Montag, der 10. Juli 1978

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Montag, 10. Juli 1978

Beim Jour fixe mit der Handelskammer hat Mussil auf die unter-
schiedliche Situation des Frächterstreiks in Chile und Österreich
hingewiesen. In Chile wurde bei einer 300%igen Inflation der
Tarif der Frächter nicht entsprechend erhöht. Allende hat ihnen
gedroht, nachdem sie zuerst eine Demonstration ausschliess-
lich wegen einer Tariferhöhung geführt haben, sie zu verstaat-
lichen. Daraus wurde dann dort die grosse Boykottbewegung in
die schliesslich das Militär eingriff und putschte. In Österreich
ging es tatsächlich nur um die zusätzliche Steuerbelastung. Der
Handelskammer ist die ganze Fachgruppe sozusagen aus der Hand ge-
glitten. Ich glaube auch, dass vorerst die Antiregierungsstimmung
der Handelskammer und allen anderen recht war, dann aber wirklich die
die Geister, die sie riefen, wie beim Zauberlehrling, nicht mehr
bändigen konnten, ihnen dann selbst unheimlich wurde. Mein Hinweis,
dass eben die Gewerkschaften eine jahrhundertlange Tradition haben
und daher besser wissen, wie man Kampfmassnahmen einleitet, setzt,
dann aber auch wieder zurückführt, konnte und wurde nicht wider-
sprochen. Der Wunsch der Handelskammer war, dass man den Frächtern
eine Art Dienstnehmerbefähigungsnachweis gibt, wurde von mir abends
in der Regierungsbesprechung an Lausecker weitergegeben. Für diese
Berufsgruppe ist das Güterbeförderungsgesetz zuständig und nicht
die Gewerbeordnung.

Die Milch- und Getreidepreisregelung wurde – auch was die Auswir-
kungen betrifft – von der Handelskammer positiv zur Kenntnis ge-
nommen. Grosse Schwierigkeiten sieht Mussil in der Festlegung für
das nächstjährige Normalweizen-Mahlkontingent. Da wir nur 70.000
Tonnen maximal nächstes Jahr Normalweizen für die Mahlzwecke brauchen,
was ungefähr bei einer guten Ernte 10% und ansonsten 15% der Gesamt-
menge wäre, wird die Aufteilung sehr problematisch sein. Mussil
sieht aber auch keine andere Lösung als eine Art Kontingentierung.
Der Getreidehandel wird unter allen Umständen zu Schaden kommen,
denn die Bauern werden, wenn der Normalweizenpreis auf den Futter-
weizenpreis zurückfällt, nicht wie jetzt der Fall, das Getreide über
den Handel oder Genossenschaft zuerst verkaufen und dann als Futter-
weizen wieder zurücknehmen, wodurch der Handel seinen Umsatz hat.



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Der Landwirtschaftsminister Haiden, mit dem ich dieses Problem
abends sehr eingehend besprochen habe, wird noch in dieser Woche
die erste Sitzung einberufen.

ANMERKUNG FÜR Plesch: Bitte mit Landwirtschaftsministerium unver-
züglich die Beamtenverhandlungen führen lassen.

Ich berichte Sallinger und Mussil über die regen Kontakte in der
letzten Zeit mit Ägypten, Vizeministerpräsident Sultan als Energie-
zuständiger und Wirtschaftsminister Sayeh als Vorsitzender der
Gemischten ägyptisch-österr. Kommission. Mein grosses Interesse
den Ägyptern gegenüber ist hauptsächlich durch die Möglichkeit
der Schliessung der Entsorgungskette Kernkraftwerk gegeben. Mussil
sieht dies vollkommen ein, macht sich sicherlich auch jetzt Ge-
danken, dass wir Milliardenbeträge nach Ägypten geben werden und
diese dem Waldviertel oder einer sonstigen Gegend in Österreich
fehlen werden. Das Hauptproblem wäre nur, dass momentan die
Amerikaner noch nicht zustimmen und vielleicht Ägypten irgendwann
einmal unter Sowjeteinfluss kommt. Eine schwache Hoffnung habe ich,
ohne dass ich dies natürlich beim Jour fixe sagte, dass doch viel-
leicht in Österreich eine Region oder Gemeinde sich überlegt und
diese hunderte Millionenbeträge für eigene Infrastrukturmassnahmen
bekommen könnte. Landeshauptmannstellvertreter Czettel hat nach
der Regierungsbesprechung – von mir informiert – auch diese Meinung
geäussert.

