Montag, 22. Dezember 1980
Die Aussprache mit den Betriebsratsobmännern der Brauerei Schwechat
mit dem Sekretär der Getränkearbeiter und Zentralsekretär Blümel zeig-
te mir tiefe Risse innerhalb der Getränkegruppe. Die Schwechater
Kollegen haben durch die Zusammenlegung Schwechats mit der Brau AG,
und dadurch bedingt die Rationalisierungsmaßnahmen, große und schwere
Differenzen unter den Kollegen. Die Schwechater Brauereiarbeiter
werden, wenn sie anderen Brauereien zugeteilt werden, wie z.B. die
Liesinger, oder in anderen Depots fahren, wie dies eben üblich ist, als
neu zugekommene behandelt. Früher oder später suchen sie sich einen
anderen Arbeitsplatz und scheiden aus der Brauerei aus. Der Betriebs-
rat der Brauerei Schwechat hat versucht, um seine Stärke einigermaßen
zu halten und nicht unter 700 Beschäftigte zu fallen, dann würde er
nämlich den 2. freigestellten Betriebsrat verlieren, die bis jetzt
eindeutig bei der Brauerei Liesing gewesen sind. Durch Anfechtung von
Betriebsratswahlen, auf dieser Basis durchgeführt, kommt es nun zu
ständigen schweren Differenzen zwischen den einzelnen Brauereien. Die
Angleichung der einzelnen Sozialleistungen der verschiedensten Brau-
ereien bewirkt ebenfalls große Differenzen. Der Personalchef der
Brau AG, Riechbaum ?, nützt dies natürlich weidlich aus. Am schwierig-
sten hat es der Getränkesekretär Macho, der ja versuchen muß, mit al-
len Betriebsräten und Kollegen gut auszukommen. Bezieht er eindeutig
Stellung, dann ist sofort jemand von den verschiedensten Gruppen be-
leidigt.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte Termin mit Macho und Blümel wegen einer
Zusammenkunft mit Brau AG-Betriebsräten vereinbaren.
Vizepremierminister von Bangladesch, Ahmed, wurde von mir auf Wunsch
von Vöest-Alpine eingeladen. Im ersten Fünf-Jahres-Plan hat Bangladesh
insbesondere die Landwirtschaft gefördert und hofft, jetzt im zweiten
Fünf-Jahres-Plan Agrarüberschüsse exportieren zu können. Durch Be-
wässerung werden sie in Hinkunft drei Ernten pro Jahr haben. Durch
größere Vorkommnisse von Naturgras, welches sie bis jetzt zur Elektri-
zitäts- und Kunstdüngererzeugung verwendet haben, wollen sie eine
große Direktreduktion-Stahlwerkanlage, die indische Firma Mecon soll
das Erz liefern, Bangladesch die Arbeitskraft und Vöest-Alpine die
Finanzierung und die Anlage, 800.000 Jato für 180 Mio. Dollar, finan-
ziert zur Hälfte von Kuwait und von Österreich. Ahmed verwies insbe-
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sondere auf die Unterstützung, die Österreich den Ägyptern gegeben
hat. Als besonderes Beispiel erwähnte er das große Telefonprojekt.
Ich sagte ihm seitens des Handelsministeriums jedwede Unterstützung
zu, machte allerdings darauf aufmerksam, daß ich für die Finanzierung
nicht zuständig bin. Interessant für mich war nur, daß er auf meinen
Hinweis, er wird jetzt mit der Kontrollbank über die Finanzierung ver-
handeln, meinte, dies sei sekundär, wichtig sei nur, ob die österr.
Regierung, insbesondere der Handelsminister sozusagen sein Ja gibt,
daß er mich nach Bangladesch eingeladen hat und sogar fest damit rech-
net, daß ich spätestens nächstes Jahr komme, nur so nebenbei.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie steht es mit der Fernostreisetour.
Beim Journalistenfrühstück referierte MR Fellner über die Arbeitsge-
meinschaft Innovation und Technologietransfer AGIT. Diese wird ver-
schiedenste Aktivitäten entfalten und unter anderem im März 1981 in
der Wiener Stadthalle Techex, eine Hartmesse . 100 Recherchen des Pa-
tentamtes für Entwicklungsgebiete, die nichts bezahlen müssen, und vor
allem aber die Unterstützung von österr. Firmen sind ihr Arbeitsgebiet.
