Die Organisatoren der Tagung stellen den Teilnehmern die Frage: "Gibt es im Umgang mit digitalen Medien, in der Modellierung, Operationalisierung und Formalisierung der Arbeit mit Computern implizite, stillschweigend akzeptierte Agenden, die einer Reflexion durch einen „Intellectual Criticism“ bedürfen?" Wie sähe ein solcher Intellectual Criticism aus? Worauf könnte er basieren?

In den drei großen Kritiken der reinen Vernunft, der praktischen Vernunft, und der Urteilskraft hat Kant eine 'kopernikanische Revolution' in der Philosophie mit dem Postulat eingeleitet, unsere Erkenntnis richte sich nicht nach den Dingen, sondern die Dinge richten sich nach unserer Erkenntnis: d.h. nach den apriorischen Formen der Anschauung und nach den vorgegebenen Begriffen des Verstandes (die Kategorient).

Gibt es apriorische Formen, die den zu bearbeitenden Stoff der digitalen Vernunft bestimmen, ähnlich wie Zeit und Raum die menschliche Anschauung bestimmen? Gibt es vorgegebene Begriffe, die aller digitalen Vernunftarbeit zu Grunde liegen? Wie verhält es sich im digitalen Raum mit der Eigenverantwortung und der Autonomie, die nach Kant das Wesen der Aufklärung und der Freiheit ausmachen?