FDM-Awareness in Zeiten von Corona Sammelkarten zum Forschungsdatenmanagement „Daten & Datteln digital“
FDM-Vermittlung vor Corona
Als Forschungsdatenkompetenzzentrum der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln ist das Data Center for the Humanities (DCH) für die aktive Unterstützung von Geisteswissenschaftler:innen an der Fakultät und darüber hinaus bei Fragen zum Forschungsdatenmanagement (FDM) zuständig. Dies umfasst alle Aspekte des Forschungsdatenlebenszyklus, von der initialen Forschungsfrage über die Datenerhebung und -analyse bis hin zur Archivierung, Publikation und Nachnutzbarmachung von Forschungsdaten. Dies schließt auch Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit mit ein, um Wissenschaftler:innen über Fragen des Umgangs mit Forschungsdaten zu informieren und die Awareness für die Notwendigkeit von umfassendem Forschungsdatenmanagement zu steigern.1
In einer Umfrage zu Forschungsdaten an der Philosophischen Fakultät 2018 schätzte die überwiegende Mehrheit der befragten Wissenschaftler:innen ihre FDM-Kenntnisse als durchschnittlich (45,2 %) bis gering (29,6 %) ein. Als Konsequenz wurde die Beratungstätigkeit des DCH sowie die aktive Unterstützung von Wissenschaftler:innen beim Datenmanagement weiter verstärkt und Schwellen reduziert. Mit einer 2019 eingerichteten offenen, wöchentlich stattfindenden Sprechstunde konnten die durch das DCH durchgeführten Beratungen noch einmal signifikant erhöht werden. Mit dem FDM-Workshop für Promovierende an der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne und der FDM-Übung für Masterstudierende der Informationsverarbeitung, Medieninformatik und Linguistik haben FDM-Aspekte außerdem Eingang in die universitäre Lehre gefunden und werden so frühzeitig an Nachwuchswissenschaftler:innen herangetragen (vgl. Blumtritt et al. 2020a, 2020b).2
Für das Sommersemester 2020 wurde in Zusammenarbeit mit dem Dekanat der Philosophischen Fakultät eine mehrteilige Vortragsreihe zu FDM-Themen geplant, vorbereitet und beworben (s. Abb. 1). Die als praktisch orientierte „How-to“-Reihe konzipierten Vorträge sollten unter dem Titel „Daten & Datteln“ Informationsvermittlung mit Kaffee, Keksen und Trockenobst in einer ungezwungenen Atmosphäre verbinden.
Digitale FDM-Vermittlung während der Corona-Pandemie
Als Mitte März 2020 deutlich wurde, dass neben Lehre und Beratung auch eine Vortragsreihe in Präsenz nicht möglich sein würde, wurde entschieden, die Vorträge durch digitale Sammelkarten zu ersetzen und über den digitalen Newsletter der Fakultät monatlich zu versenden.3 Die Sammelkarten wurden gleichzeitig auch über den Twitter-Account des DCH kommuniziert und fanden so auch über die Grenzen der Fakultät hinaus Anklang.4 Ergänzt wurden die Sammelkarten im Wintersemester 2020/21 durch zwei digitale Kurzvorträge für Mitglieder der Fakultät.5
Die monatliche Kommunikation der Sammelkarten konnte so der durch Kontaktbeschränkungen reduzierten Sichtbar- und Niederschwelligkeit des DCH und seines Angebots entgegenwirken.6 Gleichzeitig wurde regelmäßig über den Fortbestand des Beratungs- und Betreuungsangebot des DCH im digitalen Raum informiert. Aufgrund der positiven Resonanz auf Twitter – und der andauernden Pandemie – wurde die Reihe in den darauffolgenden Semestern durch weitere Sammelkarten erweitert und ist seitdem fortlaufend.
Entwicklung und Umsetzung des Sammelkartensets
Für das Sommersemester 2020 (und auch für die folgenden) wurden vorab vier Sammelkarten mit je einem FDM-Thema konzipiert und als kompakter Text in einem entworfenen Template umgesetzt. Zentrale Aspekte der Sammelkarten wurden mit Icons und Diagrammen veranschaulicht. Als Download wurden die Karten öffentlich auf der Webseite des DCH mit einem vertiefendem Text zur Verfügung gestellt und sind dort mit einer individuellen URL aufrufbar.7
Die ersten acht Sammelkarten bieten einen Einstieg in grundlegende FDM-Aspekte und somit auch in die Grundlagen guter wissenschaftlicher Praxis (vgl. DFG 2019) und Themen der Data Literacy (vgl. Wuttke & Helling 2020). Sie betreffen sämtliche Etappen des Forschungsdatenlebenszyklus und nehmen konkret Bezug auf das Service-Portfolio des DCH einerseits sowie durch das Datenzentrum adressierte Forschungsbereiche andererseits:8
- Forschungsdatenmanagement und Drittmittelförderung
- Datenmanagementpläne
- Archivierung
- Digitales Publizieren
- Langlebigkeit und Pflege von Daten
- Backup und Datensicherheit
- Nachhaltige Softwarekuratierung
- Persistente Identifier: DOI, ORCID und Co.