Frau Schaller, die einen Kindersitz für Sessellifte entwickelt hat,
ist von dieser Arbeitsgemeinschaft gefördert worden. Durch den For-
schungsförderungsfonds FFF, durch die Arbeitsgemeinschaft Patentför-
derung, diese Privatperson mit der Firma Assmann jetzt 160 Probesitze
erzeugte und 3400,–– S plus Mehrwertsteuer das Stück verkauft werden.
Das Verkehrsministerium, welches ja bekanntlicherweise sehr strenge
Zulassungsbestimmungen hat, hat diesen Sitz genehmigt. Ob tatsächlich
die Lifts weltweit diese Sitze kaufen werden, wird sich zeigen. Tech-
nisch ist es wirklich eine gute Idee und gut ausgereift.
Die 2. Firma, die demonstriert werden konnte, war HEA. Dkfm. Huben
hat berichtet, daß er mit Volkswagen jetzt einen 100.000-Autoradio-
Liefervertrag hat. Von 65 Beschäftigen, die wird er diesen Spezial-
auftrag nicht bekommen, wahrscheinlich schon arbeitslos werden, wird
er im nächsten Jahr 160 Beschäftigte bei einem Umsatz von 67 Mio. S,
1982 dann 100 Mio. erreichen. Die technischen Anforderungen der Volks-
wagenwerke sind sehr hart. Der deutsche Technische Überwachungsverein
TÜV verlangt Radios, die bei minus 200 und bei plus 650 noch einwand-
frei funktionieren. Huben hat sich bei mir in aller Öffentlichkeit
herzlichst bedankt, für die Unterstützung, die ich den Firmen bei der
Zuliefermöglichkeit zur Autoindustrie verschafft habe.
Ich berichtete über die Energieversorgung im Oktober. Dort ist ein
Rückgang von 16 % gegenüber dem Vorjahresmonat festzustellen, insge-
samt in den ersten zehn Monaten sogar 5,6 % weniger Energieverbrauch.
Dies gilt für alle Energiesorten. In der Elektrizität ist nur in den
ersten 17 Tagen im Dezember ein starkes Ansteigen um 16,1 % zu ver-
zeichnen. Insgesamt wird aber im Jahresdurchschnitt 1980 eine deut-
liche Entkoppelung Wirtschaftswachstumszuwachs, Energieverbrauchsminus
festzustellen sein. Die Ursache liegt sicherlich in den gestiegenen
Energiepreisen. Die Betriebe haben jetzt durch die hohen Energieprei-
se entsprechende Rationalisierungsmaßnahmen eingeleitet. Der Haushalt
spürt zwar auch die teuren Preise, reagiert aber sicher zu wenig auf
die Energieverschwendung. Bedingt aus der Zeit vor 73, damals hatte
niemand Investitionen zu Energiesparen getätigt, weil sie sich, wie
es so schön jetzt immer heißt, nicht gerechnet hätten. Das Pressege-
spräch war, schon typisch weihnachtlich bedingt, verhältnismäßig
schlecht besucht. Sts. Albrecht hat daher zu Recht allen frohe Weih-
nacht gewünscht und ein glückliches Neujahr und die Pressegespräche
erst Mitte Jänner angekündigt. Ich weiß nicht, ob es nicht doch zweck-
mäßiger sein wird, wenn Albrecht in Wien bleibt, daß sie bereits in
der ersten Jännerwoche am Montag ein Pressegespräch abhält. Themen
wird es sicherlich einige geben. Darüber hinaus wird es zweckmäßig
sein, daß während ihrer Anwesenheit in Wien, sie fährt ja nicht aus-
wärts in Urlaub, ständig die Presseabteilung gewisse Meldung heraus-
gibt. In dieser Sauren-Gurken-Zeit kann man verhältnismäßig eine gute
Verlautbarung in den Massenmedien rechnen. Jede noch so uninteressan-
te Mitteilung wird gebracht, dies sollte man unbedingt nützen.
ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Bitte überlege Dir dies.
