OERs Under Construction. Ein Workshop zu Gestaltung und Evaluierung von Open Educational Resources für die Digital Humanities

Schneider, Philipp; Rohe, Jonas; Seltmann, Melanie; Trilcke, Peer; Faust, Anna; Büdenbender, Stefan; Urbaum, Dorothee; Schmunk, Stefan; Skorinkin, Daniil; Hiltmann, Torsten
https://zenodo.org/records/14943184
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Ziele des Workshops

Open Educational Resources (OER) erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das wird nicht zuletzt darin deutlich, dass sie Teil von immer mehr Förderrichtlinien und damit Projekten sind. Innerhalb der Community der Digital Humanities gibt es dabei oftmals Überschneidungen bei der didaktischen Konzeption und Nachnutzung, die sich aus sich einander ähnelnden Anforderungen und Zielstellungen in den verschiedenen Projekten ergeben. Hier besteht das Risiko, dass grundlegende Aufgaben doppelt bearbeitet werden. Dieser Workshop wird daher organisiert, um entsprechende Player (auf Erstellenden- und Nutzendenseite) in den Digital Humanities zusammenzubringen. Gegenstand ist die Erstellung und Evaluierung von OERs. OERs sind Lehr- und Lernmaterialien, die frei zugänglich sind und unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Diese Materialien können Texte, Bilder, Videos, Software und ganze Kursmodule umfassen. Besonders in den Digital Humanities bieten OERs die Möglichkeit, innovative Lehr- und Lernmethoden zu entwickeln und zu teilen. Weiterhin soll der Workshop zum Austausch von Erfahrungen mit der Community dienen und gemeinsam Best Practices von OERs sowie einen Kriterienkatalog zur Evaluation von OERs erarbeiten. Zudem wird ein Einblick in die Arbeit der Datenkompetenzzentren QUADRIGA und HERMES, des Konsortiums NFDI4Memory und des Projekt AI-SKILLS geliefert. Geleitet wird er durch ein Team von Wissenschaftler*innen, die in diesen verschiedenen Projekten aktiv OERs entwickeln.

Im Rahmen des Berlin-Brandenburgischen Datenkompetenzzentrums QUADRIGA für Digital Humanities, Verwaltungswissenschaften, Informatik und Informationswissenschaft (Buchholz et al., 2024) werden OERs als zentrales Element der Datenkompetenzvermittlung erstellt und getestet. Diese entstehen mit Hilfe von praxisnahen Fallstudien (Foran, 2001) zu den drei Datentypen Text, Bewegtes Bild sowie Tabelle. Die OERs werden anhand des QUADRIGA-Datenkompetenzframework erstellt und verteilt.

Das Datenkompetenzzentrum HERMES für geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsdaten und digitale Methoden schafft Orte des Lernens, Forschens und Vernetzens. Das Verbundprojekt aus Hessen und Rheinland-Pfalz stellt dazu alle im Projektverlauf entstehenden Lehr- und Lernmaterialien seiner Schulungs- und Trainingsangebote als OERs zur Verfügung. Unabhängig von ihrer Form und Medienart werden diese Materialien unter dem Openness-Paradigma des BMBF veröffentlicht (BMBF, 2018). Dies geschieht anhand eines innerhalb von HERMES erarbeiteten OER-Basisschemas und einer standardisierten Metadatenempfehlung für OERs.

Das Konsortium NFDI4Memory versteht sich als Schrittmacher bei der digitalen Transformation der historisch arbeitenden Geisteswissenschaften und möchte Forschende, Lehrende und Lernende auf allen Ebenen dieses Prozesses unterstützen. Dazu erschließt es einerseits neue Bereiche für die historische Forschung auf der Basis zunehmend digitalisierter und digitaler Daten sowie digitaler Methoden und optimierter FDM-Infrastrukturen und Dienste. Darüber hinaus will 4Memory gezielt digitale und analoge Methoden im Bereich der historischen Quellenkritik zusammenführen und den dazu notwendigen grundlegenden fachkulturellen Wandel gestalten und die entsprechenden Kompetenzen auf- und ausbauen. Dazu entsteht ein u.a. auch ein Virtueller Trainingskatalog für Lernende und Lehrende mit OER-Materialien aus dem Themenfeld der Digital History.

Das Projekt AI-SKILLS hat zum Ziel, Lehrende an der Humboldt-Universität zu Berlin dabei zu unterstützen, den Studierenden aller Disziplinen die fachspezifische Auseinandersetzung mit KI-Methoden und KI-Technologien (insbesondere im Bereich Machine Learning) in der universitären Lehre forschungsbezogen und anwendungsorientiert zu vermitteln. Dazu vernetzt AI-SKILLS interessierte Lehrende in Communities of Practice, die sich gemeinsam dem Thema KI widmen. In diesem Kontext entstehen von den Lehrenden entwickelte OERs, die in den Communities of Practice gemeinsam evaluiert, erweitert und darüber hinaus nachgenutzt werden.

