Gesamtsitzung am 11. September 1848
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A. 16
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
Protokoll
der Gesammtsitzung am 11. September 1848
Anwesend: Herr Vice-Präsident Baumgartner als Vorsitzender
Der General-Secretär vonv. Ettingshausen
Der" zweite Secretär" Wolf
die wirklichen Mitglieder Prechtl
Partsch
Stampfer
Haidinger
Schrötter
Baron Münch
Auer
Koller
Bergmann
Kollar
Burg
Fenzl
Pfizmaier
vonv. Karajan
Fitzinger
Kudler
Boué
Heckel
Diesing
Exner
Baron Feuchtersleben
Skoda
Rokitanski
Rochleder
Verhandlungen
Der Herr Vice-Präsident
eröff-
net die Sitzung mit einzigen
einleiten-
den Worte über die Veranlassung dieser
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außergewöhlichen
Zusammenberu-
fung der wirklichen Mitglieder der
Akademie. Es habe die Akademie die
Erweiterung der Wissenschaft zur
Auf-
gabe. Hiezu bedarf sie auch
materiel-
ler Mittel. Die Lehranstalten in wien
besitzen Sammlungen aller Art, die
Akademie nicht; es wäre daher
angemes-
sen, wenn auch die Akademie in den
Be-
sitz solcher Hilfsmittel käme. Wir haben
in wien vorzügliche Sammlungen; sie
stehen aber in keiner hinreichend nahen
Verbindung mit der Akademie. Eines
un-
serer verehrten Mitglieder Herr Doctor
Fenzl hat die Absicht den Antrag zu
stel-
len diese Samclungen in eine nähere
Verbindung mit der Akademie zu
brin-
gen; ich ersuche den Herrn Antragsteller
seine Motion vorzutragen.
Herr Dr. Fenzl liest den
Vor-
trag Z. 626.
Der Herr Vice-Präsident
for-
dert die Anwesenden auf sich über
die Sachgemäßheit des Antrages
aus-
zusprechen.
Herr Bergrath haidinger
nimmt das Wort und unterstützt
den Antrag. Er unterscheidet zwischen
Anstalten, welche die Verbreitung der
Wissenschaft bezwecken und jenen,
wel-
che die Erweiterung der Wissenschaft
zum Ziele haben. Als erstere
erschei-
men die verschiedenen Unterrichts-An-
stalten, zu den letzteren gehört die
Akademie Er hebt nun die
Nothwendig-
keit hervor die Akademie mit den Be-
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helfen auszurüsten, ohne welche
ei-
ne Erweiterung der Wissenschaft nicht
möglich ist und erklärt es für
uner-
läßlich die Sammlungen, welche nicht
zum Unterrichte bestimmt sind, der
Akademie unterzuordnen.
Baron vonv. Feuchtersleben stimmt
dem Antrage hinsichtlich des Princip's
bei. Man habe längst allgemein
an-
erkannt, daß die großartigen
Samm-
lungen, welche wir besitzen, nicht
gehö-
ein angewendet und benützt worden
seyen Er sehe darin, daß sich die
Akademie dafür interessire diese
Samm-
lungen nutzbringend zu machen, ein
erfreuliches Zeichen des aufwachenden
Lebens der Akademie. Doch könne er
nicht umhin von seinem Standpuncte
aus noch einem Bemerkung anzuknüpfen,
dieselbe Unangewandtheit, welche man
bezüglich der Wissenschaft wahr nimmt
war bisher auch für den Unterricht
vor-
handen. Er könne nicht unterlassen
die Bedürfnisse des Unterrichtes in
der höheren Sphäre auf das
dringlich-
ste herauszustellen. Die Kräfte, welche
in jenen Sammlungen liegen, sind
auch für den Unterricht höchst
wünschens-
werth. Nachdem beantragten Plane
dürfte des Ministerium des
öffentli-
chen Unterrichts in der Beihilfe der
Akademie ein wirksames Mittel zur
Förderung seiner Zwecke finden; in
Aussicht auf diese Beihilfe stimme er
dem Antrage um Ganzen bei.
Dr. Fenzl erklärte, daß er über
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diese Äußerung sehr erfreut sey.
Die-
selbe berühre einen Punct, den er als
eine Lebensfrage der Akademie
anse-
hen müsse. Allerdings fließen
Uni-
versität und Akademie in gewisser
Beziehung zusammen, sie haben es
mit demselben Gegenstande, der
Wis-
senschaft zu thun; sie können sich
hie-
bei wechselseitig unterstützen. Die
Richtungen, in welchen die
Unter-
richtskörper und die Akademie sich
be-
wegen, sind aber doch sehr verschieden.
Der Unterricht bedarf eines
systema-
tisch abgegrenzten Materials, so wie
seine Lehre wenigstens zeitweise
abge-
schlossen ist. Für die Akademie ist das
Material unbegrenzt, wie die
For-
schung selbst. Daher müssen sich die
Sammlungen beider Anstalten
schei-
den. Die für die Unterricht
bestimm-
ten unterstehen dem Unterrichts-
Ministerium. Anders aber verhalte
es sich mit den großen Sammlungen,
welche die Akademie anspricht. Diese
stehen auf dem Standpuncte der
Bewe-
gung, werden nach allen Richtungen
erweitert, in der Hoffung zu neuer
Ausbeute für die Wissenschaft zu
gelan-
gen. Nur das Fertige geht in die
Samm-
lungen der Lehranstalt über.
