Gesamtsitzung am 3. März 1849

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A. 22.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 3. März 1849


Der Präsident Freiherr Hammer-Purgstall


Anwesend:


Der" Vice Präsident" Baumgartner
Der" General-SekretärGeneral-Secret. vonv. Ettingshausen
Der" zweite Sekretär" Wolf


Die wirklichen Mitglieder


Prechtl
Partsch
Arneth
Stampfer
haidinger
Chmel
Schrötter
Hyrtl
Auer
Koller
Bergmann
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Pfizmaier


v. Karajan


Diemer
Heckel
Diesing
Exner


Freiherr Feuchtersleben


Rochleder

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Verhandlungen.


Der General-Secretär
trägt folgende Ansuchen vor:


I.


1. Ansuchen der philosophisch-
historischen Classe:


a. Die kaiserliche Akademie
hat auf Antrag der philosophisch-
historischen Classe dem Herrn Prof.essor
Carrara in Spalato eine Summe
von 800 fl.Gulden C. M. bewilliget zur Un-
terstützung seiner archäologischen
Ausgrabungen bei salona. Nachdem
dies aber bekannt geworden sind
Schreiben aus Spalato anonym an
die Akademie und einzelne Mitglie-
der derselben eingegangen, welche
vor dieser Unterstützung warnten,
indem Gefahr wäre, daß das Geld,
statt zu wissenschaftlichen Zwecken,
zu politischen Wühlereien und Ar-
beiter-Krawallen verwendet würde.
Dadurch sah sich die Classe veranlaßt,
den Herrn Präsidenten zu ersuchen, Er-
kundigungen darüber durch Vermit-
telung des hohen Ministeriums ein-
zuziehen, was er auch gethan hat,
inzwischen aber die Auszahlung
der bewilligen Summe zu suspen-
diren.


Wird zur Kenntniß genom-
men.

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b. Die philosophisch-historische
Classe hat auf Empfehlung des Hrn
Regierungsraths Arneth beschlossen,
sich dahin zu verwenden, daß die
kaiserliche Akademie auf 50 Exempl.
von Lanza's Antiche lapidi Saloni-
tane inedite pränumerire um die
Forterscheinung dieses verdienstvol-
len und für die Archäologie wichti-
gen Werkes zu ermöglichen, und zwar
für die 3 erschienenen Hefte (das Heft
a 20 Kr) mit 50 fr und eben so für
zu
die drei noch erscheinenden, also im
Ganzen mit 100 fl.Gulden C. M. Die Exempla-
re sollen an jene Mitglieder der
Akademie vertheilt werden, welche
sich dafür interessiren.


Wird einstimmig genehmi-
get.


c. HerrHr. Regierungsrath Chmel
hat an die Classe das Ansuchen ge-
stellt, sich bei der Gesammtaka-
demie dahin zu verwenden, behufs
einer von ihm und Hrn v. Meiller aus-
zuarbeitenden historischen Karte von
"Altösterreich" (für den Zeitraum
von Kaiser Karl d. Gr. bis zu den
Habsburgern) 100 Exemplare einer
Terrainkarte der deutsch-österreichi-
schen Prorinzen etwa vom k. k. Ge-
neral-Quartiermeister-Stabe an-
fertigen zu lassen.


Die Classe - in Anbetracht, daß
durch dieses sehr verdienstliche Un-
ternehmen einem dringenden

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Bedürfniß der vaterländischen Ge
schichtsforschung abgeholfen werde einstimmig beschlossen, diesem
Ansuchen zu entsprechen.


Wird einstimmig geneh-
miget.