Sallinger ersucht mich, dass wegen der Ausdehnung Arbeitsgemeinschaft
Management Schulen ich noch nicht endgültig entscheiden sollte,
sondern vorerst alle Beteiligten feststellen sollen, wer dafür aller
infrage kommt.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte Gröger soll Gruppen fragen und eine
Liste aufstellen.

Das Kabinett des Bundeskanzlers hatte mich ersucht festzustellen,
wie die Firma Karasek, Viehimporteur, der ausschliesslich bis
jetzt ungarische Importe durchgeführt hat und jetzt von der DDR
ebenfalls als Importeur herangezogen wird, zu dieser Sonderstellung
gekommen ist. Die berechtigte Vermutung liegt nahe, dass er für eine


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kommunistische Organisation entsprechende Provision bezahlen
muss. Der Tatbestand, nicht nur wegen der Firma Karasek, sondern
auch wegen anderen Firmen, ist der Handelskammer sehr wohl be-
kannt, sie haben diesbezüglich auch schon in der DDR einmal
versucht zu verlangen, dass andere Firmen ebenfalls eingeschal-
tet werden. Da weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft
diesbezüglich ein Erfolg zu erwarten ist, stellen wir den Tatbe-
stand nur fest. Ich erkläre sofort, ich werde nicht bei der DDR,
sei es Aussenhandelsminister Beil oder gar Dr. Mittag intervenieren.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte diese Frage mündlich mit Kabinett
besprechen.

Sallinger wollte mit den Klubobmännern eine grosse Südamerika-
Besichtigungstour der Aussenhandelsstellen starten, hat aber jetzt
wegen der Frächterauseinandersetzung davon Abstand genommen. Er
hofft, dass er dies im Frühjahr nachtragen kann. Mussil teilt mir
mit, dass wegen der Teilnahme des Aussenhandelsobmannes Wien,
Bundesrat Dr. Pisec, durch die Aussenhandelsstelle in Moskau bei
den Russen intervenieren lasst.

Im Pressegespräch berichte ich über die Getreide- und Milchpreis-
regelung und Situation. Interessanter Weise knüpft sich daran keine
Diskussion. Gröger informiert über die Papierförderung, 3 Mia
Kreditvolumen, 120 Mio Schilling Budgetbelastung, die zu den 1,7
Mia, die der Finanzminister angekündet hinzukommen, Buchmann über
die Befähigungsnachweise für technische Büros und Sprengung, ins-
gesamt also schon 30 Verordnungen auf Grund der Gewerbeordnung,
Jagoda über Chemisch-Putzer, Fälbl über die Ägyptenverhandlung.
Hier ergänze ich, dass wir die engen Kontakte Wirtschaftsminister
Sayeh, Vizeministerpräsident Sultan, Präsident Sadat dazu nützen,
um die Entsorgungsfrage zu klären. Aber auch selbst bei so brisanten
Themen gibt es keine Diskussion. Entweder sind die Journalisten
schon urlaubsmüde oder die Fragen sind wirklich so eindeutig klar,
dass niemand mehr dazu sprechen will. Zolles berichtet dann noch
über den Einfluss des Frächterboykotts auf dem Fremdenverkehr.
Da muss ich aber bereits zum Flughafen fahren, um den Minister der
Elfenbeinküste Ekra abzuholen.



