Spotlights Wie das OpenMethods-Metablog Digital Humanities-Methoden, -Tools und -Toolmaker ins Scheinwerferlicht rückt
https://zenodo.org/records/6328221
Einführung
Forschungsmethoden und -werkzeuge sind Grundlagen der Forschung in den Digital Humanities. Sie sind genuine Formen der Wissenschaft und als solche nicht-neutrale wissenschaftliche Güter (van Zundert, Antonijević und Andrews 2020), die in der Regel in eine bestimmte epistemische Kultur eingebettet sind und mit spezifischen Forschungsprojekten verbunden sind. Dennoch bleiben ihre Schöpfer sowie die Entscheidungen, die diese im Laufe der Entwicklung treffen, oft in wissenschaftlichen Arbeiten sowie in formalen akademischen Belohnungskriterien unsichtbar (Eve 2020). Ein Kernanliegen von OpenMethods ist es, dies zu verbessern, indem es Werkzeugen und ihren Schöpfer*innen in den Digital Humanities (kurz DH) mehr Anerkennung zukommen lässt und die wissenschaftliche Diskussion um sie stärkt.
Was ist OpenMethods?
Das OpenMethods-Metablog ist eine Plattform, die es ermöglicht, Open-Access-Inhalte zu DH-Methoden und -Werkzeugen in verschiedenen Formaten und Sprachen zusammenzuführen, um das Wissen um die selbigen zu verbreiten und ihre Anerkennung in der DH-Community und darüber hinaus zu erhöhen. Neben wissenschaftlichen Artikeln und Buchkapiteln umfasst dieser Ansatz verschiedenste Arten von Publikationen im weitesten Sinne und schließt auch solche Inhalte mit ein, die in der formalen Forschungsbewertung meist unsichtbar bleiben, wie z. B. Blogartikel und Preprints oder multimediale Inhalte wie Tutorials, Videos oder Podcasts (Eve 2020).
Der Metablog-Ansatz beinhaltet, dass Mitglieder des OpenMethods-Redaktionsteams bereits veröffentlichte Inhalte, die von Community Volunteers vorgeschlagen wurden, sowie Materialien ihrer eigenen Wahl auswählen, um sie auf OpenMethods besonders hervorzuheben. Zu den Themen gehören Beschreibungen von Methoden und Werkzeugen, Werkzeug- und Methodenkritik sowie praktische und theoretische Überlegungen dazu, wie und warum geisteswissenschaftliche Forschung digital betrieben wird und wie der zunehmende Einfluss digitaler Methoden und Werkzeuge die wissenschaftliche Grundhaltung und Praxis der geisteswissenschaftlichen Forschung verändert.
Die OpenMethods-Plattform ist bewusst interdisziplinär und mehrsprachig angelegt, um den Reichtum der DH-Diskurse und wie sie in verschiedenen regionalen, nationalen und sprachlichen Communities Gestalt annehmen aufzuzeigen (Tóth-Czifra / Moranville 2018). Die Gruppe der DH-Expert*innen, bekannt als das OpenMethods Editorial Team, umfasst derzeit 30 Editor*innen aus 14 Ländern, die gemeinsam fast 20 Sprachen abdecken.
Die Nominierung von Inhalten steht jedem offen (über Twitter oder über das Nominierungs-Tool auf der OpenMethods-Plattform) und externe Mitstreiter*innen, wie z. B. Studierende der DH, sind herzlich willkommen, auf der OpenMethods-Website als solche genannt zu werden. In einem zweiten Schritt kommentieren, filtern und kuratieren die Mitglieder des Redaktionsteams die Nominierungen entsprechend der Guidelines for the Editorial Team (OpenMethods o. J.). Erfolgreiche Beiträge werden nicht nur auf der Plattform wiederveröffentlicht, sondern auch mit der Taxonomy of Digital Research Activities in the Arts and Humanities (TaDiRAH) kategorisiert (Borek et al. 2016, Borek et al. 2021) und durch eine kurze englische Einleitung ergänzt, in der ein*e OpenMethods-Editor*in den Wert und die Relevanz des Beitrags erläutert.
Ins Rampenlicht mit einem Spotlight!
Die Hervorhebung auf OpenMethods ist ein offizielles Zeichen der Anerkennung durch die Expert*innen des Redaktionsteams. Das Korpus der OpenMethods-Inhalte bildet eine kuratierte und kontextualisierte Zusammenstellung von DH-Werkzeugen und -Methoden sowie des Diskurses um diese herum, unabhängig davon, ob die Beiträge Teil der etablierten Kanäle der wissenschaftlichen Kommunikation sind oder nicht.
Als jüngste Weiterentwicklung der Plattform hat das OpenMethods-Redaktionsteam beschlossen, eine neue Serie mit dem Namen Spotlights zu starten (OpenMethods 2020). Spotlights sind längere Originalbeiträge im Metablog (z. B. Horváth 2020). Diese Beiträge in Interviewform zielen darauf ab, die Menschen hinter den Werkzeugen und Methoden besser sichtbar zu machen und Gespräche über wissenschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen, die in der Regel in bestimmte epistemische Kulturen eingebettet sind und nach Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten gestaltet wurden, die für die breitere wissenschaftliche Gemeinschaft oft unsichtbar bleiben. Ein zentrales Ziel der Spotlights-Reihe ist es, einige dieser epistemischen Überlegungen aufzudecken und den Tool-Machern in den DH mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu schenken.
