Community-getriebene Evaluation des FidusWriter als Ersatz für den DHConvalidator im Einreichungsprozess von Beiträgen zu DHd Jahreskonferenzen
https://zenodo.org/records/14943058
Ausgangslage
Der Einreichungsprozess von Beiträgen zu Jahreskonferenzen des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V. (DHd)1 wird seit 2016 über das Konferenzverwaltungssystem ConfTool2 sowie über den DHConvalidator3 organisiert. Über das ConfTool legen Autor:innen zunächst einen Beitrag an. Hierbei werden folgende Metadaten abgefragt:
· Titel*
· Autor:innen-Namen*, Affiliation*, ORCID-ID und E-Mail-Adresse*
· Keywords auf Basis der Taxonomy of Digital Research Activities in the Humanities (TaDiRAH)*4
· frei zu vergebende Keywords*
· Kurzzusammenfassung des Beitrags*
Die mit * versehenen Metadaten werden über eine Schnittstelle an den DHConvalidator übergeben, in dem schließlich durch die Autor:innen ein Template (*.docx oder *.odt) heruntergeladen werden kann. Das Template enthält die übergebenen Metadaten sowie Formatierungs-Hinweise für den eigentlichen Beitrag. Die Autor:innen befüllen schließlich das Template lokal mit ihrem Beitragstext und laden ebenjenes Template wieder in den DHConvalidator, der den Beitrag schließlich prozessiert. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine *.dhc-Datei, in der die Template-Version, eine HTML-Version sowie eine TEI-XML-Version des Beitrags und ggf. eingebettete Abbildungen enthalten sind. Sollten im Rahmen dieser Prozessierung durch den DHConvalidator Fehler auftreten, gibt das Tool eine Fehlermeldung aus, die nicht immer menschenlesbar ist, wodurch sich der Einreichungsprozess durchaus als aufwändiger erweisen kann. Wenn die Erzeugung der *.dhc-Datei erfolgreich war, wird diese schließlich, für die finale Einreichung des Beitrags, ins ConfTool hochgeladen (Helling u. a. 2022).
Problemstellung
Wenngleich der DHConvaldiator bei falschen Formatierungen Fehlermeldungen ausgibt, erfasst er bei weitem nicht alle Fehler in Beiträgen. Diese können sehr vielfältig sein, angefangen bei fehlenden Informationen in den Metadaten bis hin zu falschen Formatierungen, die i.d.R. auf fehlerhaft übernommene Formatierungsinformationen beim Kopieren von Beiträgen von einem anderen Textverarbeitungsprogramm in das Template des DHConvalidators entstehen wie bspw. nicht hierarchisch formatierte Überschriften im Text oder Autor:innennamen in der Bibliographie, die nicht fett formatiert wurden (Majka und Helling 2024). Entsprechend müssen die in diesem Prozess entstandenen TEI-XML-Versionen der Beiträge, die die Basis für die automatisierte Erstellung des Book of Abstracts sowie der Einzelpublikationen darstellen (Helling, Debbeler und Borges 2022), häufig manuell bereinigt werden, was einen großen Aufwand für die lokalen Organisator:innen der DHd Jahreskonferenzen bedeutet, die mit dem DHd Data Steward gemeinsam für die Publikation des Book of Abstracts bzw. der Einzelpublikationen der Konferenzbeiträge verantwortlich sind.
Abgesehen davon sowie den bereits erwähnten, nicht immer menschenlesbaren Fehlermeldungen des DHConvalidators, ist darüber hinaus der gesamte Einreichungsprozess von Beiträgen zu DHd Jahreskonferenzen für Autor:innen vergleichsweise aufwendig und umständlich. Schließlich müssen diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Prozess mit mindestens zwei unterschiedlichen Tools arbeiten, um am Ende eine *.dhc-Datei für den Upload im ConfTool zu erzeugen.
Der FidusWriter als Alternative zum DHConvalidator
Der DHd-Verband arbeitet seit der Ernennung des DHd Data Stewards 2020 aktiv daran den Einreichungs- und Publikationsprozess zu DHd-Jahreskonferenzen zu verbessern. In diesem Rahmen wurde nicht nur die Veröffentlichung von Beiträgen als einzelne PDF-Publikationen sowie als saubere TEI-XML-Daten via GitHub5 zur Verbesserung der Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Nachnutzbarkeit i.S.d. FAIR-Prinzipien (Wilkinson u. a. 2016) eingeführt. Auch die eigens eingerichtete und community-getriebene TaskForce "DHd Abstracts"6 befasst sich seit 2022 aktiv mit der Gestaltung und Weiterentwicklung ebenjener Prozesse.
