Gesamtsitzung am 29. Mai 1849

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A. 26.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 29. Mai 1849.


Anwesend: der Präsident Freiherr Hammer-Purgstall


Der General-Secretär von Ettingshausen
der zweite Secretär Wolf


Die wirklichen>wirkl. Mitglieder Zippe
Partsch
Arneth
Stampfer
Haidinger
Chmel
Kreil
Palacky
Unger
Schrötter
Freiherr vonv. Münch
Redtenbacher
Hyrtl
Auer
Koller
Bergmann
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Pfizmaier

vonv. Karajan
Reuss
Fitzinger
Diemer
Kudler
Heckel
Boué
Diesing
Exner
Skoda
Rochleder

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Verhandlungen.


I. Die philosophisch-historische
Classe legt nach dem Beschluße der
Gesammtakademie (in deren letzter
Sitzung von 23. Mai) erweiterte Listen
für die Wahl eines ausländischen Ehren-
Mitgliedes vor. Von den drei auf der
neuen Wahlliste verzeichneten Namen
erhält
Rau 22 Stimmen
Walckenaer 10 Stimmen-:-
HeinrichH. Ritter keine Stimme


und wurde demnach Rau als
der zum ausländischen Ehrenmitglieder
in der philosophisch-historischephil.-hist. Classe Erwählte erklärt.


II. Die philosophisch-historische
Classe legte hierauf gleichermassen
erweiterte Listen für die Wahl von
sieben ausländischen correspondiren-
den Mitgliedern vor. Von den 13 auf
der neuen Wahlliste verzeichneten
Namen erhielten


Gerhard 32 Stimmen
HeinrichH. Ritter 29 Stimmen
Brandis 25 Stimmen
Fuchs 25 Stimmen
Kerckhove 25 Stimmen
Kopp 25 Stimmen
Gachard 16 Stimmen
Koch-Sternfeld 15 Stimmen
Reiffenberg 11 Stimmen
Fleischer 9 Stimmen
Köhne 6 Stimmen

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Reden 6 Stimmen
Trendelenburg 6 Stimmen


Es wurden sonach Gerhard
HeinrichH. Ritter, Brandis, Fuchs, Kerckhove,
Kopp und Gachard als die zu auslän-
dischen correspondierendencorresp. Mitgliedern in der
philosophisch-historischephil.-hist. Classe Erwählten erklärt.


III. Der General-Secretär
liest nun folgende Anträge der
philosophsch-historischen Classe vor:


a.) Das wirkliche Mitglied der
kaiserlichen Akademie HerrHr. Scriptor
Diemer hat der Akademie Exemplare
seines nun vollendeten Werkes
"Deutschen Gedichte des 11. und 12. Jahrh."
aus der vorauer Handschrift zum
erstenmal herausgegeben, über-
reicht. Er hat zur Herausgabe dieses
Werkes zwar eine Unterstützung
vom Staate pr. 500 Guldenfl. ConventionsmünzeCM erhalten;
allein nicht nur aus seinen eigenen
Mittel zur Deckung der Druckkosen
und Anschaffung des Papier noch
250 Guldenfl. ConventionsmünzeCM daraufzahlen müssen, son-
dern auch für seine übrigen baaren
Auslagen, wie Reisekosten, Abschrei-
berlohn, Anschaftung der nöthigen
literarischen Hilfsmittel, u. s. w.
und seinen großen Mühe- und
Zeitaufwand gar keine Entschädigung
erhalten, und ist für dieß alles
als Selbstverleger auf den gewiß
nicht fehlenden, aber nur langsam

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zu erzielenden Verkauf der Exem-
plare angewiesen. Da er nur aus
Patriotismus diesen Selbstverlag
übernommen, damit ein so wich-
tiger vaterländischer Fund auch im
Vaterlande würdig ausgestattet
erscheine, und deshalb sogar sehr
annehmbare Anträge ausländi-
scher Verleger zurückgewiesen hat,
die dafür gebrachten Opfer ihm
aber nun sehr schwer fallen, so
glaubt er sich an die kaiserliche
Akademie mit den Antrage ver-
trauensvoll wenden zu können:
ihr den Verlag und das volle Eigen-
thum dieses Werkes zu überlassen,
gegen dem, daß sie das Mehr
der gehabten Auslagen pr 250 Guldenfl. Conventionsmünze
übernehme und ihm ein Honorar
von 15 fl.Gulden CM. pr. Bogen, d. i. für 36
Bogen 540 Gulden Conventionsmünze - also zusammen
790 Gulden CM. und 50 Exemplare bewil-
lige, die er ohnehin gröstentheils
an die Mitglieder der Akademie
und ausgezeichneter Gelehrte des
Auslandes vertheilt habe.


In Erwägung, daß es unter
den jetzigen Verhältnissen mit eine
der Hauptaufgaben der Akademie
sey, die Stelle eines wissenschaft-
lich gebildeten uneigenützigen
Verlegers zu vertreten; daß das
vorliegenden Wort von den compe-
tentesten Richtern als ein Epoche-

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machendes im Fache der deutschen
Philologie anerkannt wurde;
daß daher die zur Ehre des Vaterlan-
des von dem Herausgeber gebrach-
ten Opfer volle Berücksichtigung
verdienen; und daß endlich bei
der hohen Wichtigkeit des Werkes
und dessen Unentbehrlichkeit für
alle Bibliotheken, Unterrichtsan-
stalten und Fachgelehrten die Her-
einbringung der nachgesuchten
Summe nicht nur, sondern sogar
noch ein Überschuß mit Zuversicht
zu erwarten ist; hat die philosoph.-historische Classe einstimmig be-
schlossen, auf volle Gewährung
des Gesuches bei der Gesamtaka-
demie anzutragen. [Dieses Ansu-
chen wird ohne Widerrede angenommen.].


