Gesamtsitzung am 31. Jänner 1848

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A. 6.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 31. Jänner 1848


Anwesend: Der Präsident Freiherr von Hammer-Purgstall
Der Vice-Präsident Baumgartner
Der" General-Secretär von Ettingshausen
Der" zweite Secretär Wolf
Die wirklichen Mitglieder Labus
Prechtl
von Balbi
Carlini
Grillparzer
Zippe
Arneth
Presl
Partsch
Stampfer
Haidinger
Schafařik
Freiherr von Hügel
Chmel
Kreil
Palaczky
Weber
Unger
Jäger
Schrötter
Redtenbacher
Hyrtl
Auer


Verhandlungen.


I. Der General-Secretär legte
seinen Antrag über die den anwesenden

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auswärtigen wirklichen Mitgliedern
für ihre Reise nach Wien und zu-
rück zu bewilligenden Vergütungen
vor. Er brachte zur billigsten Aus-
mittelung dieser Vergütungen fol-
genden Verfahren in Vorschlag:
a. Es wird der Betrag ermittelt, welchen
das Fahrgeld in dem Briefpost-Eilwagen
oder in dem Eisenbahnwagen erster Classe
von dem Wohnorte des Mitgliedes nach
Wien und zurück, nach den bestehenden
Tarifen erreicht. Endigt sich dieser
Betrag in Gulden nicht auf eine Nulle
oder auf die Ziffer 5, so wird er bis zu
dieser Endigung erhöht.
b. Es werden die Tage der Dauer der
Reise gezählt, wobei, wenn diese Zeit in
Bruchtheilen des Tages endigt, diese
als ganzer Tag gelten sollen. Für
jeden solcherweise sich ergebenden Tag
werden fünf Gulden angesetzt.
c. Es werden die Tage gezählt, welche
das Mitglied ohne einer akademischen
Sitzung beizuwohnen, in Wien zuzu-
bringen genöthiget ist. Zu diesen Tagen
wird nach Einer vor dem Beginnen der
ausgeschriebenen Sitzungen und ein
zweiter nach deren Beendigung hin-
zugefügt. Für jeden dieser Tage
werden fünf Gulden angesetzt.
Die Nothwendigkeit, für diese Tage
eine Entschädigung in Rechnung zu ziehen,
folgt aus der billigen Rücksicht auf

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Die Kostspieligkeit eines anständigen Auf-
enthaltes in Wien für den Fremden, wo-
zu die Präsenzgelder, welche auch nach
einer Vergütung der Mühewaltung bei den
Sitzungen seyn sollen, nicht hinreichen.
Die Summe der unter obigen Rub-
riken ausgewiesenen Betrage, gibt
die für die Reise zu bemessende Ver-
gütung.
Diese stellt sich im vorliegenden Falle
folgendermaßen:


Wohnort
des
Mitgliedes
Bahnpreis nach
Wien und zurück
Vergütung für
die Tage der Reise
Vergütung für
sieben Tage in Wien
Summe
Name des
Mitgliedes, welches
diese Entschädigung
zu beziehen hat.


Gratz
20.
10.
35.
65.
Unger.


Prag
40.
15.
35.
90.
Zippe
Presl
Schafařik
Kreil
Palaczky
Redtenbacher


Innsbruck
65.
30.
35.
130.
Jäger


Meran
85.
50.
35.
170.
Weber


Mailand
105
40.
35.
180.
Labus
Carlini


Gulden
Gulden
Gulden
Gulden


Für Herrn von Balbi, welcher erst bei der heutigen Sitzung erscheint,
ergibt sich: Fahrpreis von Venedig nach Wien und zurück: -------- 85 Gulden


Vergütung für die Tage der Reise: --------------- 30 Gulden
Vergütung für drei Tage in Wien: ----------------- 15 Gulden


Summe 130 Gulden


Die Präsenzgelder betragen

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für jedes der zuerstgenannten eilf
Mitglieder 50 Gulden, für Herrn von
Balbi
aber bloß 20 Gulden.


Die Akademie genehmigt diese An-
träge des General-Secretärs einstimmig.