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Der Sohn des Ministers musste mit einer anderen Maschine
kommen, wodurch ich Gelegenheit hatte, vorher mit ihm über sein
Land zu sprechen. Er ist Direktor einer Ananasbearbeitungsfabrik
mit 600 Beschäftigten. Seinem Vater gehört die Fabrik, der gleich-
zeitig aber jetzt Minister für die verstaatlichte Industrie wurde.
Dieser hat, wie er mir nachher erzählte, das grosse Dilemma, dass
die Manager der verstaatlichten Industrie Sicherheit wie ein
Beamter wünschen – also Fixanstellung – und gleichzeitig aber
entlohnt wie die Privatindustrie werden möchten. Ausserdem klagt
er über den mangelnden Einsatz dieses Managements. In Österreich,
erklärte er, möchte er primär die Verhältnisse studieren. Ausser
VÖEST Alpine und Vereinigte Edelstahlwerke, die er auch besuchen
wird, hat er dann auch den Wunsch einer Papierfabrik, Nahrungs-
und Genussmittelfabrik sowie wegen der Düngererzeugung Chemie-Linz.
Da er und sein Sohn, aber auch seine Begleitung das erste Mal in
Österreich waren, haben wir dann auch noch in Wien eine Stadtbesich-
tigung eingefügt. Obwohl er im Hilton wohnt, wurde dann das Mittag-
essen im Imperial gegeben. Dr. Leupold sagte, das Protokoll, Ottahal,
hätte dies verlangt, weil das Büro des Ministers erklärt hat,
ich wollte nicht im Hilton essen, sondern bevorzuge das Imperial,
so einen Blödsinn habe ich überhaupt noch niemals gehört. Ich kann
mir ungefähr schon ausrechnen, wie oft etwas behauptet wird, das ich
will oder nicht will, obwohl ich davon gar nichts weiss und die
Entscheidung genau entgegengesetzt meiner Absicht erfolgt. Bei den
blöden Repräsentationsessen ist dies nur ganz egal. Ich hoffe nur,
dass es nicht bei wirklich entscheidenden Sachfragen auch solche
Behauptungen gibt.

Der japanische Botschafter hatte eine diplomatische Demarche, wie
er selbst sagte, wegen der mengenmässigen Beschränkung gewisser
japanischer Waren bei der Einfuhr. Ähnliche Demarchen sind auch
in Schweden und Norwegen schon erfolgt. Die Japaner möchten, dass
wir jetzt unverzüglich alle diese Beschränkungen aufheben, damit
dann umso leichter die japanische Regierung einer Schutzklausel,
die im Rahmen der grossen Verhandlungen jetzt mit den Amerikanern,
EG und einem starken Entwicklungsland durchgeführt werden, um so
leichter zugestanden werden können. Solange die endgültige For-
mulierung der Schutzklausel für uns nicht vorliegt, solange aber
insbesondere die Japaner sich dagegen wehrten, uns bilateral, wie
den Benelux, Frankreich und Grossbritannien, bis 1964 eine Schutz-


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klausel gegeben hat, nicht auch uns bilateral ein diesbezügliches
Angebot gemacht wird, sehe ich keine Möglichkeit irgendwelche
Zusagen zu machen. Trotz unserer Kontingente hat im Vorjahr
Japan für 4,6 Mia Schilling Waren nach Österreich gebracht und
wir nur für 700 Mio ausführen können, in den ersten 5 Monaten
1,5 Mia zu 320. Ein bisschen hat sich die Situation verbessert,
ist noch immer aber sehr unbefriedigend. Die Beschwerden der
Firma Rögelsperger, Importeur, welcher die Verordnung vom
14.3.78 wegen der Importbeschränkung bekämpft, muss abgewartet
werden. Ohne diese Verordnung hat der Verwaltungsgerichtshof
in 5 Fällen gegen uns entschieden. Die Japaner – und dies hat der
Botschafter klar und deutlich gesagt – möchten eben jetzt im Zuge
der Verhandlungen im Rahmen des GATT alle Massnahmen, die sie be-
nachteiligen, ausräumen.