b). HerrHr. Palacky stellte folgenden
Antrag:


Unsere Akademie muß sich
erst einen Namen durch eine be-
deutende Leistung machen; sie
muß etwas unternehmen, was
die Aufmerksamkeit der ganzen
gelehrten Welt auf sie lenke; sie
soll sich daher zu einem Werke
von mehr als europäischer Bedeu-
lung entschließen. Als ein sol-
ches erscheine ihm die Herausgabe
der Acta Conciliorum saeculi
XVi. -Es ist bekannt, daß die
Acten der Concilien unter die wich-

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tigsten historischen Quellen gehören;
sie finden sich aber meist nur
in großen und seltenen Samm-
lungen, zudem häufig unvollstän-
dig oder gar verstümmelt; dieses
gelte namentlich von denen des
15ten Jahrh., und doch haben gerade
diese einen höheren Character an sich
als die anderen, so war z. B. das
Constanzer Concil zugleich ein Con-
greß, hier erscheinen die ersten
Bemichungen nicht bloß kirchliche, son-
dern auch staatliche Reformen in
größerem Maaßstabe einzuführen;
diese Concilien (nämlich außer dem
Constanzer die von pisa, siena,
basel und ferrara) sind daher
auch für die analogen Bestrebun-
gen der Gegenwart, für die jetzige
Richtung des Weltgeistes, für das
practische Leben selbst von hoher
Bedeutung. - An neuem noch nicht
benütztem Materiale dazu fehle es
auch nicht, ja es finde sich solches
gerade hier in loco von der größ-
ten Wichtigkeit, wie in der k. k.
Hofbibliothek eine große Masse
von sehr wichtigen ganz unbekann-
ten Quellen für das Basler-Concil.
Auch reichen die wissenschaftlichen
Kräfte der Akademie für diese
Unternehmung aus, und endlich
wäre der pecuniäre Aufwand dafür
nicht allzugroß, da bei der zu hof-

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fenden unentgeltlichen Druckle-
gung nur hauptsächlich für Copie-
ren, Redigieren und für Reisen
nach Italien, Deutschland, Frankreich
und Spanien ein größerer Kosten-
aufwand erforderlich wäre. Er prä-
cisire daher seinen Antrag dahin,
entweder die Acten aller Concilien
des 15ten Jahrhunderts oder doch
zunächst die des Basler Concils
herauszugeben, die etwa nur
6-8 Foliobände füllen würden und
eine Arbeit von ungefähr eben so
viele Jahren erfordern dürften.
Von Allem aber ernenne man da-
zu eine Commission.


HerrHr. Chmel sich sich durch die-
sen Antrag, dem er vom ganzen
Herzen beistimmt, veranlaßt,
auch seinerseits einen längst ge-
hegten Wunsch und vorbereiteten
Antrag auszusprechen, einen An-
trag zu einem nicht minder wich-
tigen, allgemein interessanten
und doch die österreichische Geschichte
zunächst in noch höheren Maße
betreffenden Unternehmen, durch
dessen Realisirung - das er
sich zur Lebensaufgabe gesetzt, und
wofür er bedeutend vorgearbei-
tet habe - sich die Akademie da-
her eben so sehr europäischen Ruf
begründen und den Dank der gan-
zen gelehrten Welt erwerben würde.

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Es schlage nämlich vor: Hundert
Jahre von 1476 bis 1576, der Geschichte
des Hauses Habsburg durch eine
lenschriften, Acten, Briefen, u.s.w.
zu beleuchten. Auch eine solche Samm-
lung sey von europäischem Inte-
resse, werde des Wichtigen und
Unbekannten die Hülle und Fülle
enthalten, ja die ganze Geschichte
Europa's in diesem Zeitraume
in ein neues Licht stellen; auch
dieser Zeitraum sey an und für
sich höchst interessant und, durch
seine Analogien mit der Gegen-
wart, dessen Geschichte auch für die-
se von practischem Erfolge. Aber auch
von Seite der Ausführbarkeit durch
die Akademie bietet dieses Unter-
nehmen gleiche Vortheile; denn auch
hiefür enthalten schon hiesige In-
stitute, wie die k.k. Hofbibliothek,
das Haus- und Staatsarchiv, eine
Masse des wichtigsten ganz unbekan-
ten Materials, und dieses werde
durch Benützung der Sammlungen
von Brüssel, Paris, Venedig, Siman-
cas
u. s. w. sich noch ansehnlich ver-
mehren lassen. Doch sey, um eine
Übersicht zu gewinnen vor Allem
eine wissenschaftliche Bereisung der
bedeutendsten mit systematischen
Catalogen versehenen Bibliotheken
Deutschland's, wie Göttingen's

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Dresden's, Berlin's u. s. w. dazu
unerläßlich. Er stelle daher vorerst
den Antrag, im Falle die Akademie
auch auf dieses Unternehmen sich
einlassen wolle, ihm zu einer sol-
chen Reise sogleich einen chen Urlaub von dem Minister
des Äußeren erwirken und zur
Bestreitung – nicht der Reise-
auslagen, die er übernehme, – sondern nur der Copierkosten
und dergleichen einen Beitrag
bestimmen zu wollen.