In diesem Rahmen wurde in den vergangenen zwei Jahren mit dem FidusWriter7 auf der Basis der Weiterentwicklungen von Henning Gebhard (Gebhard 2022) ein potenzielles Tool als Alternative zum DHConvalidator getestet und evaluiert. Dabei ist die TaskForce "DHd Abstracts" zu dem Ergebnis gekommen, dass der FidusWriter eine geeigente Alternative zum DHConvalidator darstellt, um sowohl den kollaborativen Schreib- und Einreichungsprozess von Beiträgen zu DHd Jahreskonferenzen einfacher zu gestalten als auch am Ende dieses Prozesses einheitlicheres TEI-XML zu erzeugen, um den Aufwand bei der Erstellung des Book of Abstracts sowie der Einzelpublikationen signifikant zu verringern.
Seit dem Frühjahr 2024 wird der FidusWriter daher in zwei Schritten, die im Folgenden erläutert werden, weiterentwickelt, um in Zukunft den DHConvalidator nachhaltig durch den FidusWriter zu ersetzen und somit den Einreichungs- und Weiterverabrbeitungsprozess von Beiträgen zu DHd Jahreskonferenzen zu optimieren.
Bisherige Anpassungen am FidusWriter
In einem ersten Schritt haben wir Anpassungen an Formatierungs- sowie Exportfunktionalitäten des FidusWriter vorgenommen. Die Formatierungsmöglichkeiten von Dokumenten wurden auf diejenigen Elemente beschränkt, die für Einreichungstexte vorgesehen sind. Die Exportmöglichkeiten wurden um das Format TEI-XML ergänzt,8 sowie um die Möglichkeit eine *.dhc-Datei als Containerformat zu exportieren, die genau wie die vom DHConvalidator generierten Dateien eine Einreichung erlaubt. Die Software konnte als Plugin-Komponente für den FidusWriter realisiert werden, die unabhängig von diesem weiterentwickelt werden kann.9 Eine Version 1.0 des mit dem Plugin angepassten FidusWriters wird zur Zeit an der Universität zu Köln gehostet und von einer kleinen Gruppe an Autor:innen getestet, die darauf Einreichungen zur DHd-Jahreskonferenz 202510 in Bielefeld verfassen. Auch der vorliegende Beitrag wurde bereits mit der Software erstellt.
Ein zweiter großer Schritt stellt in diesem Zusammenhang die Etablierung einer Schnittstelle zwischen FidusWriter und ConfTool dar. Dabei sollen zum Einen die Login-Prozesse der Programme integriert werden, sodass ein Login beim FidusWriter gegen eine laufende Version des ConfTool erfolgen kann. Dadurch entfällt die Notwendigkeit doppelte Accounts zu führen und Zugriffsrechte in mehreren Systemen zu verwalten. Des weiteren sollen die von den Autor:innen im ConfTool angelegten Metadaten im FidusWriter vorliegen, den Autor:innen angezeigt und direkt im Export übernommen werden können. Dadurch wird eine doppelte Eingabe und die dabei zwangsläufig auftretenden Fehler vermieden. Dieser zweite Schritt wird bis Ende 2024 abgeschlossen.
Der Workshop
Die Ersetzung des DHConvalidators mit dem FidusWriter im Einreichungsprozess zu DHd Jahreskonferenzen hängt eng mit der DHd-Community selbst zusammen. Schließlich gilt es den Prozess im Sinne der Community zu verbessern und gemeinsam eine erfolgreiche Implementierung des Tools umzusetzen. Mit dem hier vorgeschlagenen Workshop adressieren wir zwei konkrete Ziele: Einerseits soll der Workshop dazu dienen mit der DHd-Community in den Austausch zu treten, bisherige Entwicklungen bezüglich des FidusWriters vorzustellen, weitere mögliche Verbesserungspotenziale zu identifizieren und gemeinsam die Weiterentwicklung und Anpassung des Einreichungsprozesses i.S.d. DHd-Community zu gestalten. Andererseits soll der aktuelle Entwicklungsstand des FidusWriter im Workshop gemeinsam mit der DHd-Community evaluiert und getestet werden, um potenzielle Fehlerquellen und Probleme zu identifizieren und direktes Feedback von der DHd-Community einzuholen.
Inhaltliche Ausrichtung des Workshops
Der Workshop soll einen halben Workshop-Tag dauern:
1. Begrüßung, Vorstellungsrunde und Präsentation der Ziele des Workshops
Die Workshop-Organisator:innen stellen die Ausgangslage sowie den FidusWriter als mögliches Tool für einen verbesserten Einreichungsprozess von Beiträgen zu DHd Jahreskonferenzen vor. Im Anschluss soll ein aktiver Austausch mit den Teilnehmenden stattfinden, in dem weitere Verbesserungsvorschläge für den Einreichungsprozess gesammelt und diskutiert sowie generell Fragen zum FidusWriter und seiner Weiterentwicklung gestellt werden können.
