Gesamtsitzung am 4. April 1850

A_0034

Hinweis: Diese Transkription wurde maschinell erstellt und nicht überprüft.

Seite 1


A. 34.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 4. April 1850.


Der Vice-Präsident Baumgartner
Der" General-Secretär vonv. Ettingshausen
Der" zweite Sekretär" Wolf


Anwesend:


Die wirkl. Mitglieder Partsch


Arneth
Stampfer
Chmel
Schrötter
Redtenbacher
Koller
Bergmann
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Pfizmaier


v. Karajan


Fitzinger
Diemer
Heckel
Boué
Diesing
Skoda
Springer
Petzval
Brücke

Seite 2


Verhandlungen.


I. Das Protokoll der Sitzung vom
28. Februar wurde gelesen und
angenommen.


In Betreff des darin er-
wähnten an den hohen Curator
zu richtenden Ansuchens wegen
Dispens von der Abhaltung der
bevorstehenden feierlichen Sitzung
setzte der Vice-Präsident die Aka-
demie in Kenntniß, daß er hier-
über seinem Anerbieten gemäß
mit dem Herren Curator Rückspra-
che gepflogen habe. Der Herr Cura-
tor wünsche, daß das Ansinnen
schriftlich gestellt werde. Wofern
die Akademie bei ihrem Verlan-
gen verbleibe, wolle der Herrn
Vice-Präsident unverzüglich
die diesfällige Eingabe an den
Herrn Curator gelangen lassen.


Gegen diesen Antrag er-
folgte kein Einspruch.


Der HerrHr. Vice-Präsident be-
merkt weiter, daß er den Hrn
Curator auch auf die bevorste-
hende Erledigung der Stelle des
Vice-Präsidenten der Akademie
aufmerksam gemacht habe.


II. Die philosophisch-historische
Classe beantragte eine Erhöhung
des Honorars für das eben fertig
gewordene Werk des Herrn Dores
Andreas v. Meiller "Regesten
zur Geschichte der Markgrafen
und Herzoge Oesterreichs aus

Seite 3


dem Hause Babenberg" dessen
Herausgabe die Akademie über-
nommen hat. Es sind ursprüng-
lich dem Herrn Verfasser 300 fl.Gulden
Honorar zuerkannt worden,
jedoch wurde damals das Werk
nur auf 25 Druckbogen veran-
schlagt. In Folge höchst wichtiger
Zugaben ist die Bogenzahl auf
47 angewachsen. Die Classe meint
das Honorar nunmehr um 400 fl.Gulden
erhöhen zu sollen, so daß v. Meil-
ler im Ganzen 700 fl.Gulden erhält. Auch
dieses Honorar sei als ein sehr
geringes zu betrachten, da für
den Bogen dieser mühsamen
und nützlichen Arbeit nur der
Betrag von 15 fl.Gulden entfällt.


Der Antrag dem genann-
ten Verfasser ein Honorar von
700 fl.Gulden zu bewilligen wird ein-
stimmig angenommen.


III. Das hohe k. k. Ministerium
des Äußern verständiget mit
Erlaß vom 15. März Z. 2690/A. die
Akademie von der Ertheilung
des angesuchten viermonatli-
chen Urlaubes an das wirkliche
Mitglied, Regierungsrath Chmel
zu einer wissenschaftlichen Reise
in das Ausland.


IV. Dasselbe hohe k. k. Mini-
sterium empfiehlt mit Zuschrift
vom 20. März Z. 2927/A. der Akade-
mie ein Pro memoria der königl.

Seite 4


bayer'schen Gesandtschaft zur Be-
rücksichtigung, worin letztere
sich dafür verwendet, daß die k.
Hof- und Staatsbibliothek zu Mün-
chen außer den bereits erhalte-
nen Sitzungsberichten noch mit
den andern von der Akademie
herauszugebenden Schriften be-
theilt werde.


Nach Verlesung dieser Zuschrift
und eines auf denselben Gegen-
stand sich beziehenden Ersuchschrei-
ben der Direction der königl.
Hof- und Staatsbibliothek zu Mün-
chen an die Akademie vom 13. März
wird von einigen Mitgliedern
bemerkt, daß die Akademie ihre
Druckschriften nur solchen aus-
ländischen Anstalten zukommen
lassen solle, welche selbst Werke
herausgeben und deßhalb in der
Lage sind die Gabe zu erwiedern,
was bei einer Bibliothek nicht
Statt findet. Von andern Mitglie-
dern wird hervorgehoben, daß
das Verlangen der Münchner
Hofbibliothek von dem hohen k. k.
Ministerium des Äußern em-
pfehlend einbegleitet worden sei,
daher nicht unbeachtet bleiben
dürfe.