ANMERKUNG FÜR Haffner: Bitte Informationsbrief von mir an Österr.
Mission in Genf entwerfen lassen.

Das Programmgespräch mit Schmidt, ÖGB, der letzten Endes die Koor-
dination und auch Initiative tragen soll, sowie Kienzl, Wirlandner,
Wanke und mir ergab, dass meine ursprüngliche Absicht, bei dieser
Gelegenheit für den Gewerkschaftskongress im nächsten Jahr eine Art
sozialdemokratisches Marktwirtschaftskonzept zu entwickeln, nicht
möglich sein wird. Einleitend stellte ich sofort fest, dass ich
auf Intervention von Kienzl die Initiative und Durchführung
selbstverständlich Schmidt gerne überlasse. Er muss als volkswirt-
schaftlicher Referent der Gewerkschaftsbundes, so wie dies in der
Vergangenheit immer Kienzl getan hat, jetzt bei dieser Arbeit
deutlich sichtbar in Erscheinung treten. Betrüblich ist nur, dass
Kienzl und ganz besonders Schmidt eine Stärkung des planwirt-
schaftlichen Elementes in diesem Programm verlangt. Im Einzelfall,
z.B. bei der Energie, diskutierten wir dann, wie wenig tatsächlich
eine planmässige gelenkte Wirtschaft die Probleme lösen kann, die
zugegebener Massen auch nicht der Markt befriedigend löst. Gegen
eine weitestgehende Information, wie sie Wanke vorschlägt, hat
niemand etwas einzuwenden. Die Frage ist nur, was wurde bis jetzt
aus der Idee der indikativen Planung z.B. in Frankreich. Meiner
Meinung nach ist ein starker Einflussschwund all dieser planwirt-
schaftlichen Instrumente, Ideen, Konzepte festzustellen. Vielleicht
irre ich mich aber.

ANMERKUNG FÜR WANKE: Gibt es objektive Berichte?



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In der Ministerratsvorbesprechung hat Kreisky festgehalten,
dass am 5.9. um 9.30 Ministerrat und dann gleich anschliessend
Regierungsklausur bis 6. Nachmittag stattfindet.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte sofort eintragen.

Die Aussprache mit Landeshauptmann Maurer und der NÖ Landesregierung
über Landesprogrammwünsche soll am Freitag um 10 Uhr schon erfol-
gen. Ein Wunsch ist Erhöhung für Zuschüsse von 20.000 für Dauer-
arbeitsplätze, die das Land NÖ gibt, auf 100.000 Schilling je
Arbeitsplatz, wenn der Bund auch die Hälfte bezahlt. Kreisky
meinte, dies liegt in meiner Kompetenz. Ich verwies sofort darauf,
dass hier nur aus der Arbeitsmarktförderung das Sozialministerium
Zuschüsse geben könne.

Die politische Akademie soll für hardware 3,5 Mio Schilling
zugeschossen bekommen. Dies müsste in einem Budgetüberschreitungs-
gesetz fixiert werden. Laut Androsch wäre dies insoferne sehr recht,
dass die Ausgabe ab ja Partei 3,5 Mio nicht allzu gross ist, aber
damit bewiesen, dass die Oppositionsparteien, wenn es um ihre
Zuschüsse geht, sehr wohl sofort zustimmen, was sie dem Finanz-
minister ansonsten immer verwehren.

Auch für die Presseförderung soll für 1979, insbesondere für die
Ausbildung der Journalisten, wie Nenning immer fordert, verhandelt
werden, ob eine höhere Budgetpost möglich wäre.

