Gesamtsitzung am 25. November 1848

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A. 17.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften


Protokoll


der Gesammtsitzung am 25. November 1848


Anwesend: Der Präsident Freiherr Hammer-Purgstall
Der" Vice-Präsident Baumgartner
Der" General-Secretär vonv. Ettingshausen
Der" zweite Secretär Wolf
die wirklichen Mitglieder Prechtl


Arneth
Stampfer
Haidinger
Schrötter
Koller
Bergmann
Burg
Fenzl
Pfizmaier
Diemer
Heckel
Diesing
Rokitansky
Skoda


Verhandlungen.


Der Secretär legt die seit der
letzten Gesammtsitzung eingegan-
genen Danksagungsschreiben der
neuernannten Mitglieder vor, nämlich
der Herren: Steinheil, Guizot, Freyer,


I.

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Feuchtersleben, Heinrich Rose,
Reichenbach, Schmeller, Stälin, Löwe,
Bischoff, Ehrenberg, Creuzer, Julius
v. Mohl
, Fuchs zu Ofen, Pertz, Wilhelm
Wertheim
, Grunert, Fallmerayer.


Auch hat SeineSe. ExzellenzExc. Freiherr vonv. Kübeck
für die Uibersendung der Sitzungs-
berichte in einem eigenen Schreiben
gedankt.


Der Secretär der philosophisch-
historischen Classe
trägt die Ansu-
chen derselben und Geldbewilligun-
gen vor und zwar:


II.


a. Um Bewilligung des Ko-
stenaufwandes zur Drucklegung
des orientalischen Geschichtswerkes
Wassaf, da in Folge Erlasses des
Finanz-Ministeriums vom 2. Sept.
die Akademie nach den bestehenden
Normen die unentgeltliche Druck-
legung besonderer Werke in der
Staatsdruckerei nicht ansprechen
kann. (Der General-Secretär
liest den erwähnten Erlaß vor).
Der Kosten für den Druckbogen
werden bei einer Auflage von
500 Exemplaren 23 fr 16 kr betragen.


b. Um Bewilligung von 800 fr
aus der Dotation des Verwaltungs-
jahres 1848 zur Unterstützung.
der vom Prof.essor Carrara zu Spalato
unternommenen Ausgrabungen
der Alterthümer salona's, wofür
sich die Classe auf den Grund, daß
die Herren Arneth und vonv. Hauslab
diese für die Archeologie und Ge-

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schichte der Fortification wichtige
Resultate versprechende Arbeit durch
besondere Instructionen leiten wer-
den, einmüthig erklärt hat.


c. Um Bewilligung von 500 Guldenfr
zur Unterstützung und detaillir-
ten Aufnahme der Uiberreste
mittelalterlicher Befestigungs-
kunst in Oesterreich, namentlich
bei Haimburg, Bruck an der Leitha,
Neustadt und so weiteru. s. w. auf den von HerrnHrn.
Regierungsrathe Chmel unter-
stützten Vorschlag des Herrn Gene-
ral-Majors vonv. Hauslab.


Sämmtliche 3 Ansuchen wur-
den von der Classe einstimmig ge-
nehmiget.


Der Secretär der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe berich-
tet über die von dieser beschlossenen
Ansuchen um Geldbewilligungen,
nämlich:


III.


a. Um Bewilligung von 1500 Guldenfr
zu Handen des HerrnHrn. Bergrathes
haidinger, um selben in der
Herausgabe des von HerrnHrn. Barrande
unternommenen Werkes "Über die
silurischen Formationen in Böhmen"
zu unterstützen. Der Secretär
setzt die hohe Wichtigkeit dieser Un-
ternehmung für Paläontologie
und Geologie auseinander, und
wie durch das thätige Eingreifen des
Herrn Bergrathes mittels einer

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von ihn zu betreibenden Subscription
die Herausgabe eines Werkes erleich-
tert wird, dessen Kosten für die
Kräfte der Akademie allein jedenfalls
zu hoch erscheinen dürften.