Die Teammitglieder können dabei unterschiedliche Expertisen in den Feldern der Didaktik und der digitalen Umsetzung vorweisen.

Ablauf des Workshops

Der Workshop ist in vier sequenzielle Slots unterteilt, die sich, jeweils aufeinander aufbauend unterschiedlichen Themenschwerpunkten widmen: der didaktischen Konzeption von OERs, der Vorstellung existierender Beispiele und Erfahrungen, der praxisgetriebenen Evaluation von OERs sowie zuletzt der gemeinsamen Formulierung von Best Practices zur Erstellung und Verbreitung von OERs in den Digital Humanities. Diese werden im Nachgang der Tagung und unter Einbeziehung der Workshopteilnehmenden in einem gemeinsamen Whitepaper publiziert werden. An jedem Punkt des Workshops sollen die Teilnehmenden sich als Teil einer Community von Anwendenden von OERs verstehen – unabhängig davon, ob sie selbst OERs erstellen oder diese in ihrer Lehre verarbeiten oder für sich selbst nachnutzen. Ziel ist also, weniger die Erfahrungen aus den Projekten der Workshopleiter*innen frontal zu vermitteln, sondern vielmehr einen Diskursraum auf Augenhöhe zu schaffen, in dem gemeinsame Erfahrungen gesammelt und strukturiert werden.

Slot 1: Didaktische Konzeption von OERs

Zu Beginn des Workshops werden einige der in den beteiligten Projekten QUADRIGA, HERMES, NFDI4Memory und AI-SKILL S entwickelten OERs exemplarisch vorgestellt. Hierbei erlangen die Teilnehmenden insbesondere Einblicke in die zugrunde liegenden didaktischen Konzepte und Lernziele. Ziel ist es, in einen gemeinsamen, offenen Austausch über gewünschte Formate und bereits genutzte OER-Angebote zu treten. Die verschiedenen Möglichkeiten von Konzepten werden festgehalten und diskutiert. Dabei sollen u.a. folgende Fragen erörtert werden:

  • Welche Art von Materialien und Formaten sind besonders hilfreich?
  • Welche neuen (didaktischen) Ansätze wären wünschenswert?
  • Was sind die spezifischen Anforderungen und Wünsche an OERs in den Digital Humanities als eine Disziplin, die sowohl hermeneutisch an geisteswissenschaftlichen Fragestellungen arbeitet, als auch computationelle Methoden verwendet?

Dieser Dialog soll dazu beitragen, die Bedürfnisse und Erwartungen der Digital-Humanities-Community besser zu verstehen und zukünftige OER-Entwicklungen entsprechend auszurichten.

Slot 2: Realisierung von OERs

Im Vorfeld des Workshops wird es einen Call for OERs geben, über den Workshopteilnehmende in Kurzpräsentationen Einblicke in von ihnen entwickelte OERs einbringen. Die Diskussion wird dadurch über den von den vorgestellten Projekten gesteckten Rahmen hinaus erweitert und ein breiter und diverser Austausch angeregt.

Außerdem soll dieser Slot den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, ihre eigenen OERs bekannter zu machen bzw. auf neue OERs aufmerksam gemacht zu werden, wir erhoffen uns dadurch auch eine stärkere Vernetzung der Teilnehmenden. Hierfür wird während des Workshops eine Pinnwand zur Verfügung gestellt, an der Suche-Biete-Anzeigen platziert werden können: Wer sucht OERs zu bestimmten Methoden, Inhalten und Anwendungsfällen? Und wer bietet umgekehrt OERs für welche spezifischen Nutzungsszenarien an? Durch nicht zugeordnete Gesuche wird zudem ermittelt, welche Bedarfe an ggf. neuen OERs in der Community bestehen. Die Ergebnisse werden nach einer Pause vorgestellt.

Slot 3: Evaluation von OERs

Im dritten Slot werden Erfolgskriterien für gute OERs diskutiert. Hierzu werden die im zweiten Slot vorgestellten OERs in Gruppen evaluiert und konkrete Erfolgskriterien herausgearbeitet. Dafür wird den Teilnehmenden zu Beginn des Slots eine kurze Einführung zur Evaluation von Lehrmaterialien gegeben. Zentral für die Ergebnisse der Evaluation sind jedoch die Erfahrungen der Teilnehmenden als Lehrende bzw. Nutzende von OERs. Die Evaluation erfolgt daher anhand von in den Gruppen selbst erarbeiteten Kategorien. Die Auswertung der Gruppenarbeit folgt in Slot 4.