Ein österr. Filmkonzept wird von Kreisky neuerdings urgiert, ins-
besondere im Hinblick auf die vielen Förderungswünsche der
aktiven Österreicher. Androsch sagt, wäre der Frächterboykott nicht
gekommen, hätten schon zwischen Unterrichts-, Handelsministerium
und ihm die entsprechenden Gespräche stattgefunden. Er glaubt
nämlich jetzt eine Lösung auf finanzieller Art gefunden zu
haben.

Das Ergebnis des Symposiums über Austro-PKW soll, wie Prof. Lenz
fordert, nicht mit einer grossen Publikation enden, wohl aber
über den Bundespressedienst eine sehr nette und schöne Broschüre
hergestellt werden.



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Die sozialistische Fraktion, ein gewisser Petschnik, den
ich nicht kenne, verlangt, dass Prof. Grümm, der jetzt zur
internationalen Atomenergie als stellvertretender Generaldi-
rektor kommt, nicht karenziert, sondern entlassen wird. Dagegen
spricht sich sowohl Kreisky, Firnberg, als überhaupt die gesamte
Regierung ganz entschieden dagegen aus. Grümm hat uns sehr unter-
stützt, ist ein exzellenter Fachmann, wird jetzt in eine ehren-
volle Position der Internationalen Atomenergie berufen und gleich-
zeitig soll man ihn nicht wie üblich karenzieren, eine solche
Vorgangsweise wird einheitlich ganz entschieden abgelehnt.

Androsch berichtet, dass er gegen die Spitalfondsgestion von
Leodolter, die leider in Ungarn ist und daher die Diskussion
nicht mithören kann, entschieden Einspruch erheben muss. Kunze,
der Berater von Leodolter, öffentl. Bediensteter des Hygenie-
instituts, soll jetzt einen Werkvertrag für Verträge für Dritte
für einen Rahmen von 145 Mio bekommen. Zwei Spitzenkräfte von ihm
würden 400.000 Schilling pro Monat bekommen, er selbst eine 5-jäh-
rige Bindung. Dies ist vollkommen inkompatibel. Es kann nicht der
Berater gleichzeitig der Mann sein, der auch beauftragt ist, die
entsprechenden Verträge abzuschliessen und für sich selbst Ge-
schäfte zu machen. Kreisky wird mit Androsch und Leodolter dieses
Problem bei ihrer Anwesenheit dann bereinigen.

Bürgermeister Gratz verweist darauf, dass im Verband der Elektri-
zitätswerke jetzt über die PR-Aktion entschieden werden soll.
Wien ist daran mit ca 5 % beteiligt. Da Wien als einziger nicht
eine Landesgesellschaft besitzt, sondern die E-Werke ein Teil
der Gemeindeverwaltung, hat Gratz die grössten Bedenken, dass er
als politisch Verantwortlicher dafür zustimmen muss. Er möchte
dies daher ablehnen. Schon während der Sitzung, aber ganz besonders
nachher, erkläre ich, dass dies eine unmögliche Vorgangsweise
ist. Wir haben diese Mittel verlangt, die Elektrizitätswirtschaft
ist bereit sie jetzt zu geben und Gratz hat wegen der Wiener Ge-
meinderatswahlen jetzt dagegen diese Bedenken. Gratz verlangt, dass
die Landeshauptleute schriftlich einer solchen Aufklärungsaktion
zustimmen. Androsch und Kreisky versuchen mit mir ihn dazu zu bringen,
dass es genügt, wenn die Landesgesellschaften Vorstände ihre Prä-
sidenten des Aufsichtsrates fragen müssten. Der Koordinator Kunz


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ist über die Entwicklung sehr beunruhigt und meint, wenn die
Elektrizitätswirtschaft das Geld nicht gibt, dann hat er keine
Möglichkeit den Aufklärungsfeldzug zu starten. Ich hoffe, dass
es mir geglückt ist, anschliessend an die Ministerratssitzung Gratz
neuerdings auf diese Situation hinzuweisen und hoffe, dass er
dagegen nicht Einspruch erhebt.