Bei der Abstimmung über
die Frage, ob die Münchner-Hof-
bibliothek mit allen akademischen
Druckschriften zu betheilen sei er-
klären sich bloß 5 Stimmen ver
neinend; alle übrigen aber für
die Betheilung.

Seite 5


V. Das hohe k. k. Finanz-Mini-
sterium eröffnet der Akademie
mit Erlaß von 26. Februar Z. 2036/F.M.
daß die Dotation für das Ver-
waltungsjahr 1850 im Betrage
von 40000 fl.Gulden bei dem Universal-
Cameral-Zahlamte zur Erhebung
nach Bedarf bereit liege.


VI. Dasselbe hohe k. k. Mini-
sterium erlediget mit Erlaß
vom 15. Februar Z. 1473/F.M. unter
Beischluß eines von der Cameral-
Haupt-Buchhaltung abgefaßten
Gebahrungs-Ausweises die un-
ter dem 9. Jänner 1849 eingereich-
te Rechnungslegung über die Aus-
gaben bezüglich der Verwaltungs-
jahre 1847 und 1848.


Der Secretär trägt der Aka-
demie die wesentlichsten Puncte
der in diesem Erlasse enthalte-
nen Bemerkungen vor, mit
der Äußerung, daß er dieselben
als sehr begründet anerkennen
müsse, und dafür halte, daß
die genaue Beachtung derselben
zur Erhöhung der Ordnung in
der Manipulation, wornach er
stets gestrebt habe beitragen wer-
de. Da jedoch dieß nur in soferne
erreichbar sei, als bei der Akade-
mie selbst eine eigentliche Buch-
führung nach streng buchhalteri-
schen Grundsätzen eingeleitet wird,
so sehe er sich veranlaßt an die
Akademie das Ersuchen zu stellen

Seite 6


ihm zu bewilligen, daß er sich
zu diesem Zwecke der Beihilfe
eines geübten Buchhaltungsbe-
amten bedienen dürfe, welcher
gegen eine angemessenen Remu-
neration in seinen freien
Stunden die Rechnungsführung
der Akademie in deren Locale
zu besorgen hätte. Es werde hier-
aus der Akademie keine neue
Ausgabe erwachsen, sofern die
Remuneration, welche die Beam-
ten des Universal-Cameral-
Zahlamtes für ihre Geschäfte an-
gesprochen und erhalten haben,
sich von 500 fl.Gulden füglich auf 300 fl.Gulden
herabsetzen lasse, so daß immer-
hin die Remunerirung des
Rechungsführers aus dem Reste
beiwerkstelliget werden könne.


Der Akademie erkennt die
Nothwendigkeit eines Rechnungs-
führers an, so wie die Richtig-
keit der Bemerkung des Herrn
Präsidenten, daß hier von vorn-
herein eine fixe jährliche Re-
muneration bestimmt auszu-
sprechen sei.


Der Antrag des Herrn Präsi-
denten für diese Remuneration
200 fl.Gulden jährlich festzusetzen, wird von
allen Anwesenden mit Ausnahme
Einer Stimme gut geheißen und
der General-Secretär ermächti-
geht ein geeignetes Buchhaltungs-
Individuum aufzunehmen.

Seite 7


VII. Das hohe k. k. Ministerium
des Cultus und öffentlichen Un-
terrichts nimmt mit Erlaß
von 8. März Z. 1817/455 den Beschluß
der Akademie die öffentlichen Bib-
liotheken in den k. k. Kronländern
mit sämtlichen von ihr heraus-
zugebenden Druckschriften zu be-
theilen mit freudigster Anerken-
nung entgegen und übersendet
ein Verzeichniß dieser Bibliotheken
mit dem Erbieten die Verthei-
lung der Werken an selbe zu über-
nehmen.


VIII. Das wirkl. Mitglied, HerrHr.
Professor Hyrtl stellt in einer
Zuschrift vom 30. März das Ansu-
chen ihm den Betrag von 616 fl.Gulden C.M.
zum Ankaufe von ausländischen
Thiergattungen zu seinen ana-
tomischen Arbeiten zu bewilligen,
mit dem Bemerken, daß diese
Angelegenheit sogleich in der Ge-
sammtsitzung vorgetragen wer-
den möge, weil eine Verzöger-
ung zur Folge haben könnte, daß
die bezeichneten Gegenstande mitt-
lerweile in die Hände anderer Käu-
fer gelangten.


