Gesamtsitzung am 1. Juli 1848

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A. 14.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung vom 1. Juli 1848.


Anwesend: Der Präsident Freiherr Hammer-Purgstall
Der" General-Secretär vonv. Ettingshausen
Der" 2te Sekretär" Wolf


Die wirklichen Mitglieder Arneth
Haidinger
Schrötter
Bergmann
Kollar
Fenzl
Pfizmaier


Verhandlungen


I. Mittheilung eines Erlas-
ses des Herrn Minister des
Innern
vom 12. Juni laufenden Jahresl.J., an das
Präsidium der Akademie, wor-
in derselben die Allerhöchste Ge-
nehmigung der Vermehrung der
correspondirenden Mitglieder
um weitere 48 kund gegeben
wird.


Ferner eines Ministeri-
alerlasses von demselben Tage,
welcher die Allerhöchste Zustimmung

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zu der Erweiterung des Wirkungs-
kreises der Akademie durch Auf-
nahme der Philosophie, der Staats-
wissenschaften und der Zweige
der theoretischen Medicin zu den
von ihr zu vertretenden Fächern
ausspricht.


In beiden Erlassen eröffnet
das Ministerium der Akademie,
daß die bereits getroffenen Wah-
len Seiner Majestät zur Allerhöch-
sten Bestätigung vorgelegt wor-
den seyen.


Indem die Akademie diese
Mittheilungen zur Kenntniß
nimmt, richtet sie an den Herrn
Präsidenten das Ersuchen sich bei
Seiner kaiserlichen Hoheit dem
Herrn Curator, welcher nunmehr
auch die Stelle Seiner Majestät in
wien vertritt, um baldige Erle-
digung genannter Wahlen zu
verwenden, und dabei auch das
schon vor längerer Zeit gemachte
Ansuchen um nachträgliche Bestä-
tigung der Wahl Wiesniewsky's
zum correspondirenden Mitglie-
de in Erinnerung zu bringen.


II. Vorlegung eines Schreibens
des wirklichen Mitgliedes Grafen
Kemeny, welcher sein Ausbleiben
auf die an ihn gerichtete Einla-
gung nach wien entschuldiget.


Von den Herren Quetelet
zu brussel und Gfrörer zu Frei-
burg sind Dankschreiben für ihre

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Ernennungen zu correspondi-
renden Mitgliedern eingegangen.


Diese Schreiben werden zur
Kenntniß genommen.


III. Der Secretär stellt in
Folge Beschlusses der mathema-
tisch-naturwissenschaftlichen
Classe den Antrag, dem HerrnHrn.
Bergrath haidinger auf sein
Ersuchen den Betrag von fünf-
hundert Gulden zur Unter-
stützung der von ihm unter-
nommenen Herausgabe na-
turwissenschaftlicher Abhand-
lungen, in Anbetracht der
Verdienstlichkeit derselben, zu
bewilligen.


Der Antrag wird einstim-
mig angenommen.


IV. Der Secretär zeigt an,
daß nach Anordnung der Statu-
ten und der hierauf sich bezie-
henden Weisungen des Präsi-
diums der vormaligen kaiserlich-königlichenk. k. allge-
meinen Hofkammer ein Voranschlag
der Ausgaben für das künftige Ver-
waltungsjahr 1849 an das Finanz-
Ministerium einzureichen wäre.
Da es jedoch nicht möglich ist, jetzt
schon die besondern Auslagen, wel-
che auf Grundlage von Vorschlägen
im Laufe der akademischen Sitzun-
gen beschlossen werden voraus zu
sehen, so kann man sich bei einem
solchen Voranschlage nur auf die
fixen Ausgaben und jene, welche aus
der Fortsetzung bereits begonnener

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wissenschaftlichen Unternehnungen
erwachsen, beschränken. Uiberhaupt
wäre es viel zweckmäßiger, wenn
die ganze Dotation, worauf die Aka-
demie Anspruch hat, und welche sie
gewiß nicht überschreiten wird, der-
selben ratenweise zur Verfü-
gung gestellt würde. Der Secre-
tär macht sonach den Vorschlag,
die in Betreff des Voranschlages
an das Finanz-Ministerium ein-
zureichende Eingabe in diesem Sinne
zu verfassen.


Wird gut geheißen.


V. Der Secretär legt ein Bitt-
gesuch das Kanzleipersonales der
Akademie, nemlich des Actuars,
Diurnisten und des Schreibers um
Bewilligung eines Equipirungs-
beitrages zum Nationalgarde-
Dienst vor.


