Grünwald, daß der Bund die
entsprechenden Zuschüsse der Verstaatlichten zuwendet, wie dies
auch in Frankreich, Italien und sonstwo der Fall ist. Androsch
wehrt sich hier, glaube ich, bei seiner budgetären Situation gegen
diese Pläne.
Hofrat Epstein vom Patentamt hat auch in seiner Lehrtätigkeit an
der Technischen Universität in Graz ein Buch über Patentwesen ge-
schrieben, damit wollte er, wie er sich ausdrückte, eine Lücke für
die Naturwissenschaftler, Physiker, Techniker, die Patente an-
melden sollen und sich nicht auskennen, schließen. Bei dieser
Gelegenheit sagte er mir, er hätte großes Interesse daran, tech-
nischer Vizepräsident des Patentamtes zu werden und er wartet, daß
ihn Präsident Leberl für diese Funktion vorschlägt. Ich habe an-
schließend mit Leberl darüber gesprochen und er meint, Epstein
sei einer unter 15 Bewerbern und keinesfalls der Beste. Da dieser
Posten nicht ausgeschrieben wird, mir aber vom Präsidium der Best-
qualifizierte vorgeschlagen wird, meint Leberl, wird die Be-
setzung bei einigen eine Enttäuschung sein, aber der beste Mann
zum Zuge kommen. Bei dieser Gelegenheit teilte ich Leberl gleich
mit, daß ich mit der Bundeskammer wegen des Europäischen Patent-
übereinkommens neuerdings verhandelt habe und man mir zusicherte,
daß selbstverständlich die Handelskammer bei ihrer positiven Stellung-
nahme zur Ratifizierung verbleibt und der Patentanwaltskammer nur
ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen, möchte die Handelskammer,
daß erst im Herbst das Übereinkommen geschlossen wird. Eine solche
Möglichkeit gibt es, da wir bis Jahresende Zeit haben, um dem Euro-
päischen Patentübereinkommen beizutreten und dann noch immer unsere
Status als Research-Büro behalten. Leberl wird deshalb Ende März
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den Ministerratsvortrag vorlegen.
ANMERKUNG FÜR HIRSCH: Bitte noch einmal mit den Handelskammer-Leuten
den Zeitplan im Detail abbesprechen und vereinbaren.
Dr. Lammel von der Vereinigung österreichischer Motoreninstandsetzungs-
betriebe teilte mir mit, daß durch die Regelung des Finanzministers,
wonach Tauschmotoren mit 30 % Mehrwertsteuer incl. der Service-
kosten belegt werden, eine sehr gute Ausgangslage für ihre Tätigkeit
jetzt haben. Die große Gefahr für die österreichischen Motorenin-
standsetzungsbetriebe war, daß Motoren vielleicht als Ersatzteile
gelten und dann nur mit 18 % so wie bisher belegt würden. In diesem
Fall hätte die Austauschmotoren-Einfuhr noch stärker zugenommen, als
dies in den letzten Jahren sowieso schon der Fall gewesen ist. Ich
versicherte dem neuen Vereins-Obmann, daß Min.Rat Gröger und seine
Leute, die bei der Aussprache dabei waren, in jeder Beziehung unter-
stützen werden.
Ein gewisser Ingenieur Buberl aus Niederösterreich, der ein Ingenieur-
büro betreibt und gleichzeitig auch eine kleine Energiezeitung
herausgibt, wollte unbedingt ein Interview. Wais hat ihn in seiner
jovialen Art, also er Energiezeitung hörte, dies auch zugestanden.
Schon nach den ersten paar Sätzen war mir klar, daß Buberl ein sehr
aktiver und energischer Mann ist, aber gewisse Vorstellungen hat,
die beim besten Willen nicht zu verwirklichen sind. Allen Ernstes
meinte er, er sei weder ein Freund noch ein Gegner der Atomenergie,
interessiert sich aber primär für die Ersatzenergie. Hier könnte
noch wesentlich mehr von Österreich geleistet werden. Anstelle
der jetzt durch Schulung nicht voll eingesetzten VÖEST-Arbeiter sollte
man diese veranlassen, einen Prototyp eines Sonnenersatzenergie-
werkes zu bauen. Als ich ihn fragte, wer die Zeichnungen vorlegen
sollte, welche spezialen Fachleute dann gebraucht werden, wie
ein Hochofen-Stahlarbeiter eine Maschinenkonstruktion herstellen
sollte, hat er nur eine prototype Antwort, besser als jetzt nichts
tun in vielen Betrieben wäre, diese Arbeiter zu produktiven Ingenieur-
leistungsarbeit heranzuziehen. Die Österreicher sind gescheit, die
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Facharbeiter gut, das müßte ohneweiters gehen. Sein Ingenieurbüro
hat zwar auf diesem Gebiet noch kein konkretes Projekt vorgelegt,
wohl aber ein Auto konstruiert, anstelle des Austro-Porsche könnte
daher auch dieser Typ, von dem er in seiner Zeitung eines Skizze
und nicht mehr hatte, erzeugt werden. Eine Skizze hatte er auch von
mehrstöckigen Häusern, die bis auf ein, zwei Stöcke alle unter der
Erde eingegraben sind. Dies meinte er, müßte für die arabischen
Staaten von ganz großem Interesse sein. Da er mit seinem Ingenieur-
büro auch Exportaufträge übernehmen würde, habe ich ihn sofort
an Haffner weitergegeben.
Kodak hat für den Sportklub Handelsministerium Fotosektion an die
10 Pokal-Ehrenpreise gestiftet. Wir haben sie als Hausherren, ich
hab allerdings gesagt als kleines Mitglied des Sportklubs Handels-
ministerium, für die Fotosektion eine sehr schöne Plakette über-
geben, die ich, wie auch gar nicht anders vorgesehen, an den Obmann
der Fotosektion weitergereicht habe. Gen.Direktor von Kodak erklärte
mir auf meine Anfrage dann, daß die Geschäftslage trotz der höheren
Mehrwertsteuer überraschenderweise gar nicht so schlecht ist, als
man angenommen hat. Natürlich wurde zu Weihnachten im vergangenen
Jahr wesentlich mehr verkauft und wahrscheinlich auch viele An-
schaffungen getätigt, die man ansonsten erst im heurigen Jahr oder
vielleicht noch später getätigt hätte. Mit der Entwicklung ist
Kodak also einigermaßen zufrieden. Für den Letztverbraucher mußte
er zugeben, hat es im Prinzip keine Verteuerung gegeben, mit anderen
Worten, die Erzeuger respektive die Händler mußten die Mehrwertsteuer
schlucken. Dies gilt allerdings nur generell.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte schaue so bald als möglich, die Erhebungen
von AK und Marktamt zwecks Gegenüberstellung mit Vorjahr zu bekommen,
damit wir in einem Pressegespräch das Ergebnis vorlegen.
Generaldirektor Mikesch von Böhler, jetzt in Pension, wurde von
den Besitzern der VNI Ankerbrot aufgefordert, als Reorganisator
mitzuwirken. Mikesch ist dazu nur bereit, wenn der Betriebsrat
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und vor allen auch die Lebensmittelgewerkschaft seine Mission für
zweckmäßig und gut hält. Seine Stellungnahme dazu ist, ohne Zu-
stimmung des Betriebsrates würde er diesen Posten respektive Aufgabe
gar nicht übernehmen, da es sich hier nur um eine zeitlich begrenzte
Tätigkeit von maximal einem Jahr handeln würde, wollte Mikesch vor-
erst meine Meinung dazu einholen. Mikesch hat recht, wenn er darauf
verweist, sollte der Betriebsrat ihn ablehnen, würde er diese
Katalysatorfunktion nicht übernehmen. In diesem Fall allerdings
bestünde die Gefahr, daß jemand, der der Gewerkschaftsbewegung nicht
so nahe steht wie er, dann letzten Endes vielleicht doch diese un-
angenehme Reorganisation durchführen müßte. Die Banken, welche
kein zusätzliches Geld mehr geben wollen, bestehen nämlich darauf,
daß zwei Reorganisatoren, einer eben Mikesch und der zweite, den er
und ich nicht kennt, wer aber für das Kontrollwesen, also die
finanzielle Prüfung durchführen und kontrollieren soll, eingesetzt
wird. Die Banken beharren darauf, ich habe unverzüglich mit unserem
Obmann-Stellvertreter Deutsch, der gleichzeitig auch jahrzehntelang
Betriebsratsobmann bei Anker gewesen ist, Kontakt aufgenommen. Deutsch
hat sich mit Mikesch einen Termin ausgemacht, zu dem auch noch der
jetzige Betriebsratsobmann Jakubec gerufen werden soll.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Jakubec verbinden.
Tagesprogramm, 22.2.1978