Kreisky möchte die Reaktorsicherheitskommission so schnell als
möglich einberufen und diesbezügliche Vorschläge von Taus und Peter,
den beiden Oppositionsführern, verlangen. Er stellt sich vor,
dass ein Dutzend Fachleute berufen werden sollen. Ich plädiere
für maximal 6 und verweise darauf, dass die ÖVP vorgeschlagen
hat, je einen Vertreter der Handelskammer und Arbeiterkammer.
Dadurch würden auf alle Fälle zwei Befürworter reinkommen.
Kreisky meint zu recht, es dürften aber keinesfalls nur lauter
neutrale oder gar Atomkernkraftwerkbefürworter sein. Ich blamiere
mich insoferne, als ich nicht weiss, dass es eine solche Reaktor-
kommission in Amerika, England, Frankreich, Deutschland und der
Schweiz gibt, wie sich zusammensetzt und welche Funktion sie dort
hat. In Hinkunft muss ich vielmehr aufpassen, gleich wenn solche
Beschlüsse irgendwelcher Art irgendwo gefasst werden, dass ich ent-
sprechendes Informationsmaterial von der zuständigen Sektion be-
komme. Klubobmann Fischer hat z.B. von Prof. Grümm eine dies-
bezügliche Information besessen. In der Atomdebatte konnte der
Oppositionssprecher Dr. König auf ein Gutachten der GKT verweisen,
jetzt Klubobmann Fischer die Unterlage mir zeigen und der zuständige
Ressortminister weiss nichts.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte Unterlagen beschaffen und Problem
auf die nächste Sektionsleitersitzung setzen.

Androsch berichtet über die Verhandlungen wegen der Retorsionsmass-
nahmen Strassenverkehrsabgabe. Die bulgarische Seite wäre bereit
auf jedwede Retorsionsmassnahme zu verzichten, wenn ihre 15.000
Einzelgenehmigungen, die manchmal, wie Androsch sagt, 3-5 mal
benützt werden, auf 30.000 erhöht werden sollten. Österreich hat
dagegen höchsten 7.500 genutzt. Lausecker fragt, wie er sich jetzt
bei den Verhandlungen mit den Bulgaren stellen soll, Kreisky und
Androsch, aber auch Lausecker lehnen diesen Wunsch entschieden ab.
Die Bulgaren haben derzeit eine schwere LKW-Flotte von 5.000 Stück,


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von denen 2.000 infolge der mangelnden Einzelgenehmigungen nur
ausgelastet über Österreich fahren können.

Kreisky meint, man hätte beim Frächterboykott beweisen müssen,
dass mit derartigen Methoden nichts erreicht wird. Wäre es
zu einem Nachgeben gekommen, dann hätte man mit Demonstrationen
auch bei Kernkraftwerkentscheidungen rechnen müssen. Bei aller
Beweglichkeit war es daher notwendig, in der Sache hart zu bleiben.
Unerklärlich ist nur, warum Lanc, der ebenfalls im Ausland ist,
den Landeshauptleuten Dank und Anerkennung ausgesprochen hat. Ins-
besondere der steirische Landeshauptmann Niederl hat keinesfalls
eine eindeutige Haltung immer eingenommen. Allgemeine Erleichterung,
aber ohne dass dies dort gesprochen wird, glaube ich, beherrscht
alle, dass wir überhaupt aus dieser grössten Belastung sozialisti-
schen Alleinregierung heraussteigen konnten. Ob tatsächlich der
Kreisky-Vorschlag, Überredungsmethode der Betriebsräten mit Last-
kraftwagenfahrer, die boykottieren, Erfolg gehabt hätten, bezweifle
ich. Ich fürchte eher, dass es zu Zusammenstössen gekommen wäre.
Auch die Androhung des Führerscheinentzuges und deren Durchführung,
nachdem sie sich an der Grenze so verkeilt hatten, hätte meiner
Meinung nach kein wirklich sichtbares Ergebnis gebracht. Wien hat
klar und deutlich gezeigt, dass eine Strassensperre nur dann ver-
hindert werden kann, wenn der Konvoi sofort aufgefangen wird und
dort mit entsprechenden Massnahmen, die Verhaftung und Führer-
scheinentzug, gedroht wird und die ersten sehen, dass damit ernst
gemacht wird.