2. Evaluation des FidusWriters
· Erstellung von beispielhaften Beiträgen im FidusWriter
· Evaluation des Schreibprozesses
Alle Teilnehmenden legen in einer Sandbox-Version des ConfTool einen fiktiven Beitrag zu einer DHd-Jahreskonferenz an und schreiben diesen schließlich beispielhaft in der aktuellen FidusWriter-Instanz. Dabei sollen sowohl die Erstellung eines Beitrags durch Einzelautor:innen als auch kollaborativ in Autor:innenteams getestet werden. Der Prozess wird dabei von den Workshop-Organisator:innen unterstützt. Im Anschluss findet ein aktiver Austausch im Plenum über die Erfahrungen bei der Nutzung des FidusWriters statt.
Die Ergebnisse dieser Evaluation werden in der Weiterentwicklung des FidusWriter berücksichtigt. Auf diese Weise soll mit dem FidusWriter zukünftig ein Tool in den Einreichungsprozess zu DHd Jahreskonferenzen implementiert werden, das insbesondere die Bedarfe und Wünsche der DHd-Community adressiert.
Für die Durchführung des Workshops benötigen wir Internetzugang, einen Beamer sowie eine Pinnwand und einen Moderationskoffer. Die Teilnehmenden benötigen eigene Laptops. Maximal können 25 Personen an dem Workshop teilnehmen.
Zusammenfassung
Der Workshop zielt darauf ab, die Weiterentwicklung des FidusWriter als alternatives Tool zum DHConvalidator im Einreichungsprozess zu DHd Jahreskonferenzen möglichst community-getrieben zu gestalten. Das Vorhaben hat das Ziel den FidusWriter zukünftig in den Einreichungsprozess zu DHd Jahreskonferenzen zu implementieren und dadurch grundsätzliche Bedarfe der DHd Community wie eben diesen Prozess nutzer:innenfreundlicher und intuitiver zu gestalten.
Gleichzeitig soll die zukünftige Nutzung des FidusWriters Verarbeitungsprozesse von Konferenzbeiträgen verbessern, bei denen die TEI-XML Versionen von Beiträgen zu einem Book of Abstracts bzw. zu Einzelpublikationen durch die lokalen Organisator:innen der DHd Jahreskonferenzen verarbeitet werden. Aktuelle Aufwände in der Bereinigung und Vorbereitung der Daten sollen dabei reduziert werden. Dies alles erfordert die direkte Beteiligung der DHd-Community. Ein wichtiger Schritt dazu wird mit diesen Workshop gemacht.
Workshoporganisator:innen
Patrick Helling,11 Data Center for the Humanities (DCH), Universität zu Köln. E-Mail-Adresse: patrick.helling@uni-koeln.de. Forschungsinteressen: geisteswissenschaftliches Forschungsdatenmanagement, digitale Publikationsprozesse, Beratungsprozesse, Workflow-Modellierung
David Neugebauer,12 Universität zu Köln. E-Mail: david.neugebauer@posteo.de. Forschungsinteressen: Prozesse der Softwareentwicklung, UI/UX für geisteswissenschaftliche Anwendungen
Nicole Majka,13 Bangor University. E-Mail: Ncm20lkq@bangor.ac.uk. Forschungsinteressen: geisteswissenschaftliches Forschungsdatenmanagment, digitale Publikationsstrategien
Fußnoten
Bibliographie
- Gebhard, Henning. 2022. Fidus Writer als Alternative zum DH ConValidator? Ein Prototyp (März). doi:10.5281/ZENODO.6327991, (zugegriffen: 21. Juni 2024).
- Helling, Patrick, Rebekka Borges, Ingo Börner, Anna Busch, Fabian Cremer, Anke Debbeler, Henning Gebhard, Harald Lordick und Timo Steyer. 2022. Der dhd-verband und seine abstracts – betrachtungen des einreichungsprozesses zu den dhd-jahrestagungen. 21. November. (zugegriffen: 21. Juni 2024).
- Helling, Patrick, Anke Debbeler und Rebekka Borges. 2022. Konferenzbeiträge strategisch publizieren. o-bib. Das offene bibliotheksjournal / herausgeber VDB (August): 1-17 Seiten. doi:10.5282/O-BIB/5835, (zugegriffen: 7. November 2023).
- Majka, Nicole und Patrick Helling. 2024. Fehlerdokumentation des Book of Abstracts der DHd Jahreskonferenz 2024. doi:10.5281/ZENODO.11258738, (zugegriffen: 1. Juli 2024).
- Wilkinson, Mark D., Michel Dumontier, IJsbrand Jan Aalbersberg, Gabrielle Appleton, Myles Axton, Arie Baak, Niklas Blomberg, u. a. 2016. The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship. Scientific data 3, Nr. 1 (März): 160018. doi:10.1038/sdata.2016.18, (zugegriffen: 18. Juli 2023).