Gesamtsitzung am 20. December 1849
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A.31.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
Protokoll
der Gesammtsitzung am 20. DecemberDecemb. 1849
Der HerrHr. Vice-Präsident Baumgartner
Der" General-Secretär vonv. Ettingshausen
Als des 2ten Secretärs-Stellverteter vonv. Karajan
Anwesend:
Die wirklichen Mitglieder Prechtl
Partsch
Arneth
Chmel
Schrötter
Hyrtl
Koller
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Fitzinger
Diemer
Kudler
Heckel
Boué
Diesing
Rokitansky
Skoda
Springer
Petzval
Brücke.
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Verhandlungen.
I Das Protokoll der Sitzung
von 24. November wird gelesen
und richtig befunden.
II. Die mathem.-naturw.
Classe sucht an:
a). um Bewilligung einer
Unterstützung von 600 fr CMze
für Hrn Professor Schmarda
in Gratz, zu einer Reise
nach Dalmatien behufs der
Fortsetzung seiner Arbeiten
über wirbellose Seethiere;
b) um Bewilligung von
600 fr für Herrn Professor Presl
in prag zu einer Reise in das
Auslande behufs der Vollendung
seiner Arbeiten über die
Far-
renkräuter.
Beide Ansuchen werden
einstimmig genehmigt.
III. Der General-Secretär
stellt an die Akademie
nach-
folgende Anfragen:
a) In wie ferne es der
Kanzlei gestattet sei Auskünfte
an Parteien über die sie
be-
treffenden Angelegenheiten
zu geben?
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Der Secretär fängt hinzu, daß
diese Frage sich nicht auf die
Gegen-
stände beziehen, welche in
öffent-
licher Sitzung vorgekommen
sind, da Auskünfte hierüber
wohl keinem Anstande
unter-
liegen können. Es handelt sich
hier um solche, welche nicht zur
Öffentlichkeit gebracht worden
sind.
Der Herr Präsident schlägt
vor es ganz dem Ermessen des
General-Secretärs anheim zu
stellen ob und welche Auskünfte
ertheilt werden können, da er
sich vollkommen in der Lage
befinde zu beurtheilen, in
wie fern selbe angemessen
seien.
b) In wie ferne Actenstücke
welche vor die Classen gebracht,
aber in den Sitzungen nicht
vor-
gelesen worden sind, in den
Sitzungsberichten veröffentlicht
werden können; so ferne sonst
gegen den Inhalt keine
Beden-
ken Statt finden; insbesondere
beziehe sich diese Anfrage auf
Instructionen, welche Reisenden
in Folge Classenbeschlusses von
einzelnen Mitgliedern der
Akademie gegeben werden.
Es wird entschieden, die
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bisher befolgte Regel aufrecht
zu erhalten, nach welcher Alles,
was vor die Classen gebracht
wird und wissenschaftliches
In-
teresse darbietet, in den
Sitzungs-
berichten zu veröffentlichen ist,
wenn nicht von Seite der
Einsen-
der oder Verfasser
ausdrück-
lich erklärt wird, daß sie die
Veröffentlichung nicht wünschen.
Auf die Bemerkung des
Herrn Bergrathes Doppler, daß
es nicht angemessen scheine
Materialien, über welche im
Commissionsbericht
angeord-
net worden, vor Erstattung
desselben durch den Druck
be-
kannt zu machen wird
ent-
schieden, daß auch hierin ganz
nach den Andeutungen der
Com-
mission vorzugehen seie und
die Veröffentlichung erst
Statt zu finden habe, wenn
sie selbe für zulässig erachtet.
c) Ob eine Classe das Recht
habe für sich allein
Gegen-
stände, welche der Akademie
eingesendet worden sind, den
Hof-Cabineten oder andern
öffentlichen Sammmlungen
zuzuweisen.
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Der Secretär bemerkt,
diese Anfrage werde
vornehm-
lich auf Verlangen der philos.-historischen Classe gestellt,
welche die aus cagliari
ein-
gesendeten Münzen bereits
dem k. k. Münz und Antiken-
Cabinete übergeben habe.
Der Herr Präsident
hebt hervor, daß zwar nach
den Statuten der Akademie
die an sie eingehenden
Gegen-
stände den Sammlugen des
Staates zuzweisen berechtigt
ist, aber die Frage noch nicht
entschieden sei ob die Hof-
Cabinete künftighin als
Staats-
sammlungen zu behandeln
sein werden; insbesondere
das von der Akademie
ge-
stellte Ansuchen, die
genann-
ten Cabinete unter ihre
Ober-
leitung zu stellen, sich noch
im Verhandlung befinden. In
Folge dessen stelle er den
An-
trag, die Verfügung über
die an die Akademie
einge-
henden Stücke vor der Hand
noch aufzuschieben.
Nachdem von mehreren
Seiten der Wunsch
ausgespro-
chen worden mit solchen Ge-
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genständen Provinzial-Samm-
lungen des Staates, welchen
selbe sehr willkommen sein
dürften, zu bedenken, wird
über den vom Herrn
Präsi-
denten gestellten Antrag zur
Abstimmung geschritten. Es
erklären sich Achtzehn
Stim-
men für den Antrag, wogegen
Sieben Stimmen, die der
Herren: Diesing, Heckel, Hyrtl,
Schrötter, Arneth, Partsch und
Prechtl sich dafür aussprechen,
daß sogleich über die
eingesen-
deten Gegenständen verfügt
werden solle.
In Betreff der Sendung
der Universität zu cagliari
wird auf die Frage, ob dieselbe
werthvoll sei, von den Herren
Partsch und Arneth erklärt,
daß die Mineralien von
keiner, die Münzen von sehr
geringer Bedeutung seien.
Der Herr Präsident
be-
merkt, daß werthlose
Gegen-
stände wohl nicht weiter
be-
achtet zu werden verdienen,
sondern damit nach dem
Gut-
dünken der Mitglieder, in
deren Bereich dieselben fallen,
vorgegangen werden solle.
Regierungsrath Koller
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meint, daß sich darunter doch
Manches für kleinere Anstalten
Brauchbares befinden könnte,
was diesen zuzuwenden wäre,
welche Bemerkung von Professor
Schrötter unterstützt wird.
Der Herr Präsident
verwei-
set darauf, daß hierüber von
Fall zu Fall, dem soeben
gefaß-
ten Beschlusse gemäß, entschieden
werden wird.
Der Secretär bemerkt, daß
er, Falle die Sendung der
Uni-
versität cagliari von einigem
Werthe gewesen wäre, den
An-
trag gestellt haben würde, ihr
die Druckschriften der Akademie
zu verehren; im vorliegenden
Falle könne wohl nicht mehr
als ein einfacher Dank Statt
finden.
Gegen den Antrag des Hrn
Präsidenten, einfach zu danken
wird keine Einwendung
ge-
macht.
IV. Der Secretär sucht
um die Ermächtigung an,
den wirklichen Mitgliedern
der Akademie, kleinere
Aus-
lagen, welche sie zum Behufe
der von ihnen vorgelegten
Arbei-
ten gehabt haben, insbesondere
Porto- und Fracht- Unkosten, falls
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diese den Betrag von 20 fr nicht
überschreiten, auf kurzem
Wege ersetzen zu dürfen, ohne
deßhalb jedes Mal eigens bei
der Akademie anzufragen,
sondern die bloße nachträgliche
Anzeige des Geschehenen
genü-
gen möge.
Wird zugestanden.
V. Auf die Anfrage des
Mitgliedes Herrn Custos Kollár,
ob eben so bezüglich der von ihm
auf seiner letzten Reise
gehab-
ten Auslagen vorgegangen
werden dürfe, erklärt der Herr
Präsident, daß dieß ohne einen
vorhergegangenen Auftrag
der Akademie zu einer solchen
Reise, nicht Statt finden könne,
wogegen kein Einspruch
ge-
schieht.
VI. Der Secretär zeigt
an, daß die Redaction
der wiener-Zeitung
die ihr zur Aufnahme
in ihr Blatt übergebenen
Sitzungsberichte der
Akademie in letzterer
Zeit nicht brachte.
Der Herr Präsident be-
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antragt, unter allgemeiner
Zustimmung, in dieser
Angelegenheit eine Eingabe
an das Finanz-Ministe-
rium.
Hiemit wurde die
Sitzung geschlossen.
ABaumgartner
AvEttingshausen