Der Obmann des FV d. Sägeindustrie, KR Brandstätter, intervenierte mit
dem Leiter des Holzwirtschaftsfonds, Dr. Sedelmaier, wegen Schwellen-
lieferungen an die ÖBB. Die Österr. Bundesforste haben für die Eichen-
hölzer hohe Preise verlangt. Eiche ist ein ganz geringer Lieferanteil
der Bundesforste, die anderen aber, private Waldbesitzer, sind diesem
Beispiel sofort gefolgt. Dadurch ist die österr. Sägeindustrie über
Deutschland, der Schweiz, aber ganz besonders Frankreich nicht mehr
konkurrenzfähig. Schwellen kosten dort nur 370,–– bis 400,–– S, die
österr. Sägeindustrie müßte 400,–– bis 500,–– verlangen. Ich habe
mich sofort bereiterklärt, mit Verkehrsminister Lausecker zu sprechen.
Natürlich muß die österr. Sägeindustrie wahrscheinlich noch wesentli-
che Preisreduktionen vornehmen. Die ÖBB kann solche Preisdifferenzen
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nicht akzeptieren.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit Lausecker verbinden.
Der Fraktionsobmann und Betriebsrat der Verbundgesellschaft, Nisch-
kauer, wünscht, wie er mir bei einer Vorsprache mitteilte, daß die
Gespräche mit den Direktoren und Betriebsräten unter meinem Vorsitz
stärker aktiviert werden. Dazu war ich im Prinzip einverstanden. Da
es bei den letzten Aussprachen aber meistens nur ein Hick-Hack
zwischen den Betriebsräten und den Direktoren gegeben hat und sehr
wenig Positives herausgekommen ist, verwies ich aber darauf, daß man
solche Aussprachen straffen und sehr konkret führen soll. Insbesonde-
re meinte ich, daß unter meinen Amtsvorgängern fast nie solche Aus-
sprachen stattgefunden haben. Damals waren die Ressortleiter eindeu-
tig auf Seiten der Direktoren. Die Betriebsräte mußten sich inner-
halb der einzelnen Gesellschaften eben durchsetzen. Nischkauer hat
dies sofort zugegeben und meinte, man rechne eben mit wesentlich
stärkerer Kooperation unter meiner Ministerschaft.
Die letzte Sektionsleitersitzung in diesem Jahr brachte keinerlei
besondere Ergebnisse. Die Personalpolitik wird fortgesetzt. Ich be-
richtete über die Aussprache mit dem Personalvertreter Herold. Der
Reorganisation der Sektion V kann nur dann von mir zugestimmt werden,
wenn gleichzeitig neben der Personalbesetzung der frei werdenen Abtei-
lungen eine zweckmäßige Reorganisation erfolgt. Ich hoffe, daß Herold
dem zustimmt, ansonsten würde es so wie bisher bei Ausschreibungs-
kommissionsentscheidungen bleiben.
Vor der Pensionierung versuchen immer Beamte in die nächsthöheren
Dienstklassen zu kommen. Dies hat jetzt in letzter Zeit zu einer Ver-
stimmung zwischen einzelnen Sektionschefs, Marsch und Jagoda auf der
einen Seite und Sts. Albrecht auf der anderen, geführt. Albrecht ver-
mutet, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, daß man Frauen, die behaup-
ten, eine höher qualifizierte Arbeit zu leisten, nicht entsprechend
dieser Tätigkeit sie eingestuft hat. Wir einigten uns darauf, daß Al-
brecht die Akte von Sekt.Chef Kazda vorgelegt bekommt, der sich ganz
auf die Seite der anderen Sekt.Chefs gestellt hat und prüft, ob hier
tatsächlich eine Diskriminierung der Frau erfolgt.
Die Überstundenregelung und insbesondere Appelle waren erfolgreich,
wir werden mit der vorgesehenen Anzahl durchkommen. Insbesondere das
Patentamt hat im letzten Monat sehr viel eingespart.
Die Dienstreisen im Inland sind mit 277.000,–– S überzogen. Bei Aus-
land haben wir noch 223.000,–– einen Rest. In Hinkunft werden die
Sektionsleiter die Genehmigungen durchführen. Sekt.Chef Marsch meinte,
dann müßte man aber verhindern, daß Burian vom Büro immer weitere
Beratungstätigkeiten in den Betrieben anregt. Sekt.Chef Jagoda wieder
verwies darauf, aufgrund der Betriebsanlagengenehmigungen viele Dienst-
reisen genehmigen muß. Drei Viertel sind gesetzliche Verpflichtungen.