Der General-Secretär bemerkte
weiter: Die hiernach für die Reise und
Präsenzgelder erwachsenden Auslagen
sind folgende:


Für ein Mitglied von Gratz
Für " sechs Mitglieder von Prag
Für " ein Mitglied von Innsbruck
Für " ein " Mitglied " aus " Meran
Für " zwei Mitglieder von Mailand
Für " ein Mitglied von Venedig


Reisegelder
65.
540.
130.
170.
360.
130
1395.


Präsenzgelder
50.
300.
50.
50.
100.
20.
570.


Zusammen
115 Gulden
840 Gulden do.
180 Gulden do.
220 Gulden do.
460 Gulden do.
150 Gulden do.
1965 Gulden


Summe


Der General-Secretär, welcher
in Voraussetzung der Genehmigung
seines Antrages das Concept eines Er-
suchschreibens an das Universal-
Cammeral-Zahlamt um Erfolgung
dieses Betrages von 1965 fl.Gulden bereits
vorbereitet hatte, gab dasselbe in die Kanzlei
zur Reinschrift, welche der
Herr Präsident im weiteren Verlaufe
der Sitzung unterzeichnete. Dieses
Geschäftsstück führt die Zahl 189, und ist
vom 31ten Jänner datirt.


II. Der General-Secretär stellte
sowohl nach den ihm von mehreren
Mitgliedern geäußerten Wunsche

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als auch in Folge auf Grundlage der ihm
deßhalb in der Sitzung der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe am 29.
Jänner ausdrücklich gegebenen Wei-
sung den Antrag den auswärtigen Mit-
gliedern, welche sich im Juni vorigen Jahresv. J. zur
Wahl der Vorstände der Akademie
nach Wien begeben hatten, eine Entschä-
digung für ihre Reise und Gegenwart
in Wien nach den obigen Grundsätzen
nachträglich zu bewilligen und das
Präsidium zur Anweisung ermäch-
tigen, so, daß die entsprechenden Be-
träge an die gegenwärtig Anwesenden
dieser Mitglieder unter Einem ausge-
zahlt werden könnten.


Der Herr Präsident erklärt
sich mit dem Principe der Billigkeit,
daß den auswärtigen Mitgliedern, wel-
che im Juni zur Wahlsitzung hieher-
gekommen, die Reisekosten vergütet
werden, vollkommen einverstanden,
glaubt aber nicht, daß die Akademie
ohne Bitte und Anfrage hierüber, die-
selben anzuweisen berechtigt sey,
weil kein Gesetz und keine Allerhöch-
ste Entschließung rückwirkende
Kraft hat, wenn daß darin nicht
ausdrücklich bestimmt wird.


Der Herr Vice-Präsident bemerkt,
daß dieß im Interesse der Akademie
gemachte Ausgaben seyen; von einer
Rückwirkung kann in dem vorliegenden

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Falle gar keine Rede seyn; die Aka-
demie hat sich höchsten Ortes dafür ver-
wendet, daß Reise und Präsenzgelder ge-
geben werden dürfen, und sich auch die
Bestimmgung des Betrages erbeten, von
einer Fixirung des Zeitpunctes, von
welchem an die Ertheilung derselben
in Wirksamkeit zu treten habe, ist
dabei ganz abgesehen worden. Er könne
die Sache aus dem Gesichtspuncte der
Gerechtigkeit nicht anders ansehen.


Es wird nur über den Antrag,
den auswärtigen Mitgliedern, welche
der Wahlsitzung im Juni vergangenen Jahresv: J: beiwohn-
ten, die Reise- und Präsenzgelder aus-
zufolgen, abgestimmt. Derselbe wird
von sämtlichen Anwesenden, mit Aus-
nahme des Herrn Präsidenten, welcher
dagegen stimmt, und des Herrn Palazky,
welcher sich des Stimmens enthält, da die
Sache ihn persönlich betreffe, gutgeheißen.


