Samstag, der 3. August 1974

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Samstag, 3. August 1974

Der Hotelbesitzer vom Weissen Rössl in Ybbs an der Donau
Gevay, hat sich seit Jahren bemüht, von den Rumänen die Geneh-
migung zu erhalten, ein Aslan-Institut in Ybbs zu errichten.
Derzeit weilt Frau Prof. Aslan bei ihm auf Urlaub und er ersuchte
mich, sie mir vorstellen zu dürfen. Seitdem ich einmal in Senften-
berg Gelegenheit hatte, bei der Durchreise zu sehen, wieviel
deutsche Gäste sich dort aufhalten und den Fremdenverkehr im
Genfer Raum wegen der sehr umstrittenen Heilmethode des Dr. Nuhr
doch nach Österreich kommen, glaube ich, dass auch ein Aslan-
Institut eine gigantische Fremdenverkehrsattraktion für ein Ge-
biet sein kann. Der Bürgermeister von Ybbs, der an einem solchen
Institut natürlich brennendst interessiert ist, hat mir sein
Projekt demonstriert. Die Gemeinde besitzt auf einem Hügel eine
grössere Grundfläche, welche zweifelsohne geeignet wäre, unter
Aufwendung von allerdings gigantischen finanziellen Mitteln,
ein solches Institut zu bauen. Die Kombination wäre noch von der
in der Produktion sich jetzt sehr einschränkenden Firma Wüster
eine grössere Privatvilla dazuzukaufen, um die Grundfläche zu
vergrössern. Ein Attaché der rumänischen Gesandtschaft hat das
ganze Projekt schon besichtigt und angeblich für gut befunden.
In Wirklichkeit glaube ich wird es aber an ganz etwas anderem
scheitern. Aslan hat mir gegenüber zugegeben, dass der rum. Minister
für Tourismus sich bis jetzt erfolgreich gegen eine Errichtung
eines Aslan-Institutes irgendwo anders als in Rumänien gewehrt
hat. In Rumänien haben sie jetzt 5 Zentren, zwei davon am Schwarzen
Meer. Natürlich rechnet sich die rumänische Regierung aus, dass
wesentlich mehr Touristen nach Rumänien kommen, wenn sie dort
nur exklusiv die Aslan-Kur machen können. Frau Prof. Aslan
beklagte sich sogar bei mir, dass ihr Name heute nichts mehr
vertraglich wert sei, weil sie bereits einen Vertrag im Italien
abgeschlossen gehabt hatte, welchen die rum. Regierung dann als
hinfällig bezeichnete, weil auch dort ein Institut errichtet
werden sollte. Derzeit ist allerdings Gevay daran interessiert,
wenigstens die Genehmigung für den Verkauf von Salben und Gerandien in Österreich zu erreichen. Zu diesem Zweck war er mit Frau
Prof. Aslan auch bei Fellinger. Über die medizinische Seite kann
und will ich mich nicht äussern. ich versprach nur mit Minister
Leodolter darüber zu sprechen. Mehr nicht. Beim Bürgermeister


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im Rathaus habe ich dann diesem Genossen auseinandergesetzt,
wie ich mir die weitere Vorgangsweise vorstelle. Die Gemeinde
wird jetzt ein Schreiben an mich richten, wo sie ihre Vorschlä-
ge und Variationen vorlegt. Angeblich sind die Rumänen bereit,
sich mit 49 % an einem solchen Institut zu beteiligen. Wenn dies
zutrifft, so wäre vielleicht ein kleiner Schritt weiter gelungen,
denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die rum. Seite sich an
irgendetwas beteiligt, wo sie nicht dann doch bereit wäre, in
ferner Zukunft Ausnahmen zuzulassen. Ob allerdings dafür Ybbs
der richtige Standort ist, ob die Rumänen diesen Standort akzep-
tieren, kann ich natürlich nicht beurteilen. Momentan wäre Frau
Aslan schon befriedigt, wenn es endlich gelänge, ihre Präparate
auch in Österreich verkaufen zu können. Derzeit sagt sie, haben
insbesondere die Botschafter von allen Staaten bei ihr in Rumänien,
das Interesse die Präparate zu bekommen und im Ausland selbst mache
die rumänischen Botschafter mit den entsprechenden Salben und
Pulver ihre Geschenke und Geschäfte. Gevay lebt insoferne von einer
Illusion, weil er ernstlich glaubte, nachdem Kirchschläger
einmal sich als Aussenminister dafür eingesetzt hat, dass dieses
Problem in meinem Ministerium behandelt wird, dass er jetzt als
Bundespräsident mit Staatspräsident Ceausescu sich bei einer
Gelegenheit ausdrücklich mit der Errichtung des Aslan-Institutes
in Österreich beschäftigen soll. Wenn dies nicht geht, dann meinte
er, es müsste doch die Möglichkeit geben, dass die Minister
in Bukarest oder Wien zusammentreffen. Ich habe ihm sofort erklärt,
dass der einzige Weg der ist, dass wenn die Gemeinde ein so gros-
ses Interesse daran hat, dass wir bei der nächsten Gemischten
Kommission dieses Problem auf die Tagesordnung setzen. Vorerst
müsste man sich mit der rum. Vertreterfirma Contex Continentale,
Rennweg 1, über eventuelle Importe der Präparate verständigen.

ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte ergründe und delegiere dann an
Fälbl resp. Würzl, was wir hier machen
können.