Solcher-
weise arbeitet die Akademie dem
Un-
terrichte vor.
Der General-Secretär fügt
bei, man habe bei uns lange das Wesen
und die Besimmung einer Akademie
verkannt; man glaubte die Unterrichts-
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Anstalten und die verschiedenen
Sammlungen mit ihren Lehrern und
Vorständen seyen hinreichender Ersatz
für eine Akademie. Aber die
Wissen-
schaft ging bei uns nicht vorwärts. Wir
haben nichts zur Erweiterung derselben
beigetragen. Man kann nachweisen,
welchen Inpuls die Akademien der
Wis-
senschaften gegeben haben, die
größ-
ten Erfolge verdankt man ihnen. Die
Acten der londoner, pariser,
Peterbur-
ger, berliner Akademie selbst vom ersten
Anfange her sind wenigstens für
Mathema-
tik und Naturwissenschaften eine
reichhal-
tige Quelle, zu welcher alle wandern
müs-
sen die sich auf eine erfolgreiche Weise
mit der Wissenschaft beschäftigen wollen.
Es gehört nicht hieher jetzt von dem
Nutzen, von der Nothwendigkeit einer
Akademie der Wissenschaften zu sprechen.
Genug, die unsrige wurde endlich nach
so vielfachen Forderungen von Seite der
öffentlichen Meinung, welche man nicht
mehr ignoriren konnte ins Leben
ge-
rufen. Aber ihre Einrichtung entspricht
noch keineswegs den Bedürfnissen
un-
serer Zeit. Ein Hauptmangel ist auch
der, daß wir keine Bibliothek, keine
naturhistorischen und archäologischen
Sammlungen haben. So wie man
frü-
her die Unterrichts-Anstalten für
Su-
rogate der Akademie gelten ließ,
machte man es auch hier. Man glaubte
es sey hinreichend uns an der Benützung
der verschiedenen Samlungen
theil-
nehmen zu lassen. Es ist klar, daß und
Universität-Sammlungen wenig nützen
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dürften, wir wollen nicht belehren,
son-
dern die Grenzen der Wissenschaft
er-
weiteren. Die Hof- und Staats-Samm-
lungen aber können und nur nützen,
wenn sie unter die Leitung der Akademie
kommen, den sonst hängt es, wenn ein
Gegenstand der Forschung in der Akademie
auftaucht von dem zufälligen Umstande ab,
ob sich Material das wir brauchen können,
bereits in einer solchen Sammlung
befin-
det, oder ob die Verwaltung derselben
geneigt ist uns durch Beischaffung der
Gegenstände deren wir bedürfen zu
un-
terstützen. Ganz anders aber verhält
sich die Sache, wenn die Sammlungen
unter der Leitung der Akademie
ste-
hen und diese dieselben nach dem
jedes-
maligen Bedürfnisse zu vermehren
in der Lage ist. Da wir nun solcher
Sammlungen bedürfen und es nicht
angeht, ja unnütz wäre eigens neue
zu creiren, so ist die Akademie von
selbst darauf hingewiesen die
unbe-
nützten Hof-Cabinete in Anspruch zu
nehmen. Aber andererseits müßte
die Staats-Verwaltung um die
verschie-
denen getrennten Sammlungen zu
ei-
ner zweckmäßigen Wirksamkeit zu
brin-
gen dieselben miteinander in
Verbin-
dung setzen und für selbe eine eigene
leitende Behörde schaffen, wenn die
Aka-
demie nicht da wäre, welche am besten
diese Oberaufsicht zu übernehmen im
Stande ist. Wir brauchen Sammlungen
und diese sind vorhanden; die
Samm-
lungen bedürfen einer entsprechenden
Verwaltung die sich in der Akademie findet,
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folglich ist durch den Antrag unseres
verehrten Mitgliedes auf Abhilfe eines
doppelten Bedürfnisses vorgedacht.
Fenzl. Unsere Institute haben
im Ganzen so wenig geleistet, weil
sie getrennt waren. Die Gebarung
jedes einzelnen wurde abgesondert
geführt. Sie haben oft Anschaffungen
gemacht um ihre Dotationen nicht
unbe-
nützt zu lassen. Werden die Dotationen
vereiniget, so können größere Erfolge
erzielt werden, es kann da gleichsam
eine Anstalt der anderen helfen. Aber
auch in die Administration muß
ein mehr wissenschaftlicher Geist
hin-
einkommen, was nur durch Einheit
der Verwaltung erzielt werden
kann. Wir sehen also daß die
Verei-
nigung sämmtliche Cabinete in
staats-
okonomischer Hinsicht sehr vortheilhaft
ist und auch in wissenschaftlicher
Bezie-
hung.
