Gesamtsitzung am 27. Juni 1850

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A. 37.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Gesammtsitzung am 27. Juni 1850.


Anwesend: Der Vice-Präsident vonv. Baumgartner
Der" provisorischeprov. General-Secretär Schrötter
Der" zweite Sekretär" Wolf


Die wirklichen Mitglieder vonv. Prechtl
Partsch
Arneth
Stampfer
v. Ettingshausen
Redtenbacher
Hyrtl
Koller
Bergmann
Kollar
Burg
Doppler
Fenzl
Pfizmaier
vonv. Karajan
Fitzinger
Diemer
Kundler
Heckel
Boué
Rokitansky
Skoda

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Springer
Petzval
Brücke


Verhandlungen.


Der Protokoll der Sitzung
vom 29. Mai wird gelesen und
ohne Bemerkung gutgeheißen.


Der HerrHr. Vice-Präsident
glaubt im Sinne der Akademie
zu handeln, wenn er dem abge-
tretenen HerrHrn. General-Secre-
tär vonv. Ettingshausen den Dank
derselben ausdruckt.


Die Akademie erklärt sich
einstimmig hiemit einverstanden.


Der HerrHr. Vice-Präsident macht
auf die durch seinen Austritt noth-
wendig gewordenen Vorkehrungen
aufmerksam, und theilt den hierauf
bezüglichen Erlaß des Hrn Curator
von 25. Juni l.J. mit.


HerrHr. Regierungsrath Arneth
beantragt, daß die Akademie den
HerrHrn. Vorsitzenden ersuche, seine
Stelle als Präsident wie bisher
provisorisch fortzuführen.


HerrHr. Regierungsrath Prechtl
spricht sich in demselben Sinne
aus, worauf der HerrHr. Vice-Präsident
anfrägt, ob man nicht darüber förm-
lich abstimmen wolle.


Die Akademie beschließt
durch Acclamation, dieses Ersuchen

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an den HerrHrn. Vice-Präsidenten zu
stellen.
Der HerrHr. Vice-Präsident er-
klärt sich mit Dank für das ihm
geschenkte Vertrauen zur Über-
nahme dieses Provisoriums
bereit und fügt noch bei, daß er
auch ferner den ihm provisorisch
zufallenden Functionsgehalt sei-
ner bisherigen Bestimmgung
widme.
Der prov. General-Secretär
macht hierauf folgende Mit-
theilungen:
Erlaß des Curators vom 16.
Juni Zahl 3184, worin derselbe der
Akademie eröffnet, daß S. Ma-
jestät über seinen Vortrag mit
Allerhöchster Entschließung vom
9. Juni geruhte haben, die kai-
serliche Bestätigung der am 26.
Jänner 1848 vorgenommenen
Wahl des Macedonio Melloni
zum corresp. Mitgliede der
mathem. naturwiss. Classe mit
Rücksicht auf das Verhalten
desselben während der politischen
Ereignisse des Jahres 1848 zurück-
zunehmen und anzuordnen, daß
es von dieser dem M. Melloni noch
nicht kundgemachten Ernennung
sein Abkommen erhalte.
Der prov. General-Secretär
fügt hinzu, daß sich durch


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diesen Erlaß die Eingabe der
Akademie an das Ministerium
des Äußern vom 28. Jänner
d. J. Zahl 133 erledige. Da
nämlich seit dem Jahre 1848 auf
mehre Sendungen akademischer
Druckschriften an HerrHrn. Melloni
keine Empfangsbestätigung ein-
gegangen ist, so hat die Aka-
demie, welche des Glaubens sein
mußte Herr M. Melloni habe
die Verständigung über seine
Wahl erhalten, sich deßhalb
wie auch aus demselben Grunde
wegen HerrHrn. Sainz de Baranda
an das h. Ministerium mit
dem Ansuchen gewendet durch
die k.k. Gesandtschaft in neapel
über HerrHrn. Melloni und respective
in madrid über HerrHrn. Sainz de
Baranda Erkundigungen einzuzieh-
hen.
Von den hohen k.k. Ministerien
sind Dankschreiben für die fort-
gesetzte Zusendung der akade-
mischen Druckschriften eingelaufen.
Die philosophisch-historische
Classe stellt nachfolgende zwei
Ansuchen an die Gesammtakademie:
1tes dem Ersuchen der k. bayer.
Akademie der Wissenschaften zu
entsprechen und sich zu verwenden,
daß dem Mitgliede derselben HerrHrn.
Prof.essor Halm zu munchen eine