Die Classe, von der Wichtig-
keit und Zweckmäßigkeit dieser
beiden Vorschläge der Herren Palacky
und Chmel gleich durchdrungen,
hat einstimmig beschlossen,
die Unternehmung derselben
bei der Gesammtakademie zu be-
antragen, und zwar in der Weise,
daß vor Allen der Herr Präsident
ersucht werde, Herrn Chmel den er-
betenen Urlaub sogleich auszuwir-
ken; für jedes dieser beiden Unter-
nehmen aber jährlich eine Summe
von 1000 fl.Gulden CM als Unterstützungs-
beitrag bewilligt und HerrHr. Chmel
beauftragt werde, nicht nur für
seinen Antrag die Vorbereitung
und Leitung der Ausführung
zu übernehmen, sondern auch
für den des Hrn Palacky unter
dessen Mitberathung und Theil-

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nahme und vorzüglich mit Zuzie-
hung des Herrn Scriptors Birk
der namentlich für das Basler Concil
schon bedeutende Vorarbeiten ge-
macht, möglichst thätig zu sein.


HerrHr. Regierungsrath Chmel
ergriff nunmehr das Wort um
zu dem Vorschlage so weit er ihn
angehe einige Erläuterungen
hinzuzufügen. Er sey zu dem
Vorhaben der Herausgabe der in
dem Vorschlage genannten histo-
rischen Documente durch die A-
quisition des Reichsarchivs ver-
anlaßt worden, welches dem hie-
sigen incorporirt werden soll.
Es wäre zu tadeln, wenn diese
Schätze für die Wissenschaft nicht
gemeinnützig werden sollten;
er habe schon eine Masse vorbe-
reitet, die wohl 12 Bände füllen
könnte, es erscheine ihm aber
dieses Reichthums ungeachtet
sehr dringend, zu sammeln,
was auch in anderen Archiven
und Bibliotheken vorhanden ist,
der nun in dieser Richtung durch-
sucht werden müßten. Zu diesem
Behufe bitte er ihm einen Urlaub
zur Reise auszuwirken und er-
suche die Akademie um Empfeh-
lungen. Wegen des Urlaubes
seines Vorstandes wolle er die

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Reise bis zum September aufschie-
ben.


HerrHr. Palacky erklärt seiner-
seits, daß er nun wohl sehe, daß
sein Vorschlag so gut wie Schiff-
bruche leiden dürfte, wenn auch
die Akademie den auf ihn sich
beziehenden Antrag der Classe
in seiner ganzen Ausdehnung
bewilliget. Er habe nämlich vor-
züglich auf die Hilfe der in Wien
wohnenden Historiker Chmel und
Birk gebaut, denn nur in wien
kann diese Arbeit gemacht wer-
den; nun zeigen sich die Mitwir-
kung, die ihm Chmel gewähren
könne, wenigstens sehr problema-
tisch. Es käme also noch darauf an,
in wie weit er auf Birk's Ver-
wendung zählen dürfe. Könne die-
ser sich der Arbeit nicht widmen,
so müsse er seinen Antrag zu-
rückziehen. Er wende sich deß-
halbe an den hier anwesenden
Vorsteher der Hofbibliothek.
Freiherr vonv. Münch äußert,
daß wenn die Arbeit von Birk
außer seinen Amtsstunden ge-
leistet werden kann; es keinen
Anstand habe; wenn nicht, so könn-
te dieß von Seite der Bibliothek
nicht zugegeben werden ohne
einen Ersatz für Birk's Arbeits-
kraft, der jetzt mit der Leitung

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der Zustandebringung des syste-
matischen Cataloges beschäftiget
ist. Diesen qualitativen Ersatz
müsse er daher ansprechen.


Chmel bemerkt, daß ja
Birk gerade für des Basler-Concil
vorgearbeitet habe, also das Unter-
nehmen auf seine Mitwirkung
wohl zählen könne.


vonv. Münch. Er glaube Birk
werde unter solchen Umständen
die Zeit dazu noch aufbringen und
rathe daher dem Antrage Palacky's
Folge zu geben.


Palacky fügt hinzu, das Bas-
ler-Concil sei allerdings das näch-
ste aber auch die anderen seyen
so wichtig, daß man die Aufgabe
in ihrer vollen Ausdehnung auf-
fassen solle, wozu besonders Birk
Lust und Geschick habe.


Der Präsident bringt in An-
trag, Birk in Bezug auf seine
Mitwirkung zu befragen. Unter
voraussetzung, daß die vorge-
schlagenen Unternehmungen in
Angriff genommen werden kön-
nen, frage er nun die Akademie,
ob sie gegen die Anträge der
Classe etwas einzuwenden habe.


Da von keiner Seite ein
Einspruch erfolgt, so werden
die Anträge als angenommen
erklärt.

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IV. Der General-Secretär
trägt nun folgende Anträge der
mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Classe vor:


A. Über Antrag der für die
geognostische Erforschung der
Monarchie aufgestelllen Com-
mission, hat sich die Classe
dahin geeiniget daß für die-
sen Sommer die Herren Franz
Ritter vonv. Hauer und Dor MorizM.
Hörnes die begonnene Arbeit
damit fortsetzen sollen, daß
sie nun die Bereisung der öster-
reichischen Monarchie in Angrif
nehmen, und soviel sich in die-
sem Sommer thun läßt ausführen.
Zu diesen Zwecke bittet die Classe


a) die Akademie wolle jedem
der beiden Reisenden vorerst 500 Guldenfl.
also beiden Zusammen 1000 Guldenfl. Conventionsmünze
als Reisegeld zugestehen, mit
dem Vorbehalte, daß wenn diese
Summe nicht zureichen sollte
und noch wichtigen Schritte gethan
werden könnten, dieselben um
einen Zuschuß einschreiten dürfen;


b) die Akademie wolle durch
ihr Präsidium um Bewilligung
des Urlaubes für beide, in der
bereits voriges Jahr geübten
Form, bei den Behörden denen
selbe unterstehen einschreiten.