Baron v. Feuchtersleben äußert,
er möchte nur gerne eine
Aussich-
ten eröffnen, auf welche die Akademie
Rücksicht nehmen wolle. Was vorhin
wegen der an Lehranstalten befindlichen
Sammlungen gesagt worden, daß ihr
Feld ein mehr abgeschlossenes seyn
müsse, ist bezüglich der kleineren
Anstalten der Mittelschulen sehr wahr,
kann aber nicht eben so für die höhern
Anstalten gelten, für diese ist ein
aus-
gedehnter Gebrauch großer
Sammlun-
gen unentbehrlich. Im Sinne des
Antra-
ges würde die Akademie als der Körper
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erscheinen, welcher hier unterstützend
einzugreifen hätte, überhaupt sollte die
Akademie alles höhere wissenschaftliche
Streben leiten, sie würde ihrer hohen
Stel-
lung entsprechen, wenn sie im Auge haben
wollte, selbst die Kräfte zur Besorgung des
höhern Unterrichts zu liefern.
Der General-Secretär spricht
eine Freunde darüber aus, von dem Hrn
Staats-Secretär des Unterrichts-Mini-
steriums zu vernehmen, welchen Antheil
dieser der Akademie an der Förderung
des höhern Unterrichts eingeräumt
wis-
sen will. Nur wenn alle Organe in
einander greifen, können große
Re-
sultate erzielt werden.
Professor Schrötter erklärt, daß
die Centralisation der Wissenschaft in
einer Anstalt wie unsere Akademie
durchaus nicht im Widerspruche mit den
Tendenzen des höheren und mittleren
Unterrichtes stehe. Er huldige im
Allge-
meinen nicht dem Centralisations-Sy-
steme, aber für jene der Wissenschaft
müsse er sich erklären.
Fenzl liest nun auf Verlangen
den ersten Punct seines Antrages, er
lautet:
Die Akademie möge vorläufig
einmal prinzipiell erklären, sie könne
ihrer Mission, bestehend in der
Föder-
ung der Wissenschaften an und für sich
wie auch ihrer weiteren
Verbreitung-
zeit- und sachgemäß nur dann
entspre-
chen, wenn ihre zugleich die Direction und
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Administration der in der Residenz
be-
findlichen nicht unmittelbar für den
Un-
terricht, sondern für die Erhaltung und
Fortbildung der Wissenschaften
bestimm-
ten großen wissenschaftlichen
Sammlun-
gen als: die k.k. Hofbibliothek, das k.k.
Haus-, Hof- und Staats-Archiv, das
gan-
ze Hof-Naturalien-Münz- und
Anti-
ken-Cabinet sammt der Amraser-
und ethnographischen Sammlung
über-
tragen, sie selbst aber, sammt diesen
ihrer Obhuth zuzuweisenden Instituten
dem Ministerium des Innern für ihre
Thätigkeit als selbstständiger
wissenschaft-
licher Körper, als auch als
Administra-
tions-Behörde gedachter Sammlungen,
für deren Erhaltung, Ergänzung und
Vermehrung verantwortlich gemacht
wer-
de.
Der Herr Vice-Präsident theilt
diesen Punct in zwei Fragen unter.
Zuerst handle es sich um das Princip.
Sind die Herren damit einverstanden,
daß überhaupt Sammlungen unter die
Oberleitung der Akademie gestellt
wer-
den?
Diese Frage wird einstimmig
bejahend beantwortet.
Vice- Präsident. Wir kommen
nun zu dem zweiten Theile. Welche
Samm-
lungen sollen unter die Leitung der
Akademie kommen? Es sind genannt
worden: die Hofbibliothek, das Staats-
Archiv, die Hof-Naturalien-Cabinete,
das Münz-Cabinet, die Amraser und
die ethnographische Sammlung.
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Regierungsrath Prechtl bemerkt,
daß, wenn man diese Sammlungen
übernehmen wolle man auch daran zu
denken habe, daß mit der Verwaltung
derselben buchhalterische Geschäfte
ver-
knüpft sind. Kann die Akademie sich
wohl damit befassen, kann zu die
Ver-
antwortlichkeit der richtigen Besorgung
derselben übernehmen?
Der Herr Vice-Präsident meint,
daß wir uns jetzt mit dieser Frage nicht
zu beschäftigen haben, wir werden zur
Ausarbeitung einer Verwaltungsordnung
eine Commission ernennen, diese wird
hierauf Rücksicht nehmen. Unsere
Auf-
gabe ist es, alle unsere Kräfte
produc-
tiv zu machen, wir dürfen vor
Schwie-
rigkeiten nicht zurckschrecken.
Regierungsrath Prechtl erklärt
sich befriediget sobald vorgesorgt wird,
daß die Commission sich mit diesem
uner-
läßlichen Gegenstande befasse.
Baron v. Feuchtersleben findet
Anstand an dem Beisatze in dem von
Herrn Fenzl gelesenen Artikel, daß
die nicht unmittelbar für den
Unter-
richt bestimmten Sammlungen der
Akademie untergeordnet werden
sol-
len, da ja alle Samlungen
wenig-
stens dem höhern Unterrichte dienen
sollen.
Fenzl erklärt, die Absicht
die-
ses Beisatzes sei nur die Universitäts-
Sammlungen von der Direction der
Akademie auszuschließen, denn diese
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müssen jedenfalls dem Universitäts-
Consistorium untergeordnet bleiben.