In der Posterpräsentation werden folgende Themen angesprochen:
- Wie es die neue Spotlights-Serie ermöglicht, die Menschen und epistemischen Überlegungen hinter den Werkzeugen und Methoden der DH sichtbarer zu machen
- Welchen Herausforderungen sich das OpenMethods-Team in Bezug auf die unterschiedlichen Ebenen der Nachhaltigkeit gegenübersieht (soziale, infrastrukturelle Elemente sowie angemessene Belohnungs- und Anrechnungsmechanismen für alle Mitwirkenden für ihre Beiträge zur Plattform im Besonderen und zur DH-Methodik im Allgemeinen) (Grant et al. 2020)
- Wie Beiträge, neueste Entwicklungen, Community-Praktiken etc. aus dem deutschsprachigen DH-Diskurs besser auf der Plattform dargestellt werden können
Ziel der Posterpräsentation ist ein breites Feedback von und ein reger Austausch mit den Teilnehmer*innen der DHd-Konferenz. Zu diesem Zweck werden in ihrem Rahmen nicht nur die Ziele und Strategien von OpenMethods erläutert, sondern auch eine interaktive Demo eingeschlossen. Außerdem sollen die Konferenzteilnehmer*innen dazu angeregt werden, dem OpenMethods-Netzwerk beizutreten und es zu erweitern, seine Potenziale für die Weiterentwicklung der eigenen Forschungsmethoden zu erkunden und sich an der Weiterentwicklung der Plattform zu beteiligen.
OpenMethods wurde in Zusammenarbeit mit der DARIAH-Community als ein Ergebnis des DARIAH-Projekts "Humanities at Scale" (Engelhardt et al. 2017) entwickelt.
Bibliographie
- Borek, Luise / Dombrowski, Quinn / Perkins, Jody / Schöch, Christof (2016): “TaDiRAH: A Case Study in Pragmatic Classification” in: DHQ 10: 1 http://www.digitalhumanities.org/dhq/vol/10/1/000235/000235.html [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Borek, Luise / Hastik, Canan / Khramova, Vera / Illmayer, Klaus / Geiger, Jonathan D. (2021): “TaDiRAH Revised, Formalized and FAIR”, in: Schmidt, Thomas / Wolff, Christian (eds.): Information between Data and Knowledge. Information Science and its Neighbors from Data Science to Digital Humanities - Proceedings of the 16th International Symposium of Information Science (ISI 2021) Regensburg, Germany, 8th - 10th March 2021 (= Schriften zur Informationswissenschaft 74). Glückstadt: Hülsbusch 321-332. https://epub.uni-regensburg.de/44951/ [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Engelhardt, Claudia / Leone, Claudio / Larrousse, Nicolas / Montoliu, Delphine / Moranville, Yoann / Mounier, Pierre / Oltersdorf, Jenny / Ribbe, Paulin / Wuttke, Ulrike (2017): Open Humanities Methods Review Journal (Research Report). DARIAH; TGIR Huma-Num (UMS3598); Göttingen State and University Library. https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-01685852 [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Eve, Martin Paul (2020): “Violins in the Subway: Scarcity Correlations, Evaluative Cultures, and Disciplinary Authority in the Digital Humanities”, in: Jennifer Edmond (eds.): Digital Technology and the Practices of Humanities Research. Cambridge: Open Book Publishers 105-122. https://doi.org/10.11647/OBP.0192 [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Grant, Kaitlyn / Dombrowski, Quinn / Ranaweera, Kamal / Rodriguez-Arenas, Omar / Sinclair, Stéfan / Rockwell, Geoffrey (2020): “Absorbing DiRT: Tool Directories in the Digital Age”, in: Digital Studies / Le Champ Numerique 10: 1. https://doi.org/10.16995/dscn.325 [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Horváth, Alíz (2020): “OpenMethods Spotlights #1: “Interview with Hilde De Weerdt about MARKUS””, in: OpenMethods (Blogartikel) https://openmethods.dariah.eu/2020/10/13/openmethods-spotlights-1-interview-with-hilde-de-weerdt-about-markus/ [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Nyhan, Julianne (2020). “The Evaluation and Peer Review of Digital Scholarship in the Humanities: Experiences, Discussions, and Histories” in: Edmond, Jennifer (eds.): Digital Technology and the Practices of Humanities Research. Cambridge: Open Book Publishers 163–182. https://doi.org/10.11647/OBP.0192 [letzter Zugriff 23.11.2021].
- OpenMethods (o. J.), “Guidelines for the Editorial Team”, in: OpenMethods (Blogartikel) https://openmethods.dariah.eu/guidelines-for-editorial-team/ [letzter Zugriff 23.11.2021].
- OpenMethods (2020), “OpenMethods Spotlights”, in: OpenMethods (Blogartikel) https://openmethods.dariah.eu/openmethods-spotlights/ [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Tóth-Czifra, Erzsébet / Moranville, Yoann (2018): “Leveraging on the power of expert content curation: the OpenMethods metablog: Conference abstract presented at EADH 2018”, in: EADH 2018: Data in Digital Humanities. EADH, Dec 2018, Galway, Ireland. https://hal.inria.fr/halshs-02010915/ [letzter Zugriff 23.11.2021].
- Zundert, Joris J. van / Antonijević, Smiljana / Andrews, Tara L. (2020). ““Black Boxes” and True Colour - A Rhetoric of Scholarly Code”, in: Jennifer Edmond (eds.): Digital Technology and the Practices of Humanities Research. Cambridge: Open Book Publishers 123-162. https://doi.org/10.11647/OBP.0192.06 [letzter Zugriff 23.11.2021].