2. Ansuchen der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe:


HerrHr. Professor Schrötter hat sich
erbeten in seinem Laboratorium
eine Untersuchung der inländischen
Braun- und Steinkohlen vorzunehmen.
Um jedoch diesem zeitgemäßen und
in mehrfacher Hinsicht wichtigen
Unternehmen den erforderlichen
Vorschub zu leisten, bedarf er dazu
geeigneter Gehilfen. Er hat sich
deßhalb an die Classe gewendet, ihm
auf unbestimmte Zeit monatlich 30 fl.Gulden
C. W. zur Honorirung eines mit
dieser Arbeit zu beschäftigenden
jungen Chemikers zur Verfügung
zu stellen, welchem Ansinen die
Classe einstimmig ihre Gutheißung
ertheilte und nunmehr die Bewilli-
gung der Akademie, diese Auslage,
wozu noch Geld vorhanden ist, machen
zu dürfen in Anspruch nimmt.


Das Ansuchen wird einstimmig
bewilliget.


Der Secretär liest den Erlaß
des Finanz-Ministeriums vom
28. Jänner l. J., worin der Akademie


II.


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kund gegeben wird, daß die von
ihr aus der Jahresdotation für 1849
laut Voranschlages in Anspruch genom-
menen 36653 fr 20 kr bei dem Univer-
sal-Cameral-Zahlamte zur Disposi-
tion bereit liegen.


Der Secretär berichtet, daß
der vom Ministerium des Unter-
richtes abgeforderte Voranschlag der
Ausgaben für das Jahr 1850, nach-
dem er, dem in der letzten Sitzung
gefaßten Beschlusse gemaß, den
Herren Arneth und Fenzl zur Ein-
sicht vorgelegt worden, an das Mi-
nisterium abgegangen sei. Der
Secretär liest die für beide Classen
entworfenen Voranschläge, welche
zur Kenntniß genommen werden.


III.


Die Secretär ergreift nun
das Wort um die Akademie zu er-
suchen die Anstellung eines Kanz-
listen statt des bisherigen Diurnisten
zu bewilligen. Es sey bei Abfassung
der Geschäftsordnung nebst dem
Actuar, welcher monatlich 60 fl.Gulden oder
jährlich 720 fl.Gulden erhält, zur Besorgung
der Schreibgeschäfte nur noch ein zu
solchen verwendbaren Diener, mit
40 fl.Gulden monatlich oder jährlich 480 fl.Gulden fest-
gestellt worden. Der Hausknecht mit
20 fl.Gulden monatlich und Livree ist zu den
ordinären Dienstleistungen bestimmt.
Bei der Eröffnung der Geschäftsthä-
tigkeit der Akademie habe sich aber
sogleich gezeigt, daß diese Schreib-
kräfte nicht hinreichen. Deßhalb fand


III.

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sich der Secretär genöthiget um
Bewilligung eines Diurnisten
mit 1 fl.Gulden täglich zu bitten. Es sey
dieß eine Maßregel zu zeitwei-
liger Aushilfe gewesen. Nun aber
haben sich die Schreibgeschäfte noch
bedeutend vermehrt und werden
auch künftighin keinen geringeren
Umfang einnehmen. Es ist also ein
bleibend anzustellendes Knazleiindi-
viduum unerläßlich. Dieses muß
in der Lage sein alle seine Thätigkeit
den Geschäften der Akademie zu
wimen. Es genügen sechs Schreib-
stunden nicht, der Kanzlist muß,
wie es bisher schon öfter nothwen-
dig war, auch Nachmittag zur Dispos-
tion stehen; es sind nicht selten bis
neun Arbeitsstunden erforderlich;
solches kann man billigerweise vom
Diurnisten für 1 fl.Gulden täglich nicht
verlangen. Als Besoldung ist dieser
Betrag viel zu gering, es läßt sich
davon nicht leben. Auch könnte sich
der Secretär nimmermehr dazu
verstehen für einen so geringen Ent-
gelt eine so ausgedehnte Dienstlei-
stung zu fordern. Er sey der Mein-
nung die Akademie solle dem Kanz-
listen monatlich 50 fl.Gulden C. M. d. i.
jährlich 600 fl.Gulden bewilligen. Ab-
gesehen davon, daß ihr diese Aus-
lage durch die Qualität der Dienst-
leistung im vollsten Maße ersetzt
werden wird, kann sie dieselbe um
so eher zugeben, als ohnehin der Kanz-
list des Curators, welcher gegenwär-

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tig, ohne daß für ihn Geschäfte vor-
handen sind, 400 fl.Gulden bezieht ehestens
wegfallen muß. Die Aufnahme ei-
nes Diurnisten, wozu der General-
Secretär noch immer ermächtiget blei-
ben müßte, würde also nur noch in
ganz außerordentlichen Fällen, welche
vor der Hand nicht eintreten dürften
statt finden können.