Baron v. Feuchtersleben stellt
sich mit dieser Erklärung zufrieden.
Dr. Fenzl bemerkt, daß er aus
eben diesem Grunde das
montaninsti-
sche Museum nicht genannt habe, da es
wie ihm scheine vorzüglich dem
Unter-
richte diene. Er frage deßhalb das
ver-
ehrte Mitglied Herrn Bergrath haidinger
um den wahren Sachverhalt.
Bergrath haidinger erklärt, daß
die montanistische Sammlung von der
vormaligen Hofkammer im Münz- und
Bergwesen angelegt worden sey, um der
weiteren Ausbildung der Berg-Praktikan-
ten zu dienen.
Auf diese Erklärung wird
allsei-
tig anerkannt, daß das montanistische
Museum bei Seite zu lassen sey.
Professor Skoda fragt, aus nicht
der botanischen Garten am Rennwege
von der Akademie anzusprechen wäre?
Dr. Fenzl entgegnet: Dieser
Garten gehört der Universität, allein es
dürfte ihr vielleicht bald klar werden, daß
ein solcher Garten für sie zu groß und
seine Unterhltung zu kostspielig sey u.
sie daher geneigt werden denselben der
Akademie zu überlassen.
Dr. Pfizmaier spricht die
Besorg-
niß aus, daß die Dotation der Akademie
zur Verwaltung aller dieser Anstalten
nicht zureichen werde, was eine Verkürzung
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der Classen, namentlich der
historisch-
philologischen, zu Folge haben könnte.
Der General-Secretär
entgeg-
net, es verstehe sich von selbst, daß die
Aka-
demie alle Sanmlungen nur so ferne,
wenn selben die Dotationen überlassen
werden übernehmen könne. Durch
Sum-
mirung dieser Dolationen werde sich die
Kraft der Akademie vergrößern nicht aber
schwächen.
Herr Fitzinger weiset auf den
botanischen Garten zu Schönbrunn
und die damit verbundene Menagerie
hin. Diese Anstalten seyen nicht genannt
worden.
Baron v. Münch erklärt sich
da-
gegen, daß der Schönbrunner Garten
genannt werde, man greife hier in
die Eigenthunsfrage, welche man nicht
berühren sollte.
Professor Schrötter glaubt, daß
nach den Vorgange, da wir die Amraser
Sammlung ansprechen, aus demselben
Grunde auch der Schönbrunner Garten in
unsere Forderung einzubeziehen wäre.
Fitzinger stellt die Frage, ob die
Sammlungen, von welchen die Rede ist,
ein Eigenthum des Staates oder des
Ho-
fes seyen.
Vice-Präsident: Nur die
Hand-
bibliothek des Kaisers ist sein Privat-
Eigenthum, alle andern Sammlungen
die im Antrage genannt worden,
sind als Staats-Sammlungen zu be-
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trachten. Aber wenn wir den
Schönbrun-
ner Garten verlangen, handelte es sich um
Grund und Boden der dem Kaiser gehört.
Fenzl: Der Schönbrunner-Garten
liegt ja nicht in wien, er ist für die Zwecke
der Akademie zu weit entfernt.
Schrötter führt als Beispiel
dage-
gen den pariser-Pflanzengarten an.
Es wird nun zur Abstimmung
geschritten, ob die Akademie auch den
botanischen Garten zu Schönbrunn
an-
sprechen soll und zwar die Frage so
for-
mulirt: Soll die Akademie bloß in wien
befindliche Sammlungen verlangen oder
auch solche, die sich nicht in wien befinden?
Bloß die Herren Rokitansky, Fitzinger,
Boué und Schrötter stimmen dafür, daß
auch nicht in wien befindlichen Sammlungen
in den Wirkungskreis der Akademie
ge-
zogen werden, alle andern dagegen.
Herr Baron v. Feuchtersleben, welcher
Geschäfte halber sich zu entfernen
genö-
thiget ist, spricht noch den Wunsch aus
hin-
sichtlich seiner früheren Äußerung nicht
mißverstanden zu werden. Er sey weit
davon entfernt den Bestrebungen der
Aka-
demie entgegen zu treten, doch lege ihm
seine gegenwärtige Stellung auch die Pflicht
auf die Zwecke des Unterrichtes im Auge
zu halten. Es ist ein dringendes
Bedürf-
niß, daß die naturwissenschaftlichen Fächer
auch bei dem höheren Unterrichte
vorzugs-
weise berücksichtiget werden. Die
Hilfs-
mittel dazu enthalten die erwähnten
Sam-
lungen die zum Nutzen des höheren Unter-
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richtes in Anspruch zu nehmen sind. Er
hoffe diese Mittel aus den Händen der
Aka-
demie um so eher zu erhalten und wünsche
daß diese seine Ansicht in das Protokoll
aufgenommen werde; jedenfalls wolle er
sich vor dem Vorwurfe verwahren
zugege-
ben zu haben, daß dieselben dem Unterrichte
entzogen würden. Uiberhaupt wünsche er,
daß die Akademie auch auf den Unterricht
fördernd einwirken möge.