Beide Puncte werden, nach-

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dem Herr Bergrath Haidinger
noch einiges über die Wichtigkeit
des Unternehmens vorgetragen,
ohne Einsprache genehmiget.


B. Der General-Secretär
brachte drei kleinere Unterstützungs-
Beträge zur Sprache, in der Ge-
sammtsumme von 250 Guldenfl. CM-
nämlich:


a) für Herrn Peche den
Ankauf der wichtigsten Werke
über elliptische Functionen, (nach
vorläufiger Schätzung dürften
hiezu 50 fl.Gulden zureichen) womit die
Classe den Bestrebungen desselben
auf dem Felde der Mathematik, wel-
che er durch Einsendung einer
Abhandlung beurkundete, obgleich
diese nicht zum Drucke bestimmt
wurde, ihre Anerkennung und
Aufmunterung darlegen will;


b) 150 Guldenfl. für die Herren
Lerch und Rassmann in Prag,
zur Fortsetzung ihrer Arbei-
ten über das Kohlenoxyd-Calium,


c) 50 fl.Gulden für Herrn
Schönbichler zur Heraus-
gabe seines Multiplications-
Registers.


Einstimmig ange-
nommen.

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C. Uiber ein Ansuchen des
Herrn Bergrathes Haidinger
ihm zur Herausgabe der Abhand-
lungen der Freunde der Natur-
wissenschaften für dieses Jahr
wieder eine Unterstützung
von Fünfhundert Gulden zu
bewilligen, ersucht die Classe
um Ermächtigung noch für dieses
Mal dieser Bitte Folge geben zu
dürfen.


das Ansuchen wird ohne Ein-
sprach genehmiget.


D. Professor Dor Unger hat
auf Grundlage der bisher bekannt
gewordenen Überreste der Flora und
Fauna der Vorwelt, landschaftliche Dar-
stellungen vorweltlicher Perioden ent-
worfen, in 12 Blättern zeichnen las-
sen und vor mehr als einem Jahre
sammt einem erklärenden Texte
der Akademie mit dem Ersuchen
vorgelegt, die Herausgabe derselben
zu übernehmen. Später änderte Herr
Professor Unger sein Ansuchen da-
hin ab, daß ihm die Akademie eine
Unterstützung von 400 Guldenfl. CM zur Her-
ausgabe des Werkes, die er selbst zu
besorgen entschlossen sey, bewilligen
möge, was die Akademie in der
Sitzung vom 29. Juli v. J. genehmigte.
In der Sitzung der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe vom
26. dM. erstattete der Herr Professor

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über den Fortgang dieser Herausgabe
Bericht und legte den einstweilen fertig
gewordene in munchen lithographirte
Blätter vor, machte aber auch bemerk-
lich, daß die ihm zur Last fallenden Ko-
sten die von der Akademie erhaltene
Beihilfe bedeutend übersteigen, weß-
wegen er der Akademie noch vielen
Dank schulden würde, wenn dieselbe
durch Abnahme einer Anzahl Exem-
plare zum Rückersatzes seiner Aus-
lagen mitwirken wollte.


Auf die Bemerkung des Herrn
Classen-Präsidenten Baumgartner,
wie wenig eine so spärliche Unter-
stützung eines hochverdienten Mit-
gliedes der Akademie bei Herausgabe
einer so interessanten Leistung der
Würde der Akademie angemessen
wäre, und dessen hierauf sich stützen-
den Antrag, dem Herrn Prof.essor Unger
den vollem Ersatz seiner Auslagen,
welche sich nach seiner Angabe auf
1400 Guldenfl. CM belaufen, zuzusprechen,
entschied sich die Classe einstimmig
um somehr dafür, als HerrHr. Prof.essor Unger
erklärte, diesen Betrag nur in dem
Maße als die Herausgabe wirklich
bewerkstelliget worden ist, in An-
spruch nehmen zu wollen. Es er-
geht nun an die Gesammtakademie
von Seite der Classe die Bitte, dem
Prof.essor Dor Unger auf Rechnung der
kommenden Jahre 1400 Guldenfl. zur Her-
ausgabe des genannten Werken zu
bewilligen.


Dieses Ansuchen wurde ohne
Einsprache genehmiget.

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E. Schon im vorigen Jahre
wurde der Antrag genehmiget, je-
dem der bestehenden inländischen
geognostischen Vereine eine Unter-
stützung von 100 Guldenfl. jährlich zu be-
willigen. Es wurden nur zwei
solche Vereine betheilt, und es er-
geht nunmehr an die Akademie
die Bitte denselben die genannte
Unterstützung auch für dieses Jahr
zuzuerkennen.


HerrHr. Custos Partsch bemerkt,
daß die Bewilligung schon durch
die Genehmigung des Antrages
der Commission nach allen seinen
Puncten vorausgesetzt werden müs-
se. In vorliegenden Falle verrin-
gert sich die Ausgabe auf die Hälfte
dadurch, daß nur mehr der inner-
österreichische Verein zur Betheiltung
kommt, da der Tiroler sich bereits
aufgelöst hat.


Auch dieser Antrag wird ein-
stimmig genehmigt.


V. Der General-Secretär eröff-
nete der Akademie, daß des wirklichewirkl.
Mitglied Herr Palacky in der letz-
ten Sitzung der philosophisch-histo-
rischen Classe einen Antrag über
Abänderung des bisherigen Wahl-
modus eingebracht habe, welchen
die philosophisch-historische Classe durch
Stimmenmehrheit angenommen
hat und nunmehr in ihrem eige-
nen Nahmen der Gesammtakade-
mie vorlegt.