III. Der General-Secretär bemerkt,
daß auch gewünscht werde, den in Wien
wohnhaften Mitgliedern, welche an der
Zustandebringung der Geschäftsordnung
und der im November und December
abgehaltenen wissenschaftlichen Sitzungen
der Akademie Theil genommen haben,
die dafür entfallenden Präsenzgelder
zuzuerkennen. Die Akademie wolle
sich hierüber erklären.


Der Herr Vice-Präsident spricht
die Ansicht aus, daß ihm diese

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Zuerkennung der Präsenzgelder für
die früheren Sitzungen vollkommen
ordnungmäßig erscheine. Es ist die
Dotation der Akademie von 1ten Juli
an angewiesen, diese Dotation hat ihre
durch die erlassenen Normen fest-
gesetzte Verwendung, wozu auch die
Präsenzgelder gehören. Aus demsel-
ben Grunde beziehen auch die Func-
tionäre der Akademie seit jenem
Zeitpuncte ihre Gehalte.


Der Herr Präsident erklärt, daß
er sich schon gegen die Bewilligung
der Reisegelder, ohne deßhalb höheren
Ortes anfragen zu wollen, ausgespro-
chen; noch weniger könne er sich mit
einer Zuerkenneung von Präsenzgeldern
vereinigen; diese darf die Akademie
für die vor der Allerhöchsten Reso-
lution gehaltenen Sitzungen nicht
eigenmächtig anweisen.


Herr Regierungsrath Auer
spricht sich dahin aus, daß er nicht
wohl für eine Ertheilung von Prä-
senzgeldern an hiesige Mitglieder
für frühere Sitzungen stimmen könne.


Herr Professor Schrötter erklärt
ausdrücklich, daß er keinen Anstand
nehme, für die Ertheilung dieser Prä-
senzgelder zu stimmen. Es sey die-
selbe nur ein Act der Billigkeit, eine
Pflichterfüllung der Akademie gegen
ihre Mitglieder, welche Zeit und

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Mühe geopfert haben, und gar kein Ge-
genstand, weßhalb man sich erst anzufra-
gen habe.


Bei der über diesen Gegenstand
vorgenommenen Abstimmung stimmen
sämmtliche Anwesende, mit Ausnahme
des Herrn Präsidenten und des Herrn
Regierungsrathes Auer, für die
Ertheilung der fraglichen Präsenz-
gelder.


Der General-Secretär bemerkt,
daß es nöthig seyn werde, wegen der
Bezahlung der Entschädigungen für die
im Juni vergangenen Jahresv:J: nach Wien gemachten
Reise an die Mitglieder, deren meh-
rere auch jetzt hier anwesend sind und
diese Entschädigung sogleich in Empfang
nehmen könnten, ein Ersuchschreiben
an das Universal-Cameral-Zahl-
amt um Ausfolgung des entsprechen-
den Betrages zu richten; er werde
dieses Schreiben dem Herrn Prä-
sident
en zur Unterschrift vorlegen.


Der Herr Präsident erklärt,
daß er ein solches Schreiben nicht
unterzeichnen werde.


Der General-Secretär erwidert,
daß er dann dieses Schreiben dem
Herrn Vice-Präsidenten zur Un-
terschrift vorlegen werde, denn es
betreffe einen Beschluß der Akademie,
dem sich der Präsident fügen müsse.


Der Herr Vice-Präsident stellt
dem Herrn Präsidenten vor, daß

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die Unterschrift ja nicht die persönliche
Ansicht des Präsidenten ausspreche, son-
dern nur bezeuge, daß die Geldanwei-
sung in Folge eines Beschlusses der Aka-
demie stattfinde; daß der Natur der
Sache nach der Herr Präsident ohne
völlige Mißdeutung seiner Stellung
nicht wohl die Unterschrift verweigern
könne.


Der Herr Präsident erklärte
hierauf, daß er auf diese Art ge-
zwungen unterschreibe, daß er sich
aber dawider förmliche Protestation
zu Protokoll zu geben vorbehalte.
(diese folgt am Ende dieses Protokolls:)
Anmerkung des General-Secretärs.
Der Herr Präsident hat eine auf
die nachträgliche Reisegelder der im
Juni nach Wien gekommenen aus-
wärtigen wirklichen Mitglieder
sich beziehende Anweisung an das
Universal-Cameral-Zahlamt
am folgenden Tage unterschrie-
ben. Dieses Actenstück führt
die Protokolls-Nummer 191
und ist vom 1ten Februar dieses Jahresd: J:
datirt.