Er wird nun zu dem zweiten Puncte
des Antrages geschritten. Derselbe lautet:
Die Akademie wolle auf Grundlage
dieser principiellen Erklärung dem zu
ver-
stärkenden Redactions-Ausschusse ihrer
Sta-
tuten und Geschäftsordnung auftragen,
un-
vorzüglich jene darauf zu basirenden
noth-
wendigen Veränderungen in dem bereits
vorliegenden Statuten-Entwurfe
nachzu-
tragen und der Akademie zugleich die
nöthi-
gen ihre äußere und innere Kräftigung
berührenden und dahin zielenden Anträge
vorzulegen.
Dieser Punct wird als eine
na-
türliche Folge des vorhergehenden
angese-
hen und in Folge dessen ohne Widerspruch
angenommen.
Es entsteht nun die Frage, welche
Mitglieder zur Verstärkung der mit der
Revision der Statuten und
Geschäftsord-
nung betrauten Commission bezeichnet
werden sollen.
Der Antrag des General-Secre-
tär, daß die bei den Hof-Sammlungen
angestellten Mitglieder der Akademie
zu der Commission beigezogen werden
Seite 15
sollen erhält die Zustimmung der
Aka-
demie. In Folge dessen werden dieser
bereits aus den Herren Arneth,
Haidin-
ger, Schrötter, Chmel, Wolf und
Ettings-
hausen bestehenden Commission noch
die Herren Baron v. Münch, Bergmann,
Partsch, Kollar, Fitzinger und
Diesing beigesellt.
Fenzl
Dr. Fenzl liest nun den dritten
Punct seines Antrages:
Die Akademie wolle beschließen,
unverzüglich eine die
Unterstellungs-
frage gedachter Institute unter die
Admistration der Akademie
behan-
delnde Eingabe an Seine Majestät und
an das hohe Ministerial-Präsidium
zu entwerfen, um beide alsobald,
er-
stere durch eine kleinere, aus den
Vor-
ständen der Akademie bestehenden
Depu-
tation Seiner Majestät, letztere durch
eine große oder in corpore
Aufwar-
tung dem Herrn Minister-Präsidenten
zu überreichen, unter Einem aber
auch davon den durchlauchtigsten Herrn
Curator mittels einer wörtlichen
Ab-
schrift des Ganzen zu verständigen.
Es entsteht eine Debatte darüber,
ob sogleich die in dem Antrage
bezeich-
neten Eingaben zu machen seyen, oder
ob nicht wie insbesondere Herr
Regie-
rungsrath Prechtl beantragt, zuerst
ein vollständiges Elaborat verfaßt
werden solle, welches das ganze
Ver-
waltungs-System darlegt.
Die Akademie entscheidet, daß vor
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der Hand bloß das Gesuch an Seine
Majestät überreicht werden solle, worin
um Genehmigung des Princip's
gebe-
ten wird, da Gefahr auf dem Verzuge
sey, eine vollständige Ausarbeitung
des Verwaltungsplanes eine längere Zeit
sogar mehrere Monate in Anspruch
neh-
men würde und, falls das Princip nicht
die allerhöchste Genehmigung erhielte
sogar die ganze Arbeit fruchtlos
unter-
nommen wäre.
Auf die Frage, wer das Gesuch an
Seine Majestät entwerfen solle, wird der
Antrag genehmiget, daß dieß durch
Herrn Dr. Fenzl in Gemeinschaft mit
dem General-Secretär zu geschehen
habe.
Herr Dr. Fenzl zeigt an daß er
bereits hierüber vorgedacht und einen
schon mit dem General-Secretär
bera-
thenen Entwurf des Gesuches zur Hand
habe. Die Akademie könne sogleich
ent-
scheiden, ob dieser Entwurf
anzuneh-
men sey.
Herr Dr. Fenzl wird
aufgefor-
dert den Entwurf zu lesen. Der Herr
Vice-Präsident bemerkt, daß
dersel-
be noch einfacher gehalten seyn könnte;
Herr Professor Skoda wünscht die
Ab-
änderung einer auf die Sammlungen
der Unterrichts-Anstalten sich
bezie-
henden Stelle, worin gesagt wird, daß
selbe bloß eine Uibersicht der
Wissen-
schaft zu vermitteln, nicht über deren
letzten Grenze zu berühren hätten. Der
Ge-
neral-Secretär beantragt die gänzliche
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Weglassung dieser Stelle und spricht die
Meinung aus, daß auch noch andere
Stellen abgekürzt werden könnten.
Die Akademie ermächtiget die
beiden genannten Mitglieder das
Ge-
such an Seine Majestät in diesem
Sinne umzuarbeiten und verfügt,
daß dasselbe nicht bloß von den
Vor-
ständen, sondern auch noch von den
Mit-
gliedern der Akademie unterfertiget
werden solle.
Zugleich wird genehmiget, daß
die Uiberreichung des Gesuches an
Sei-
ne Majestät in einer hiezu zu
erbit-
tenden Audienz durch die Vorstände
ge-
schehe. Daß die Akademie dem Herrn
Minister-Präsidenten in corpore
aufwarten soll wie beauftragt wurde,
findet man nicht nöthig, sondern
stimmt dem Antrage des General-Se-
cretärs bei, daß nur wo möglich
eini-
ge der Mitglieder der Commission
für die Redaction der Statuten und
Geschäftsordnung die Vorstände zu dem
Herrn Minister-Präsidenten
beglei-
ten sollen, welchem ein mit dem
vor-
benannten gleichlautendes Gesuch an
Seine Majestät und eine die
Angele-
genheit dem Schutze des Minister-Rathes
empfehlende Eingabe zu überreichen sey.