Der General-Secretär fügt

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hinzu, daß es die Absicht des Hrn
Vice-Präsidenten Baumgartner gewe-
sen sey bei der heutigen Sitzung
einen Antrag über denselben Gegen-
stand einzubringen. Da derselbe
anderweitiger Amtsgeschäfte wegen
die Sitzung nicht besuchen könne, so
habe er dem Secretär den Inhalt des
Antrages mitgetheilt und die Voll-
macht gegeben selben in des Herrn
Vice-Präsidenten Namen vorzutra-
gen. Dieser Antrag stimme genau
mit jenem des Hrn Palacky über-
ein, wodurch das Gewicht desselben
gleichsam verdoppelt werde. Der
Antrag sey folgender:


Jeder Wahlvorschlag muß, etwa
Einen Monat vor Vornahme der
definitiven Wahlen, schriftlich ein-
gegeben werden, von wenigstens
zwei wirklichen Mitgliedern un-
terschrieben, unter Angabe der
Motive; diese Vorschläge sollen als
Urkunden hinterlegt bleiben und
dem von der Classe zu ernennenden
Wahlkomité als Basis dienen, so
zwar, daß dieses als Comité kei-
ne neuen Vorschläge machen und
nur die also eingegangenen dis-
cutiren und nach dem Bedürfniß
der Akademie adjustiren könne.
Dieses Gutachten des Comité wird
nochmals der Classe vorgelegt, und
nachdem darüber von ihr abge-
stimmt worden, werden endlich
die darnach gebildeten Candidaten-
Listen in der definitiven Wahlsitzung
der Gesammtakademie unter Vor-

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lesung der Motive zur Abstim-
nung mitgetheilt. Dabei bleibt
es jedoch den Mitgliedern, deren
also eingegebene Vorschläge nicht
berücksichtiget wurden, unbenom-
men, diese als Separatvota noch-
mals vor die Gesammtakademie
zu bringen.


Es entspann sich nun eine
Debatte, deren wesentlicher Inhalt
folgender war:


Professor Schrötter erklärt
sich mit den Antrage einver-
standen, jedoch müsse derselbe
noch schärfer ausgedrückt werden.
Es seyen zwei Puncte wohl zu
unterscheiden, der zu besetzende
Platz und die Person durch die
derselbe besetzt wird; beide Puncte
dürfen nicht mit einander ver-
wechselt, und der Natur der Sache
gemäß sollte immer zuerst
bestimmt werden, welches Fach
zu berücksichtigen sey, ehe man
zur Wahl einer Person übergeht.


HerrHr. Palacky entgegnete, daß
dieser Vorschlag schon in dem sei-
nigen enthalten sey. Die Bestim-
mung des zu besetzenden Faches
sei Sache des Comité's, welches eben
die Bedürfnisse der Fächer zu be-
rücksichtigen und zu prüfen habe.
Wollte die Classe zuerst über das
Fach entscheiden, so würde dieses
ohne ein bestimmtes Directiv
nur nach dem augenblicklichen

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Eindrucke geschehen, was offen-
bar weit weniger angemessen
ist, als das gründliche Verfahren
einer Commission, welche nach
reiflicher Überlegung einen Be-
recht erstattet.


Bergrath haidinger schließt
sich der Meinung Palacky's mit
der Bemerkung an, daß die
Sonderung der Fächer äußert
schwierig, und wenn nur weni-
ge Plätze offen stehen, man Ge-
fahr laufe gerade einen sehr ver-
dienten Mann bloß aus dem
Grunde zu übergehen, daß sein
Fach nicht an der Reihe sey.
Professor Schrötter entgeg-
nete daß des Comité nicht wohl
ernannt werden könnte, wenn
nicht schon vorher die Fächer be-
stimmt sind. Handelt es sich
um einen Chemiker, so können
nur Fachmänner über dessen
Würdigkeit ein Urtheil fällen.
Regierungsrath Arneth macht
bemerklich, daß hier zuerst die
Vorfrage erledigt seyn müsse,
wie die Akademie den § 7 der
Statuten auslegen wolle. Diesem
gemäß müssen 24 Mitglieder
in wien wohnhaft seyn, wodurch
die Rücksicht auf die zu besetzen-
den Fächer offenbar modificirt
werde, wenn der Sinn des Para-
graphes der ist, daß genau nur
24 Mitglieder in wien ihren Wohn-
sizt haben sollen, denn dann müssen,
sobald die wiener-Plätze besetzt sind,

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die Plätze für Provinzial-Mit-
glieder vorbehalten bleiben.
HerrHr. Palacky findet Professor
Schrötter's Bemerkung für die
mathem-naturw. Classe voll-
kommen practisch, da in dieser
gewisse Fächer bestimmt und
begrenzt sind; in der philosophisch-
historischen Classe aber sey die
Zahl der Fächer größer als die der
Mitglieder. Durch Bezeichnung des
Faches würde daher oft die Wahl
nur illusorisch, und die Akademie
sich selbst in ihrer Bewegung
hemmen.


Regierungsrath Burg ist der-
selben Meinung und erinnert
daß es nur darauf ankomme das
Comité aus den rechten Leuten zu
bilden.