b. Um 400 fr zur Unterstützung
des Reisenden, Herrn Carl Heller,
welcher durch seine Sammlungen
in Mexico sich verdient gemacht und
durch widrige Schicksale große Verlu-
ste erlilten. Herr Dr. Fenzl schil-
dert die Würdigkeit des genannten
emsigen Sammlers und zeigt, daß
durch diese Spende der Akademie dem
Vaterlande naturhistorische Schätze er-
halten werden welche sonst in frem-
de Hände übergehen müßten.


c. Um Bewilligung von 500 fr
für das corresp. Mitglied Herrn Theo-
dor Wertheim zur Fortsetzung der
von ihm über die Alkaloide unter-
nommenen Arbeit, welche sonst we-
gen Kostspieligkeit des Materials
unterbleiben müßte.


d. Um Unterstützung der
Herausgabe eines Lehrbuches der
Krystallographie von Dr. Botzenhart
mit 30 fr für den Druckbogen und
200 fr für Anfertigung der zahl-
reichen Zeichungen in Gesammt-
betrage (das Werk wird etwa 15
Druckbogen füllen) von 650 fr.
Der Secretär entwickelt in Kürze
die in der Classen-Sitzung von Hrn
Prof.essor Schrötter zur Motivirung die-
ses Ansuchen angegebenen gewichti-
gen Gründe.

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e. Um Bewilligung von 500 fr
zur Unterstützung der naturhi-
storischen Arbeiten und Sammlungen
des gegenwärtig nach Texas abge-
gangenen corresp. Mitgliedes
Herrn Corda, damit diese der na-
turhistorischen Section der Akademie
sich darbietende willkommene Ge-
legenheit zu wissenschaftlichen Aus-
künften aller Art nicht unbenützt
bleibe.


f. Um Ausfolgung eines Rei-
segeldes von 1000 fr an Hrn Prof.essor
Schrötter, welcher die gegenwärti-
ge Unterbrechung der Vorlesungen
und seiner Arbeiten im Labora-
torium zu einem wissenschaftlichen
Besuchte England's zu verwenden
wünscht, wozu gerade die jetzige
Jahreszeit in der die Notabilitäten
seines Faches zu Hause zu treffen
sind, die günstigste Gelegenheit
darbietet.


Auch diese Ansuchen werden
sämmtlich einstimmig bewilliget.


Der General-Secretär er
stattet Bericht über den gegenwärti-
gen Cassestand der Akademie.
Von Seite des Präsidiums der
vormaligen Hofkammer wurden der
Akademie für die 4 Monates ihres
Bestehens im Verwaltungsjahr 1847 die
entsprechende Dotationsquote mit
13333 fr 20 kr in dem Uuniversal Ca-
meral-Zahlamte zur Verfügung
gestellt. Deßgleichen wurde auf


IV.

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Grundlage des von der Akademie an
das Hofkammer Präsidium eingereich-
ten Voranschlages die für das Verwal-
tungsjahr 1848 angesprochene Summe
von 32671 fr 6 kr angewiesen. Die im
Universal-Cameral-Zahlamte zur
Disposition der Akademie hinterlegte
Summe beträgt daher im Ganzen
46004 fr 26 kr.


Hiervon hat des Universal-Came-
ral-Zahlamt bis Ende October 1848
verabfolgt:


An Gehalten. 11138 fl.Gulden 20 kr
An die Herrn Hauer und
Hörnes als Reisegeld. 2000 " - "
zu Handen des General-
Secretärs als Vorschluß
in verschiedenen Zeit
abschnitten . . . . . 12405 " - "


Zusammen 25588 fr 20 kr


Es befindet sich also im Univeral-
Cameral-Zahlamte noch ein Casserest
von . . . . . 20416 fr 6 kr


Dieser Cassarest begreift in sich
die von dem Verwaltungsjahre 1847 nach
der schon früher der Akademie gelegten
Rechnung erübrigte Summe von 8177 fr
41 kr, ferner einen Theilbetrag der
für 1848 zwar beschlassenen und prä-
liminirten aber noch nicht gemachten
Ausgaben, wogegen ein anderer Theil
des Casserestes bereits für Ausgaben
verwendet wurde, welche die Akademie
im Laufe von 1848 beschlossen hat und
worüber an das Finanz-Ministerium

