Dienstag, der 8. Jänner 1980

Dienstag, 8. Jänner 1980

Da ich derzeit mit meinem Magen leichte Schwierigkeiten
habe, habe ich neuerdings in der Andreasgasse mich einer
Untersuchung unterzogen. Mein behandelnder Arzt, ein guter
Jugendfreund, Dr. Roth, Medizinalrat, Primarius usw., sagte,
die beste Lösung wäre, ich würde längere Zeit ausspannen
und eine Kur, die er mir sofort verordnen wollte, akzeptieren.
Das musste ich allein schon wegen der Zusagen, die ich gemacht
habe, ablehnen, habe mich aber bereit gefunden, jetzt eine
Zeitlang nur vormittags zu arbeiten, dann mittags nach
Hause zu gehen, Diät zu essen und mich dann niederzulegen.
Die wichtigste Aussprache diesem Tag war mit Gen.Dir.
Bauer und stellv. GD Feichtinger von der ÖMV. Beide haben
scheinbar eingesehen, dass es wegen ihrer Benzin- und sonstigen
Preisanträge nicht weitergehen kann. Bis jetzt waren sie
ja nicht bereit, Unterlagen tatsächlich zu liefern. Ich musste
ihnen klarmachen, dass ich für die Regierungsklausur eine voll-
kommene Aufstellung über die Versorgungssituation bei Öl
Gas usw. brauche. Da Feichtinger etliche Unterlagen herzeigte,
habe ich sie ihm ganz einfach entrissen und sofort Fotokopien
machen lassen. Allerdings haben sowohl Satzinger als auch ich
ihm versprochen, dass diese Unterlagen als streng vertraulich be-
handelt werden. Der langen Verhandlung kurzer Sinn: Sie
wollen für Super- und Normalbenzin 50 Groschen Erhöhung, für den
Diesel 30 Groschen, der ist frei, da können sie aber machen,
was sie wollen, und für Heizöl extra-leicht, wo sie bereit sind,
die Spaltung vorzunehmen, auch 30 Groschen bei Tankstellen-
abgaben und sonst 1.– S für die Tankzustellung. Heizöl schwer
soll von 1.700 S auf 2.100 S hinaufgesetzt werden, Heizöl
leicht von 2.640 auf 3.700 S, Heizöl mittel von 2.392.– auf
3.450.– Diese gigantischen Erhöhungen würden nach Berech-
nungen von Feichtinger noch immer nicht die erhöhten Öl-
preise decken. Der Bündelerlös wäre 2.792 S, davon wären
390 S Verarbeitung und Einlagerung usw. abzuziehen, sodass
2.400 rund verbleiben, dies wären 194 $ je t gegenüber dem
tatsächlichen Einkaufspreis von über 200 bis 270 $/t
Vertragsölpreis, von den ca. 25 %, die sie noch am Spotmarkt
kaufen müssen, und wo sie 285 $ zahlen, ganz zu schweigen.
GD Bauer hat allerdings Feichtinger klargemacht, dass


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es eine bessere Lösung wahrscheinlich nicht geben kann,
Feichtinger hat, wie er mir mitteilt, Aussprache mit Schmidt,
ÖGB, Maurer, Hruby und Blaha von der AK und diese hät-
ten eingesehen, dass eigentlich 1.– S Preiserhöhung
die Differenz zwischen den notwendigen und auch in Deutsch-
land und in den anderen europäischen Staaten zu erwartenden
Preissteigerungen sein müsste. Ich habe nur erklärt, darüber
werde ich mit der Handelskammer und mit der AK beim Jour fixe
reden. Meine Taktik ist klar, am Donnerstag ist die Regierungs-
klausur, am Freitag soll die Preiskommission zumindestens
die Ofenheizöl-extra-leicht-Lösung beschliessen. Ob es dabei
möglich sein wird, gleich die Benzinpreise auch zu bestimmen,
kann ich jetzt noch nicht sagen.

Frau Mandl, Hirtenberger, und der Präsident des Aufsichtsrates
Schuster von IBM haben sich bei uns bedankt wegen der Unter-
stützung, die sie bezüglich ihrer Exporte und auch Inlands-
aufträge bekommen haben. 650 Beschäftigte, 350 Mio S Umsatz,
wobei 70 % in den Export gehen, der grösste davon in die
Dritte Welt. Ich habe ihnen zugesichert, sie zu unterstützen,
wenn es so zweifelhafte Exporte wie nach El Salvador oder
Argentinien gibt.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte veranlasse, dass tatsächlich unsere
Industriesektion sich stärker einschaltet.