Der General-Secretär bittet
die Akademie ihm zu erlauben, daß er
die Gelegenheit dieser Sitzung benütze
die dringend nöthige Ermächtigung von
der Akademie einzuholen, das bisherige
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bei dem Entwurfe der
Geschäftsord-
nung unglücklicher Weise mit
gerin-
ger Stimmenmehrheit beschlossene
Oc-
tav-Format der Denkschriften mit
einen großen Quart-Formate,
dem-
jenigen gleich, in welchem die
Haidin-
ger'schen naturwissenschaftlichen
Ab-
handlungen erscheinen vertauschen zu
dürfen, wornach die bereits gedruckten
Bogen noch einmal zu drucken wären.
Es sey dieß zwar ein nicht
unbeträcht-
licher Verlust, allein das bisherige
For-
mat reicht für die Abbildungen durchaus
nicht hin; man werde in der Folge ganz
gewiß gezwungen seyn ein größeres
For-
mat zu wählen und hätte sonach zweierlei
Formate. Es scheine, da der Mißgriff
einmal begangen worden ist doch besser,
jetzt einen geringeren Schaden zu tragen,
als fortan mit einer so großen
Unge-
mächlichkeit zu kämpfen.
Mehrere Mitglieder unterstützen
das Ansuchen des General-Secretärs,
wor-
nach die Akademie dasselbe ohne Einspruch
genehmiget.
Hiemit wurde die Sitzung
geschlos-
sen.
ABaumgartner
AvEttingshausen
FWolf
Seite 19
626
1848
präs: 12. September.
Vortrag
des wirklichen Mitgliedes Dr. Fenzl am 9. Septbr 848.
Die Natur der politischen Verhältnisse, unter welchen
die Akademie der Wissenschaften in's Leben gerufen, die Art
und Weise in der sie, wir dürfen es offen aussprechen, gegen
den Wunsch und Willen Aller eingerichtet wurde, die
Hemm-
nisse, die eine mißtrauische Staatsverwaltung ihrer
Ent-
wickelung in den Weg legte, und die ihr aufgedrungene
Ex-
clusivität, die dieses Institut gleich in seinen Entstehen in der
Volksmeinung herabsetzen mußte, sind uns Allen so
wohl-
bekannte und schon im ersten Monate seiner
Lebens-
regung und zugleich so fühlbar gewordene Thatsachen, daß
es wahrlich nicht erst jener welterschütternden politischen
Catastraphe bedurfte, um uns die Augen über die wenig
tröstliche Zukunft, die geringe Bedeutsamkeit und den noch
geringeren Einfluß der Akademie auf die Hebung der
Wissenschaften zu öffnen. War es uns schon damals klar,
daß durch den der Akademie aufgedrungenen Organismus
ihre moralische Existenz in Frage gestellt blieb, so muß
eine unbefangene Würdigung der unser Vaterland
bewegenden politischen Ereignsse uns gegenwärtig die
noch gewissere Überzeugung verschaffen, daß auch ihre
materielle Existenz und hohen Grade gefährdet sey. Will
die Akademie nicht mit dem Vorwurfe geistigen
Unver-
mögens, sich ihrer drückenden Fesseln zu entledigen
und mit der Schmach politischer Kurzsichtigkeit belastet,
den günstigen Zeitpunct ein kostbares Erbstück historischen
Glanzes und Ruhmes unseres Vaterlandes aus dem
bedroh-
lichen allgemeinen Nivellement geistigen und
mate-
riellen Eigenthums für sich zu retten, versäumt zu
haben, in Kürze ruhm- und spurlos untergehen, so
muß sie sich rasch und einmüthig zu einem Beschlusse
erheben, der ihre immer Lebensfähigkeit zu kräftigen,
Seite 20
ihre Existenz gegen äußeren Druck sicher zu stellen im Stande
ist; sie muß sich zu einen Beschluße einigen, der der Krone
die Schmach des Falles eines nur durch ihre Liberalität
ge-
schaffenen Institutes vor den Augen der Welt erspart, dem
Staate die nöthige Garantie für ihre Wirksamkeit und ihren
Einfluß auf die Verbreitung von Wissenschaften leistet,
der gelehrten Welt endlich beweist, daß sie die ihr gewordene
Aufgabe unter den ungünstigsten Verhältnissen nie aus den
Augen verloren und auf's äußerste bemüht war, das
ma-
terielle Gesammteigenthum der Wissenschaft dieser und dem
Vaterlande ungetheilt und ungeschädigt für Gegenwart und
Zukunft redlich zu wahren. Zu einem solchen Beschluße müssen
wir uns ohne vielem pedantischem Grübeln einigen und
denselben früher noch in's Werk setzen, als es
Unberufe-
nen vielleicht gelingt, uns das verhängnißvolle "zu spät"
zuzurufen.