Der Herr Präsident bemerkt,
daß er gegen die Umwandlung des
Diurnisten in einen Kanzlisten
nichts einzuwenden habe; der Ge-
halt von 600 fl.Gulden jedoch scheine ihm zu hoch;
es waren 400 fl.Gulden vollkommen hin-
reichend. Auf anderwärts erhalten
Kanzlisten nicht mehr.


Der Herr Vice-Präsident äußert,
daß auch ihm der Gehalt von 600 fl.Gulden zu
hoch scheine, jedoch würde er auf einen
höheren Gehalt als 400 fl.Gulden antragen. Er
müsse darauf aufmerksam machen,
daß man sich keiner Täuschung hingeben
möge. Neun Arbeitsstunden sind zu
viel, der Kanzlist wird solches nicht
leisten, daher wird in kurzer Zeit noch
ein Diurnist aufgenommen werden.
Die Auslage würde also nicht bei 600 fl.Gulden
stehen bleiben.


Regierungsrath Prechtl findet
den Gehalt von 600 fl.Gulden, ebenfalls zu hoch
und weiset auf die Gehalte des Perso-
nales der Kanzlei im politechnschen
Institute hin. Er bringt 500 fl.Gulden in Antrag.
Der Secretär meint, die Akademie
solle hier nicht kargen, sondern die Rück-
sicht auf Lebens-Verhältnisse, die keiner

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weiteren Auseinandersetzung bedürfen,
nicht aus dem Auge lassen. Es sey ihm un-
möglich für ein ganz unzulängliches
Entgelt mit Härte die Dienstleistungen,
deren die Akademie bedarf zu fordern,
eher wurde er selbst das nöthige dar-
auf zahlen.


Der HerrHr. Präsident stellte die Frage
ob überhaupt statt des bisherigen Diur-
nisten ein Kanzlist anzustellen sey, wo-
gegen Niemand eine Bemerkung macht.


Während der HerrHr. Präsident zur
weiteren Frage übergeht, welcher Ge-
halt dem Kanzlisten bemessen werden
solle äußern die Herren Diemer und
vonv. Karajan, daß es vor Allem nöthig
sey, die Nothwendigkeit eines so sehr
zu beschäftigenden Individuums
darzuthun. Es sey nicht klar, daß die
Akademie gar so viele Schreibgeschäfte
habe, welche drei Individuen nicht
bewältigen können. Man könne Fra-
gen, was denn der Actuar thue und
ob er hinreichend beschäftiget sey?


Prof.essor Hyrtl frägt ob sich die Schrei-
bereien der Akademie nicht vereinfa-
chen lassen.


Der Secretär antwortet, daß es
jedem Mitgliede frei stehe, sich von
der Ausdehnung der Schreibgeschäfte
selbst zu überzeugen, und er könne
die Herren, welche daran zweifeln, was
es für Schreibereien gebe, nur zu öfte-
rem Besuche der Kanzlei einladen.
Der Actuar besorgt die Geschäfte, wel-
che in seinem Kreise gehören, mit
bloßem Abschreiben kann er nicht be-

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schäftiget werden, denn er ist nicht da-
zu, sondern zur Instandhaltung des Pro-
tokolles und für des Conceptsfach da.
Uibrigens erscheint es für den Gene-
als-Secretär wenig schmeichelhaft,
wenn, nachdem er ausgesprochen, daß
es nothwendig sey für eine zureichen-
dere Arbeitskraft in der Kanzlei zu sor-
gen, noch jemand an der Richtigkeit
seiner Angabe zweifelt.