Androsch berichtet, dass die BIZ in Basel über den Wirtschafts-
gipfel in Deutschland nicht informiert ist. Giscard d'Estaing
und Schmidt haben die Absicht einen Europäischen Währungsverbund
zu schaffen, der eine Interventionsmöglichkeit von 130 Mia gegen-
über USA 10 Mia hätte. Bei 4 bis 600 Mia, die herumschwimmen, wäre
hier schon eine beträchtliche Stabilitätspolitik möglich. Kreisky
meint, alle müssten zu dieser Frage positiv stehen, um die Dollar-
Bocksprünge zu verhindern. Ob Österreich und wie Österreich mit-
macht, sei eine politische Entscheidung und könnte nicht von der
Nationalbank, wie Generaldirektor meint, getroffen werden.

Blecha berichtet, dass eine telefonische Umfrage wegen Kernkraftwerken
ergeben hat, dass die Gegner von 20 auf 25% gestiegen sind, auf


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Kosten der Unentschlossenen, die 16% ausmachen. 60% sind für die
Inbetriebnahme. Für Parteiempfehlung sind aber nur 27%, 71%
dagegen. 21% würden eine Partei nicht mehr wählen, die sich
für die Inbetriebnahme einsetzt, der höchste Prozentsatz in
Vorarlberg und Wien mit 33%. Auf die Wähler gerechnet würde die
ÖVP 1.8 % und die SPÖ 3.8% Wähler verlieren, wenn das Kernkraftwerk
in Betrieb geht. Die Volksbefragung aber halten 62% für richtig.
24% für falsch. Die 600 telefonischen Umfrageergebnisse sind ein
kleines Exempel dafür, aber da die Telefonnummern bekannt sind,
immer wieder zu wiederholen und dieselben Interviewten zu befragen.
Schön sieht diese Entwicklung nicht aus. Ich hoffe, sie ändert
sich noch bis November.

43_0804_01

Tagesprogramm, 10.7.1978

43_0804_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: wiss.-techn. GF Öst. Studienges. f. Atomenergie


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: -min.


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Staatspräsident Ägypten


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Viehimporteur


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: BKA


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: HK, Evidenzbüro für Außenhandel, Wr. ÖVP-Bundesrat


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: MR HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Gesundheitsministerin


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Beamter HM


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Beamter HM


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg., Personalchef Unilever


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: BK BRD, SPD


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: ägypt. stv. Ministerpräs., Energieminister


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Unterrichtsminister, Bgm. Wien


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  GND ID: 13892421X


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                                    Einträge mit Erwähnung:


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: steir. LH, ÖVP


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Sekr. d. ZK d. DDR f. Wirtsch.


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Leiter vw. Abt. ÖGB, SPÖ-NR-Abg.


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: FPÖ-Obmann


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: Direktor ÖFVW


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: Verkehrsminister


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Importeur


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: sozialistische Fraktion (?)


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: SChef HM
                                                          GND ID: 12195126X


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: Büro des Bundesministers


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: frz. Staatspräs.


                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                Tätigkeit: Journalist
                                                                GND ID: 119318245


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: Berater Leodolter


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
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                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                              Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                      Einträge mit Erwähnung:


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                                                                                          GND ID: 118566512


                                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                              GND ID: 118503049


                                                                                              Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                      GND ID: 11869104X


                                                                                                      Einträge mit Erwähnung: