Gesamtsitzung am 24. November 1849

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A. 30.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 24. November 1849


die Vice-Präesid. Baumgartner
der" General-Secretär vonv. Ettingshausen
der" 2te -Sekretär"- Wolf


Anwesend:


Die wirklichenwirkl. Mitglieder Partsch


Arneth
Stampfer
Chmel
Schrötter
Münch
Redtenbacher
Hyrtl
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Pfizmaier


vonv. Karajan


Fitzinger
Diemer
Kudler
Heckel
Boué
Diesing
Skoda
Springer
Brücke.

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Verhandlungen


I. Das Protokoll der
Sitzung von 27. October wird
gelesen und ohne Einspruch
angenommen.


II. Regierungsrath Chmel
liest den Commissionsbe-
richt über die Petition der
22 Literaten wegen Heraus-
gabe eines allgemeinen
Literatur- und Kunstblattes
durch die Akademie


Beilage I.


Herr Vice-Präsident faßt
die in diesem Berichte gestell-
ten Fragen folgendermassen zu-
sammen.


a) Soll die Akademie
das Gesuch einfach ableh-
nen?


b) Soll die Akademie
ein kritischen Blatt heraus-
geben, jedoch nach einem
beschränkteren Plane, näm-
lich mit Hinweglassung
des Kunstblattes?


c) Soll der Gegenstand

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an der Curator geleitet wer-
den mit der Bitte sich bei dem
Ministerrathe dafür zu verwen-
den, daß die Staatsverwaltung
die Angelegenheit auf sich nehme?


In Betreff der ersten Frage
spricht der Herr Vice-Präsident
sich dahin aus, daß ein einfa-
ches Ablesen des Gesuches der
Stellung und Würde einer
Akademie nicht angemessen
wäre; er glaube die Aka-
demie sollte von dieser Frage
im Vorhinein abgehen.


Regierungsrath Burg
unterstützt diese Ansicht. Es
würde uns der Vorwurf des
Obscurantismus treffen,
wollten wir die Sache ohne
Weiteres von der Hand weisen,
wir sollten jedenfalls sehen,
was die Akademie dafür zu
thun im Stande ist.


Vice-Präsident: Es wäre
um so schwerer das Ansu-
chen geradezu abzuweisen,
da die Commission der Ge-
genstand der Akademie em-
phiehlt, und sogar die Mittel
andeutet wie derselbe zur

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Ausführung gebracht wer-
den kann. Ich darf also wohl
annehmen, daß die Akademie
den Gegenstand nicht unbe-
dingt abweisen wolle.


Gegen diese Äußerung
erfolgte kein Einspruch.


Vice-Präsident: Was den
zweiten Fragepunct betrifft
so muß ich mich dagegen
erklären, daß die Akade-
mie Unternehmer eines
Literaturblattes werde,
wenn auch nach einem be-
schränkteren Plane. Ein sol-
cher würde keine Früchte brin-
gen. Derlei Unternehmun-
gen nicht in der gehörigen
Ausdehnung ausgeführt, sind
selten der Unterstützung
werth.- Tritt die Akademie
als Unternehmer auf, so ge-
räth sie in eine schiefe
Stellung, wenn sie sich auch
nur auf ihre Bücher be-
schränkt; sie verwandelt
sich in ein kritisches Insti-
tut, was ihrem Wesen wi-
derstreitet. Von dieser Mo-
dalität ist daher nur ab-
zurathen.

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Regierungsrath Burg
unterstützt die Meinung
des Präsidenten.


Der H. Vice-Präsident
wendet sich nun an die Aka-
demie mit der Frage, ob
dieselbe ebenfalls dieser
Ansicht sei, wogegen kei-
ne Einwendung erfolgt.