HerrHr. Regierungsrath Burg fragt,
ob denn die in der Kanzlei der Akade-
mie Angestellten auf eine Pension
Anspruch haben, oder sonstige Vorthei-
le genießen, welche der Staatsdienst
mit sich bringt?


Der General-Secretär antwor-
tet verneinend und fügt hinzu, es
verstehe sich von selbst, daß so wie
der Actuar gegen dreimonatliche, der
Diener oder Schreiben gegen sechswo-
chentliche Aufkündigung aufgenom-
men ist, diese Bedingung auch bei
dem Kanzlisten statt zu finden habe.


HerrHr. Regierungsrath Burg
fährt fort:


Diesen Punct dürfe man bei
Bemessung der Besoldung nicht über-
sehen. Bei einer Stabilität wie bei
Staatsanstellungen und bei der da-
mit verknüpften Sicherung der Zu-
kunft, wird Jemand lieber auch bei
einem geringeren Gehalte dienen;
wo diese Vortheile nicht eintreten, ist
ein höherer Gehalt nicht unbillig.
Nachdem diese Ansicht von mehre-
ren Seiten unterstützt worden und

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das Verlangen nach Abstimmung
sich kundgegeben, fordert der Herr
Präsident die Anwesenden einzeln auf,
über die Frage: ob der Diurnist in einen
Kanzlisten umgewandelt werden solle,
ihre Meinung ausgesprochen.


Alle Anwesenden beantworten
diese Frage bejahend.


Nun stellt der Herr Präsident
die weitere Frage, ob der Kanzlist
600 fl.Gulden erhalten solle oder weniger?


Die Herren Prechtl, Baumgartner
und Hammer-Purgstall stimmen für
weniger als 600 fl.Gulden, alle übrigen für
600 fl.Gulden, wornach der Secretär die An-
stellung des bisherigen Diurnisten
als Kanzlist mit dem Gehalte von 600 fl.Gulden
C. M. jährlich, für angenommen er-
klärt.


Der Secretär liest den Erlaß
des Unterrichts-Ministers vom 24.
Jänner l. J. an die Akademie, wor
in derselben die Ermächtigung ihrer
wirklichen Mitglieder, an jeder
österreichischen Universität öffent-
liche Vorträge zu halten, kundgegeben
wird.


V.


Auf die Anfrage des Secretärs
beschließt die Akademie in Hinsicht
auf den für sie so ehrenvollen Schluß-
satz dieses Erlasses, dem Herrn Un-
terrichts-Minister ihren verbindlich-
sten den für die ihnen gewährte

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Auszeichnung schriftlich ausgesprochen.


VI.


Der Secretär liest das Schreiben
des Herrn Grafen Emil Desseweffy ddto.
Presburg den 7 Februar, worin der-
selbe mit Hinweisung auf sein dem
Herrn Curator schon früher eröffnetes
Verlangen fordert, von der ihm von
Sr Majestät verliehenen Stelle eines
wirklichen Mitgliedes der Akademie
enthoben zu werden, den Präsidenten
ersucht, die definitire Erklärung
dieses Verlangens zur Kenntniß des
durchlauchtigsten Herrn Curators zu
bringen.


Der HerrHr. Präsident und der Gene-
ral-Secretär beantragen auf Grund-
lage der vom Curator bei früherer Ge-
legenheit ertheilten Ermächtigung, die
a. h. Bestätigung der Wahlen auf dem
kürzesten Wege durch das Ministerium
des Innern einzuholen, auch diese Aus-
trittserklärung des Herrn Grafen durch
das Ministerium des Innern an Se.
Majestät gelangen zu lassen.


Der HerrHr. Präsident bemerkt insbe-
sondere, daß der Herr Minister auf
die Nothwendigkeit einer baldigen Er-
ledigung dieser Angelegenheit auf-
merksam zu machen wäre, damit die
Wahl zur Wiederbesetzung der Stelle
Dessewffys in Mai stattfinden
könne.