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noch keine Anforderung gemacht
wurde, da ja der numerische Betrag
letzterer Ausgaben durch die in der
Casse vorhandene Barschaft reichlich
gedeckt erschien. Die oben genann-
ten 8177 fr 41 kr wären zwar nach
dem Beschlusse der Akademie der Be-
stimmung der Statuten gemäß un-
ter Beirath des Finanz-Ministeriums
zinsbar anzulegen gewesen; die
Zeitereignisse hinderten jedoch
daran und auch jetzt dürfte es
räthlicher seyn, alles disponible
Geld zu verwenden, da es Pflicht der
Akademie ist die ihr zu Gebote stehen-
de Kraft nutzbar zu machen. Zum Theile
ist dieses bereits durch die für die
mathematisch-naturwissenschaftliche
Classe angenommenen Geldbewilli-
gungen geschehen. Von der Dotation
des Verwaltungsjahres 148 hat die
Akademie statutenmäßig noch
den Rest von 7328 fr 54 kr
anzusprechen. Es wäre sonach hier-
über der erforderliche Ausweis nach-
träglich an das Finanz-Ministerium
einzureichen, ferner um Flüssig-
machung der Dotation für das Jahre
1849 anzusuchen. Der Secretär
erbittet sich von der Akademie die
Ermächtigung zu diesen Eingaben.
Sofern ein Voranschlag über künftige
jetzt nicht einmal dem Namen nach
bekannte Ausgaben unthunlich ist, dürf-
te es vielleicht gerathener seyn gera-
de zu um einen bestimmten Theil der
Dotation allenfalls um die Hälfte für
1849 anzusuchen.

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Der Herr Vice-Präsident bemerkt,
dagegen, daß von der vorschriftsmäßi-
gen Form nicht abzugehen sey; es genüge
im Voranschlage das Maximum der
Ausgaben jeder Art anzugeben. Auf
den Wunsch des General-Secretärs
für jede Classe ein Mitglied zu bezeich-
nen nun gemeinschaftlich mit ihm
den Voranschlag für 1849 zu berathen,
werden die Herren Arneth und Fenzl
ersucht sich diesem Geschäfte unter-
ziehen zu wollen.


Der Secretär macht auf die
Verluste aufmerksant, welche Herr
Professor Hyrtl erlitten und spricht
die Ansicht aus, daß es nicht unange-
messen wäre, die Arbeiten desselben,
wovon eine bereits gedruckt sind
vorzugsweise günstig zu hononiren,
welcher Gegenstand gleich mit den so
eben ernannten Commissionsgliedern
besprochen und bestimmt werden könnte,
wenn die Akademie hiezu ihre Beistim-
mung ertheilen wollte.


Der Ansicht findet allgemei-
nen Anklang und es wird die ver-
langte Ermächtigung einstimmig er-
theilt.


Der Secretär bringt nun die
durch die Ereignisse eingetretene
Unterbrechung der Arbeiten über
Reforn der Geschäftsordnung und
Statuten zur Sprache, worin die von
der Akademie ernannte Commission
bereits thätig war. Gegen die anfäng-
liche Zusammenpetzung dieser Com-


V.

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mission aus bloß solchen Mitgliedern,
welche für Reform gestimmt haben
könnte deren Parteilichkeit eingewen-
det werden; dieser Anstand sey durch
die in der Gesammtsitzung vom 11.
September angeordnete Verstärkung
der Commission gehoben. In der That
wurden in den bisher abgehaltenen
Zusammentretungen die Anträge,
welche die bisherige Gestaltung der
Akademie am meisten berühren
mit überwiegender Stimmenmehr-
heit verworfen, z.B. jener, wornach
sich die Akademie durch gänzliche Tren-
nung der beiden Classen gleichsam in
zwei Akademien spalten sollte. Nach
diesem Vorgange und mit Rücksicht
auf die gegenwärtigen politischen Ver-
hältnisse, ferner weil die sehr er-
wünschliche Erweiterung der Akademie
nach Fächern und Mitgliedern, wor-
auf es vor Allem ankam, von Sr.
Majestät bereits genehmiget worden,
scheine es dem Secretär am ange-
messensten für jetzt die Reforman-
gelegenheit zu vertagen.