Slot 4: Wrap Up und Formulierung von Kriterien und Best Practices

Diese Evaluation soll wiederum dazu beitragen, erfolgreiche Ansätze zu identifizieren und weiterzuverbreiten und gemeinsame Best Practices zu den im Workshop besprochenen Themen für die Entwicklung und Nutzung von OERs in den Digital Humanities zu entwickeln, welche helfen können die Qualität und den Nutzen von OERs zu steigern. Diese Best Practices werden im Nachgang der DHd in einem Whitepaper gesammelt und (unter Co-Autor*innenschaft aller Workshopteilnehmenden) auf Zenodo veröffentlicht um so die Ergebnisse des Workshops nachhaltig zu sichern. Daneben wird aus den von den Gruppen verwendeten Kategorien ein Evaluationskatalog erarbeitet, der ebenso zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt wird.

Beteiligte und Forschungsinteressen

Philipp Schneider (QUADRIGA, NFDI4Memory): Digital History, Data Literacy, Knowledge Graphen

Jonas Rohe (QUADRIGA): Digital Humanities, Literarische Kanonforschung

Melanie Seltmann (QUADRIGA): Annotation, Data/Information Literacy, Digital Humanities, Forschungsdaten, Open Science, Wissenschaftskommunikation

Peer Trilcke (QUADRIGA): Digital Humanities, Computational Literary Studies, Digitales Kulturerbe, Theorie und Praxis des Archivs

Anna Faust (AI-SKILLS): KI in der Hochschullehre, Didaktik, Digitales Wissensmanagement

Stefan Büdenbender (NFDI4Memory): Digital History, Forschungsdatenmanagement, Data Literacy, Digitale Quellenkritik

Dorothee Urbaum (HERMES): Digital Humanities, Forschungsdatenmanagement, Wissenschaftskommunikation

Stefan Schmunk (NFDI4Memory, HERMES): Information Science, Digital Library, Digital Humanities, Cultural History and Computing

Daniil Skorinkin (QUADRIGA): Computational Literary Studies, Literaturwissenschaftliche Netzwerkanalyse, Stilometrie, Digitale Editionen, TEI/XML

Torsten Hiltmann (NFDI4Memory, QUADRIGA): Digital History, Data Culture, KI in den Geschichtswissenschaften

Format

0:00–0:30 Begrüßung & Vorstellung

0:30–1:45 Slot 1: Didaktische Konzeption von OERs (Impulsvorträge +

Diskussion)

1:45–2:00 Pause

2:00–3:30 Slot 2: Realisierung von OERs (OER-Basar)

Mittagspause

3:30–3:45 Auswertung Bedarfe an OERs, Angebote und Plattformen

3:45–5:15 Slot 3: Evaluation (Gruppenarbeit)

5:15–5:30 Pause

5:45–7:00 Slot 4: Wrap Up und Formulierung von Kriterien und Best Practices

Zielpublikum

Der Workshop richtet sich sowohl an (potentiell) Erstellende von OERs als auch Nutzende von OERs in den Digital Humanities, um in einen breiten, gemeinsamen Austausch zu treten. Als Nutzende von OERs sollen dabei sowohl Lehrende, die OERs als Module in ihrem Unterricht einsetzen (oder es planen), als auch alle, die OERs im Selbststudium verwenden, angesprochen werden. Besondere Vorkenntnisse sind darüber hinaus für die Teilnahme am Workshop nicht erforderlich.

Die Teilnehmenden sollten einen Laptop mitbringen.

Zusätzliche Angaben

Teilnehmendenzahl: 30-40

technische Ausstattung: Beamer, 1 Whiteboard (oder Flipchart und Post-Its), (Whiteboard-)Stifte, ausreichend Steckerleisten für die Teilnehmenden

Fördervermerk

QUADRIGA wird im Rahmen der Richtlinie Förderung von Projekten zum Aufbau von Datenkompetenzzentren in der Wissenschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter Kennzeichen 16DKZ2034A, 16DKZ2034E und 16DKZ2034H gefördert.

HERMES wird im Rahmen der Richtlinie Förderung von Projekten zum Aufbau von Datenkompetenzzentren in der Wissenschaft unter der Fördernummer 16DKZ2009G vom BMBF gefördert.

NFDI4Memory - Konsortium für historisch arbeitende Geisteswissenschaften wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Förderinitiative “Nationale Forschungsdateninfrastruktur” unter der Projektnummer 501609550 gefördert.

AI SKILLS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Kennzeichen 16DHBKI014 gefördert.


Bibliographie