Der HerrHr. Vice-Präsident äußert,
daß er sich gedrungen fühle bei die-
ser Gelegenheit den Vorschlag zu ma-
chen, die Akademie möge Se. Majestät

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bitten, jene Mitglieder, welche bis jetzt
es noch nicht der Mühe werth gefünden
haben in der Akademie ein Lebenszei-
chen zu geben, ja nicht einmal auf die
Einladungsschreiben geantwortet, als sol-
che betrachten zu dürfen, welche still-
schweigend ihren Austritt erklärt haben.


Der HerrHr. Präsident erwiedert, daß
er zwar derselben Meinung sey, ja
bei Abfassung der Geschäftsordnung
wiederholt darauf gedrungen habe
den Fall zu berücksichtigen, wenn
Mitglieder ihre Pflicht nicht erfüllen:
er sey nicht gehört worden, nun
aber finde er es doch zu hart, ge-
radezu auf die Ausschließung der
erwähnten Mitglieder anzutragen,
bevor man bei ihnen schriftlich an-
gefragt, ob sie der Akademie noch
ferner gehören wollen?


HerrHr. Bergrath haidinger äußert,
es sey eine mißliche Sache, Mitglieder,
die man schon hat, auf solche Art aus-
zuschließen. Es ist viel besser nur
solche Mitglieder zu wählen, die man
nicht auszuschließen braucht.


Der HerrHr. Präsident weiset noch
auf das besonderen Verhältniß hin,
in welchem Baron Hügel zur Aka-
demie wegen seines fortdauern-
den Aufenthaltes zu london, erscheint.
Wenn die Akademie es genehmigt,
werde er an Baron Hügel die Frage
stellen, ob derselbe noch ferner
als ein in wien wohnendes wirk-
liches Mitglied betrachtet werden
wolle?

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Der HerrHr. Vice-Präsident äußert, daß
er dem Antrage, unthätige Mitglieder
vorerst zur Abgabe einer Erklärung
aufzufordern, beistimme.


Prof.essor Schrötter bemerkt, daß ehe
eine Discussion, wie die gegenwär-
tige, geführt wird, zuerst die Akademie
zu betragen wäre, ob es überhaupt
ihr Wille sey, daß eine solche Discus-
tion Statt finde.


HerrHr. Prof.essor Hyrtl fragt, was denn
unter dem Geben eines Lebenszei-
chen in der Akademie zu verstehen
sey?


Der General-Secretär
meint, es können doch die ungün-
stigen Umstände der jüngsten Zeit-
ereignisse, welche die Aufmerksam-
keit nach ganz anderen Richtungen
lenkten, als Entschuldigungsgrund
gelten, daß mehrere Mitglieder
sich bis jetzt an der Akademie nicht
betheiligten. Es sey daher besser
noch eine Zeit lang zuzuwarten. Uibri-
gens lasse sich in dieser Sache ohne ir-
gend Jemanden zu verletzen, durch
Privatschreiben nachhelfen. So könne
er als Secretär sich erlauben die Mit-
glieder zu Beträgen für unsere
Druckschriften anzugehen, eben so
könne in den Einladungsschreiben
zu den Mai-Sitzungen eine Stelle
angebracht werden, worin den aus-
wärtigen Mitgliedern der Wunsch
eröffnet wird, dießmal ja in wien
sich einfinden zu wollen u dgl.
Der HerrHr. Präsident beantragt

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nun den soeben besprochenen Gegen-
stand bis zu den Sitzungen im Mai
zu verschieben, jedoch die vorerwähn-
te Eingabe wegen Dessewffy's Austritts-
erklärung an das Ministerium des
Innern zu machen und eben so an
Baron Hügel ein Schreiben zu erlas-
sen.


Gegen diese Anträge erfolgte
keine Einwendung. Wegen Baron Hügel
bemerkt der Secretär, daß auch hier
die Anfrage sich auf eine zarte Weise
in einem Schreiben anbringen lasse,
worin er den Herrn Baron um die
Mittheilung seiner Abhandlung über
das Becken des kabul, wovon bereits
ein Auszug in die Sitzungsberichte
aufgenommen worden, für die Denk-
schriften ersuchen wolle.