Auch in den Fremdenverkehrsaktivitäten können nur gewisse Einsparun-
gen an Inlandsdienstreisen gemacht werden. Ich versuchte die teilwei-
se sehr aufgebrachten Sektionsleiter zu beruhigen und erklärte ein-
deutig, daß der Dienstbetrieb durch diese neuen Maßnahmen nicht lei-
den darf. Entscheidend ist ja nur, gewisse überflüssige Reisen zu er-
sparen.
Von den 440.000,–– S Repräsentationsspesen sind noch immer 40.000,––
offen. Erschrocken bin ich, als Sekt.Chef Kazda meinte, er hätte eine
ganze Liste von Repräsentationsgeschenken, die alle schon angekauft
wurden und sozusagen auf Lager liegen. Bei genauer Betrachtung stell-
te ich für diese Dreiviertelseite fest, daß sie jedes einzelne Buch
und jedes einzelne Augartenstück mit einer Zeile aufscheint. An und
für sich glaube ich, daß der Buchkauf ja nicht gerade sehr zweckmäßig
war. Ausl. Minister, die meistens gar nicht Deutsch können, wissen
solche Bilderbücher überhaupt nicht zu schätzen. Wahrscheinlich ist
es viel zweckmäßiger eine größere Post von Augartenporzellan, womög-
lich im Ausverkauf, 2. Qualität, billig zu erwerben, anstelle, daß
man Dutzend Bücher über Jagd, Wein, Landschaft usw. auf Lager legt.
Da ich gegenüber den anderen Ministern, die ja keinerlei Möglichkeit
haben, Repräsentationskosten für ausländische Minister der Bundes-
handelskammer oder sonst jemanden anzudrehen, nicht als Musterschüler
gelten möchte, verlangte ich klipp und klar, daß auch die S 40.000,––
Rest auch noch zweckmäßig ausgegeben werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER Bitte überleg Dir die Ausverkaufsgeschenke.
Bei dem TOP Wirtschaftsverhandlungen Jänner 81 dachte ich, daß man
vorausschauend bereits die Kreisky-Benya - Sitzung gemeint hat. Ich er-
örterte, daß dieselben Forderungen, die bei der Enquete für Klein-
und Mittelbetriebe im Nationalrat vorm Haus aufgestellt werden, dort
von mir präsentiert werden sollen. Gegen die Zahlungsbilanzsteigerun-
gen würde ich mehr Fremdenverkehrsaktivitäten vorschlagen. Finanz-
minister Androsch hat der HK angeblich zugesagt, daß der Fremdenver-
kehr wie der Export behandelt wird. Dies kann ich mir nicht vorstellen
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und ersuchte sofort um die entsprechenden Unterlagen. Ich möchte An-
fang des Jahres ein sogenanntes Brainstorming mit Fremdenverkehrs-
Verantwortlichen machen. Diesbezüglich habe ich Dr. Zolles bereits
kontaktiert. Er wird in meinem Namen eine diesbezüglich Sitzung zu-
sammenrufen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte trachte sofort Anfang des Jahres dieses
Gespräch zu arrangieren.
Bezüglich der Energiesituation stehe ich auf dem Standpunkt, daß der
Weiser-Verein, EVA, uns jetzt mitteilen muß, was er bereits erreicht
hat und wir ja in Hinkunft mit seinem Budget die Energiesparmaßnahmen
unterstützen wird.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte mit Weiser die notwendigen Gespräche
führen.
Die Handelsministeriumsaktivitäten und vor allem die Zukunftsaufgaben
bei Umstellung von Öl auf Kohle und sonstigen Maßnahmen der Verbund-
gesellschaft müssen unmittelbar durch GD Fremuth für die Aussprache
vorbereitet werden.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER; Der Energiesektion und insbesondere Verbund-
gesellschaft dazu auffordern.
Meisl berichtete über die Wirtschaftsverhandlungen Jänner 81. Ihm war
nämlich der TOP gesetzt worden bezüglich der Außenhandelsaktivitäten.
Hier geht alles im gewohnten Geleise. Neues ist hier leider nicht zu
erwarten.
Jagoda berichtet dann über die Novelle der Gewerbeordnung, wo Teilbe-
rechtigungen für Fremdenverkehr-Reisebüros bereits für das Begutach-
tungsverfahren in den Entwurf aufgenommen werden. Ebenso gibt es
Schwierigkeiten bei der Bürges bezüglich Erwerbsgenossenschaften
bürgerlichen Rechtes. Auch hier kann er mit der Richtlinienänderungen
bis zur endgültigen Novelle entsprechend helfen. Jagoda ist der
flexibelste Sektionschef. Er managt diese Fragen wirklich ganz exzel-
lent.