Dabei hat sich gezeigt, dass bereits auf Vermittlung ausgerichtete Konzepte wie die FAIR-Prinzipien (vgl. Wilkinson et al. 2016)9 oder die 3-2-1-Backup-Regel (vgl. Briney et al. 2020: 8–9) aufgrund ihrer Prägnanz sich besonders für das Format der Sammelkarte eignen (s. Abb. 2). Fortgeführt wurde die Reihe mit der Vorstellung eigener Ressourcen und Services, wodurch insbesondere auch fachspezifische FDM-Aspekte und die Kompetenzbereiche des DCH – audiovisuelle (AV) Daten und lexikalische Ressourcen – abgedeckt wurden.
Ausblick zur Nachnutzung
Die zunächst nur temporär geplanten Sammelkarten haben sich mittlerweile als wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des DCH auf Twitter etabliert. In postpandemischer Zukunft sollen diese als gedrucktes Set in kleiner Auflage in Beratung, Schulung und Lehre als Gesprächseinstieg und praktische Merkhilfen zum Mitnehmen eingesetzt werden. Die über Twitter kommunizierten Sammelkarten zu generischen FDM-Themen sollen weiterhin auch universitätsextern einen Mehrwert für die geisteswissenschaftliche Community erzeugen.
Fußnoten
Bibliographie
- Blumtritt, Jonathan / Helling, Patrick / Mathiak, Brigitte / Neuefeind, Claes / Rau, Felix / Schildkamp, Philip / Wieners, Jan Gerrit (2020a): "Geisteswissenschaftliches Forschungsdatenmanagement in der Lehre – Konzepte, Methoden, Erfahrungen", in: DHd 2020 "Spielräume. Digital Humanities zwischen Modellierung und Interpretation". 7. Jahrestagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. Konferenzabstracts 318–321 .
- Blumtritt, Jonathan / Helling, Patrick / Mathiak, Brigitte / Neuefeind, Claes / Rau, Felix / Schildkamp, Philip / Wieners, Jan Gerrit (2020b): "Geisteswissenschaftliches Forschungsdatenmanagement in der Lehre – Konzepte, Methoden, Erfahrungen", in: DHd 2020 "Spielräume. Digital Humanities zwischen Modellierung und Interpretation". 7. Jahrestagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. [Poster] .
- Briney, Kristin A. / Coates, Heather / Goben, Abigail (2020): "Foundational Practices of Research Data Management", in: Research Ideas and Outcomes 6: e56508 .
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (2019): Guidelines for Safeguarding Good Research Practice. Code of Conduct .
- Fischer, Frank / Kittel, Christopher / Milling, Carsten / Trilcke, Peer / Wolf, Jana (2018a): "Dramenquartett – Eine didaktische Intervention", in: DHd 2018 "Kritik der digitalen Vernunft". 5. Jahrestagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. Konferenzabstracts 397–398 .
- Fischer, Frank / Kittel, Christopher / Milling, Carsten / Schultz, Anika / Trilcke, Peer / Wolf, Jana (2018b): "Dramenquartett – Eine didaktische Intervention", in: DHd 2018 "Kritik der digitalen Vernunft". 5. Jahrestagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. [Poster] .
- Gerlach, Roman / Rex, Jessica / Lang, Kevin / Neute, Nadine / Schröter, Annett / Schwartze, Volker (2020): Research Data ScaryTales [Data set] .
- Wilkinson, Mark D. / Dumontier, Michel / Aalbersberg, IJsbrand Jan, et al. (2016): "The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship", in: Sci Data 3: 160018 .
- Wuttke, Ulrike / Helling, Patrick (2020): "Barcamp Data Literacy: Datenkompetenzen in den digitalen Geisteswissenschaften vermitteln: Erkenntnisse aus dem Workshop der AG Datenzentren während der DHd 2020 an der Universität Paderborn", in: Bausteine Forschungsdatenmanagement 2 (November): 49–55 .