Vice-Präsident: Es
bleibt also nur der 3te Punct
übrig den Gegenstand an
den Curator der Akademie
zu leiten, damit derselbe
bei dem Ministerrathe die
nöthigen Schritte machen
könne. Es frägt sich nun:
soll der Gegenstand bloß
empfohlen werden, oder
will die Akademie auf
die Andeutung des Commis-
sionsberichtes eingehen,
daß der bisherige Gehalt
des Präsidenten von der Aka-
demie als ein Beitrag zu
den Kosten des Unterneh-
mens abgetreten werde?
In dieser Beziehung ist
aber zu unterschieden ob
man abgibt was einem
gehört, oder das was einem

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nicht gehört. Auf ein er-
worbenes Recht kann man
wohl verzichten, aber nicht
im Vorhinein über etwas
verfügen, was den Statuten
gemäß eine andere Ver-
stimmung hat. Wenn die
Staatsverwaltung die Sache
übernimmt, so thut sie es
eben so wenn die Kosten
12 bis 15000 fl.Gulden betragen,
als wenn sie nur 10000 fr
ausmachen. Es wäre also
ganz unnütz der Staats-
verwaltung den Antrag
zu machen, daß unsere
Dotation künftighin
nur in 37000 fl.Gulden bestehen
solle statt 40000 fl.Gulden; denn dar-
auf läuft in Grunde der
Vorschlag hinaus. Er stelle
daher den Antrag das An-
suchen der Literaten und
einen Auszug aus dem
Commissionsberichte dem
Curator, zugleich aber eine
Abschrift von beiden an
den Unterrichts-Minister
einzureichen, ohne des Vor-
schlages wegen Abtretung
des Präsidenten-Gehaltes
zu erwähnen. Sollte das
Ministerium es erforder-

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lich finden, daß die Akade-
mie etwas von ihren Geld-
mitteln beitrage, welche Zu-
muthung aber des Ministe-
riums ganz unwürdig
wäre, so kann dann noch
immer ein solches Aner-
bieten gestellt werden.


Regierungsrath Chmel:
Wenn es auch des Ministe-
riums nicht würdig wäre
ein solches Anerbieten anzu-
nehmen, so ist es doch der
Akademie nicht unwürdig
selbes zu machen. Es ist der
Vorschlag nur aus dem Grun-
de geschehen, daß das Mi-
nisterium sehe, wie sehr
der Akademie an der Zu-
standebringung der Sache
gelegen sei.


Herr v. Karajan: Die
Akademie könnte ja nur
im Allgemeinen den An-
trag machen daß sie be-
reit sei das Unternehmen
mit allen Kräften zu un-
terstützen.


Regierungsrath Chmel:
Es soll von der eigentlichen

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Dotation für diese Zwecke
nichts geopfert werden; das
Vorgeschlagene sollte nur
ein persönliches Opfer sein,
Zeigen wir die Bereitwil-
ligkeit zur Unterstützung
in Allgemeinen, so könnte
die Dotation dazu in An-
spruch genommen werden.


Regierungsrath Burg:
Es ist aber sonderbar, ein
Recht zu vergeben, was wir
nicht haben, sondern wel-
ches das Recht eines An-
dern ist.


Regierungsrath Chmel:
Der Präsident geht aus un-
serner Mittel hervor; die
Commission appellirt an
die Großmuth aller Mit-
glieder, das Verdienst
theilt sich demnach unter
Alle.


Professor Redtenbacher:
Wenn die Akademie das
Recht hätte zu beschließen,
der Präsident solle künf-
tighin keinen Gehalt be-
ziehen, so müßte der Be-
trag zu der Dotation zu-

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rückfallen, nicht aber
eine andere Verwendung
erhalten.


Vice-Präsident: Die Aka-
demie hat ja oft schon die
Beschränktheit ihrer Mittel
gefühlt. Sie besitzt keine
überflüssigen Fonds. Hät-
ten wir mehr Mittel, wir
wurden sie sicher zu ver
wenden wissen. Es kann
hier das meteorologische
Unternehmen angeführt
werden. Dieses erfordert
die Aufstellung eigener
Beamten, wozu die Akade-
mie den Fond wird her-
geben müssen. Die physi-
kalische Classe kann nichts
mehr hergeben, und wür-
de es sehr gerne sehen,
wenn ihr noch einige Geld-
kräfte zufließen möchten.
Der Herrn Vice-Präsident
macht nun die Akademie
darauf aufmerksam, daß
der von ihm gestellte An-
trag die Angelegenheit
unter Beifügung der nö-
thigen Abschriften, auch
dem Unterrichts-Mini-
sterium vorzulegen,

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eine Modification des
Antrages der Commission
sei und ersucht die Anwe-
senden sich durch Abgabe
ihrer Stimmen zu erklär-
ren, ob sie damit einer-
standen seien.


Regierungsrath Arneth
äußert, daß er nicht gegen
die Idee des beantragten Un-
ternehmens einzuwenden
habe nur, meinte er, sollte
in der Eingabe an das
Ministerium auf die Lei-
tung des Ganzen hinge-
deutet werden. Es ist wahr
nicht
scheinlich, daß unter den
Literaten, welche die Peti-
tion unterschrieben haben,
alle dazu befähigt sind ein
solches Unternehmen zu
leiten; die bloße Geld-
unterstützung allein
recht noch nicht hin das
Gedeihen desselben zu si-
chern.


Vice- Präsident: Es ist
wohl vorauszusetzen, daß
die Akademie bei der Or-
ganisation des Unterneh-
mens zu Rathe gezogen wer-

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den wird.


Regierungsrath Chmel:
Die Bittschrift der Litera-
ten ist ja nur die Veran-
lassung, daß die Akade-
Angelegenheit
mie sich der Veranlassung
erinnert, denn der Com-
missionsbericht bezweckt
ja etwas ganz anderen;
es handelt sich um ein Un-
ternehmen, welches für
den ganzen Staat nutz-
bringend werden soll; die
Akademie bevorwortet
dasselbe bei der Staatsver-
waltung. Die Commission
hat nicht daran gedacht aus
den 22 Unterzeichnern ei-
nen andere den anderen
herauszuheben, um ihn
als passenden Leiter zu
empfehlen. Der Staatsver-
waltung wird es zuste-
hen, wenn sie sich der
Sache annehmen will, ein
Redaction-Comité zu er-
nennen. Nicht 22 sondern
22000 reden davon, wie
nothwendig es sei eine
wissenschaftliche Zeit-
schrift zu haben, umso-
mehr jetzt, da die wiener

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Jahrbücher eingegangen
sind und auswärts ein
Journals nach dem andern
wichtig
eingeht; es ist nöthig für
den österreichischen Kaiser-
staat, daß eine solche Zeit-
schrift entstehe.


Regierungsrath Arneth:
Also am Grabe dieser
alten
aller, soll man neue
Hoffnung hegen? Ist es
zu erwarten, daß es
mit dem neuen Unter-
nehmen besser gehen wer-
de, als mit den Jahrbü-
chen der Literatur?


Freiherr v. Münch:
Das Aufhören der Jahrbü-
cher der Literatur schließt
die Hoffnung nicht aus,
daß ein anderes Unter-
nehmen gedeihe; es scheint
daß die Jahrbücher der
Literatur, wegen Man-
gels einer entsprechen-
den Leitung aufgegeben
worden sind. Ich will nicht
in die Personen eingehen,
welche das Gesuch unter
zeichnet haben, nicht dieser,
sondern bloß der Sache

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wegen habe ich auf Be-
rücksichtigung des Unter-
nehmens angetragen, we-
den des reelen Bedürf-
nisses; das Gesuch betrach-
te ich nur als die Kraft,
welche die Sache in Bewe-
gung gesetzt hat. Es muß
dem Ministerium über-
lassen bleiben sich die Leiter
selbst, auszusuchen, denen
es das Unternehmen an-
vertraut.


Vice-Präsident: Die
Akademie, als solche, soll
an der Herausgabe der
Zeitschrift gar nicht Theil
nehmen, sie soll nur em-
phehlend einschreiten; den
einzelnen Akademikern
bleibt es frei gestellt sich
daran zu betheiligen.


Professor Brücke er-
klärt den Nutzen eines Lite-
raturblattes nicht in Abrede
stellen zu wollen aber die
Akademie hat ihre Gelder
nicht um die Wissenschaft
in verbreiten sondern um
selbe zu erweitern. Unsere

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Dotation ist das einzige
Geld, welches gegenwärtig
in Oesterreich von Seite
des Staates zur Erweiter-
ung der Wissenschaft aus-
gegeben wird. Wenn wir
auch nur einen Kreuzer zu
was Anderm verwenden
wollten, so stellen wir uns
ein Testimonium pauperitatis
aus. Was die Widmung des
Gehaltes des Präsidenten zu
dem genannten Zwecke be-
trifft, so können wir nicht
für alle künftigen Mitglie-
der das Recht vergeben, das
ihnen statutenmäßig zu-
kommt. Die Akademie soll
sich der Angelegenheit an-
nehmen, selbe beim Mini-
sterium bevorworten, aber
zugleich erklären, daß sie
durchaus nichts aus ihren
Mitteln dazu beitragen könne.


Regierungsrath Burg
äußert, man solle in der
Eingabe an das Ministe-
rium nicht sagen, daß die
Akademie nichts dazu ge-
ben werde; es gemügt über-
haupt, nichts über das Geben

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selbst zu sagen.


Der Herr Vice-Präsident
fordert nun die Herren Mit-
glieder auf, darüber abzu-
stimmen, ob der Antrag
des Commissionsberichtes,
so wie er vorliegt, oder ob
derselbe mit der von ihm
vorgeschlagenen Modifica-
tion angenehmer sei, näm-
lich den Gegenstand nicht
bloß an den Curator son-
dern auch an das Unter-
richts-Ministerium gelan-
gen zu lassen unter Bei-
schluß des Gesuches der
Literaten und eines Aus-
zuges aus dem Commissions-
berichte.


Bei der Abstimmung
erklären sich sämmtliche
Anwesende für die Modi-
fication des Herrn Vice-
Präsidenten mit Aus-
nahme der Herren Kudler,
Doppler und Chmel, welche
als Commissionsmitglie-
der bei dem von ihnen ge-
stellten Antrage bleiben.

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II. Der Secretär liest
nachstehenden Antrag der
philosophisch-historischen
Classe vor:


Das correspondirende
Mitglied, Freiherr von
Prokesch-Osten hat sein
Werk: "Geschichte des
griechischen Befreiungs-
krieges" (Einen Band in 4to
Text und 4 Fasciklen in 4to
Documente) handschriftlich
der Akademie eingesandt,
mit dem Wunsche, die Aka-
demie möge den Verlag
dieses Werkes überneh-
men.


Die philosophisch-histori-
sche Classe trägt auf Grund-
lage des Berichtes der von
ihr ernannten Prüfungs-
Commission an, daß da
bei der hohen Wichtigkeit
des Werkes die Herausgabe
desselben durch die Akademie
für diese ebenso ehrenvoll
als für die Wissenschaft er-
sprießlich, bei dessen Um-
fang aber mit einem bedeu-
tenden Kostenaufwande
verbunden sei, die Akademie
sich wohl bereit erkläre, die

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Drucklegung des Werkes
auf ihre Kosten zu über-
nehmen, dem Herren Ver-
fasser aber kein anderes
Honorar bieten könne,
als den nach Deckung der
Druckkosten erübrigenden
Ertrag von dem Verkaufe
der Exemplare (womit sich
übrigens nach vorläufiger
brieflichen Anfrage auch
der Herr Verfasser zufrieden
erklärt hat).


Freiherr v. Münch ver-
langt das Wort: Er sei nicht
zugegen gewesen als der
soeben vorgetragene Be-
schluß der Classe gefaßt
worden, er halte diesen je-
doch für ein ungewöhnli-
ches Verfahren. Man über-
nimmt die Herausgabe
eines Werkes dessen Wich-
tigkeit er anerkennt, man
verweiset den Verfasser be-
züglich des Honorars auf
den Ertrag des Werkes;
auf solche Art gibt man
entweder zu viel oder zu
wenig. Die Akademie
muß dem Verfasser ein
Honorar geben, wenn sie

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denselben auf den Ertrag
des Werkes anweiset. Ist
der Ertrag ist ein sehr
großer, so gibt sie offen-
bar zu viel, sie beeinträch-
tiget dadurch die Einkünfte
der Akademie. Reicht der-
Ertrag nicht hin, den Be-
trag eines anständigen
Honorars auszumachen,
so beeinträchtiget sie den
Verfasser. Es ist noch
ein dritten Fall möglich,
daß der Ertrag gerade
ein anständiges Honorar
ausmacht. Warum geben
dann die Akademie es
nicht gerade zu und laist
sich in eine Rechnung ein.
Er sei daher der Meinung
die Akademie möge lie-
ber ein Honorar ausspre-
chen und dann das Werk
als ihr Eigenthum betrachten.
Man scheint nur auf ein
geringes Honorar zu rech-
nen; er finde es der
Würde der Akademien unan-
gemessen eine Art von
Ausflucht durch ein solches
Anerbieten zu suchen.
Das Werk ist wichtig; ich
führe nicht die Sache des

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Baron Prokesch, aber
der Vorgang ist der Aka-
demie unwürdig.


Professor Hyrtl äu-
ßert sein Befremden,
wie die Akademie dazu
konnte, fremde Werke
zu verlegen, da sie mit
ihren eigenen so sehr im
Rückstande ist. Er weiset
darauf hin daß die von
ihm vor längerer Zeit
schon der Akademie vor-
gelegte Arbeit so wenig
als die Tafeln mit Zeichnun-
gen in Angriff genom-
men worden seien.


Der General-Secretär
entgegnet, daß die Abhand-
lung des gelehrten Mit-
gliedes in der Reihenfol-
ge nach, der letzte unter
den der Akademie überge-
benen sei, also auch am
spätesten zum Druck ge-
langen müsse. Da jedoch
die unmittelbar voran-
gehende Abhandlung schon
im Satze sei, so müsse
die des Herrn Professors
nächstens in Satz kommen.

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Die Tafeln seien bereits
von Herrn Dor Elfinger
auf Stein übertragen und
die Probeabdrücke vorge-
legt worden.


Regierungsrath Arneth
spricht den Zweifel aus, ob
ein Mitglied der Classe auf
Umstossung eines von ihr
gefaßten Beschlusses) an-
tragen könne.


Freiherr v. Münch ent-
gegnet, daß er hier nicht
als Mitglied der Classe,
sondern als Mitglied der
Gesamtakademie stim-
me, welcher in Geldangele-
genheiten beide Classen
untergeordnet sind.


Professor Schrötter
hebt hervor, daß es der
Würde der Akademie nicht
angemessen wäre, sich mit
dem Verfasser in eine jahre-
lange Verrechnung einzu-
lassen. Da so viele Vorgäng-
ge vorliegen, daß Honorare
bewilliget worden sind, so
könne er nur den Antrag
des Herrn Baron v. Münch un-

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terstützen.


Regierungsrath Arneth
meint es sein über den
Antrag des Baron Prokesch
bereits von der Akademie
entschieden worden; auf
die Versicherung des Herrn
Vice-Präsidenten und des
General-Secretärs, daß
in der Gesanntakademie
von diesem Gegenstande
niemals die Rede gewe-
sen sei, geht Herr Regier-
ungsrath von dieser Mei-
nung ab. Derselbe spricht
nun die Ansicht aus, daß
das Wort des Verfassers
würdig, der Text ein sehr
wohl geschriebener sei; die
Arbeit fällt in die Gattung
der Memoiren, sie enthält
viele Pieces justificatives.
Er hatte geglaubt durch Aus-
sprechung eines Honorars
dem Verfasser zu nahe zu
treten, und vorgezogen den
Grundsatz der Tantièmes
darauf angewendet zu se-
hen. Der Verlag und die
Verrechnung ist Sache der
Buchhandlung der Akademie.
Gefällt das Werk oder nicht,
so wird der Ertrag groß sein

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oder gering und die Ent-
schädigung des Verfassers
nach Art einer Tantième
ausfallen.


Freiherr v. Münch:
Es handelt sich nicht darum,
daß die Honorirung des
Werkes bloß dem Absatze
desselben entspreche son-
dern darum, daß sie dem
Verdienste des Verfassers
angemessen sei, einen
Ehrensold für seine Arbeit
darstelle, sonst ist die Aka-
demie nichts weiter als
eine Verlagsbuchhandlung
und dazu eine von
schlechter Art.


Herr Vice-Präsident:
Der Antrag der Classe wird
eine verwickelte Abrech-
nung mit dem Verfasser
herbeiführen; wenn man
hier den Grundsatz der
Tantièmen befolgen will,
bemerke man wohl, daß
dieß eine Tanième von
hundert percent wäre.
Der Herr Vice-Präsident
fordert die Mitglieder zur
Abstimmung auf ob es
bei dem Classenbeschluß

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bleiben solle, oder ob der
Gegenstand wieder an die
Commission zurückgegeben
werden solle mit dem Wun-
sche, man möge sich über
ein bestimmtes Honorar
aussprechen.


Herr Diemer bemerkt,
daß als der Gegenstand
in der Classe verhandelt
wurde, über den Druck
nichts festgesetzt worden
sei, ob derselbe auf Staats-
kosten oder auf Kosten
der Akademie Statt finden
werde; im letzteren Falle
müßte man wissen, wie
hoch derselbe zu stehen
kommt, denn sonst würde
die Gefahr einer zu großen
Belastung der Dotation
eintreten können.


Herr Vice-Präsident
bemerkt, daß ja die Ver-
handlung in der Classe je-
dem Mitgliede die Gelegen-
heit geboten habe den Ge-
genstand von allen Seiten
im Überlegung zu ziehen,
hat ein Mitglied diese Ge-
legenheit nicht benützt, so
ist es nur seine Schuld.

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Bei der Abstimmung
erklären sich bloß 4 Stim-
men (die der Herren
Bouè, Fitzinger, v. Münch
und Schrötter) für eine
Abänderung des Classen-
beschlußes, alle Übrigen
stimmen für Aufrechthal-
tung der Classenbeschlusses.


III. Der Herr Vice-
Präsident bringt nun, nach-
dem die Gasbelechtung
im Locale der Akademie
hergerichtet worden, weil
die Kosten die von der Aka-
demie festgesetzte Grenze
nicht überschreiten, die An-
gelegenheit zur Sprache, die
Sitzungen dem mehrfach
geäußerten Wunsche ge-
mäß, künftighin in den
Abendstunden abzuhalten,
und beantragt als Anfangs
stunde 6 Uhr.


Der General-Secretär
fügt hinzu, daß es passen-
der wäre die Gesammt-
sitzungen künftighin an
Donnerstagen abzuhalten.


Bei der Abstimmung
werden diese Anträge mit

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Ausnahme des Hrn Dr Pfizmaier,
welcher keine Abendstunde für
die Sitzungen wünscht, von den
Anwesenden genehmiget.


Als die Reihe an das Mit-
glied, Herrn Professor Hyrtl
kam äußerte dieser, daß
ihm die Stunde ganz gleich-
giltig sei, worauf der
Herr Vice-Präsident be-
merkt, er ersuche die Her-
ren Mitglieder aus der Ab-
stimmung keinen Scherz
zu machen. Herr Professor
Hyrtl frägt, ob ihn diese
Äußerung des Herrn Vice-
Präsidenten angehe, worauf
der Herr Vice-Präsident ant-
wortet "Nein, sondern nur
diejenigen, welche mit der
Abstimmung Scherz treiben."


An Schlusse der Abstim-
mung erklärt HerrHr. Professor
Hyrtl, daß es durchaus nicht
sein Wille gewesen sei über
die Abstimmung zu scherzen,
sondern, daß er sich als Aka-
demiker verpflichtet fühle zu
jeder Stunde bei den Sitzungen
zu erscheinen und dieselben
jedem andern Geschäfte vor-
zuziehen.


Herr Prof.essor Schrötter bean-

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tragt den so eben gefaßten
Beschluß mit dem Beisatze
bekannt zu machen daß die
Classensitzungen öffentlich ge-
halten werden.


Auf die Anfrage des Se-
cretärs, wie die Sitzungen
gehalten werden sollen,
wenn aus einen Mittwoch
oder Donnerstag ein Feiertag
hält, bringt der Herr Präsi-
dent in Vorschlag, daß dann
der nächsten freie Wochentag
dazu bestimmt werde, wo-
gegen keiner der Anwesen-
den eine Bemerkung macht.


Professor Hyrtl spricht den
Wunsch aus, daß Eine Classen-
sitzung im Monate für die
Debatten bestimmt werde,
um dem wissenschaftlichen
Character der andern Sitzun-
gen vor den Zuhörern keinen
Abbruch zu thun.


Der Herr Vice-Präsident
und der General-Secretär
bemerken, daß dieß eine
Angelegenheit sei, worüber
jede Classe für sich verfügen
könne.


Herr Diemer macht

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darauf aufmerksam daß
es nicht passend wäre fremde
Zuhörer zu den Gesammt-
sitzungen zuzulassen.


Der General-Secretär
erwiedert, daß der Antrag
auf Öffentlichkeit der Sitzun-
gen früher, so wie jetzt, nur
bezüglich der Classensitzungen
gestellt worden sei, und zwar
nur bezüglich des wissenschaft-
lichen Theils derselben.


Herr Secretär Wolf bean-
tragt in Berücksichtigung
der Mitglieder, welche i,
Sommer ihren Aufenthalt
auf dem Lande nehmen, in
dieser Jahreszeit den Beginn
der Sitzungen um eine Stunde
früher anzusetzen.


Der General-Secretär
spricht den Wunsch aus, daß
hierüber jetzt schon ein Be-
schluß gefaßt werden möge,
damit die Sitzungsstunde in
dem Kalender des neuen
Jahres für alle Monaten an-
gegeben werden könne.


Der Herr Vice-Präsident
fügt hinzu, daß ja ein jetzt ge-

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faßter Beschluß durchaus
nicht absolut bindend sei und
es der Akademie immer
frei stehen wird eine an-
dere Sitzungsstunde einzu-
führen, sobald die Mehrheit
sich dafür erklärt. Er stelle
daher für jetzt den Antrag
in den Sommermonaten
die Sitzungen von 5 bis 7 Uhr
Nachmittags zu halten.


Der der Abstimmung
erklärt sich eine überwiegen-
de Mehrheit für diesen Antrag.


Herr Professor Redten-
bacher spricht den Wunsch aus,
daß zur Vermeidung von Col-
lisionen der Sitzungen, an
welchen die Mitglieder der
Akademie, welche Professo-
ren sind, Theil zu nehmen
haben, die Herren Decane
der Lehrkörper und Docto-
ren-Collegien von der neu-
ein Sitzungsordnung der
Akademie in Kenntniß ge-
setzt werden mögen, damit
sie bei der Bestimmung
der von ihnen abhängen-
den Sitzungen, darauf
Rücksicht nehmen.

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Hierauf wurde die
Sitzung mit der Bemer-
kung des Herrn Vice-Prä-
sidenten geschlossen, daß
schon die nächste Sitzung
um 6 Uhr Abends Statt
finden wird.


ABaumgartner


AvEttingshausen