IV. Der General-Secretär legt
die Voranschläge der Ausgaben
für das Verwaltungsjahr 1848
vor. Er bemerkt zuerst, daß
diese Ausgaben in allgemeine,
die gesammte Akademie betreffende,

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und in besondere, welche die einzelnen
Classen angehen zerfallen.


Als allgemeine Ausgaben gab
derselbe an:


1tens Die Gehalte der vier Functionäre ___________ 9000 fl.Gulden
2tens Der Gehalt des Archivars des Curatoriums ________ 400 fl.Gulden
3tens Die Gehalte des Actuars, Dieners und Hausknechts __________ 1335 fl.Gulden
dann die Livree des letzteren _________ 46 fl.Gulden
4tens Das Diurnum des Aushilfsindividuums in der
Kanzlei vom 1ten Jänner an ______ 300 fl.Gulden
5tens Die Reise- und Präsenzgelder der zur feierlichen
Eröffnungssitzung nach Wien gekommenden auswärti-
gen wirklichen Mitglieder __________ 1965 fl.Gulden
6tens Die Reisegelder für die im Mai nach Wien zu
berufenden 24 auswärtigen Mitglieder ___________ 2800 fl.Gulden
deren Präsenzgelder für 3 Sitzungen __________ 720 fl.Gulden
7tens Die Präsenzgelder der in Wien wohnhaften
wirklichen Mitglieder vom 1. November 1847
bis 2. Februar 1848 inclusive ________________ 955 fl.Gulden
8tens Die weiteren Prüfungsgelder der in Wien
wohnhaften wirklichen Mitglieder bis letzten
October 1848 (27 Sitzungen) ______________ 2700 fl.Gulden
9tens Die Auslagen für Kanzleibedürfnisse im
beiläufigen Betrage von 160 fl.Gulden


Summe 20.381 fl.Gulden


Wird diese Summe von der Dota-
tion der Akademie nämlich 40.000 fl.Gulden
abgezogen, so bleiben 19619 Gulden
übrig. Der General-Secretär
meinte, daß hievon 1619 Gulden zur
Deckung der zum Theile schon ein-
getretenden außerordentlichen Be-
dürfnisse der Akademie, worunter

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vornehmlich die Beischaffung verschiedener
Requisiten gehört, verwendet werden könnten,
wornach für beide Classen noch 18.000 Gulden,
also für jede einzelne 9.000 Gulden zur Verfügung
bleiben würden.
Hierauf wurden die besonderen, von jeder
Classe bereits gutgeheißenen Ausgaben in Antrag
gebracht und zwar die der historisch-philologischen
Classe im Gesammbetrage mit 5600 Gulden von dem
Secretär Wolf; die der mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Classe im Gesammtbetrage mit 4430 Gulden
56 KreuzerKr von dem General-Secretär vorgetragen.
Der letztere bemerkte, daß die mathematisch-
naturwissenschaftliche Classe keine Honorare für
Abhandlungen, welche sich im Vorhinein nicht wohl
bestimmen lassne, in Voranschlag genommen habe.
Würden diese nach dem Vorgange der anderen
Classe auf 1500 fl.Gulden angesetzt, so ergäben sich 5930
Gulden 56KreuzerKr als die Gesammtsumme, welche die mathe-
matisch-naturwissenschaftliche Classe für jetzt
in Anspruch zu nehmen hätte.


Bei dem Posten im Voranschlage der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe, welcher
sich auf die Unterstützung der prognostischen
Provinzial-Vereine bezieht, bemerkte Freiherr
von Hügel, daß er zwar nicht der Unterstüt-
zung dieser Vereine entgegentreten wolle;
jedoch meine er, die Akademie solle sich so viel wie
möglich der Unterstützung von Vereinen
enthalten. Herr Bergrath Haidinger dagegen
hob die Zweckmäßigkeit der Unterstützung
solcher Vereine wie die prognostischen, heraus,
und sprach dann noch über die Arbeiten der
beiden jungen Geognosten, welche zu der

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projectirten wissenschaftlichen Reise verwen-
det werden sollen, worüber die dazu aufgestellte
Commission der Akademie seiner Zeit Rechen-
schaft geben wird.