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Handschrift des Cicero der k.k. Hof-
bibliothek zur Vergleichung zuge-
sendet werde.
Die Akademie beschließt sich
in dieser Angelegenheit zu ver-
wenden und deßhalb an das k.k.
Obersthofmeisteramt das geeigne-
te Ansuchen zu stellen.
2tens Auf den durch Beschluß der
kais. Akademie vom 6. Mai d. J.
bewilligten zweiten Unterstüt-
zungsbeitrag pr. 1000 fl.Gulden CM. für
HerrHrn. Alfred v. Kremer das
börsenmäßig berechnete Silber-
Agio nachträglich anweisen lassen
zu wollen.
Die Akademie gibt auch dazu
ihre Zustimmung.
Die mathematisch-natur-
wissenschaftliche Classe stellt nach-
folgendes Ansuchen an die Ge-
sammtakademie:
Die Herren Prof.essor Dr Hebra
und Dr Elfinger haben sich an die
Akademie mit dem Ansuchen ge-
wendet, dieselben bei der Heraus-
gabe eines. Atlaßes der Haut-
krankheiten", von dem sie eine
Reihe fertiger Blätter sowohl
in Originalzeichnungen als in
Farbendruck vorlegen, unter-
stützen zu wollen und zu dem Ende
auf die Dauer von 6 Jahren eine
jährliche Summe von 1500 fl.Gulden

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im Ganzen 9000 fl.Gulden CM. zu be-
wiligen. Die Herausgeber
überlassen das ganze Werk,
Text und Tafeln der Akademie
als Eigenthum und verzichten
ihrerseits auf jedes Honorar.
Die math. naturwiss. Classe
hat auf Antrag des HerrHrn. Prof.essor
Dr Skoda und mit Zustimmung
ihrer übrigen fachverständigen
Mitglieder beschlossen, dieses
Unternehmen in der angesuch-
ten Art zu unterstützen. Für
des laufende akademische Jahr
aber nur die Kosten der bereits
fertigen 3 Blätter mit 450 fl.Gulden
zu übernehmen, womit die H.H.
Bittsteller sich auch zufrieden
erklären. Die Classe trägt
nun bei der Gesammtakademie auf
Gewährung dieser Unterstüt-
zung an.
Die Akademie erklärt sich
mit dem Antrage der Classe
einverstanden.
Der prov. General-Secre-
tär legt den Entwurf des Be-
grüßungsschreibens vor, welches
an den Präsidenten der
British Association gerichtet
ist, die sich dieß Jahr zu Edin-
burgh versammelt und von
Prof.essor Hyrtl besucht wird.
Der prov. General-Secretär

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fragt an ob es im englischer oder
deutschen Sprache abgefaßt wer-
den soll?
Der H. Vice-Präsident erklärt sich
entschieden für die deutschen Sprache,
womit sich auch die übrigen Mit-
glieder einverstanden erklären.
HerrHr. v. Karajan wünschte, daß
das Schreiben der Akademie vor-
gelesen werde.
Der Vice-Präsident bemerkt,
nur dann sei dieß angemessen, wenn
das Schreiben als von der Akademie
selbst ausgehend betrachtet werde.
sonst - wenn es in ihrem Namen
nur von dem Vorstande ausgehen
sollte - mußte er sich gegen die
Angemessenheit dieses Begeh-
rens aussprechen.
Der prov. General-Secretär
liest das Schreiben vor, das nun
als von der Akademie ausgehend
zu betrachten sei. Es wird, als
im Sinne derselben abgefaßt,
ohne Bemerkung angenommen.
Die Akademie ersucht hierauf
HerrHrn. Prof.essor Hyrtl dieses von ihr
gebilligte in deutscher Sprache
abgefaßte Schreiben in ihren
Namen und als von ihr selbst
ausgehend der British
Association zu überbringen.
720 Die Universitäts Biblio-
thek zu tubingen hat als