Die inneren Schächen unseren Institutes sind im Allen
sattsam bekannt, und ihre gründlich Hebung durch die
commissionelle Thätigkeit des zur Statuten und
Geschäftsord-
nungs-Reform gewählten Ausschußes bereits angebahnt.
Der Bericht desselben liegt uns vor, und bedarf in
Anbe-
tracht des noch zu Erstrebenden in statuarischer Beziehung
nur weniger, aber um so wichtigerer Modificationen.
Meine Herrn, soll die Akademie mehr als eine
bloße Gesellschaft seyn, soll sie ein Staats-Institut zur
Förderung der Wissenschaft im weitesten Sinne, eine
Pflanzschule für tüchtige Lehrer an den Hochschulen, eine
Bildungsanstalt für jungen, strebende, aus dem
Schulver-
bande getretene Männer seyn und werden (und dieß
ist doch wohl unzweifelhaft der politische und
staatsöko-
nomische Endzweck desselben) so muß sie sach- und
zweck-
mäßig zugleich auch die Administrations-Behörde aller
großen, nicht unmittelbar für den Unterricht, sondern
für die Erhaltung und Förderung der Wissenschaft im
All-
gemeinen bestimmte wissenschaftlichen Staatssammlungen
Seite 21
ihre Existenz gegen äußeren Druck sicher zu stellen im Stande
ist; sie muß sich zu einen Beschluße einigen, der der Krone
die Schmach des Falles eines nur durch ihre Liberalität
ge-
schaffenen Institutes vor den Augen der Welt erspart, dem
Staate die nöthige Garantie für ihre Wirksamkeit und ihren
Einfluß auf die Verbreitung von Wissenschaften leistet,
der gelehrten Welt endlich beweist, daß sie die ihr gewordene
Aufgabe unter den ungünstigsten Verhältnissen nie aus den
Augen verloren und auf's äußerste bemüht war, das
ma-
terielle Gesammteigenthum der Wissenschaft dieser und dem
Vaterlande ungetheilt und ungeschädigt für Gegenwart und
Zukunft redlich zu wahren. Zu einem solchen Beschluße müssen
wir uns ohne vielem pedantischem Grübeln einigen und
denselben früher noch in's Werk setzen, als es
Unberufe-
nen vielleicht gelingt, uns das verhängnißvolle "zu spät"
zuzurufen.
Die inneren Schächen unseren Institutes sind im Allen
sattsam bekannt, und ihre gründlich Hebung durch die
commissionelle Thätigkeit des zur Statuten und
Geschäftsord-
nungs-Reform gewählten Ausschußes bereits angebahnt.
Der Bericht desselben liegt uns vor, und bedarf in
Anbe-
tracht des noch zu Erstrebenden in statuarischer Beziehung
nur weniger, aber um so wichtigerer Modificationen.
Meine Herrn, soll die Akademie mehr als eine
bloße Gesellschaft seyn, soll sie ein Staats-Institut zur
Förderung der Wissenschaft im weitesten Sinne, eine
Pflanzschule für tüchtige Lehrer an den Hochschulen, eine
Bildungsanstalt für jungen, strebende, aus dem
Schulver-
bande getretene Männer seyn und werden (und dieß
ist doch wohl unzweifelhaft der politische und
staatsöko-
nomische Endzweck desselben) so muß sie sach- und
zweck-
mäßig zugleich auch die Administrations-Behörde aller
großen, nicht unmittelbar für den Unterricht, sondern
für die Erhaltung und Förderung der Wissenschaft im
All-
gemeinen bestimmte wissenschaftlichen Staatssammlungen
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auch bei uns, wie anderwärtig in munchen, paris, london
und Petersburg seyen. Die Akademie muß, soll die
Wissen-
schaft, der Unterricht, der Staatshaushalt gleichzeitig gewinnen,
kein einseitig abgeschlossenes gelehrten Institut bilden, das
bloß durch seine literarische Thätigkeit mit gleichartigen
Instituten oder gelehrten Persönlichkeiten zusammenhängt,
sie muß als ein allenthalben durch ihre materiellen
Hülfsmittel anregendes, ergänzundes und practisch
unter-
stützendes Central-Organ des höheren Unterrichtes
mit dem Volke zusammenhängen, ohne in den Unterrichts
Anstalten selbst aufzugehen, wobei eine gleichzeitige
Bethei-
ligung der einzelnen Mitglieder an letzteren durchaus
nicht ausgeschlossen bleibt. Sie muß als Vertreterin aller
theoretischen Zweige des menschlichen Wissens für die
Herbei-
schaffung, Vervollständigung und Vermehrung aller
litera-
rischen und naturhistorischen Mittel und Gegenstände für
beide Zwecke Sorge tragen und für ihre Erhaltung dem Staate
gegenüber verantwortlich gemacht werden. Sie muß sich
mit der sach- und zeitgemäßen wissenschaftlichen Anordnung
und Aufstellung dieser Gegenständen beschäftigen, um sie
dadurch der gelehrten Welt des Inn- und Auslandes
unbe-
schadet der Integrität der Sammlungen so zugänglich als
nur immer möglich machen. Sie muß in regen Verkehr
mit den wissenschaftlichen Instituten, höheren Lehranstalten
und den einzelnen im Lande zerstreuten ausgezeichneten
Gelehrten und Lehrer stehend, ihren Bedürfnissen nach
Maßgabe der vorhandenen Mittel zu entsprechen, ja
selbe nach Umständen sogar unaufgefordert höheren Ortes
zu unterstützen und zu beantragen suchen. Sie hat ferner
ausgezeichneten Gelehrten des Inn- und Anslandes zu streng
wissenschaftlichen Vorträge und Demonstrationen in den
Localitäten der ihr unterstehenden Institute unter
be-
stimmten Modalitäten bereitwilligst die Hand zu bieten.
