Samstag, der 16. Oktober 1971

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Samstag, 16. Oktober 1971

Wir kamen – da wir bereits sehr zeitig von Bad Gastein wegfuhren – zu
früh in Mestre beim Autobahnausgang an. Die beiden Polizisten waren
zwar schon dort, vermuteten aber keinesfalls als ich ausstieg und mich
hinter ein Haus ins Gras legte, dass dies ein Minister sein könnte.
Da Reiss Kopfweh hatte, bin ich nämlich die ganze Zeit gefahren und wollte
eigentlich noch ein bisschen schlafen. Das ging aber leider nicht, da
dann die Polizisten doch fragen kamen und dann per Funk alles natürlich
sofort in Bewegung gesetzt wurde. Die Handelskammer hatte, da ich am
Abend noch nach Hause fahren wollte, wirklich alles umorganisiert. Die
Tavola Rotonda, deren Schlussitzung zuerst tatsächlich am Vormittag
beabsichtigt war, dann aber, weil man meine Ankunft nicht genau wusste,
auf den Nachmittag verlegt wurde, wurde nun wieder am Vormittag, da
ich ja Abends bereits wieder nach Hause fuhr, abgeschlossen. Der Aussen-
handelsminister Zagari ist leider wieder nicht gekommen. An seiner
Stelle wurde Unterstaatssekretär Belci, der übrigens auf der Wiener Messe
war und den ich bei einem Empfang im Imperial bereits kennengelernt hatte,
entsendet. Zum Glück hat Wanke veranlasst, dass wir unsere Forderung be-
treffend die Unterstützung Italiens auf dem Agrarsektor in Form einer
Beilage bekommen habe. Dadurch konnte ich den italienischen Handels-
kammervertretern diese Unterlage zeigen. Sie machten sich sofort erbötig,
sie ins Italienische zu übersetzen und ich habe dann eine Übersetzung dem
Unterstaatssekretär Belci gegeben und er hat mir versichert, dass er sie
in Rom sofort an seinen Minister Zagari mit dem er übrigens in grossem
Streit steht und ununterbrochen Schwierigkeiten macht, als auch dem Aussen-
minister Moro weiterzuleiten. Sie haben ein Kontaktkomitee für diese
Wirtschaftsfragen und dort wird er unsere Forderung zur Sprache bringen.
Da Belci ein Christlich-Demokrat ist und Zagari ein Sozialist, so gibt es
scheinbar zwischen den beiden Schwierigkeiten der Verständigung. An und
für sich ist es mir aber umso lieber, wenn dieses Elaborat in einem
Kontaktkomitee, wo auch der Landwirtschaftsminister und noch andere Wirt-
schaftsministerien vertreten sind, zur Sprache kommt.

Da mir Meisl, der mich abholte, mitteilte, dass Förster, der Präsident
der österr. Handelskammerdelegation, über mein Erscheinen sehr ungehalten
war, erklärte ich ihm zuerst und Gleissner privat, warum ich gekommen war.
Ich bezog mich auf die Aussprache des Schattenministers Mussil mit
dem Schattenminister Brandstätter und dem Schattenminister Karasek, wo
man mir vorwarf, dass ich zu wenig Kontakt mit dem Ausland pflegte. Ich


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erklärte, dass der inoffizielle Kontakt jetzt von mir in Italien
deshalb angestrebt wird, und ich hoffe, dass ich Zagari oder seinen
Stellvertreter hier treffen würde. Bei der offiziellen Rede kam ich
sogar auf dieses Problem ganz deutlich zu sprechen und wies darauf hin,
dass solche inoffiziellen Aussprachen oder offiziösen Besprechungen viel
zielführender sind als offizielle Einladungen, wenn wir in der jetzigen
Phase die EWG-Staaten offiziell konsultieren würden, dann könnte man
dies als eine Einmischung in ihre interne Abgelegenheit betrachten.
So aber können wir bei offiziösen und inoffiziellen Anlässen, ohne
dass das Protokoll verletzt wird, unser Anliegen an die zuständigen
Stellen mit allem Nachdruck weiterleiten. Dies hat mir auch Staats-
sekretär Belci ausdrücklich nachher bestätigt. Ich glaube daher, dass
sich die Strapaz und der kurze Aufenthalt in Venedig trotzdem gelohnt
hat. Interessant war nur die Organisation des ganzen Treffens. Es
haben so viele Leute sich immer dreingemischt und alles zum besten
zu machen, dass ich mich dann wirklich gewundert habe, dass es so
gut funktioniert hat. Es hat jeder irgendetwas immer auszusetzen
gehabt oder neue Vorschläge oder neue Lösungen vorgeschlagen, sodass
mit italienischem Charme letzten Endes so viel palavert wurde, dass
man annehmen musste, es könnte nichts funktionieren. In Wirklichkeit
aber hat dann alles durch die Improvisationskunst der Italiener sehr
gut geklappt.

Tätigkeit: Kunsthändler, Staatswappenträger


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    Tätigkeit: ital. Politiker


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      Tätigkeit: SChef HM
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        Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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          Tätigkeit: Chauffeur Staribachers


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            Tätigkeit: ital. Politiker, u.a. Unter-Sts. Außenhandelsmin. 1970-72


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              Tätigkeit: Außenhandel BWK


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                  Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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                    Tätigkeit: ÖVP NR


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                      Tätigkeit: ital. Abgeordneter, Außenhandelsminister


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