Der General-Secretär be-
merkt, daß die Frage über die Be-
rücksichtigung der Fächer nicht erst
entschieden zu werden brauche,
denn der § 46 der Geschäftsord-
nung verfüge ausdrücklich, daß
bei der Besetzung der Plätze in
der Akademie beide Classen und
sämmtliche Fächer gleichmäßig
zu berücksichtigen seyen. Was
die Vorträge des Hrn Regierungs-
raths Arneth, wegen Auslegung
des ersten Absatzes des § 7 der
Statuten betrifft, so sei allerdings
eine zweifache möglich, jenach-
dem man sich bei Nennung der
Zahl von 24 Mitgliedern in wien,
nur 24 oder wenigstens 24 denkt.

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Der vormalige Herr Curator, Seine
kaiserliche Hoheit Erzherzog johann
hat in einem Erlasse vom 26. De-
cember 1847 diesen Paragraph so
ausgelegt, daß die Mitglieder sich
zwischen wien und den Prorinzen
gleichmißig theilen, denn er ver-
fügte, daß von den damals nöthi-
gen Ergänzungswahlen 7 auf
wien und 3 auf die Proginzen zu
beziehen seyen, gerade so wie es
die gleichmäßige Vertheilung er-
forderte. Bald aber sey der Wunsch
rege geworden, die Arbeitskräfte
in wien zu vermehren. Die ma-
thematisch-naturwissenschaftliche
Classe habe sich nach den Märzta-
gen die Freiheit nehmen zu dü-
fen geglaubt den § selbststän-
dig auszulegen, und indem sie
ihn im entgegengesetzten Sinne
deutete, sogleich im Mai v. J. für
die leeren Plätze wiener-Mit-
glieder gewählt, in der voraus-
setzung, daß wenn dieser Vor-
gang Seiner Majestät nicht
genehm wäre, die a. h. Bestäti-
gung der Wahlen nicht erfolgen
würde. Diese ist erfolgt, und
somit auch der Grundsatz bestäti-
get worden, daß die Plätze nicht
nothwendig nur zur Hälfte Wie-
ner-Mitgliedern angehören dür-
fen. Gegenwärtig würde es
wenigstens der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Classe
sehr schwer werden, die Provinzen
in gleichem Maße wie wien zu

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bedenken, da ja so viele frühere Pro-
vinzialmitglieder nach wien beru-
fen worden sind und hier ihren Wohn-
sitz haben. Die philosophisch-histori-
sche Classe werde dem Beispiele schon aus
dem Grunde folgen müssen, weil
sonst die andere Classe ein zu gro-
ßes Uibergewicht bei der Abstim-
mung behielte und deßhalb sey
auch anzurathen, nicht ohne Noth
Plätze leer zu lassen.


Professor Schrötter ist der Mei-
nung diese Discussion gehöre
nicht zu dem zunächst vorliegenden
Antrage des Hrn Palacky. Es hand-
le sich wesentlich nur darum, daß
die Frage nach der Person von der
Frage auch dem Fache getrennt wer-
de, übrigens meine er, daß
das Fachbedürfniß nicht von dem
Comité, sondern von der ganzen
Classe berathen werden müsse.


HerrHr. Regierungsrath Arneth
widerspricht der Äußerung, daß
die von ihm angeregte Vorfrage
mit dem vorliegenden Gegenstande
in keinem genauen Zusammen-
hange stehe, die man jedenfalls
erst wissen müsse wo die Per-
son zu wählen sey, in wien oder
in den Provinzen.


Der Präsident formulirt die
erste Frage dahin: Wo soll die Be-
rathung wegen des Faches vorgenom-
men werden, in der Classe oder im
Comité?


HerrHr. Palacky beantragt, daß
die Classe ausspreche, welches Fach

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sie vornehmlich berücksichtiget
wünsche. Darnach sei schon beim
Ausschreiben der Wahl das Fach zu
bezeichnen für welches vorzugsweise
die Candidaten in Vorschlag zu
bringen sind.


Freiherr v. Münch ist der
Meinung, daß es hinreiche, wenn
des Comité seine Vorschläge macht;
da es selbe der gesammten Classe
vorlegt, und diese darüber ab-
stimmt, so könne das Fach jederzeit
berücksichtiget werden.


HerrHr. Regierungsrath Chmel
schlägt vor alle Mitglieder dahin
zu verpflichten, daß sie ein oder
zweimal im Jahre eine Übersicht
der Männer ihres Faches und deren
Leistungen der Classe, welcher sie
angehören, vortragen.


Bergrath haidinger wider-
setzt sich diesem Ansinnen, da
es einer Censur gleiche, wogegen
HerrHr. Regierungsrath Chmel den
Vorwurf, als vertheidige er eine
Censur, von der Hand weiset, zu-
gleich aber hervorhebt, daß in ge-
wissem Sinne alle Geschichte Censur
sein müsse.


Der Präsident wiederholt die
Frage ob die Classe zuerst über das
zu besetzende Fach sich einigen solle.
Der General-Secretär bemerkt,
daß die Frage ja durch den § 46 der
Geschäftsordnung schon entschieden
sey.


HerrHr. Palacky will dies nur
als Wunsch ausgesprochen wissen.

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Freiherr v. Münch hält es für un-
ausführbar alle Fächer gleichmäßig
zu berücksichtigen. Bergrath Haidin-
ger spricht dieselbe Ansicht aus, wo-
gegen der General-Secretär und
Prof.essor Schrötter behaupten, daß die-
ses recht gut angehe, nur müsse
man die Sache nicht auf die Spitze trei-
ben und die Spaltung eines Faches
in eine Anzahl von Zweigen ver-
meiden.