Sie läuft dabei keinesweg Gefahr zur dienenden
Allerwelts-
magd herabzusinken, und braucht sich nicht zu sorgen, ihre
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Museumssäle einen marktschreierischen Wissenschafts-
Schacher zur bequemen Palästra öffenen zu müssen. Sie kann
aber jene und noch viele andere damit zusammenhängende,
untergeordnete Zwecke im organischen Zusammenhange
unter sich und mit den höheren Staats- und Volksleben
nur dann glücklich und zweckmäßig durchführen, wenn sie
un-
abhängig vom eigentlichen Unterichtswesen eine für sich
bestehende, dem Staatsmimisterum des Inneren
unter-
stehenden Central- und Administrations-Behörde solcher
Sammlungen bildet.
Will oder wagt es die Akademie nicht mit vereinigten
Kräften dieses Ziel anzustreben, dann darf sie sich wahrlich
nicht beklagen, wenn sie von der geistlosen Menge wir
überall unbeachtet, von den Utilitariern geringgeschätzt,
von dem gelehrtthuenden Proletariate der Tagspresse-
Literaten gehöhnt und nach Oben und Unten verdächtigt, in
Kürze als unfähig und nicht zeitgemäß unter dem
plau-
sibelen Vorwande nothwendig einzutretender Ersparnisse
in Staatshaushalte bei Seite geschoben wird.
Ich bin übrigens, meine Herren, im voraus
über-
zeugt, daß Keiner von uns in unmännlicher Verzagtheit,
die Hände in den Schoß gelegt, dem drohenden Verhängnisse
sich zu unterwerfen gewillt seyn wird. Ich bin im
Gegen-
theile überzeugt, daß wir Alle eines Sinnes, wie ein Mann
uns erheben und um das Panier echter Wissenschaft
geschaart, nicht säumen werden, uns zur Abwehr des nicht
unsere Häupter allein, sondern die Ehre des Staates wie
das Heiligthum der Wissenschaft selbst bedrohenden
Un-
heiles schleunigst zu rüsten.
Was zunächst vorzukehren wäre und wie zum Ziele
zu gelangen sey, bildet nun den Gegenstand meines ihrer
Gutheißung zu unterstellenden Antrages, dahin laufend:
1. Die Akademie möge vorläufig einmal principiell
erklären, die könne ihrer Mission, bestehend in der
För-
derung der Wissenschaften an und für sich, wie auch ihrer
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weiteren Verbreitung zeit- und sachgemäß nur dann
ent-
sprechen, wenn ihr zugleich die Direction und
Administra-
tion der in der Residenz befindlichen nicht unmittelbar für
den Unterrichte, sondern für die Erhaltung und Förtbildung
der Wissenschaften bestimmten großen, wissenschaftlichen
in wien befindlichen Sammlungen als: die kk.
Hof-
bibliothek, das kk. Haus- Hof- und Saatsarchiv, das
ganze Hofnaturalien- Münz- und Antiken-Cabinet
sammt der Amraser- und ethnographischen Sammlung
übertragen, sie selbst aber sammt diesen ihrer Obhut
zuzuweisenden Instituten dem Ministerium des Inneren
für ihre Thätigkeit als selbstständiger wissenschaftlicher
Körper, als auch als Administratons-Behörde gedachter
Sammlungen, für deren Erhaltung, Ergänzung und
Vermehrung, verantwortlich gemacht werde.
2. Die Akademie wolle auf Grundlage dieser
prin-
cipiellen Erklärung dem zu verstärkenden Redactions-
Ausschusse ihrer Statuten- und Geschäftsordnung
auftra-
gen, unverzüglich jene darauf zu basirenden
noth-
wendigen Veränderungen in dem bereits vorliegenden
Statuten-Entwurfe nachzutragen und der Akademie
zugleich die nöthigen ihre äußern und innern Kräftigung
berührenden und dahin zielenden Anträge vorzulegen.
3. Die Akademie wolle beschließen, unverzüglich eine die
Unterstellungsfrage gedachter Institute unter die
Administra-
tion der Akademie behandelnde Eingabe an Sr Majestät und an
das hohe Ministerial-Präsidium zu entwerfen, um beide
alsobald, erstere durch eine kleinere, aus den Vorständen
der Akademie bestehenden Deputation Sr Majestät, letztere
durch eine große oder in corpore Aufwartung dem Herrn
Minister-Präsidenten zu überreichen, unter Einem aber auch
davon den durchlauchtigsten Herrn Curator mittels
einer wörtlichen Abschrift des Ganzen zu verständigen.
wien den 9. September 1848.