Die Akademie theilt in Berück-
sichtigung des angeführten Grundes
davon ab, daß das Ansuchen eigent-
lich zuerst vor die mathem.-naturw-
Classe hätte gebracht werden sollen
und bewilliget einstimmig den
ansgesprochenen Betrag.

Seite 8


IX. Der naturhistorische Ver-
ein Lotos zu prag sucht bei der Aka-
demie an, dieselbe möge das Pro-
tectorat über ihn übernehmen
und denselben aus ihren Mittel
unterstützen.


Dieses Gesuch wird der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe zur
Berichterstaltung zugewiesen.


X. HerrHr. Ferdinand Teweles
k. k. Beamter überreicht ein Pracht-
exemplar seines symbolograpisch-
historischen Denkblattes "Öster-
reichs Thronstützen" mit der Bitte
dasselbe anzunehmen und zu ge-
statten, daß es den Sitzungssaal
der Akademie ziere.


Es wird einstimmig beschlossen
das Geschenk anzunehmen und
Herrn Teweles nebst dem Dank
der Akademie 1 Exemplar des
von ihr herausgegebenen Werkes
des Herrn Regierungsrathes
Arneth in passendem Einbande
als Gegengabe zu übermachen.


XI. Herr Ministerial-Secre-
tär Heufler erbietet sich unter
dem 2. April d. J. zur Besorgung
von Aufträgen bei Gelegenheit
seiner ämtlichen Reise nach Sie-
benbürgen.


Der HerrHr. Präsident bemerkt,
daß es den einzelnen Mitglie-
dern freigestellt bleiben müsse
von der Gefälligkeit des Hrn Mini-
sterial-Secretärs Gebrauch zu machen.

Seite 9


XII. Herr Regierungsrath Arneth
findet sich wegen der nun-
mehr zu erstattenden Vorschläge
von Candidaten für die zu besetzen-
den Plätze wirklicher Mitglieder
veranlaßte die Akademie auf den
§. 7 der Statuten aufmerksam
zu machen aus dessen Inhalt
ihm hervorzugehen scheine, daß
diese Plätze zwischen den in wien
und in den Provinzen wohnen-
den Mitgliedern gleichmäßig
vertheilt werden sollen, so daß
die eine Hälfte den wienern
die andere den Provinzial-
Mitgliedern vorzubehalten sei.


Es wird von mehreren Seiten
gegen diese Ansicht bemerkt, daß
der Sinn des §. 7 völlig klar sei
und nur dahin gedeutet werden
könne, daß wenigstens 24 wirkl.
Mitglieder ihren Sitz in wien
haben sollen.


Auf die Frage, ob man sich
in Betreff der Auslegung dieses
Paragraphes höhern Orts anzu-
fragen habe, wird mit einer
Mehrheit von 21 Stimmen ge-
gen 4 entschieden, daß eine sol-
che Anfrage nicht Statt finden
solle.


Der Herr Vice-Präsident be-
merkt, daß die Ablehnung der
Anfrage voraussetze, es befinde
sich die Akademie über die Aus-
legung des in Rede stehenden Para-
graphes in keinem Zweifel. Um

Seite 10


jedoch über diesen Punct keine
Ungewißheit übrig zu lassen fra-
ge er die Akademie ob sie der
Meinung sei, daß der §. 7 der Sta-
tuten nichts weiter festsetze als
daß mindestens 24 wirkliche Mit-
glieder im wien wohnhaft sein
sollen, folglich auch jede größere An-
zahl wirkl. Mitglieder in wien
Statt haben könne.


Diese Frage wird mig mit Ja beantwortet.


mit Ausnahmen einer Stimme
bejahend.


XIII. Der General-Secretär
stellt die Anfrage ob dem ersten
Bande der Denkschriften, dessen
endliches Erscheinen nun bevor-
stehe, eine Vorrede vorzusetzen
sei, oder ob diese zu unterbleiben
habe.


Es wird mit 16 Stimmen ge-
gen 9 entschieden, daß beide Se-
cretäre gemeinschaftlich eine
kurze Einleitung mit geschichtlichen
Notizen über die Begründung
und das Wirken der Akademie
verfassen.


Von mehreren Seiten wird
der Wunsch ausgesprochen, daß
dieser Einleitung noch das Ver-
zeichniß der Mitglieder beige-
fügt werde, was angenommen
wird.


Hiemit wurde die Sitzung
geschlossen (7 3/4 Uhr).


ABaumgartner


AvEttingshausen