Dienstag, 26. September 1978
Der österr. Botschafter in Bonn, Pein, informiert mich über seine
Aktivitäten, um in Norddeutschland entsprechende Absatzmöglich-
keiten zu erschliessen. Er hat eine Konsularkonferenz einberufen.
Ausser den 4 Generalkonsulen Mühlbacher, München, Fitz, Düsseldorf,
Schwarz, Hamburg, Kußbach Berlin, kamen auch die 12 Honorarkonsule,
bedeutende Männer der deutschen Wirtschaft wie Krupp, Bahlsen usw.
Pein glaubt, wir müssten in Norddeutschland mehr Aktivitäten ent-
falten. Die Firmen, so stellte ich fest, müssten, wie der deutsche
Botschafter Grabert mir mitteilte, wesentlich mehr auf das dortige
Marketing und die Mentalität dieser Leute Rücksicht nehmen. Wichtig
erschien Pein, dass ich endlich in Deutschland meinen offiziellen
Besuch abstatte. Wir einigten uns darauf, dass der beste Zeitpunkt
Donnerstag vor Pfingsten wäre. Pein möchte auch mit den Fremden-
verkehrszweigstellenleiter der ÖFVW, 6 Stück an der Zahl, und den
Direktor Zolles ein Gespräch führen. Zolles soll bei dieser Ge-
legenheit und auch bei meinem Besuch entsprechende österreichische
Fremdenverkehrsaktivitäten organisieren.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte die Details alle bereits jetzt ein
leiten.
In der Ministerratsvorbesprechung hat Kreisky über das argentinische
Panzergeschäft berichtet. Vom Völkerrechtsstandpunkt wäre dagegen
nichts einzuwenden, da sich Argentinien nicht im Krieg befindet.
Die Schweden und die Schweizer wollen aber nicht liefern. Die Verei-
nigten Staaten haben ein Embargo gegen argentinische Waffenliefe-
rungen festgelegt. Österreich wird deshalb sowohl von der Welt,
aber noch viel mehr innerösterreichisch ungeheure Proteste aus-
lösen. Trotzdem möchte Kreisky eher liefern, um dem Vorwurf, man hat
für die Beschäftigten in Steyr nicht vorgesorgt, zu entgehen.
Die Idee, dass das Bundesheer vorliefert, ist unmöglich, dafür wäre
ein eigenes Bundesgesetz, da es sich um eine Veräusserung von
Bundesvermögen handelt, notwendig. Bundesobmann Taus hat Kreisky
gegenüber bei Abendessen für Schiwkow seine Verhandlungsbereitschaft
erklärt. Kreisky meint aber, bei der Verhandlung wird dabei kaum
etwas herauskommen. Sein Vorschlag war deshalb, wir sollten jetzt zu-
warten, bis die argentinische Regierung eine Verpflichtungserklärung
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abgibt, dass sie die Panzer nur für die Landesverteidigung braucht
resp. verwenden wird. Rösch verwies dann noch besonders darauf, dass
Steyr-Daimler-Puch die Vorlieferung von 50 Panzern wollte. Ma-
ximal aber kämen dafür 17 in Frage, das ist eine Panzerkompanie.
Selbst diese aber, glaubt Rösch, würden niemals lautlos im Parlament
beschlossen werden. Die Opposition im Inland, aber auch in der
Welt würde dies ganze als ein Geschäft von Regierung zu Regierung
betrachten und nicht als eine gewöhnliche Lieferung von Steyer-
Daimler-Puch nach Argentinien. Bei bisherigen Vorleistungen, die
das Bundesheer schon erbracht hat, wurden 2–4 Panzer zur Offert-
legung zur Verfügung gestellt und dann als Reparatur getarnt. Steyr-
Daimler-Puch hat dann neue Panzer in diesem Reparaturverfahren zur
Verfügung gestellt. Da ich derzeit den Aussenminister vertrete, wurde
mir auch bezüglich der argentinischen Panzerlieferung ein diesbe-
züglicher Akt vorgelegt. Meine Entscheidung war klar, ich habe hand-
schriftlich vermerkt, dass der Herr Bundeskanzler die Mitteilung
der argentinischen Regierung abwarten will.
Kreisky berichtet, dass mit den ORF-Kuratoren der sozialistischen
Seite vereinbart wurde, zur Interimslösung stimmen alle für Oberhammer.
Damit ist die Kontinuität aufrecht erhalten, die Benya fordert. Für
die neu dann auszuschreibende Wahl sei alles offen. Die einzelnen
Gruppen haben sehr unaufrichtig, ja sogar unfair gearbeitet. Dro-
hungen wurden ausgesprochen, der Vertreter des Finanzministeriums
Mauhart von Kreisky sogar speziell genannt. Slunsky, der Vorsitzende
im Kuratorium, ist frei jeder Weisung, es war aber ein Fehler, dass
er Zilk vorgeschlagen hat. Letzten Endes berichtet Kreisky, wird der
Parteivorstand über den Kandidaten entscheiden müssen. Bei unserer
Sektionsleitersitzung am Abend wurde dieses Problem auch eingehend
besprochen und selbst ich kritisiert, dass ich gar keine wirkliche
Entscheidung ihnen mitteilen konnte, sondern nur hoffe, dass wir
über die Runden kommen. Die von der AZ behauptete Meinungsvielfalt
der Kuratoren sei Schwäche, Ratlosigkeit, die SPÖ mache sich damit
lächerlich. Die berechtigte Kritik konnte ich weder entkräften, noch
eigentlich entgegentreten. Ich glaube auch, obwohl ich in die un-
mittelbaren Verhandlungen Gott sei Dank gar nicht eingeschalten bin,
dass hier in dieser Frage ein untragbarer Zustand sich heraus ent-
wickelt hat. Personalentscheidungen sind die schwierigsten Entschei-
dungen, Personalentscheidungen bringen Personen gegeneinander auf.
Personalentscheidungen können für gewisse Personen tödlich
sein. Ich fürchte, dass wir uns wieder einmal nach 10 Jahren
Ruhe in einer solchen Situation derzeit befinden.
Leodolter berichtete, dass sie jetzt der GKT einen Brief schreiben
möchte, wo ihr Ministerium festhält, dass mit dem Kompaktlager,
dem Cogema-Wiederaufbereitungsvertrag und der Lagerung in Ägypten
die Versorgungskette geschlossen ist. Kreisky verlangte sofort,
dass man mit der Atombehörde Prof. Grümm Kontakt aufnehmen soll,
damit diese und diese uns die adviser opinion mitteile. Ich habe
unverzüglich auf Wunsch Leodolters und Kreiskys den Kontakt mit
Grümm hergestellt. Dieser schlägt vor, wir sollten zuerst mit den
neuen Reaktorreferenten Laue, er war bisher im Kernkraftwerk
Karlsruhe beschäftigt, und dann mit seinem Abteilungsleiter, dem
Russen Schepilow Gespräche führen. Letzten Endes entscheidet
natürlich der Generaldirektor Eklund. Frank hat Satzinger aber
vorgeschlagen, er wird jetzt zuerst mit Nentwich zu Ecklund gehen,
um gegebenenfalls diese Information resp. Bestätigung zu bekommen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte Grümm darüber unbedingt verständigen.
Innenminister Lanc hat vor der Ministerratssitzung mir auch mitge-
teilt, er ist von seinen Beamten informiert, gegen die Ö-Norm
Änderung zu stimmen. Wir einigten uns aber dann dahingehend – und
ich habe das im Ministerrat selbst vorgeschlagen – dass die Meldung
an die Informationsstelle nur bei Auslandsgeschäften über 1 Mio
Schilling erfolgen soll. Lanc verlangt ausserdem ein bundesein-
heitliches Formular.
ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte Entsprechendes sofort veranlassen.
Kreisky hat im Ministerrat bei einer Auslandsreise wieder darauf
hingewiesen, dass die Budgetpost nicht überschritten werden darf.
Sollte aber auf andere Konten verbucht werden, dann wird er mit
aller ihm zur Verfügung stehenden Macht dies verhindern und Kon-
sequenzen ziehen. Löschnak teilt mir allerdings dann mit, dass
das Bundeskanzleramt nicht keinerlei Mittel mehr frei hat, sondern
dass die Reisetangente 104.000 Schilling pro Monat ausmacht und
dass sie jetzt aber nur mehr eine Summe von 266.000 Schilling zur
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haben für 3 Monate, wenn man so sagen will, 2 1/2 Monate
Reisetangentendeckung.
Kreisky legte auch einen mündlichen Ministerratsvortrag über
seine Ungarn-Reise vor. Darin behauptet er zwar falsch, dass er
für die Bergbauförderung zuständig ist, mündlich ergänzte er,
dass mit diesem ungarischen Kohle-Elektrizitätsproblem nicht
zuletzt auch wegen der Finanzierung und wegen Raumplanung und ich
weiss nicht was sonst noch, er als Bundeskanzler zur Koordinierung
verpflichtet ist, weil eben mehrere Ministerien davon betroffen
sind. Er schlägt deshalb ein kleines Ministerkomitee, Bundeskanzler,
Finanzminister, Handelsminister vor. Verärgert ist er scheinbar über
die Verbund, weil seiner Meinung nach die nicht entsprechend expedi-
tiv arbeiten. Ich hörte fast die Stimme von Frank aus ihm sprechen.
Die Verbund hätte auch nicht die politische Kraft und die Motivation
so schnell als möglich zu einem Abschluss zu kommen. Ähnlich war es
auch bei er seinerzeitigen Verhandlung mit den Polen. Die Koordi-
nation wird jetzt sehr schnell erfolgen und momentan wird der Finanz-
minister als Vizekanzler diese Koordination führen. Mich stört dies
insoferne nicht, weil ich überzeugt bin, dass das Hauptproblem sein
wird, die riesigen Kohlenmengen, welche die Ungarn liefern wollen
und liefern müssen, in Österreich unterzubringen. Die Elektrizitäts-
gesellschaft wird höchstens einen Teil davon verarbeiten können.
Den Rest muss dann die verstaatlichte Industrie irgendwie verkraften.
Darüber hinaus wird es äusserst schwierig sein, die finanziellen Mit-
tel für dieses ganze Projekt aufzubringen. Der Finanzminister wird,
davon bin ich überzeugt, ähnlich wie mit den Polen diesbezügliche
Verträge abschliessen müssen. Kreisky für die Verstaatlichung, der
Finanzminister für die Österr. Kontrollbank werden daher auch letzten
Endes die Verantwortung so wie bei Polen zu tragen haben.
Moser berichtete mir, dass er vom ORF angesprochen wurde und er müsse
jetzt wegen der 30 Groschen Mineralölsteuererhöhung ein Interview
geben. Er wird von Einnahmen von 1 bis max. 1.2 Mia Schillinge reden,
in Wirklichkeit aber müssten es mehr sein, denn 10 Groschen bringen
weit über 400 Mio Schilling.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte kläre, wieviel jetzt 10 Groschen Mine-
ralölsteuer wirklich bringen.
Vor der anschliessenden Industriekommissionssitzung hatte ich
Gelegenheit mit Vranitzky, Creditanstalt, Igler, Industriellen-
vereinigung, Zöllner, Arbeiterkammer, zeitweise hat sich sogar
Mussil dazugestellt, dann aber, als er das Problem erfasste, sich
sofort entfernt, mit Grünwald und Wanke über die Frage der Be-
schäftigung von Rieser Herderzeuger in Stumm zu sprechen. Igler
möchte die grosse Lösung herbeiführen. Firma Tirolia, sein
Freund Heiß, soll sich endlich mit Elin arrangieren, damit Elin
nicht immer nur Herde importiert für ihr Verkaufsprogramm. Kommt
es zu dieser grossen Lösung, dann ist das Problem für die Beschäf-
tigten in Stumm geklärt. Da diese Frage aber sicherlich nicht von
heute auf morgen entschieden wird, haben wir im Handelsministerium
versucht, mit dem Konkursverwalter und dem Bürgermeister Kontakt
aufzunehmen, um eine Lösung herbeizuführen. Alle Gespräche ergaben,
dass in Wirklichkeit die AEG sich stärker engagieren muss. Wenn
die AEG, die den Betrieb Rieser de facto beherrschte, manche be-
haupten auch sogar besass, einsteigt, gibt die Bank sofort weiter
Geld. Der Bürgermeister meint, es werden dafür nicht 30 Mio Schilling
Betriebsmittel benötigt, sondern 5 Mio. Ich habe mit einem eigenen
Brief die AEG jetzt zur unverzüglichen Stellungnahme bezüglich
dieser Vorschläge aufgefordert.
In der Sitzung der Industriekommission hat Kreisky einen schrift-
lichen Bericht über die Investitionsförderungsmassnahmen vorgelegt.
Ergänzt hat er ihn dann durch aktuelle Industrieprojekte, primär
natürlich das BMW-, Steyr-Daimler-Puch-Projekt mit dem List Diesel-
motor. Der Generaldirektor von BMW hat ihm mitgeteilt, es werden
nicht nur 100.000 Stück erzeugt werden, sondern wesentlich mehr. Die
Oberösterreicher geben nur 86 Mio Schilling, wenn es nach Ratzenböck,
dem Landeshauptmann geht, die SPÖ Oberösterreichs, Landeshauptmann-
stellvertreter Hartl, verlangt 200 Mio Schilling. Die Steirer sind
bereit 500 Mio zu geben und 150.000 qm Grund zur Verfügung zu stellen.
Wie weit es sich hier nur um ein wahltaktisches Manöver handelt,
LH Niederl, aber auch LHStV. Sebastian werden diesbezüglich bei
Kreisky vorsprechen, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Alle be-
zweifeln, dass die Steirer wirklich 500 Mio haben. Kreisky verlangt,
wenn es tatsächlich nach Steiermark kommt, dann müsste es in ein
Industriegebiet kommen, z.B. Obersteiermark, keinesfalls dürfte man
überhaupt irgendwo auf die grüne Wiese dieses Werk stellen, denn es
muss damit auch ein schwaches Industriegebiet gestützt werden.
Prof. Andrae verwies darauf, dass man seinerzeit in Deutschland
Opel auch auf diese Art und Weise nach Bochum gezwungen hat.
Damit sich die Länder nicht überbieten und den Deutschen immer
noch bessere Konditionen geben, sollte man kartellmässig Ab-
sprachen durchführen. Die Regierung sollte dies einleiten. Wenn
sich die Länder nicht daran halten, sollte man ihnen den Finanzaus-
gleich entsprechend kürzen. Kreisky verwies darauf, dass es Landtags-
wahlen gibt, eine solche Vorgangsweise unmöglich ist und selbst
bei Beamtenverhandlungen die Regierung zwar mit den Gewerkschaften
verhandelt, dann aber die Länder ihre Beamten wesentlich besser
honorieren als die Vereinbarung lautet. Sallinger versucht ebenfalls
immer wieder bei solchen Aussprachen darauf hinzuweisen, wie sehr
die Handelskammer sich auch, sei es um grössere Exporte im Zuge
der Autozubehörlieferung, sei es um Handelsdelegationen in Staats-
handelsländern usw. bemüht, ihr Möglichstes dazu beizutragen. Dieses
Spiel Kreisky – Sallinger, wer leistet sozusagen mehr, belustigt
mich. Für mich ist die Erkenntnis interessant und wichtig, dass
natürlich alles zum Höchsten, d.h. Bundeskanzler strebt. Dieser be-
kommt also alle Offerte, macht auch entsprechende Zusagen auf Un-
terstüztung, worauf sich dann letzten Endes bei der Durchführung
natürlich entsprechende Schwierigkeiten ergeben. In der Minister-
ratssitzung wurden der VOEST über 5 Mia Schilling für Alpine-
Betrieb Zinsstützung zugesagt. Ich bin gespannt, was BMW letzten
Endes wirklich herausreissen wird. Die beabsichtigte Koordinierung
von Andrae sehr sehr schön, erklärte ich, nur könne sie nie funktionie-
ren, wie ich bei der Investorenwerbung im Handelsministerium immer
wieder feststellen kann.
Andrae berichtete dann auch über seine Konzeptvermögensbildung in
Arbeitnehmerhand über Beteiligungsfinanzierungsgesellschaften. Die
neben mir sitzenden Unternehmervertreter Sallinger, Mussil, Igler
wurden ganz schön nervös. Prof. Andrae hat wirklich eine romantische
Vorstellung. Mussil und Igler mussten sehr vorsichtig reagieren,
denn letzten Endes ist es ja scheinbar auch die neue Linie der ÖVP,
zumindestens des ÖAAB. Mussil sprach von einem ehrenwerten Beginnen,
man dürfe aber nur auf freiwilliger Basis operieren, nicht Fonds
schaffen, sondern nur innerbetrieblich lösen, Intensivlöhne würden
nur zu den normalen Lohnaufschlägen noch weitere Zuschläge bringen
und die Institutionalisierung sei überhaupt von Übel. Die Form, die
Andrae also vorschlägt, sei abzulehnen. Schmidt und Lacina sprachen
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von einem Zwangssparen und nicht Lösung dadurch der ungleichen
Vermögensverteilung. Nussbaumer meinte, am besten sei eine steuer-
freie Investitionsrücklage, wie wir sie bis jetzt gehabt haben,
wenn man einen solchen Weg überhaupt beschreiten will. Igler
meinte, in der Vergangenheit hätten die Unternehmer über Selbst-
finanzierung die notwendigen Investitionen tätigen können. Derzeit
und in der Zukunft sei dies nur über Fremdfinanzierung möglich
und auch hier müsse man äusserst vorsichtig vorgehen. Andrae
fasst dann Kritik als kurzfristig und statisch zusammen. Kreisky
meinte mir gegenüber, willst Du vielleicht auch dazu etwas sagen,
was mich nur dazu veranlasste, über dieses Problem hätte ich vor
20 Jahren schon vor Taus debattiert und nicht zu sagen gestritten.
Als Gewerkschafter wollte ich dazu nichts sagen. Ich hätte es auf
alle Fälle, wie auch seinerzeit bei Taus, abgelehnt, wenn man dadurch
die Lohnerhöhungen der Arbeitnehmer kürzen wollte. Als Handels-
minister aber habe ich gar keine Veranlassung in diesen theoretischen
Streit einzumischen. Ich glaube allerdings, dass es für die sozi-
alistische Seite eine gute Gelegenheit wäre, sowohl die Diskussion
über den Mittelstand als auch über den Investivlohn usw. mehr
zu schüren. Die ÖVP würde dadurch in eine ganz schöne unglückliche
Situation gedrängt. Taus und der ÖAAB wurden hier immer wesentlich
andere Vorstellungen haben als die Wirtschaft, Handelskammer oder
Wirtschaftsbund gerade noch verkraften könnten.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Warum nützt die Partei dies wirklich so wenig.
In der Vorbesprechung zum Integrationsausschuss wurde die Taktik festge-
legt, im Integrationsausschuss selbst dann auch tatsächlich von der
ÖVP genau so vorgegangen. Die Regierung, insbesondere der Handels-
minister macht zu wenig, Lanner verlangt Initiative, neuen handels-
politischen Vorstoss und Gorton, Leidenfrost, Brandstätter, Huber
und Feurstein kritisieren dann entsprechend. Der FPÖ-Abgeordnete
Hanreich hat in diesem Fall wirklich wesentlich mehr sachlich dis-
kutiert und vor allem mehr konkrete Informationen verlangt. Der
sozialistische Abgeordenete Luptowits, der im Europaparlament auf
dieser Sparte sehr tätig ist, dann die schwierige Situation erörtert.
In einer Rezession erleidet die Integration, war sozusagen der
Tenor aller Ausführungen. Für mich ist es gar keine Frage, dass die
Abgeordneten der Opposition ja nur in den Ausschüssen Munition,
sammeln, um dann in der Haussitzung entsprechend angreifen zu können.
Viel werden sie dabei nicht erreichen, denn mit Recht konnte
ich immer wieder darauf verweisen, dass ja alle unsere Integra-
tionsvorschläge und Massnahmen mit allen Interessensvertretungen
abgestimmt sind.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte achte stets darauf, dass intermini-
steriell tatsächlich alles abgedeckt wird.