Bezüglich der Wirtschaftstreuhändertarifregelung teilt er mir zur
großen Überraschung mit, daß Burkert, der Präsident, jetzt veranlaßt,
daß der Antrag auf 7- bis 9-%ige Erhöhung zurückgezogen wird. Da die
AK und der ÖGB eine Zug-um-Zug-Regelung die Lohnerhöhung respektive
Gehaltserhöhung Wert Tariferhöhung verlangen, die Wirtschaftstreuhän-
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der das aber nicht imstande sind bis 31. Dezember zu erfüllen, zieht
er den Antrag zurück. Mir ist diese Vorgangsweise nicht ganz verständ-
lich. Jagoda fürchtet, daß es sich indirekt um eine große Kampfan-
sage handelt. Genau dies können wir jetzt aber nicht gebrauchen. Ich
ersuche ihn daher, er möge doch noch einen Vermittlungsversuch mit
Burkert und der AK unternehmen. Angeblich hat die AK, Czermak-Venti,
bereits den Wünschen der Wirtschaftstreuhänder bezüglich ihrer Tarif-
gestaltung zugestimmt.
ANMERKUNG FÜR BURIAN; Jour-fixe AK und ÖGB setzen.
Das Geschäftszeitengesetz wird, ohne daß das Ladenschlußgesetz novel-
liert werden muß, von Jagoda jetzt sehr geschickt entworfen in die
Begutachtung gehen. Charakteristisch für Jagoda war das treffende
Kommentar, es ist ein häßlicher, aber praktikabler Entwurf. Schwierig-
keiten mit dem Arbeitsruhegesetz des Sozialministeriums gibt es jetzt
mit der öffentlichen Hand. Die Privaten , HK , haben sich bereits mit ei-
ner Lösung, ein Ruhetag zu eineinhalb Freitagen, wenn daran gearbeitet
muß, abgefunden. Der Bund, Sts. Löschnak, möchte das Verhältnis 1:1.
Sekt.Chef Marsch berichtete über die Probleme der Firma Halweg . Der
Obmann der Chemiegewerkschaft Teschl hat sich bei ihm bitter be-
schwert, daß jetzt über die Importe von Chlornachfolgeprodukten ins-
besondere aus Polen, Ungarn und der CSSR die Firma gefährdet ist.
Andererseits wird das gewonnene Ätznatron in Österreich dringendst
gebracht. Am Weltmarkt herrscht eine gewisse Knappheit. Marsch
appellierte an Sekt.Chef Meisl für einge neue gemeinsame Importpolitik zu
suchen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Laß Dir darüber weiterhin berichten.
MR Burian berichtete anstelle des erkrankten Sektionsleiters Peyerl
über die Aktivitäten der Energiesektion, insbesondere über die Lan-
desprüfung der IEA. Diese wird vom 12. bis 16. Jänner in Österreich
ein Prüfungsteam schicken, das mit allen Sozialpartnern, Regierungs-
stellen und ganz besonders auch mit den Energiesprechern verhandeln
wird. Diesen Beamten wird man, nicht zuletzt so wie bei dem jetztigen
Exerzieren der Einsparungsmaßnahmen, sicherlich einen Türken vorgaukeln
können. Ich selbst bin sehr verärgert, daß bis jetzt noch immer nicht
die Treibstoffbewirtschaftung durchexerziert wurde, wie ich sie vor Mo-
naten bereits von der Energiesektion bereits verlangt habe. Gerade in
Durchführung von Energieagenturanordnungen könnte man dies anschlie-
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ßend sofort durchspielen. Dies ist bis jetzt noch immer nicht ge-
schehen. Dr. Zluwa hat zwar Vorbereitungsarbeiten getroffen. MR Burian
ist fest davon überzeugt, daß es nicht klappen wird. Er meinte nur,
dies gehört auch zur Bankrotterklärung der Energiesektion.
Zum Energiesparen werde das Salzburger Elektrizitätsverrechnungssy-
stem, das jetzt über ein Jahr läuft und sich ganz gut bewährt, auf an
andere Länder auszudehnen. MR Burian sieht für meinen Vorschlag der-
zeit keine Chance ihn durchzusetzen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Darüber möchte ich mit Wien bei Gelegenheit
sprechen.