HerrHr. Palacky bemerkt es sey
ein wesentlicher Punct seines An-
trages, daß sich für jeden Candida-
ten, über welchen verhandelt wird,
eine Urkunde im Archiv der Aka-
demie befinde, für deren Richtig-
keit sich zwei Mitglieder durch ihre
Unterschrift verbürgen und durch
welche nachgewiesen wird, was die
Leistungen des Candidaten sind,
und worin er die Wissenschaft er-
weitert habe.


Professor Schrötter findet den
größten Mangel an dem jetzt ge-
übten Verfahren in der Art, auf
welche man die Commission zur
Beurtheilung der Wahlvorschläge
gebildet hat. Er wünscht, daß künf-
ighin jedem Mitgliede des Recht
bewahrt werde Eintritt in die Com-
mission zu begehren.


Das Verlangen nach dem Schlusse
der Debatte wird allgemein, und
gegen das Begehren von mehreren
Seiten, den Antrag des Hrn Palacky,
so wie er ist, anzunehmen, kein

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weiterer Einspruch gemacht.


VI. Der Präsident macht die
Akademie darauf aufmerksam,
daß es nun an der Zeit sei, Seiner
Majestät dem jetztregierenden
Kaiser ihre Huldigung darzubrin-
gen. Gleich nach der Thronbestei-
gung Seiner Majestät war es seine
Absicht zu beantragen, daß eine
Deputation der Akademie nach
olmutz und prag gesendet werde,
um Seiner Majestät unseren Kai-
ser Franz Joseph die Unterwür-
figkeit, und Seiner Majestät dem
Kaiser Ferdinand den Dank der Aka-
demie zu Füssen zu legen. Er habe
sich deßhalb an den Herrn Mini-
ster-Präsidenten gewendet, wel-
cher ihm bedeutete, daß Seine
Majestät der Kaiser Ferdinand
durchaus keine Deputation, son-
dern höchstens nur Privataufwar-
tungen annehme; was die Hul-
digung bei Seiner Majestät dem
jetztregierenden Kaiser betreffe,
so werde die Ankunft desselben
in wien den schicklichsten Zeit-
punct hiezu darbieten. Auf diese
Weisung hin sei der Antrag un-
terblieben, da aber nun Seine
Majestät sich in unserer un-
mittelbaren Nähe befindet,
so habe der bezeichnete Schritt zu

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geschehen, und es sein nur noch
die Frage, ob die Akademie dar-
um ansuchen wolle Seiner Maje-
stät in corpore aufwarten zu dür-
fen oder ob hiezu eine Deputation
zu ernennen seit, wozu sich wohl
die Vorstände am besten eigenen
möchte. (Mehrere Stimmen ru-
fen "Deputation!") Jedenfalls
müsse er aber bemerken, daß
die Akademie zu Seiner Majestät
nur durch den Curator gelangen
könne, an diesen sey sich daher
zuerst zu wenden. Sonach wer-
den also die Vorstände sich zu
dem Stellvertreter des Herrn
Ministers des Innern, und folg-
lich auch der Curators, begeben,
um eine Audienz bei Seiner Ma-
jestät zu erwirken.


Der Herr Präsident fährt
hierauf fort:


Es scheine ihm angemessen
und der Akademie würdig, Sei-
ner Majestät bei dieser ersten
Audienz einen besonderen Beweis
der Anhänglichkeit und Dankbar-
keit dadurch zu geben, daß die
Akademie um die Allerhöchste
Genehmigung einer dem Kaiser
zu Liebe beschlossenen Unterneh-
mung bittet. Die Akademie ist
dem Kaiser vielfachen Dank schul-
dig. An anderen Orten wurden

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in jetziger bewegter Zeit, welche
die Finanzen der Staaten so sehr
in Anspruch nimmt, die Dota-
tionen der Akademien ver-
kürzt, so zu paris, ja selbst in
mailand; unsere Akademie
hingegen befindet sich durch
die Gnade Seiner Majestät, der
bedrängten Zeitumstände unge-
achtet, in ungestörtem Ge-
nuße der vollen Dotation. Er
habe vielfältig nachgedacht, wel-
che Gabe wir wohl dem Kaiser
bringen könnten. Er finde es
aber am geeignetsten, wenn
die Akademie die noch unge-
druckten Werken Maximilian
des Ersten herausgeben und
Seine Majestät unterthänigst
bitten wollte, die Widmung
dieser Herausgabe anzunehmen.
Ein Werk, welches die Akade-
mie dem Kaiser zu Liebe heraus-
gibt, muß nämlich ein vater-
ländisches seyn, an welchem sich
nicht bloß eine Classe sondern
die ganze Akademie betheiligt.
Alle diese Erfordernisse ver-
einigen sich in den noch unge-
druckten Werken des Kaisers
Maximilian, die theils in das
Gebiet der philosophisch-histori-
schen, theils wie die Geschützkun-
de und Falknerei in jene der


und für sich einen hohen Werth
haben, es muß ein Werk sein

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mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Classe fallen.


Die Werke Maximilians ver-
dienen doch weit eher eine Heraus-
gabe als jene Friedichs II. Den
Memoires histeriques des letzteren
kann geschichtlicher wissenschaftli-
cher Werth gewiß nicht abgestritten
werden aber seine schlechten fran-
zösischen Poesien können gewiß
nicht mit den Schriften Kaiser
Maximilians, dieses genialen
Fürsten, vergleichen werden, wel-
che ein deutsches Sprachdenkmal
sind.


Der General-Secretär äu-
ßert: Es lasse sich wohl nichts
dagegen einwenden, daß die
Akademie Sr Majestät durch ein
Werk ihre besondere Huldigung
darbringe, allein Maximilian's
Werke scheinen ihm sich nicht
hierzuzueignen, diese kann
Sr Majestät, wenn es dem Al-
berhöchsten Willen gefällt, selbst
drucken lassen.