Der Secretär liest das Schrei-
ben des Prof.essor Cäsar zu marburg, wor-
in die Akademie eingeladen wird, nach
dem Vorgange der Akademien zu Brüs-
sel, munchen und Petersburg dem aka-
demischen Tauschverein beizutreten, und
wenn auch nicht ihre Denkschriften, doch
ihre Sitzungsberichte und das Archiv an
die Universitäten, welche Mitglieder
des Vereins sind, gegen deren Disser-
tationen franco leipzig zu senden.


VII.


Der Secretär stellt den Antrag
dieser Einladung Folge zu geben.


HerrHr. Regierungsrath Chmel meint,
man solle auch die Denkschriften ge-
ben, unter der Bedingung, daß die
Akademie dafür auch die früheren Dis-

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sertationen bekomme, da sich dar-
unter manche werthvolle Arbeit be-
findet.


Der Herr Vice-Präsident entgegnet,
die Akademie würde doch nur die wäh-
rend einer beschränkten Zeit etwa vor
5 höchstens 10 Jahren erschienenen
Dissertationen erhalten, und dafür
für alle Zukunft ihre Denkschriften
hergeben; die Gabe unserer Akade-
mie wäre also unverhältnißmäßig
größer als das, was sie dafür er-
hält. Eher könnte man sich herbeilassen
frühere Dissertationen zu kaufen.


Prof.essor Schrötter unterstützt Chmel's
Antrag. Es müsse die Akademie die
Verbreitung ihrer Schriften als Haupt-
grundsatz betrachten, die Rücksicht,
daß wir etwas mehr geben als
wir bekommen, soll uns nicht ab-
halten, auch die Denkschriften her-
zugeben, die Leistungen der Aka-
demie werden dadurch mehr bekannt.


Präsident: Durch Vertheilung
der Sitzungsberichte wird dieß schon er-
reicht, es ist also kein Grund vorhan-
den auch noch die Druckschriften dazu zu
geben.


Bergrath haidinger macht darauf
aufmerksam, daß der Tauschverein ja
nicht mehr verlangt als die Sitzungsbe-
richte, man begnüge sich also das zu
geben, was eben verlangt wird.


Nachdem der Secretär die hier-
auf sich beziehende Stelle des Schrei-
bens Cäsar's noch einmal vorgelesen
wird abgestimmt, ob bloß die Sitzungs-

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berichte oder auch noch die Denkschriften
in Tausch gegeben werden sollen.


Bloß die Herren Rochleder, Schrötter
und Chmel stimmen dafür, daß auch
die Denkschriften gegeben werden; die
Übrigen erklären sich für bloße Abga-
be der Sitzungsberichte und des Archi-
ves.


Der Secretär liest den Com-
missionsbericht über die von dem
Hrn Vice-Präsidenten beantragte
Herausgabe eines Kalenders und
stellt diesem gemäß den Antrag
auf Ernennung eines Redactions-
Ausschusses für dieses Unternehmen.


VIII.


Der HerrHr. Präsident äußert, daß
er gegen die Herausgabe eines Jahr-
buches von dem hier beantragten Um-
fangen Bedenken trage. Ehe die Akade-
mie sich in derlei Unternehmungen
einläßt, soll sie früher thun was
ihre Pflicht und Schuldigkeit ist. Sie
soll dem Beispiel anderer Akade-
mien gemäß ein Jahrbuch herausge-
ben nach Art der brusseler Annuaire's
worin bloß Aufsätze vorkonmen,
welche die Akademie unmittelbar
betreffen. Als Quelle eines Einkom-
mens scheine ihm das beantragte
Jahrbuch nicht Großes zu vorsprechen,
auch steht es sehr in Frage, ob und
welche Akademiker sich dabei zu bethei-
ligen gesonnen wären.


Regierungsrath Prechtl spricht
sich für die Herausgabe des von Hrn
Vice-Präsidenten beantragten Kalenders

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aus, und erklärt sich bereit jährlich
einen Beitrag hiezu zu liefern.