Leberl berichtet über die Erfahrung des Europatentes und Patentzu-
sammenarbeitsvertrages in diesem Jahr. 20 % wurden weniger nationale
Patente angemeldet, d.s. um 2400 Anmeldungen weniger. Dafür wurde
Europarecherchen 1700 aus München nach Österreich übertragen, der Rest
ergibt sich aus den Patentzusammenarbeitsvertrag, sodaß das österr.
Patentamt genauso viel zu tun hatte wie in den vergangenen Jahren.
Die Patenteinnahmen werden heuer S 40 Mio. im Budget mehr betragen,
wovon S 11 Mio. das europ. Patentamt beisteuert. 1981 werden es
S 14 Mio. sein und 1985 22 Mio. Die jetzt dem europ. Patentamt zu
zahlenden finanziellen Beiträge, 1981 S 2,5 Mio., werden nicht nach
10 Jahren, sondern schon nach 6 Jahren mit 11-%iger Verzinsung von
dort zurückbezahlt. Die europ. Patentübereinkommen haben sich also
auch vom Standpunkt des Patentamtes bewährt. Vom internationalen
Standpunkt war sowieso ein Ausscheren Österreichs undenkbar.
Das Patentamt stellt jetzt ganz auf EDV um. Zu diesem Zweck wird es
mit 1. Februar eine Online zum europ. Patentamt in Den Haag über Mün-
chen besitzen. Dadurch können alle Daten und Dokumente dort gespei-
chert, sofort abgerufen werden. Österreich erspart sich eine ungeheure
Anzahl von Dokumentationsarbeit.
Mit dem Bundesrechnungsamt werden im Hinkunft die Ähnlichkeitsprüfun-
gen EDV-mäßig aufgearbeitet. Dadurch wird eine 2,5 Mio. S Einsparung
pro Jahr erfolgen.
Präs. Leberl teilt neuerdings mit, daß im obersten Patentamt und
Markensenat viele Beamte des Hauses sehr aktiv tätig sind, dadurch
ergibt sich z.B. für die beiden MR Böhm und MR Marhold Zusatzverdien-
ste von 32.000,–– jährlich.
Die Gebrüder Bach Apparatebau in Floridsdorf, wo insbesondere der
2. Präsident des Nationalrates Minkowitsch bei mir interveniert hat,
bekommen von mir persönlich das Dekret zur Führung des Staatswappens
überreicht. Bei dieser Gelegenheit besuche ich den Betrieb, der sehr
modern eingerichtet ist. Am meisten beeindruckt mich, daß sie viele
sowjetische Werkzeugmaschinen verwenden. Diese sind nach Mitteilung
der dort Arbeiter aber auch der Betriebsleitung technisch einwandfrei
und kosten nur ungefähr 1/3 von österreichischen oder deutschen Ma-
schinen. Interessant ist, daß gewisse fortschrittliche, junge, moder-
ne Unternehmer scheinbar nicht diese Aversion gegen Oststaatenmaschi-
nen haben. Preislich kann man diese wirklich äußerst günstig kaufen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Sektionen II und IV sollen dieses Problem
einmal gemeinsam untersuchen.
Im Hanusch-Spital hatte ich dann Gelegenheit den Ausbau der, wie mir
alle dort bestätigten, nur auf Initiative und Tatkraft Sekaninas zu-
rückzuführen ist. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg wurde ich das
1. Mal operiert, damals mußte für diese schweren Operationen noch
bei den Franzosen, die das Spital besetzt hatten, angesucht werden,
daß sie ihren reservierten einzigen großen Operationssaal zur Verfügung
stellten. Jetzt besitzt die Unfallchirurgie drei ganz moderne
aseptische und einen septischen OP. Mit Stolz wurde er mir mit Recht
gezeigt. Sekanina hat dort einen ungeheuer guten Ruf.
Fremuth teilte mir vertraulich mit, daß von seiten des Profil jetzt
gegen Sekanina wegen seines Grundstückes, von der DoKW vor Jahren ge-
kauft, recherchiert wird. Ich ersuchte ihn um nähere Auskunft, um was
es hier im einzelnen geht.
Tagesprogramm, 22.12.1980
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)