(Der Präsident erwidert
hierauf: Die Akademie sey ist
eben das Organ des Kaisers für
wissenschaftliche Unternehmun-
gen.)


Der General-Secretär
fuhr fort: Als eine Sr Majestät
von der Akademie zu widmende

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Gabe wäre ein Werk wohl eher
an Platze, welcher Sr Majestät
nicht durch den Allerhöchsten Willen
für sich allein, sondern nur durch
die Thätigkeit der Akademie zu
Stande bringen könne, das es also
eine Schöpfung der Akademie selbst
ist. Was Maximilian's Werke
betrifft so maße er sich kein
Urtheil über jene Parthie an, die
der philosophisch-hist. Classe ange-
hört. Der bloße Abdruck der
Geschützkunde jedoch erscheine
ihm als eine für die mathem.-naturw. Classe viel zu gering-
fügige Leistungen; dazu ist ja
nichts weiter als eine Druckerei
nothwendig, wogegen das rei-
che Feld der gesammte Natur-
wissenschaft eine ganz andere
Ausbeute zuließe.


Scriptor Diemer schlug die
Zueignung des I. Bandes der
Denkschriften vor.


Prof.essor Schrötter stimmt den
Ansichten des General-Secre-
tärs und Scriptors Diemer bei
und meint, daß keine Gabe
Sr Majestät gefälliger sein
könnte als der I. Bland der
Denkschriften jeder Classe. Die
Akademie hat daran den voll-
sten Antheil da die Denkschriften
die gesammte Thätigkeit der

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Akademie darstellen. Man mö-
ge daher Sr Majestät die Denk-
schriften widmen.


Der Präsident entgegnete
hierauf. Es ist nicht üblich Denk-
schriften Zu Eignungen vorzu-
setzen, wenn aber eine solche
dem ersten Bande der Denk-
Schriften vorgesetzt werden sollte
so müßte dieselbe dem letzten
Kaiser der die Akademie gestif-
tet und nicht dem Regierenden
dargebracht werden. Wir leben
in einem monarchischen Staate
und die Akademie schuldet dem
Kaiser ein besondere Merk-
mal ihrer Ergebenheit und
Dankbarkeit, nicht nur
weil er der Monarch und
der Akademie in diesen schwe-
ren Zeiten nichts von ihren Ein-
künften entzogen, sondern
weil alles, was wir von ihm
hören, höchst vortheilhaft und
geeignet ist, ihm die Liebe
der Herzen zu erwerben.


Prof.essor Schrötter und der Ge-
neral-Secretär widersprechen
dem Herren Präsidenten und er-
erklären die Denkschriften für die
schicklichste Gabe. Der General-
Secretär beruft sich auf das Bei-
spiel anderen Akademien.


Freiherr vonv. Münch schlägt

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vor eine Commission zu ernen-
nen, welche über die gemachten
Vorschläge ihr Gutachten erstatten
soll.


Der Präsident äußert, daß
in diesem Falle die Commission
eine aus beiden Classen zusam-
mengesetzte sein müsse, wozu
jede Classe drei Mitglieder er-
nennen möge.


Der General-Secretär äu-
ßert es entstehe die Frage ob nicht
vielleicht Sr Majestät vorläufig
angedeutet werden könnte, daß die
Akademie ihm ein Werk zu wid-
men beabsichtige.


Prof.essor Schrötter. Es müsse ja
zuerst die Commission in den Clas-
sen Bericht erstatten, denn es könn-
ten ja auch die Denkschriften ge-
wählt werden, welchem Anspruche
von allen Seiten durch den Ruf
"Commission" beigestimmmt
wird.


VII. Der Präsident geht auf
einen weiteren Gegenstand
über; die Klagen betreffend, wel-
che wegen der Langsamkeit in
der Expedition der akademischen
Druckschriften zu seiner Kenntniß
gekommen sind. Es gibt Mitglieder,
wie Herr Palacky, die von den
Sitzungsberichten, außer dem

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ersten Hefte, gar nichts erhalten
haben, was nur der Nachlässig-
keit der Braumüller'schen Buchhand-
lung zuzuschreiben sey. Er glaube
den Übelstande würde am besser
abgeholfen, wenn wie er gleich
anfänglich vorgeschlagen, mit
der Staatsdruckerei eine eigene
Buchhandlung, als akademische,
im Verbindung gebracht würde,
die die Expedition zu besorgen
hätte.


Der General-Secretär erwie-
dert, daß dann die akademische
Buchhandlung die Sachen liegen
lassen wird, wie jetzt Braumüller
oder vielmehr sein Commissionär.


Regierungsrath Auer be-
merkt, daß es jetzt sehr schwer
halten würde bei der Staatsdrucke-
rei eine akademische Buchhand-
lung zu Stande zu bringen, die
Gelegenheit hiezu sei vorüber.


Herr Palacky verlangte
die Akademie solle sich an das
Ministerium wenden, um
Bewilligung der Portofreiheit
aller ihrer Sendungen im In-
lande.


Der General-Secretär
bemerkt, daß ein solches Ein-
schreiten bereits vorbereitet
werde und nunmehr, wenn
es der Wille der Akademie ist,

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ohne Verzug abgehen werde. Bis
die Entscheidung erfolgt, wolle
er es sich angelegen sein lassen,
die Druckschriften den Mitglie-
dern auf dem kürzesten Wege
mit möglichster Kostenerspa-
rung zuzusenden.


Hiemit wurde die Sitzung
geschlossen.


DvHammer-Purgstall
AvEttingshausen