Der HerrHr. Vice-Präsident macht be-
merklich, daß alles, was in einem nach
dem Sinne des Hrn Präsidenten einge-
richteten Jahrbuche vorkommen kann,
ohnehin in den ausführlicheren Kalen-
der aufgenommen würde. Es ist nicht
viel damit geleistet, wenn man jähr-
lich die Statuten, Geschäftsordnung
und den Personalstand der Akademie
abdrucken läßt. Es genügt ja, wenn
die Statuten und die Geschäftsordnung
Einmal gedruckt sind. Wie aus dem
Commissionsberichte erhellet, ist es
auf eine Reihe gründlicher Behandlun-
gen verschiedenartiger Gegenständen
abgesehen, auf allgemein anspre-
chenden, ein größeres Publikum be-
lehrende Aufsätze, welche in der Rei-
che der Jahre ein Ganzes bilden. Al-
lerdings war die Veranlassung zum
Vorschlage der Wunsch, eine Quelle von
Einnahmen zu eröffnen, doch ein nicht
minder gewichtiger Beweggrund war
der, zeitgemäß zu unterrichten und
gründliches Wissen in größerem Kreise
zu verbreiten. Dieß wird durch ein
bloße Annuaire nicht erreicht. Die
Zwecke beiden Bücher lassen sich mit
einander verbinden, wie es eben an-
getragen worden.


Der Präsident äußert, daß der
finanzielle Zweck sich nicht wird errei-
chen lassen.


Der Vice-Präsident entgegnet,
daß man jedenfalls einiges Jahre wird

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zuwarten müssen, erst später könne
man, aber mit Sicherheit, auf Gewinn
rechnen. Nicht wenige Abnehmer späte-
rer Jahrgänge werden sich die frühe-
ren nachkaufen, sobald die einzelnen
Aufsätze in einem gewissen Zusam-
menhange stehen.


Baron v. Feuchtersleben bringt
in Erinnerung, daß schon in frü-
herer Zeit Littrow die Heraus-
gabe eines Kalenders als Mittel vor-
geschlagen habe, den zur Erhaltung
einer Akademie nöthigen Fond
zu Stande zu bringen. Dieser Vor-
schlag sey vielfältig besprochen
und als nicht besonders Gewinn
bringend betrachtet worden. Rück-
sichtlich des gegenwärtig angereg-
ten Unternehmens käme es dar-
auf an, der Akademie einen ge-
naueren Plan desselben vorzule-
gen und es wäre sonach ein Aus-
schuß zu ernennen, der einen solchen
Plan vorzulegen hätte.


Professor Schrötter stellt es
in Frage, ob das Unternehmen mög-
lich sey, ob sich ein solcher Ausschuß
bilden lasse. An geeignetsten wä-
re die Commission diesen Aus-
schluß zu bilden.


Der Präsident kommt auf die
Frage zurück, welche Kräfte in der
Akademie sich zu einem solchen Un-
ternehmen herbeilassen.


Der Vice-Präsident: Jetzt sind
wohl alle Mitglieder über den Gegen-
stand, um welchen es sich handelt, gleich

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unterrichtet. Es mögen sich nun die
Herren erklären, ob sie geneigt sind
zum Besten der Akademie ein Opfer
zu bringen?


Regierungsrath Prechtl: Ich halte
dafür, das vorgeschlagene Unternehmen
sey leicht ausführbar, wenn man es
nur ernstlich angreift.


Bergrath haidinger erklärt, er
halte es als Akademiker für seine
Pflicht zur Erweiterung der Wissen-
schaft zu wirken. Er ziehe es daher,
um seine Schuldigkeit zu thun, vor,
die ihm zu Gebote stehende Zeit zu
Studien zu benützen und die Ver-
breitung des Wissens Anderen zu
überlassen, die es noch dazu viel
besser machen werden, als er. Daher
müsse er die Theilnahme an der Ab-
fassung populärer Aufsätze ablehnen.


