Montag, der 4. Jänner 1982

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Montag. 4. Jänner 1982

Beim Journalistenfrühstück berichtete SC Meisl über seinen Tätigkeits-
bericht der Außenhandelssektion. Ein zusammengefaßtes Hefterl wurde
an die Journalisten ausgeteilt, aus dem die bilateralen und multilate-
ralen Aktivitäten verzeichnet waren. Meisl berichtete zusammenfassend
über das Jahr 1981. Wenn jemand erwartet hatte, daß wenigstens eine Frage
zu dieser Tätigkeit von den Journalisten gestellt wird, der irrte.
Ich sah mich deshalb auch noch veranlaßt einige Bemerkungen zu machen
um nicht dieses Problem total abschwimmen zu lassen. Unwahrscheinlich
wie wenig der Außenhandel heute die Journalisten interessiert.

Das Ehepaar Mang, Architekten die sich für die Zusammenarbeit mit
Staatssekr. Albrecht stets zur Verfügung stellen haben ein neues Buch
neue Läden herausgebracht und waren sehr froh, daß Albrecht ihnen das
Angebot gemacht hatte, dieses im Pressefrühstück vorstellen zu können.
Hier gab es wenigstens einige Frage, ich selbst bedankte mich dann bei
Mang, weil sie mit diesem Buch vielleicht ein wenig dazu beitragen,
daß funktionsgerechte Laden errichtet werden die insbesondere nicht
nur für Großmärkte sondern auch für kleine Geschäfte erschwinglich
sind und wesentlich dazu beitragen können den Greißlersterben Einhalt
zu gebieten. Auch Kleinläden müssen heute in der Aufmachung so sein,
daß sie den Konsumenten anlocken.

Der Leiter der Magistratsabteilung 39 zum Energieeinsparen Senatsrat
Prof. Schütz referierte über seine Aktivität als Versuchs- und Forschungs-
anstalt. Drei Punkte wurden besonders von ihm herausgestrichen, Energie-
einsparung, Schallschutz und Brandschutz. Was mich bei Schütz besonders
beeindruckt war, daß er nicht nur allein vom technischen stoffmäßigen
die Probleme betrachtete sondern viel wichtiger noch vom ökonomischen
Standpunkt. Ihm schwebt vor, daß seine ca. 100 Beamten im stärkeren
Maße nicht nur für die Versuchs- u. Forschungszwecke sondern auch für
Empfehlungen an die Konsumenten herangezogen werden. Er hat zu diesem
Zweck ein System entwickelt, wo watscheneinfach wie ich es bezeichnen
würde der Konsument sich entsprechende Auskünfte holen kann. Für den
Privaten kann um einen Betrag von ca. 300,-- S jederzeit ein Gutachten
von der Anstalt angefordert werden wo zweckmäßige Energiesparmaß-
nahmen wissenschaftlich einwandfrei und auf seine spezielle Wohnung
berechnet ihn gegeben werden. Die größeren Projekte werden ja meistens
ohne diese Anstalt zu befragen ausgeführt. Mein Hinweis, daß zum Bei-
spiel die Verbauung der Franz-Josefs-Gründe mit Doppelverbund-


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verglasung vollkommen unzureichend vom Standpunkt des Energieeinsparens
ist wurde von ihm nur bestätigt. Überhaupt hat mir dann im kleineren Kreis
zugestanden, daß sich die Magistratsabteilungen der Gemeinde Wien sehr
wenig um seine Arbeit respek. und seine Empfehlungen scheren. Staatssekr.
Albrecht hat das Institut vor einiger Zeit besucht und war sehr begeistert,
noch mehr begeistert war, wie Schütz mir dann unter vier Augen versicher-
te, er vom Interesse von Staatssekr. Albrecht. Er hofft, daß sie auch
in Hinkunft mit ihm sehr gut zusammen arbeiten wird und daß es vielleicht
doch gelingen möge, hier unter Einsatz unter seines Institutes wirkliche
Energiesparmaßnahmen dem Konsumenten empfehlen zu können. Diese Tätigkeit
erscheint mir interessanter und wichtiger als die von der EVA, da sie
vielleicht wirklicher weniger publizistischer in Erscheinung tritt dafür
aber mehr praktische Arbeit leisten.

ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Überleg Dir bitte mit der Energiesektion wie wir
ihn stärker einschalten können.

Die Papierindustriellen hatten während der Feiertage ein endlos langes
FS an die verschiedensten Stellen geschickt und verlangt, daß wegen
der Errichtung einer Sulfatzellstoffabrik in Pöls neuerdings Gespräche
mit ihnen geführt werden sollen. Ich habe sofort den erstmöglichen
Termin vorgeschlagen und die Sitzung war wirklich furchtbar lang und
auch von fast 50 Teilnehmern besucht. Die größte Beschuldigung die gegen
das Handelsministerium vorgebracht wurde, war, daß wir uns über das
Problem der Holzversorgung zu wenig Gedanken gemacht haben. Es hat bei
Beginn der Diskussion überhaupt den Anschein gehabt, als wollte
man dem Handelsministerium vorwerfen, respek. natürlich der ganzen Re-
gierung, daß sie ein Projekt genehmigt ohne daß sie alle Für und Wider
erlegt hätte. Genau das Gegenteil trifft aber für Pöls zu. All die
Einwände die jetzt neuerdings gekommen sind wurden schon vor Jahren ge-
bracht und durch entsprechende Gutachten klargestellt ob sie berechtigt
sind oder nicht. Sowohl der anwesende Ing. Wurz als Vertreter der
Präsidentenkonferenz der LWK diesmal geladen hat ein Gutachten über die
Holzversorgung seinerzeit dem Landwirtschaftsministerium und dem Handels-
ministerium abgeliefert. Wesentlich stärker allerdings wurde in der
Sitzung das Gutachten von der Bodenkultur und zwar vom Leiter der forst-
lichen Bundesversuchsanstalt Polanschütz immer wieder zitiert. Beide
Gutachten haben aber unter gewissen Voraussetzungen erklärt, daß es
ohne weiteres möglich ist, die Holzversorgung sicher zustellen. Die Forst-
wirtschaft behauptet und der GD-Stellvertreter Braumandl von den Österr.
Bundesforsten bestätigte dies, daß 15 Mio. Festmeter durch Forstungsrück-


