Gesamtsitzung am 3. Februar 1853

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A. 64.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 3. Februar 1853.


SneExcellenz der Präsident Ritter von Baumgartner,
der Vice-Präsident von Karajan.
der General-Secretär Schrötter.
der zweite Secretär Wolf.


die wirklichen Mitglieder:


FreiherrFreih. Hammer-Purgstall
von Prechtl
Zippe
Partsch
Arneth
Stampfer
von Ettingshausen
Chmel
Kreil
Unger
Jäger
Redtenbacher
Hyrtl
Auer
Bergmann
Kollar


von Burg
Fenzl
Fitzinger
Diemer
Heckel
Boué
Diesing
Rokitansky
Skoda
Springer
Petzval
Brücke
Seidl
Birk
Miklosich.

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Verhandlungen.



Sekretärs.


Der General-Secretär
zeigt an, daß die wirklichenw.w. MitgliederM. M.
HerrHr. RegierungsrathRegierungsr. Arneth und
HerrHr. ProfessorProf. Unger erklärt
haben, die nach § 4 a der
Statuten und § 21 der Ge-
schäftsordnung in der feier-
lichen Sitzung am 30. Maidieses Jahres d.J.
abzuhaltenden Vorträge zu
übernehmen.


Der Kantonsbibliothekar
zu Aarau ersucht in einer
Zuschrift vom 12. Jänner dieses Jahresd.J.
um Betheilung der dortigen
Bibliothek mit den akademi-
schen Druckschriften
Wird über Antrag des
General-Secretärs, da die
Akademie mit andern öffent-
lichen Anstalten nur in
Tauschverkehr tritt, nicht
genehmigt.


Der Redacteur der Wie-
ner-Zeitung, HerrHr.DoktorDtor Leopold
Schweitzer erklärt in einem
Schreiben vom 11. Jänner dieses Jahresd.J.
den der Redaction angebo-
tenen Tausch der akademi-

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schen Sitzungsberichte gegen
ein Exemplar der wiener-
Zeitung mit Dank anzuneh-
men.
Der General-Secretär
theilt mit, daß dieser Tausch
bereits eingeleitet ist.


Der General-Secretär
stellt den Antrag, das kaiserlich-königlichek. k.
militär geographische In-
stitut mit den akademi-
schen Sitzungsberichten mit
Einschluß des Archivs vom
I. Hefte angefangen, so
wie mit dem Werke von
ProfessorProf. Petzval zu betheilen
und zwar in Rücksicht auf
den Umstand, daß das In-
stitut die Akademie mit
allen von denselben her-
ausgegebenen Karten in
Folge einer Anordnung
des hohen kaiserlich-königlichenk. k. Kriegsmini-
steriums betheilt.


Dieser Antrag wird ein-
stimmig genehmigt.


HerrHr. Joseph Natterer
überreicht ein an den öster-
reichischen Lloyd gerichtete (sic!)
Gesuch um Bewilligung
der freien Fahrt nach
Alexandrien mit dem An-
suchen, die kaiserlichekaisl. Akademie
wolle ihm bestätigen,

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daß seine Reise einen rein
wissenschaftlichen Zweck habe.
Zugleich erbietet sich derselbe
zur Übernahme von Auf-
trägen für die Akademie.
Dieses Ansuchen wird durch
Stimmenmehrheit abgelehnt,
weil hierüber kein Antrag
von einem Mitgliede der
Akademie vorliegt, und die
Akademie sich nicht darauf
einlassen könne, derartige
Zeugnisse, wenn ihr die Um-
stände nicht genau bekannt
sind, auszustellen.


Der General-Secretär
zeigt an, daß eine Abhand-
lung zur Beantwortung
der historischen Preisfragen
"Kritische Betrachtung des
Verfalls des römisch-deutschen
Kaiserreiches...;" etceteraetz. ein-
gegangen ist.


Derselbe legt ein Ver-
zeichniß der Gesellschaften
vor, welche die Sendungen
der Akademie bisher gar
nicht, oder doch seit länge-
rer Zeit nicht erwiedert ha-
ben, und trägt darauf
an, mit den Zusendungen
an diese Gesellschaften vor-
läufig auszusetzen.

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Dieser Antrag wird ange-
nommen.


Derselbe ersucht die Aka-
demie den an die Mitglie-
der bereits vor einigen
Tagen zum Behuf einer
Durchsicht gesendeten Ent-
wurf der revidirten Ge-
schäftsordnung, wie dieser
auch den Berathungen der
zu dessen Abfassung in der
Sitzung vom 25. November vergangenen Jahresv.J.
zusammengesetzten Commission
hervorgegangen ist, nun
in Berathung zu ziehen
und jene §§ anzugeben,
an welchen dieselben Ände-
rungen anzubringen wün-
schen.


Der HerrHr. Präsident
schlägt zu § 47 vor, zuzu-
fügen "sollen in der Re-
gel" nur in deutscher Spra-
che und so weiteru. s. w.


Wird angenommen.
FreiherrFreih. Hammer-Purgstall
trägt an, einige fremde
Ausdrücke durch rein deut-
sche und durch das Wort Vor-
stand richtiger durch Vor-
steher zu ersetzen.


Wird, wo es sich um
den Vorstand der Kanz-
lei handelt genehmigt.

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Ferner beanständet FreiherrFreih.
Hammer- Purgstall den § 35,
nämlich die Beschränkung,
daß Werke der Mitglie-
der nur von den Verfassern
besprochen werden sollen; we-
nigstens solle man die aus-
ländischen correspondirenden
und Ehren-Mitglieder da-
von ausnehmen; also sagen:
Werke von wirklichen, dann
von inländischen correspon-
direnden und Ehrenmitglie-
dern.