Der Herr Präsident stimmte die-
sem Antrage bei; er erklärte seiner-
seits die Zusammensetzung der Commis-
sion bloß aus Mitgliedern, welche der
Reform geneigt erscheinen und so-
mit lediglich eine Meinung vertre-
ten für unpassend und dem Geiste
parlamentarischen Vorganges wider-
sprechend; was aber die Verstärkung
der Commission betrifft, sey ihm die-
selbe bekannt. Auf die Entgegnung

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des Secretärs, daß er dem Herrn Prä-
sidenten das Protokoll der Sitzung vom
11. Septenber, worin diese Verstärkung
beschlossen worden, vorgelegt habe, äu-
ßerte der Herr Präsident, daß er ge-
gen die Abhaltung dieser Sitzungen pro-
testiren müsse, da selbe ohne sein
Verwissen abgehalten worden. Zugleich
sprach der Herr Präsident das Verlangen
aus, daß diese seine Protestation im
Protokolle verzeichnet werde


In Betreff der von dem Herrn
Präsidenten und dem Secretär bean-
tragten Verschiebung der Arbeiten
zur Reform äußerte HerrHr. haidinger
die Meinung, daß allerdings für
jetzt die Verhandlung über Reform
nicht passe, doch aber eine Verschiebung
ohne Angabe eines Zeitpunctes nicht
gut wäre. Der Herr Vice-Präsident
bestimmte diese Ansicht näher, indem
er als Termin des Aufschubes ein hal-
bes Jahr in Vorschlag brachte, während
welcher Zeit noch einige Erfahrungen
gemacht werden können. Professor
Schrötter sprach nur bezüglich des
Erscheinens der Reformanträge, wel-
che das Wesen der Statuten betreffen
und wozu die höheren Genehmigung
erforderlich ist, seine Zustimmung
für den Aufschub auf ein halbes Jahr
aus; dagegen könnte sich die Commission
immerhin mit inneren Einrichtungen
befassen wie sie zur Geschäftsordnung
gehören und worüber die Akademie
selbst zu entschieden die Macht hat, da
einige dieser Einrichtungen z.B. der bei
den Wahlen künftighin zu beobachtende

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Vorgang u. d. gl. nöthig seyen.


Da sich für der Aufschiebung der
Reformanträge auf ein halbes Jahr eine
allgemeine Zustimmung zeigte, so
würde nur noch die Frage zur Abstim-
mung gebracht, ob alle Reformarbei-
ten für ein halbe Jahr unterbleiben
sollen oder ob die Commission doch
noch fortfahren solle, wenigstens Mo-
dificationen der Geschäftsordnung zu
berathen, erklärten sich die Herren
Skoda, Rokitansky, Diesing, Heckel,
Diemer, Pfizmaier, Fenzl, Burg,
Bergmann, Koller, Schrötter für die
unterbrochene Fortsetzung der
Commissionsarbeiten, dagegen die
Herren haidinger, Arneth, Prechtl
und die 4 Functionäre für die un-
bedingte Vertagung der Commission.
Professor Stampfer enthielt sich des
Stimmens. Somit wurde das Fort-
bestehen der Commission mit 11
Stimmen gegen 7 genehmiget.


Auf die Anfrage des Secre-
tärs ob für das Jahr 1849 die
Sitzungstage und Stunden wie
in gegenwärtigen Jahre beige-
halten werden sollen, wurde all-
gemein bejahend beantwortet.


VI.


Nachdem der Secretär noch
erwähnt hatte, daß die Störun-
gen im Betriebe die Druckarbei-
ten auch die Anfertigung der Di-
plome für die Mitglieder der Aka-
demie gehindert haben, daß aber

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selbe ehestens nachgetragen wer-
den sollen, wurde die Sitzung ge-
schlossen.


Dr Hammer=Purgstall


ABaumgartner


AvEttingshausen


FWolf