The Data Librarian‘s construction site: Nachweis von Forschungsdaten in Bibliotheken – Desiderate, Herausforderungen und Lösungsansätze
https://zenodo.org/records/14943094
Es ist seit jeher eine Herausforderung immer komplexer werdender Informationsgesellschaften,
die wachsende Fülle wissenschaftlicher Publikationen zu katalogisieren, sodass relevante
Dokumente und Ressourcen identifiziert, verortet und letztlich genutzt werden können.
Das historisch gewachsene System aus Bibliothekskatalogen, die den eigenen Buchbestand beschrieben, und Bibliografien, die für ein definiertes Gebiet möglichst umfangreich gedruckte Dokumente nachwiesen, schuf durch die zunehmende – auch computergestützte – Vernetzung von Katalogen, Fach- und Nationalbibliografien ab dem 20. Jahrhundert ein komplexes, aber verhältnismäßig zuverlässiges Instrumentarium für die Recherchen von Forschenden. Es verfolgte idealiter den Anspruch, die Existenz jeder gedruckten Publikation nachzuweisen und damit erschöpfende Recherchen nach Literatur zu ermöglichen. Mit der sich diversifizierenden Medien- und Formenlandschaft der Digitalen Welt besteht für Bibliotheken der Anspruch, ihre Recherche- und Bibliografie-Systeme an diese neuen Entwicklungen anzupassen. Eines der Desiderate bibliothekarischer sowie anderer Informationsinfrastrukturen ist derzeit noch der Nachweis von Forschungsdaten. Zuverlässige und umfassende Nachweis- und Rechercheinstrumente für diesen Resssourcentyp sind bisher nur in einzelnen Ansätzen vorhanden.
Data Librarians haben sich dieser Aufgabe angenommen und arbeiten in verschiedenen Gremien und Projekten daran, Metadaten möglichst tief zu vernetzen und in übergeordnete, gemeinsame Nachweissysteme zu integrieren.
Eine der Bestrebungen findet seit 2023 im NFDI -Konsortium 4Memory (https://4memory.de/) statt, welches Maßnahmen, Standards und Dienstleistungen zu Datenkultur und Forschungsdatenmanagement für die historisch arbeitenden Disziplinen und die relevanten Infrastruktureinrichtungen des Gedächtnisbereichs wie Archive, Bibliotheken und Museen entwickelt.
Die Task Area Data Connectivity von 4Memory arbeitet, unter anderem an der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) , daran, die Interoperabilität und die Findbarkeit von Forschungsdaten nachhaltig zu verbessern. Hierfür werden zunächst die folgenden drei Schritte unternommen, welche im Rahmen des Posters vorgestellt und über die damit verbundenen Herausforderungen berichtet wird:
a.) Mit Blick auf Bibliothekskataloge werden Handreichungen und Workflows entworfen, die es jetzigen und angehenden Data Librarians erlauben, Forschungsdaten in bibliothekarischen Nachweissystemen standardisiert zu erfassen und so interoperable Metadaten zu generieren und deren Austausch und einfache Nachnutzbarkeit sicherzustellen. Die Vorstellung bestehender Regelungen sowie die Erfahrungen zum Mapping von Metadaten (DataCite, MARC21, etc.) und die Arbeit in bibliothekarischen Gremien geben einen Einblick in die Herausforderungen und Fallstricke bei der Anpassung von bibliothekarischen Regeln an neue Ressourcentypen. Im 4Memory-Kontext sind die Vorschläge zur Vereinheitlichung der Erschließungspraxis von Forschungsdaten zudem als Bausteine für den geplanten 4Memory-Data Space anzusehen, der auf einem Knowledge Graph basieren und von möglichst einheitlichen und nachvollziehbaren Metadaten aus der Fachcommunity stark profitieren wird.
b.) Ausgehend vom DataCite-Metadatenschema wird erarbeitet, welche Angaben zu Forschungsdaten essentiell sind, um eine sinnvolle Nachnutzung im Kontext der Geschichtswissenschaften zu ermöglichen; beispielhaft hierfür sind Informationen zur Datenprovenienz. Dieser Ansatz soll helfen, Forschungsdatenbestände in fachspezifischer Passgenauigkeit zu erschließen, ohne dabei die Anschlussfähigkeit an generische Nachweissysteme zu vernachlässigen.
c.) Eine praktische Umsetzung in etablierten bibliothekarischen Rechercheinstrumenten werden diese Überlegungen mit der Integration von Forschungsdaten in die Deutsche Historische Bibliografie, die an der Bayerischen Staatsbibliothek im Fachinformationsdienst Geschichtswissenschaft gepflegt wird und das Publikationsaufkommen der deutschen Geschichtswissenschaft dokumentiert, erfahren. Damit werden für die Geschichtswissenschaft relevante Forschungsdaten, digitale Publikationen, Monografien und Aufsätze in demselben Portal gleichermaßen recherchierbar.
Das Poster gibt so einen Überblick über diese Maßnahmen, die das NFDI4Memory -Team an der BSB im Bereich Forschungsdatenkatalogisierung für Data Librarians zur Unterstützung der historisch arbeitenden Geisteswissenschaften (und darüber hinaus) durchführt.
Bibliographie
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