Bei den Ötscherland-Festtagen in Gaming, eine Art Volksfest
waren viele Pensionisten aus der Umgebung sogar bis Wien ange-
sagt werden. In Wirklichkeit waren durch die Hitze nur einige
Autobusse gekommen und anstelle der fast 1.000 – wie angekündigt –
waren nur ein paar Dutzend bereit, sich überhaupt in den Kartäuser-
Hof zu begeben. Der Bürgermeister Lechner von Gaming erzählte mir,


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dass bei ihnen die Fremdenverkehrssaison gut läuft. Insbesondere
in Lackenhof, wo sie jetzt eine zweite Saison durch die Skilifte
gehabt haben, wurde der Gemeindedurchschnitt wesentlich verbessert.

Bei der Premiere von Turandot in Stockerau, wo mich der Bürgermeister
eingeladen hat, damit nicht LH Maurer allein anwesend ist, nützte
ich die Gelegenheit, um mit Maurer gleich über die Energiesituation
zu sprechen. Ich sagte ihm rund heraus, dass ich schon vor längerer
Zeit mit ihm die Absicht gehabt habe, über die Probleme der DoKW
deren Aufsichtsratsvorsitzender er ist, zu verhandeln, doch wurde
ich von Präs. Weiss der Verbund ersucht, zuzuwarten, bis er dabei
intern die Fragen noch einmal geklärt hat. Ich bekam von Maurer
neuerdings auf meine Frage bestätigt, dass Weiss als Sprecher für
Elektrizitätsfragen in der ÖVP gilt. Dies war für mich deshalb so
wichtig, weil sich ja bekanntlich auch Abgeordneter König im Parla-
ment immer wieder bemüht, mit mir ins Gespräch zu kommen, ohne ihn
vor den Kopf zu stossen, habe ich gefühlsmässig glaube ich richtig
entschieden und immer wieder erklärt, es finden sowieso Verhand-
lungen über die ganzen Probleme statt. Darunter verstehe ich aus-
schliessliche Gespräche mit Präs. Weiss. Indirekt liess ich in
das Gespräch mit Maurer auch einfliessen, dass ich interessiert wäre,
eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Doch sagen unsere Radikalen
es gäbe auch die Möglichkeit einer mehrheitlichen Entscheidung.
Maurer sollte hier sehr genau merken, dass ich – wenn es zu keiner
einvernehmlichen Regelung kommt – dann selbstverständlich unsere
Mehrheit einsetzen werde. Damit glaube ich erleichtere ich Präs.
Weiss seine Verhandlungsposition innerhalb seiner Partei. Maurer
kam auch auf die Agrarpreisverhandlungen insbesondere den Zucker
zu sprechen. Ich setzte ihm auseinander, dass wir dadurch ein Agrar-
preiskonzept abgeschlossen haben, welches ich bei der Übernahme der
Preiskompetenzen in Aussicht gestellt und versprochen habe. Maurer
hatte keine Gelegenheit zu kritisieren. Dies sagt schon alles.

Nach der Premiere gab der Bürgermeister scheinbar für alle einen
Empfang im Rathaus, Nachdem wir auf die Schauspieler warten mussten,
entstand dort nicht nur eine riesige Drängerei sondern auch eine
unerträgliche Hitze. Verständlicherweise wollte aber Bürgermeister
Kwapil, dass nicht allein Maurer dann eine Ansprache hielt sondern
auch ich ganz kurz zumindestens den Schauspielern danken sollte.
Dies gelang mir mit dem Wiener Schmäh wesentlich kürzer als Maurer,


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der natürlich wieder auf die Erfolge Niederösterreichs bei den
Sommerfestspielen usw. hinwies. Ich denke man muss sich in
so einem Fall immer mehr der gegebenen Situation anpassen, als
den Bedürfnissen, Propaganda zu machen. Insgesamt werden nach
einer Information des Bürgermeisters 200.000 S vom Bund und
dem Land, der Stadt Stockerau gegeben, um die Aufführungen finan-
zieren zu können, angeblich sind diese auch ein grosser Erfolg,
weil fast 80 % der 720 Personen fassenden Tribüne von Wien
kommen. Da bei Schlechtwetter in das Kolpinghaus ausgewichen
werden kann, ist eine wesentliche bessere Situation als bei
den Melker Festspielen oder hie Seefestspielen, wo eine solche
Möglichkeit nicht besteht. Der Bürgermeister behauptet mir gegen-
über sogar, dass die Hotels nicht zuletzt durch die Aufführung
entsprechend mit Gästen belegt seien. Dies kann ich mir aller-
dings nicht gut vorstellen. Interessant wäre aber einmal zu
überprüfen, wie weit tatsächlich die verhältnismässig hohen Auf-
wendungen, die in ganz Österreich für Veranstaltungen gemacht
werden, auf den Fremdenverkehr einen Einfluss haben. Dies gelte
allerdings nicht generell für alle sondern müsste vor allem spezi-
fisch in jedem Fall analysiert und untersucht werden. Für die
Salzburger Festspiele hat einmal die Arbeiterkammer Salzburg
eine solche seriöse Untersuchung gemacht. Daran war noch
Frau Staatssekretär Karl als Statistikerin der Arbeiterkammer
beteiligt. Auf Grund dieses Untersuchungsschemas könnte man den
Arbeiterkammern oder sonstigen Institutionen empfehlen, ohne
dass uns Kosten verursacht werden, in ganz Österreich solche
Überprüfungen anzustellen. Vielleicht könnten wir dies anregen.

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Tagesprogramm, 3.8.1974


Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
GND ID: 118723189


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    Tätigkeit: Sts.


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      Tätigkeit: nö. LH (ÖVP), AR-Vors. DoKW


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          Tätigkeit: ehem. ÖVP-Verkehrsminister, Präs. Verbund


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