Die obigen Voranschläge wurden sämmt-
lich von der Akademie einstimmig an-
genommen.


V. Der General-Secretär stellt den An-
trag das Kanzlei-Personale der Akademie, wel-
ches während des ganzen Monates Jänner insbe-
sondere aber während der letzten Woche eine
ungewöhnliche Anstrengung entwickelt und
sich durch die lobenswertheste Hingebung
für den Dienst der Akademie ausge-
zeichnet hat, durch Ertheilung eines
halben Monats-Gehaltes als Remunera-
tion zu belohnen und aufzumuntern.


Dieser Antrag wird einstimmig ge-
nehmigt.


VI. Herr Regierungsrath Chmel macht
die Akademie auf die Nothwendigkeit auf-
merksam, das Hofkammer-Präsidium um
kostenfreie Drucklegung und Verschleiß
des Archiv's und der Fontes, welche die
historische Commission herausgeben wolle,
anzugehen, damit daraus außer den
bereits in Voranschlag gebrachten 1500 fl.Gulden
keine neuen Auslagen erwachsen,
denn nur unter dieser voraussetzung
wurden für das laufende Jahr 100 Druckbogen
in Antrag gebracht.


Nach einer kurzen Debatte, an
welcher Freiherr von Hügel und der
Herr Vice-Präsident Theil nahmen, wurde
der Gegenstand, als jetzt nicht zur Ver-

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handlung geeignet, beseitiget, da man je-
denfalls erst die näheren Bestimmungen
über das Verhältniß der Akademie zur
Staatsdruckerei abzuwarten habe.


VII. Nun wurden die Programme der
historischen-philologischen-physikalischen und
botanischen Preisaufgaben von den Herrn
Chmel, Schafařik, Ettingshausen und
Unger vorgelesen, und von der Akade-
mie einstimmig angenommen.


Herr Regierungsrath Chmel
fragte, ob es nicht angemessen wäre,
die Preisaufgaben auch in anderen,
als der deutschen Sprache bekannt zu
machen, worauf jedoch die Akademie
nicht weiter einging. Ebenso wurde der
Antrag des Herrn Palacky, wenig-
stens für die historischen Aufgaben
jedem Preise ein Accessit beizufügen,
mit Hinweisung auf die Geschäftsord-
nung abgelehnt. Herr Regierungs-
rath Chmel bemerkte dabei, daß ja
der Akademie kein Hinderniß ent-
gegenstehe, Abhandlungen, welche der
Veröffentlichung würdig befunden
wurden, ohne mit dem Preise be-
theilt werden zu können, in Folge
besonderen Einvernehmens mit dem
Verfasser herauszugeben und zu ho-
noriren. Herr Palacky erklär-
te sich hiemit einverstanden, nur
sollte bei Kundmachung der Pro-
gramme hierauf ausdrücklich hinge-
wiesen werden, welcher Ansicht auch
die Akademie beipflichtete

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VIII. Professor Schrötter stellte den
bereits in einer früheren Gesammt-
sitzung vorgebrachten Antrag wegen
Vermehrung der correspondiren-
den Mitglieder im In- und Auslande.
Da durch die Statuten die Beschränkung
der Zahl der correspondirenden Mit-
glieder der Akademie selbst anheimgestellt
werde und in dem die Geschäftsordnung
bestätigenden Erlaß des durchlauchtig-
sten Herrn Curators die Zulässigkeit
einer Änderung einzelner Puncte der-
selben, auch vor Ablauf der drei Jahre
zugestanden wird, so sehe er kein
Hinderniß jetzt, da die Unzulänglich-
keit der bisher angenommenen Zahl
von nur 72 solcher Mitglieder für
beide Classen schlagend hervortrete,
an den Curator die Bitte um Vermeh-
rung der corrspondirenden Mitglie-
der zu richten. Er wolle hier nicht
schon eine Zahl nennen, welche
die Vermehrung betragen solle,
es handle sich vorerst nur um das
Princip, daß eine Vermehrung
erwünschlich sey.