Bezüglich des Actuars be-
merkt der Secretär, daß DoctorDr. Schmidl
einer mündlichen Mittheilung des-
selben zu Folge, von den Minister-
ium des Innern mit der Redac-
tion der wiener Zeitung betraut
worden sei und daher wohl nicht
in der Lage seyn dürfte, den Dienst
der Akademie fortan zu versehen,
vorausgesetzt, daß die ihm zuge-
dachte neue Stellung eine bleiben-
de seyn werde, worüber er sich
jedoch gegenwärtig deßhalb nicht
aussprechen könne, weil er noch
keine Zeile darüber von Seite des

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Ministeriums in Händen habe, ja
nicht einmal über die mit dieser
Stellung verbundenen Bezüge un-
terrichtet sey. Er werde nicht er-
mangeln, sobald etwas Bestimm-
tes festgesetzt worden, hievon
an die Akademie Meldung zu ma-
chen. Unter solchen Umständen
meinte der Secretär, sey von dem
auf DoctorDr. Schmidl sich beziehenden
Theile des vorliegenden Gesuches,
abzusehen. In Betreff der beiden
andern der Akademie dienenden
Individuen scheine es billig, ihnen
eine Unterstützung zur genann-
ten Equipirung zukommen zu
lassen, sofern auch alle Behörden
und öffentlichen Anstalten ihrem
Dienstpersonale diese Beihilfe
gewährten. Es entsteht nun
zunächst die Frage, ob überhaupt
die Akademie geneigt sei, den
erwähnten Individuen einen
Equipirungsbeitrag zu bewilli-
gen.


Diese Frage wird einstim-
mig und bejahend beantwortet.


Der Secretär führt nun an,
daß nach einem in dem Bittege-
suche enthaltenen und ihm rich-
tig gestellt erscheinenden Voran-
schlage, die gesammte Equipirung,
bestehend aus: Uniformrock und
Beinkleid, Szako, Kravate und Hand-
schuhe, Mantel, Säbel mit Kuppel,
Patrontasche und Gewehr 69 Guldenfl.Gulden 40 Kreuzerkr
koste. Hiervon dürfte das mit 15 Guldenfl.Gulden

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veranschlagte Gewehr, wenn sol-
ches vom Nationalgarde-Depot ge-
faßt wird, abzurechnen seyn, wor-
nach die Equipirung sich auch so 54 Guldenfl.Gulden
40 Kreuzerkr reducirt. Ebenso gehören der
Säbel sammt Kuppel zu 12 fl 20 Kreuzerkr
nicht nothwendig zur Equipirung
sey aber ausser dem Dienste in
der Fronte nicht leicht zu entbehren.
Es hänge nun von den Ermessen
der Akademie ab, ob der ganze hier
genannt Equipirungsbeitrag oder
nur ein Theil desselben zu bewilli-
gen sey.


Professor Schrötter spricht sich
für die Gewähnung des ganzen
Betrages von 54 Guldenfl.Gulden 40 Kreuzerkr aus, wel-
cher Ansicht alle übrigen Mitglie-
der sogleich beistimmen. Wegen
des Gewehres meint ProfessorProf. Schrötter,
könnte die Akademie zwei Gewehre,
welche fortan ihr Eigenthum blei-
ben, zum Gebrauche ihres Kanzlei-
personales für den Nationalgar-
de-Dienst beischaffen. Auch dieser
Antrag erhält einstimmige Ge-
nehmigung. Der Secretär wird
sonach ermächtiget, diese Beträge
aus der Dotation auszufolgen.


VI. Die bei der Sitzung anwe-
senden Mitglieder werden mit
dem soeben aus der Staatsdrucke-
rei erhaltenen zweiten Hefte der
Sitzungsberichte betheilt. In Be-
zug auf selbes stellt HerrHr. Professor
Schrötter die Anfrage, ob jetzt schon
die beschlossene Trennung der

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Sitzungsberichte beider Classen,
und deren Veröffentlichung in
kleinern Partien in Werk gesetzt
werde, was der Secretär bejaht.
Zugleich bringt ProfessorProf. Schrötter die
Reformangelegenheit der Aka-
demie in Erinnerung, und bean-
tragt deren möglichste Beschleuni-
gung. Der Secretär äußert, daß
es nicht möglich sein werde diesen
Gegenstand noch vor Beginn der
Ferien zu erledigen, weil die
Verhandlung darüber sämmtlichen,
auch den auswärtigen wirklichen
Mitgliedern mitgetheilt werden
müsse, daß aber die Erledigung
von Seite der Akademie jeden-
falls mit Anfang Octobers voll-
zogen seyn werde.


Hiemit wurde die Sitzung
geschlossen.


J.v. Hammer Purgstall


AvEttingshausen


Aug. Pfizmaier


Joseph Bergmann


Joseph Arneth


FWolf


Ed. Fenzl


Whaidinger


V. Kollar


ASchrötter