Interessant war nur, dass Teschl, der Vorsitzende des Ausschusses,
zuerst bei dem Besuch von Gundelach mit Haiden eine Zusammenkunft
auch der Parlamentarier vereinbaren wollte. Haiden war davon nicht
sehr begeistert und meinte, der Besprechungsterminkalender von Gunde-
lach sei übervoll. Ich habe ihm sofort vorgeschlagen, er soll am
Samstag vormittags noch eine Besprechung arrangieren, wenn die Par-
lamentarier dies wirklich wollen. Das Interesse für Samstag war aber
nicht mehr vorhanden. Die ÖVP hat überhaupt sich nicht diesbezüglich
gerührt. An diesem Beispiel habe ich erkannt, wie es zweckmässiger
ist beweglich auf Vorschläge der Parlamentarier einzugehen, die,
wenn es eine ungünstige Zeit ist, von ihnen sowieso nicht genützt
wird, als nein zu sagen und dann Vorwurf von Teschl zu bekommen, die
Regierungsmitglieder wollen die Parlamentarier ausschalten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte parlamentarische Wünsche immer sofort
erfüllen.
Bei meinem Referat in der Fraktion des Arbeiterkammertages ging
ich natürlich speziell auf die Kompetenzen und Wünsche des Handels-
ministeriums ein. Einmal mehr plädierte ich dafür, man sollte die
starre Preisregelung, soweit wir sie überhaupt noch haben, aufgeben.
Die Präsidenten haben durch Kopfnicken, allerdings nicht durch
Diskussionsbeiträge meiner Meinung zugestimmt. Ich hoffe, dass dies
auf Zöllner doch einen gewissen Einfluss haben wird. In der Dis-
kussion war aber die Frage der Offenhaltszeit für das Modezentrum
St. Marx und ganz besonders die Staatswappenverleihung sowie die
Benzinpreise interessant. Bezüglich Staatswappenverleihung habe
ich mich verpflichtet in Hinkunft bei jedem Fall, den ich über-
reiche, die zuständige Landesarbeiterkammer zu verständigen.
ANMERKUNG FÜR BURIAN UND WIESINGER: Bitte unbedingt darauf achten,
neben Partei bei Länderaufenthalt auch Arbeiterkammer jetzt ver-
ständigen.
Der Salzburger Arbeiterkammerpräsident Brunauer und sein Kammeramts-
direktor ersuchten mich um Stellungnahme, ob nicht doch für Salz-
burg zumindestens ein Semmelkartell errichtet werden könnte. Die
Firma Zrost, die sie jetzt gewerkschaftlich organisiert haben,
wird ansonsten zu Grunde gehen und damit ihre grösste Bäckerei
verschwinden. Ich erklärte sofort, ich sehe da fast keine Mög-
lichkeit, da sich nicht nur die Arbeiterkammer und der ÖGB, sondern
auch die Bundesinnung dagegen ausgesprochen hat.
In der Sektionsleitersitzung auf der Landstrasse gab es dann über
die Volksabstimmung eine heftige Diskussion. Während es inner-
halb unserer Partei selbstverständlich war und auch auf der Land-
strasse so ist, dass die Mitarbeiter bei den Wahlen durch klare
Linien eingesetze , wirklich aktivst mitarbeiten, wird dies bei der
Volksabstimmung bezweifelt. Teils in diesem Kreis wurde heftigst
diskutiert, wie man und ob man einen Mitarbeiter dazu überhaupt
motivieren resp. überhaupt verpflichten kann. Da ich bis jetzt
verhindern konnte, dass in unserem Kreis vor der Gemeinderatswahl
diese Diskussion ausbricht, war ich darüber gar nicht sehr glück-
lich. Ich habe daher auch ersucht – und dies wurde dann auch angenom-
men – dass wir diese Debatte nicht vor der Gemeinderatswahl im Oktober
führen. Nachher werden wir uns sowieso klar werden müssen, wie man
vorgeht. Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass ansonsten jetzt in den
Sektionen und bei den Mitarbeitern, ganz zu schweigen von den Mit-
gliedern und Wählern ein Streit ausbricht, den wir gerade für die
Gemeinderatswahlen nicht brauchen können. Zuerst muss die Wiener
Wahl geschlagen sein, dann werden wir uns über dieses Problem un-
terhalten.
ANMERKUNG FÜR HEINDL Hier müssen wir unsere Taktik noch genau
festlegen.
Tagesprogramm, 26.9.1978
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)
Tagesordnung 132. Ministerratssitzung, 26.9.1978
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