Der Antrag des Herrn
Professors findet allgemeinen
Anklang, es entsteht nun die Frage
wegen der noch zu verlangenenden An-
zahl der correspondirenden Mitglieder.
Der General-Secretär schlägt vor, diese
Anzahl solle 48 betragen, so daß jede
Classe noch 12 correspondirende Mit-

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glieder im Inlande und eben so viele
im Auslande zu wählen hätte, folglich
die Gesammtzahl der correspondiren-
den Mitglieder der Akademie statt
72 nunmehr 120 würde.


Dieser Antrag wird einstimmig
angenommen.


IX. Der Herr Regierungsrath
Arneth wirft die Frage auf, ob man sich
nicht bei Wahlen wirklicher Mitglieder
über den Grundsatz vereinigen solle, daß
nicht aus ein und derselben Staatsanstalt
zu viele Mitglieder, wovon die einen zu
den andern im Subordinations-Ver-
hältnisse stehen, gewählt werden, weil
dadurch die Freiheit der Meinungen
gefährdet werden könnte; es sollten
nicht mehr als drei solche Mitglieder in
der Akademie seyn dürfen.


Der General-Secretär gibt zu, daß
solche Fälle eintreten können, und in
so ferne pflichte er Herrn Regierungs-
rath Arneth bei; nur müsse er die Pro-
fessoren ihren Directoren gegenüber
ausnehmen, da diese in der Regel ihre
Unabhängigkeit zu behaupten wissen.


Die von Herrn Regierungsrath
Arneth aufgestelle Ansicht wird von
Freiherrn von Hügel und Herrn
Professor Schrötter damit bekämpft,
daß eine solche Beschränkung die In-
stitute, auf welche sie hinzielt, so
wie die Akademie selbst herabsetzen
würde, wenn diese von einem Manne,

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den sie ihrer Wahl würdig findet,
nicht die Selbstständigkeit vorausetzen
sollte, welche mit der Ehrenhaftigkeit
des Characters nothwendig verbun-
den seyn muß.


Der General-Secretär erklärt diesen
Grund für entscheidend, und nimmt seine frü-
here Äußerung zurück.


Nachdem noch die Herren
Palacky, Haidinger, Wolf, Balbi
und der Herr Vice-Präsident sich
gegen jede von der wissenschaftli-
chen Tüchtigkeit und der Ehrenhaftigkeit
abgehenden Rücksicht bei Wahlen
ausgesprochen hatten, läßt die Aka-
demie diesen Gegenstand auf sich
beruhen.


X. Der Secretär bringt den hohen
Erlaß des durchlauchtigsten Herrn Cura-
tor
s, die den wirklichen Mitgliedern be-
willigte Ehren-Uniform betreffend,
zur Kenntniß der auswärtigen Mit-
glieder.


Professor Beda Weber bemerkt,
ob nicht auch den geistlichen Mitglie-
dern, welche keine Uniform tragen kön-
nen ein auszeichnendes Abzeichen zu-
gestanden werden könnte?


Der General-Secretär meint, daß
diese vielleicht in der goldenen Schnur
mit Quasten am Hute bestehen
könnte, welche höher gestellte Geist-
liche zu tragen pflegen Es wäre
deßhalb hohen Ortes anzufragen. Die
Akademie geht nicht weiter auf den Ge-
genstand ein.

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XI. Freiherr von Hügel stellt den
Antrag, es sey Herr Regierungsrath
Endlicher durch zwei Mitglieder im Namen
der Akademie zu ersuchen, von sei-
nem Vorhaben des Austrittes
aus der Akademie abzustehen.


Dem Herrn Baron wird die Bemer-
kung entgegengehalten, daß dieses
Vorhaben der Akademie als solcher
so wenig, als der Vorgang durch
den es veranlaßt worden, bekannt
sey; es könne dieser Gegenstand
nur als Angelegenheit der historisch-
philologischen Classe betrachtet werden.
welcher es überlassen bleiben müsse,
die geeingnet erscheinenden Schritte
zu thun; die Gesammtakademie habe
die Sache zu ignoriren.


