Sitzung der phil.-hist. Klasse am 19. März 1851

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Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Sitzung der philosophisch-historischen Classe


am 19. März 1851.


Anwesend: Der Alters-Präsident, Freiherr Freih. Hammer-Purgstall
Die wirklichen Mitglieder: Herr Hr. Arneth
Herr " Chmel
Herr " Baron Münch
Herr " Bergmann
Herr " von Karajan
Herr " Pfizmaier
Herr " Diemer
Herr " Exner
Herr " Springer
Der Secretär: Wolf


Der provisorische prov. General-Secretär, ProfessorProf. Schrötter.
Mehrere Gäste.


Freiherr Freih. Hammer-Purgstall
setzt die Lesung seiner Abhand-
lung: "Über die Verfertigung
und den Gebrauch von Bogen
und Pfeil bei Arabern und
Türken", fort.


Herr Hr. kaiserlicher kaiserl. Rath Bergmann
liest die Fortsetzung seiner
"Kritischen Beiträge zur Ge-

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schichte Vorarlberg's"


Herr Hr. Regierungsrath Regierungsr. Arneth
theilt: "Archäologische Analecten"
mit."


In der vertraulichen Sitzung


(240) theilt der Secretär mit:
a) Die Antwort des Herrn Hrn. ProfessorProf.
Prangner aus Gratz, worin die-
ser in seinem und im Na-
men seines Herrn Hrn. Prälaten
(:von Admont:) erklärt, daß
er mit allen ihm von der
Akademie gestellte Bedin-
gungen und Modalitäten bei
der von ihm zu besorgenden
Redaction und Herausgabe
von Herrn Hrn. ProfessorProf. von Muchar's
hinterlassenem Werken: "Nori-
cum und Pannonien unter
den Römern," einverstan-
den sei; zugleich gibt er
eine Übersicht des Inhalts
des in seinen Händen be-
findlichen Materials der
IIten Abtheilung dieses Wer-
kes, woraus sich ergibt, daß
diese die erste Abtheilung
an Volumen wohl um ein
gutes Drittel übertreffen
dürfte; ersucht um Zusen-
dung
der ersten Abtheilung;
ist aber der Meinung, daß

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es besser sein dürfte, das Werk
in Wien drucken zu lassen.


Der Secretär erlaubt sich
dazu zu bemerken; daß bei dem
bekannten Deficit in dem dies-
jährigen Budget der Classe
zwar von keiner unmittelba-
ren Angriffsnahme der Druck-
legung dieses Werkes die Re-
de sein könne; da aber ohne-
dies die von dem Herrn Hrn. ProfessorProf.
Prangner vorzunehmenden Vor-
arbeiten auch für die erste
Abtheilung dieses Werkes noch
eine geraume Zeit in An-
spruch nehmen dürften, so
könnte ihm doch sogleich der
Auftrag zur Vornahme der-
selben ertheilt, und die erste
Abtheilung zugesendet werden,
um so mehr, als es dann noch
immer von der Classe abhän-
ge, die Drucklegung auf eine
gelegenere Zeit zu verschie-
ben; nur daß man Herrn
Prangner etwa unter Einem
anzeige, daß eine solche Ver-
schiebung unter den gegen-
wärtigen Verhältnissen noth-
wendig geworden sei. Er
frage daher an, ob er in
diesem Sinne an Herrn Hrn. Prangner
schreiben und ihm die ver-
langte erste Abtheilung des
Werkes zusenden dürfe?


Der Secretär wird be-
auftragt, in diesem Sinne
an den Herrn Hrn. ProfessorProf. Pragner

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zu schreiben, und ihm die ver-
langte Abschrift der 1ten Ab-
theilung zuzusenden.


b.) Der Commissionsbericht der
Herrn Hrn. Miklosich und Boller
über das von Herrn Hrn. von Tschudi
der Akademie zur Heraus-
gabe vorgelegte Werk über
die Quichua-Sprache, welche
so wie das dritte Commissions-
Mitglied, Herr Hr. Pfizmaier in
seinem in der Sitzung vom
27. November vergangenen Jahres v. J. vorgeleg-
ten Berichte darüber, dieses
Werk der Herausgabe durch
die Akademie in jeder Hin-
sicht würdig erklären, und nur
noch wünschenwerth halten:
daß a) in Bezug auf die
Grammatik der Herrn Ver-
fasser
den Text derselben
einer nochmaligen sorgfäl-
tigen Revision unterziehen;
b) in Bezug auf das Lexi-
kon, es beim Druck eine
consequente Correctur erhal-
te;


c) in Bezug auf die Sprach-
proben: daß das Drama die
nöthigen grammatischen und
lexikalischen Ergänzungen er-
halte, und vielleicht durch
einzelne Bemerkungen dem
Verständniß zugänglicher ge-
macht werde.


Der Secretär stellt da-
her den Antrag:


in Erwägung, daß einerseits

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der Verfasser schon ein volles
Jahr auf die Entscheidung war-
te, anderseits aber wegen
der erst berührten finan-
ziellen Verhältnisse der Clas-
se sie trotz dem, keine un-
mittelbare Realisirung der
Herausgabe beantragen kön-
ne, daß daher der Verfas-
ser
im Falle der unbeding-
ten Ablehnung nicht unnöthig
noch lange hingehalten
werde, und über sein Werk
anderweitig verfügen könne,
im Falle der Annahme ihm
jedoch wie billig die Priori-
tät gesichert werde:
möge die Classe wenigstens
sogleich darüber entscheiden,
ob sie unter der Voraus-
setzung, daß der Verfas-
ser
sich dazu verstehe, nach
den von der Commission vor-
geschlagenen Modificationen
sein Werk umzuarbeiten,
und sich zu gedulden, bis
die Fonds-Verhältnisse der
Classe erlauben, die Heraus-
gabe ins Werk zu setzen,
den Antrag dazu bei der
Gesammt-Akademie stellen,
und im Bejahungsfalle viel-
leicht noch vorläufig eine
Commission zur Bestimmgung
der pekuniären Modalitä-
ten ernennen wolle.


Die Classe beschließt
die Herausgabe unter den

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vorausgesetzten Bedingun-
gen seiner Zeit zu bean-
tragen, und bestimmt zur
Voranschlagung der Druck-
kosten als Commission den
Herrn Regierungsrath Regierungsr. Auer.


FWolf