Präsident: Auch er stimme
dieser Ansicht bei. Die Mitglieder
der Akademie werden besser thun,
wenn sie in die Denkschriften und
Sitzungsberichte Aufsätze liefern.


Der HerrHr. Vice-Präsident entgegnet,
daß gerade Mitglieder der französischen
Akademie, welche so oft als Beispiel
aufgestellt wird, sich durch Abfassung
populärer Aufsätze um das größere
Publikum höchst verdient gemacht haben,
namentlich war dieß in letzter Zeit
der Fall.


Präsident: Dieß waren politische
Artikel, nicht aber wissenschaftliche.


Vice-Präsident und Regierungs-
rath Prechtl weisen auf Arago's

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zahlreiche und allgemeine mit Bei-
fall aufgenommene wissenschaft-
liche Aufsätze hin.


Prof.essor Hyrtl: Unsere Akademie
sollte ihre wissenschaftliche Thätigkeit
doch nicht mit der Herausgabe von
Kalendern beginnen, auf solche Weise
wird man sich nur lächerlich ma-
chen.


General-Secretär: Es
unterliegt keinem Zweifel, daß
wenn die Akademie sich zur Her-
ausgabe eines Jahrbuches hierbei-
läßt, dieß auch den Erwartungen,
die man an eine solche Unterneh-
mung zu knüpfen berechtiget ist, ent-
sprechen müsse. Käme nur eine mit-
telmäßige Arbeit zum Vorschein, so
wurde man sich gerechtem Tadel preis
geben.


Präsident: Es mögen nun die
Herren Akademiker sich darüber
aussprechen ob sie der Ansicht sind,
daß ein solcher Kalender von der
Akademie herausgegeben werde?
Diejenigen, welche sich dafür er-
klären, übernehmen natürlicher
Weise auch die Verpflichtung Beiträge
dazu zu liefern, damit das Unter-
nehmen gedeihe, sonst wäre es
besser die Sache für eine geeigne-
terer Zeit zu verschieben.


Bei der Abstimmung er-
klären sich sämmtliche Anwesende dafür,
das Unternehmen zu verschieben.

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Der General-Secretär zeigt
an, daß die Staatsdruckerei, da sie
bereits von der Akademie sehr in An-
spruch genommen wird, und mit
ämtlichen Arbeiten überladen ist,
sich nicht in der Lage befinde, die
von der Akademie herauszugebenden
besonderen Werken zu übernehmen.
Es trete daher die Nothwendigkeit ein,
diese Werken, deren Druck auch die
Staatsdruckerei nicht unentgeltlich,
wenn gleich am billigsten, liefern
würde, an Privatdruckereien ab-
zugeben. Der Secretär bittet daher
um die Ermächtigung, das Erforder-
liche einleiten zu dürfen, ohne, wegen
des Kostenbetrages jedesmal eigens
die Bewilligung der Akademie ein-
zuholen, indem er das Zutrauen in
Anspruch nimmt; er werde hiebei
auf die vortheilhafteste Weise zu
Werken zu gehen trachten.


IX.


Regierungsrath Auer bestäti-
get, daß die Staatsdruckerei ge-
genwärtig über ihre Kräfte in
Anspruch genommen ist, und räth,
wenigstens für jetzt, zu dem vom
Secretär in Antrag gebrachten Aus-
kunftsmittel. Sobald die Staatsdruck-
ren wieder weniger belastet sein
wird, ist sie gewiß wieder bereit
der Akademie auch Behufs der Her-
ausgabe besonderer Werke zu dienen.


Die verlangte Ermächtigung
wird dem General-Secretär
zugestanden.

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Professor Schrötter macht auf
Grund eines Schreibens von Prof.essor
Steinheil in munchen aufmerksam,
daß dieser erst das 3. Heft der
Sitzungsberichte erhalten habe, wäh-
rend doch schon das 5. erschienen ist.


X.


Der Secretär erklärt hierwe-
gen das Geeignete veranlassen zu
wollen.


Hiemit wurde die Sitzung
geschlossen.


DrHammer-Purgstall


ABaumgartner


AvEttingshausen


FerdWolf