Bei der Abstimmung er-
gaben sich nebst der Stimme des
Herrn Antragsteller, nur noch
zwei Stimmen für den Antrag;
alle andern sprachen sich dafür aus,
daß die Akademie den Vorgang
ignoriren solle.


XII. Der Herr Director Kreil
bezeichnet es als einen Übelstand,
daß die auswärtigen Mitglieder der
Akademie, von den in Wien gepfloge-
nen Versammlungen keine Kenntniß
haben, er wünscht daß denselben
Auszüge aus den Protokollen mit-
getheilt würden, welche die Gründe und

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der Beschlüsse ersichtlich machen.


Der General-Secretär stimmt Herrn
Kreil bei, und äußert, daß er
selbst schon den Gedanken gehabt,
lithographirte Auszüge aus den Pro-
tokollen, sofern dise nicht zur Ver-
öffentlichung in den Sitzungsberichten
geeignet sind, in Antrag zu bringen,
welche Auszüge bloß für die wirklichen
Mitglieder bestimmt und denselben regel-
mäßig zuzusenden wären. Die Menge
der Geschäfte habe bis jetzt gehindert, diesen
Gedanken in's Werk zu setzen, er be-
halte es sich vor, dieß künftighin zu thun.


XIII. Der General-Secretär er-
wähnt, es hätten einige Gelehrte theils den Wunsch
ausgesprochen, zu correspondirenden Mitglie-
dern gewählt zu werden, theils wie zB: Herr
Marquis von Caligny zu Paris geradezu
darum ersucht. Es seyen ihre Gesuche nun
damit erledigt, daß die Akademie, welche bei
ihren Wahlen bloß die Wissenschaft vor Au-
gen hatte, nicht auf die Wahl dieser
Competenten verfiel.


Herr Professor Zippe trägt darauf an,
diejenigen, welche um die Wahl zu Mitglie-
dern ansuchen, schon deßhalb von vorne-
herein auszuschließen.


Die Akademie geht nicht weiter in
die Sache ein.


XIV. Der General-Secretär theilt der Aka-
demie den Ideengang seines in der feierlichen
Sitzung zu haltenden Vortrages mit, welcher
genehmigt wird. Auf die Anfrage des Ge-
neral-Secretär
s, ob er die Verfasser der in
der mathematisch-naturwissenschaftli-
chen Classe vorgetragenen und

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druckfertig vorliegenden Arbeiten
nennen solle oder nicht, wurde mit
fünfzehn gegen zehn Stimmen ent-
schieden, daß die Verfasser zu nennen
seyen.


Hiermit wurde die Sitzung geschlossen.


Protestation.


Ich protestire um so mehr gegen die mir durch die Androhnung, daß in
meinem Weigerungsfalle der Vice-Präsident meiner Statt unterschreiben wer-
de, abgezwungene Unterschrift als erstens der Vice-Präsident zur Unter-
schrift nur in der Abwesenheit oder Verhinderungsfalle des Präsidenten zur
Unterschrift an dessen Statt berechtiget ist, aber nicht, wenn der Präsident
aus guten Gründen für die er allein einzustehen hat, seine Unterschrift
verweigert;
zweitens, weil der Präsident der Vorstand und nicht der Knecht der Akademie und
es in seinem Rechte liegt, seine Unterschrift, wenn er sich nicht dazu für be-
fugt hält, zu verweigern.
Indem ich aus diesen zwei wichtigen Gründen wider die mir auf solche Weise
abgezwungene Unterschrift förmlich protestire, behalte ich mir vor
die höchste Weisung des Durchlauchtigsten Herrn Curators für künfti-
ge Fälle dieser Art einzuholen.


Hammer-Purgstall
ABaumgartner
AvEttingshausen


P. Partsch
J. Chmel
Auer
Grillparzer
Stampfer
W Haidinger


JPresl
CvHügel
Hyrtl
ASchrötter
FWolf
Jv. Arneth