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schlossen, sie nicht den aus-
wärtigen wirklichen Mit-
gliedern zur Abstimmung
zuzusenden, da in dersel-
ben durchaus nichts aufge-
nommen wurde, was die
Rechte der auswärti-
gen Mitglieder im ge-
ringsten berühren, auch
die früheren Eingaben
derselben so weit dies
möglich war, berücksich-
tigt wurden.


Der General-Secre-tär stellt und begrün-
det den Antrag beim ho-
hen Curator, da wegen
der neuen Abfassung
der Geschäftsordnung hie-
zu schickliche Gelegen-
heit sei, das Ansuchen
um Vermehrung der
ausländischen correspon-
direnden Mitglieder
der Akademie und zwar
für jede Classe um
15 zu unterbreiten, oh-
ne jedoch damit sagen
zu wollen, daß die Beset-
gung aller dieser Plät-
ze schon bei der näch-
sten Sitzung vorgenom-
men werden solle.


Bei der hierüber erfolgten

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Abstimmung wird dieser An-
trag mit 19 gegen 13 Stim-
men abgelehnt.


Schluß der Sitzung 8 1/2 Uhr.

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ad. A. 64.


Votum separatum als Beilage
zum Protokolle der Gesammtsitzung
der KaiserlichenK. Akademie der Wissen-
schaften vom 3. Februar 1853.


Nachdem ich schon in der Classen-
sitzung vom 14. Julius, so wie in
der gestrigen Gesammtsitzung
auf alle Ehre, die einem meiner
Werke durch die Besprechung
desselben in der Sitzungsberichten
werden könnte, feierlichst ver-
zichtet, kann ich so unbefangener
die wichtigen Gründe wider den
§. 38 des Entwurfes der Geschäfts-
ordnung geltend machen.


Die Akademiker sind die Orga-
ne der Wissenschaft des Kaiser-
reichs, von denen die vorzüg-
lichsten Werke zu erwarten,
warum will die Akademie


/:wider der bei allen anderen
Akademien bestehenden Gebrauch:/
die Besprechung derselben in
den Sitzungsberichten hindern?

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die Sitzungsberichte /: Bulletins:/
der beiden Musterakademien
von Petersburg und brussel sind
voll von Besprechungen der Wer-
ke ihrer Mitglieder, hierauf sind
die Gegner, welche bemerkten,
daß das Journal des Savans (sic!)
und die von der Göttinger
und Münchner Akademie her-
ausgegebenen gelehrten Anzei-
gen
kritische Zeitschriften seyen,
die Antwort schuldig geblieben.
Warum will sich die Akademie
durch dieser Beschluß die Gele-
genheit die Talente correspon-
dirender Mitglieder zu ermu-
thigen und denselben die Lust-
an der Arbeit verkümmern?


Der Fall liegt in den beiden
letzten trefflichen Werken
des correspondirenden Mitglie-
des Freiherrn von Schlechta vor.
Ich wiederhole, was ich schon in
der Classensitzung vom 14. Ju-
lius und in der gestrigen Ge-

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sammtsitzung gesagt, die KaiserlicheK.
Akademie wird sich im Aus-
land nur lächerlich machen,
wenn sie verbietet die Mei-
sterwerke ihrer Ehrenmit-
glieder, wie Humboldt, Liebig,
Buch, Grimm, Ritter, Wilson
und so weiterv. s. w. in den Sitzungsberich-
den zu besprechen.


Wenn die hiesigen wirklichen
Mitglieder /: denn die in den
Provinzen sind noch nicht
darum gefragt worden:/
wie ich /: nur vielleicht aus
anderen Gründen:/ auf
die Besprechung ihrer Wer-
ke in den Sitzungsberichten
dazwischen, so ist dies keine
Ursache gegen die Größen
der Wissenschaften im Aus-
lande ungerecht zu seyn und
der §. 38 müßte wenigstens
durch die Einschaltung des
Wortes wirklicher vor Mit-
gliedern in Betreff der

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Ehrenmitglieder und corre-
spondirenden gemildert
werden, weil es dann wenig-
stens den hiesigen Mitglied-
dern unbenommen wäre
gegen auswärtige Ehrenmit
glieder und correspondiren-
de durch Besprechung ihrer
Werke in der Sitzungsber-
richten gerecht zu seyn.


Der zweite Punct, auf wel
chen ich im Namen meiner
Collegen Akademiker in
den Provinzen bestehen
muß, ist, daß denselben,
wie es das erstemal geschehen,
der Entwurf zu ihrer schrift-
lichen Äußerung darüber
mitgetheilt werde.


Die KaiserlicheK. Akademie ist keine
wiener Akademie, sondern
eine österreichische und die
wirklichen Mitglieder in
den Kronländern haben
gleiche Rechte mit den hiesigen.

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sichern, daß diese wohlge-
meinten Bemerkungen mir
bloß durch meine Pflicht als
Akademiker und keineswegs
durch den gerechten Unwil-
len darüber eingegeben
worden, daß, nachdem die
Geschäftsordnung unter mei-
nem Vorsitz als erster Prä-
sident zu Stande gekommen,
ich /: aus Scheu vor meinen
Einwendungen:/ unter den
zwölf zur Revision ernann-
ten Commissären nicht er-
nannt worden bin, was doch
im strengsten Sinne nur
geschäftsgemäß gewesen wäre


Dr. Joseph Freiherr Hammer Purgstall