Gesamtsitzung am 5. Mai 1849
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A. 24.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
Protokoll
der Gesammtsitzung am 5. Mai 1849.
Anwesend: Der Präsident Freiherr Hammer-Purgstall
Der" Vice- Präsident" Baumgartner
Der" General-SecretärSecret. vonv. Ettingshausen
Der" zweite Secretär" Wolf
Die wirklichenwirkl. Mitglieder Prechtl
Partsch
Arneth
Stampfer
Chmel
Schrötter
Freiherr vonv. Münch
Redtenbacher
Hyrtl
Bergmann
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Fitzinger
Diemer
Kudler
Heckel
Boué
Diesing
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Verhandlungen
I. Der Herr Präsident stellt
den Antrag an Seine kaiserliche
Hoheit den durchlauchtigsten Herrn
Erzherzog Johann, als
ehemali-
gem Curator der Akademie, eine
Dankadresse zu richten, in welcher
ausgesprochen wird, daß das
Wohl-
wollen, welches Höchstderselbe der
Akademie bewiesen, bei derselben
in stetem Andenken bleiben und
die Akademie es sich zur hohen
Ehre rechnen werde, wenn Seine
kaiserlichekaiserl. Hoheit Sich, als ihr angehörend
betrachten wollen. Der Präsident
habe darauf gerechnet, daß Seine
kaiserlichekaiserl. Hoheit bald nach Wien kommen
würden und es sey seine Absicht
gewesen eine solche Adresse Seiner
kaiserlichekaiserl. Hoheit persönlich zu
überrei-
chen. Da die Rückkehr des
Erzher-
zogs hinausgeschoben worden, so
achte er es für angemessen nicht
länger zu säumen, sondern die
Adresse an Seine kaiserliche Hoheit
einzusenden.
Der Antrag wird
einstim-
mig angenommen und der
Se-
cretär beauftragt die Denkadrese
in dem bezeichneten Sinne
abzu-
fassen.
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II. Der Secretär liest die von
dem Herrn Präsidenten verfaßte
In-
struction, welche Herrn Alfred Edlen
vonv. Kremer für dessen Reise nach
Ha-
leb und Damaskus, wozu ihm die
Akademie eine Unterstützung
be-
willigte, ertheilt werden soll;
dann die an das Ministerium des
Äußeren zu richtende Note wegen
Erwirkung der nöthigen
Pfortenbe-
fehle für den Reisenden.
Beide Aufsätze werden
einstim-
mig und gut geheißen.
III. Der General-Secretär
er-
stattet Bericht:
a) über den Druck der
Denk-
schriften, wovon er 25 Bogen der
mathematisch-naturwissenschaftli-
chen und 28 Bogen der
philosophisch-
historischen Classe fertig vorlegt
und erwähnt, daß beiläufig 12
Bo-
gen der Fontes auch schon gesetzt
und größtentheils gedruckt sind.
Der Secretär stellt den Antrag
die vorhandene Partie, als erste
Lie-
ferung, mit einstweiligen Titel
auszugeben.
Wird gut geheißen.
b) daß die
Einladungsschrei-
ben an die auswärtigen wirklichen
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Mitglieder, zu den Sitzungen im
Mai abgegangen seyen; es werde
jedoch in Folge gepflogener
Rück-
sprache mit dem Herrn Minister-
Präsidenten und dem Herrn
Mini-
ster des Innern, als
nunmehri-
gen Curator, keine feierliche
Sitzung stattfinden.
c) daß an den Herrn
Mini-
ster des Innern eine Eingabe
gemacht worden, worin gebeten
wird, die überflüssige Stelle
ei-
nes Kanzlisten des Curators
ein-
gehen und die daraus
hervorge-
henden Ersparniß jährl. 400 Guldenfr.
der Akademie zu Gute kommen
zu lassen.
IV. Der Secretär macht die
Akademie, auf Veranlassung
eines an ihn von Herrn Professor
Schrötter gerichteten Schreibens
aufmerksam, daß das dem Herrn
Professor bewilligte Reisegeld
von 1000 fl.Gulden Conventions-Münze,
diese Summe im Auslande
nicht vorstelle, sondern hiezu
für England noch ein Zuschuß
von 180 Guldenfr. erforderlich sey. Da
es nun offenbar die Meinung
der Akademie gewesen dem HerrnHrn.
Professor die volle Geldkraft von
1000 fl.Gulden zuzuwenden, so ersuche
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der Secretär um die
Ermächti-
gung den genannten Nachtrag
im Anweisung zu bringen.
Wird einstimmig
zugestan-
den.
V. Der Secretär liegt
nachste-
hende an die Akademie
einige-
gangene Zuschriften vor:
a) Ein Dankschreiben der
königlich bayerischen Hof- und
Staats-Bibliothek zu München;
b) der königlich bayerischen
Akademie zu München, nebst einem
nachträglichen Schreiben des
Secre-
tärs, Herrn vonv. Neumayer;
c) der königlichen Societät
der Wissenschaften in Göttingen;
d) der koniglich dänischen
Ge-
sellschaft zu Kopenhagen;
e) das Ministerium des
öffent-
lichen Unterrichtes zu Paris;
f) des historischen Vereines für
Steiermark,
sämmtlich für die von der
Akademie erhaltenen
Druckschrif-
ten.
VI. Professor Hyrtl theilt der
Aka-
demie aus einem an ihn
gericht-
teten Schreiben des Herrn Professors
Eichwald zu Petersburg dessen Wunsch
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mit, gegen die von demselben
herausgegebenen Werke die
Druck-
schriften der Akademie in Tausch
zu erhalten.
Nach einer Discussion über
die Fragen, ob hier nicht vorerst
das Princip zu besprochen sey, in
wiefern die Akademie einzelne
Personen mit ihren Druckschriften
betheilen wolle, wird die Principien-
Frage beseitiget und die Entschei-
dung bloß auf den vorliegenden
Fall beschränkt.
Bei der Abstimmung, ob der
Antrag des ProfessorProf. Eichwald
anzu-
nehmen sey, erklären sich bloß
die Herren Boué, Kudler,
Redten-
bacher, Münch, Schrötter und Chmel
dafür, alle Uibrigen dagegen.
Es wurde also der Antrag mit
18 Stimmen gegen 6 abgelehnt.
VII. Es wird von mehreren
Seiten bemerkt, daß die
akade-
mischen Druckschriften sich äußerst
langsam verbreiten und der Wunsch
ausgesprochen, sich einer anderen
Gelegenheit als der Sendung durch
die Braumüller'sche Buchhandlung
zu bedienen.
Der Secretär entgegnet daß
nur durch directe Sendung von
der Akademie aus, mittels der
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Post, ein rascher Empfang der
aka-
demischen Schriften zu erzielen sey.
Es wird die allgemeine
An-
wendung dieses Mittel, seiner
Kostspieligkeit wegen, nicht
gebil-
liget, dagegen der Secretär
auf-
gefordert jene Beförderungswege,
allenfall durch Handelsleute,
Eisen-
bahngelegenheiten oder andere
Buchhandlungen ausfindig zu
ma-
chen, durch welche, ohne bedeutende
Erhöhung der Kosten eine
ange-
messene Beförderung der
akade-
mischen Sendungen erzielt
wer-
den kann.
Hiemit wurde die Sitzung
geschlossen.
DrHammer-Purgstall
ABaumgartner
AvEttingshausen
FWolf