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stände existiert. Derzeit ist überhaupt ein starker Rückgang festzu-
stellen. Die Bauern aber auch der Großwald kann die vereinbarten Men-
gen gar nicht anliefern weil die Papierfabriken sie nicht übernehmen.
Andererseits ist es richtig, daß wir derzeit 1,5 Mio. Festmeter im-
portieren, hier handelt es sich aber größtenteils um Buchen respek.
Föhren und sonstiges Schleifholz. Die anfallenden Fichten- und Tannen-
schleifholzmengen sind verhältnismäßig sehr gering und könnten noch
wesentlich vergrößert werden. Interessant war, daß die Papier- und
Zellstoffproduzenten auch den Plattenerzeuger Egger, der übrigens auch
eine Brauerei in der Nähe v. St. Pölten sehr erfolgreich führt, ge-
laden hatte. Während die Papier- u. Zellstoffproduzenten bezüglich der
Kritik an dem Pölser Projekt sehr zurückhaltend agierten sie haben sich
mehr oder minder schon damit abgefunden, daß diese Fabrik in Hinkunft
eine Sulfatzellstoffanlage haben wird und sie sogar von ihr Sulfatzell-
stoff kaufen werden, brauchte sich Egger als Plattler wie er sich be-
zeichnet also als Plattenerzeuger nicht so zurückhalten. Den einzigen
neuen Gesichtspunkt den er allerdings in die Diskussion brachte ist,
daß jetzt immer mehr Profilzerspaner die die Sägeindustrie jetzt immer
mehr zur Anwendung bringt besonders herausstrich. Seiner Meinung nach
gibt es jetzt 15 dieser Anlagen und weitere werden folgen. Da es sich
dabei um eine wesentlich bessere Nutzung auch von Schwachholz handelt
kommen die Sägen zu einer besseren Ausnützung und zu einer kostengün-
stigeren Verwertung des Holzes. Die Fachleute die sich diese Profilzer-
spaner angesehen haben sind der Meinung, daß hier keine zukünftige
neue Sägepolitik eingeleitet wurde. Trotzdem aber glauben alle, daß die
notwendigen Schleifholzmengen bei entsprechenden Investitionen man
spricht von 10 Mrd. S in den 90er-Jahren ohneweiters den Bedarf
der Sulfat- u. Sulfitzellstoffrubriken decken kann. Die Oststaaten ins-
besondere die CSSR und Polen aber auch Ungarn und Rumänien werden in
immer größer werdendem Maße eigene Zellstoffabriken errichten und da-
durch immer weniger an Schleifholzexporten interessiert sein. Trotzdem
glaube ich hängt es nicht allein von der Verarbeitungsmöglichkeit in
den Oststaaten ab sondern auch damit, daß sie zusätzliche Devisen brau-
chen werden und wenn sie nicht über die Zellstoffproduktion diese
Devisen hereinbringen können auch noch zusätzliche Schleifholzexporte
tätigen werden. Für mich am wichtigsten war aber die Aussage von der
Oberrauner, dem techn. Direktor von Pöls. Dieser erklärte ganz offiziell,
daß der derzeitige Beschäftigtenstand von 510 auch wenn die neue An-
lage dann nur mehr 300 Beschäftigte benötigt, der jetzige Beschäftigten-
stand gehalten wird ja sogar noch bis auf 600 aufgestockt wird, weil
der italienische Burgo-Konzern der Eigentümer von Pöls weiter verarbeitende
Tätigkeiten nach Pöls verlegen wird. Verpackungsmaterial wird vorbe-


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reitet oder sogar bis zur endgültigen Verpackung in Pöls erzeugt wer-
den. Da immer wieder auf das Gutachten von Polanschütz verwiesen wurde
und die Papierindustrie etliche Male den Wunsch geäußert hat mit
Polanschütz selbst in kleinstem Kreis noch einmal darüber debattieren
zu können habe ich das Landwirtschaftsministerium ersucht eine solche
Besprechung so schnell als möglich durchzuführen. Ich wollte mit dieser
Frage Aufbringung des Holzes unbedingt vom Handelsministerium wegkommen,
die Kompetenz und die Verantwortung, daß die notwendigen Holzmengen
zur Verfügung gestellt werden, liegt ja ausschließlich beim Landwirt-
schaftsministerium. Die Vertreter der Wasserwirtschaft haben keinen
Zweifel gelassen, daß weitere Verlängerung der Ausnahmegenehmigung
für die Flußverschmutzung, sei es der Mur oder sei es der Salzach nicht
mehr zu rechnen ist. Alte Papierfabriken müssen zur Kenntnis nehmen,
daß sie entweder umweltfreundliche Produktionsmethoden einführen oder
eben ihren Betrieb dann bezüglich der Zelluloseproduktion schließen
müssen.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte dränge darauf, daß im Landwirtschafts-
ministerium die Aussprache so schnell als möglich stattfinden wird
und daß du daran teilnimmst.

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Tagesprogramm, 4.1.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Sts. HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Autor einer Holzstudie


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Privatbrauerei Egger


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          Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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