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Mitglied des akademischen Tausch-
vereins die Sitzungsberichte der
Akademie seit dem J. 1849 empfan-
gen und fragt sich um an, ob
sie nicht auch die von 1848 erhal-
ten könne. Der prov. General-
Secretär bemerkt hiezu, daß
nach § 38 der Geschäftsordnung
im Tausche die akademischen
Schriften zwar nur von den
Jahren ab hintangegeben wer-
den, als die Akademie die
fremden Schriften erhält; da
sich jedoch die Tübinger Uni-
versitäts-Bibliothek nicht
bloß auf Einsendung von
Universitätsschriften be-
schränke, sondern auch an-
dere Werken, wie so eben
das von dem königl. Staatsar-
chive hinaus gegebene:
"Wirtenbergische Urkun-
denbuch" überschickte, so
stellt derselbe den Antrag,
der Universitätsbibliothek
zu tubingen, ihrem Ansuchen
gemäß, auch die Sitzungs-
berichte von J. 1848 zuzusen-
den.
Die Akademie beschließt
diesem Gesuche Folge zu geben.
784. Die k. bayer. Hof- und
Staatsbibliothek dankt für
die erhaltenen Druckschriften

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der Akademie.
Wird zur Wissenschaft ge-
nommen.
Der prov. General-Secre-
tär erstattete Bericht über
die von dem akademischen
Buchhändler W. Braumül-
ler für die Jahre 1848 u. 1849
vorgelegte Rechnung über
den Debit der akademischen
Druckschriften und stellte
folgende hierauf bezügliche
Anträge:
1. Was die vorgelegte Rech-
nung über Fracht-Zoll-
Emballage- etc. Gebühren
betrifft, so ist sie HerrHrn. Brau-
müller zur Ergänzung
und Purificirung zurück-
zustellen und dann erst
weiter über dieselbe zu ver-
handeln.
Der prov. General-Secretär
wird ermächtigt diese An-
gelegenheit in Ordnung zu
bringen und den Betrag, über
den er mit HerrHrn. Braumüller
übereinkommen, erfolgen
zu lassen.
2. Die vorgelegte Rechnung
aber Insertionsgebühren
ist unbedingt zurückzuweisen,
da Braumüller die Inserate
auf seine Kosten zu besorgen hat.

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Auch mit diesem Antrag
erklärt sich die Akademie
einverstanden.
3. Mit Braumüller ist ein
genau bestimmter förmlicher
Contract abzuschließen und
der Entwurf desselben in der
nächsten Gesammtsitzung vor-
zulegen.
Wird unter dieser voraus-
setzung angenommen.
4. HerrHrn. Braumüller ist
zu gestatten, daß auf dem
Titelblatte sämmtlicher
akademischen Druckschrif-
ten bemerkt werde:
"In Commission bei
W. Braumüller Buch-
händler des kk. Hofes
und der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften".
HerrHr. Vice-Präsident erinnert,
daß diese Zugestehung sehr
bindende Folgen habe. Auch
wäre es im Falle eines
Bruches mit Braumüller
nachtheilig, denn jeder neue
Übernehmer müßte sich zum
Zahlen von
Procenten verstehen. Er
an denselben
glaubte daher diesen Puncte
für den Abschluß des neuen
Contractes aufzuschieben.
Die Akademie beschließt
hierauf über diesen Gegen-

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stand erst bei der Ratifica-
tion des genauer zu bestim-
menden Contractes, in wel-
chen auch dieser Punkt auf-
zunehmen sei, definitive
zu bestimmen.
5. Der aus dem Verkaufe
ihrer Druckschriften der
Akademie zugeflossene Rein-
ertrag von 1332 fl.Gulden 40 kr. CM.
ist an das kk. Universal-
Cameral-Zahlamt abzu-
führen und so wie alle fol-
genden aus ähnlichen Quellen
fließenden Beträge unter
Beirath des hohen kk. Finanz-
ministeriums im Sinne des
§. 15 der Statuten in der
Art zu capitalisiren, daß
durch die Interessen nach
und nach die laufenden
Auslagen der Akademie,
die Gehalte ihrer Functio-
näre, des Kanzleipersonales
etc. gedeckt würden und die
Akademie dann über ihre
gesammte Dotation frei
zu verfügen hätte.
Der HerrHr. Vice-Präsident
fragt an, ob dieser Antrag
jetzt besprochen werden solle oder
erst wenn das Verwaltungs-
jahr zu Ende ist?
Es wir hierüber abge-

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stimmt und durch Stimmen-
einheit beschlossen, bis zum
Schluße des Verwaltungs-
jahres mit dem Capitalisiren
abzuwarten.
6. Für die Preisbestim-
mung der akademischen
Druckschriften ist ein
festes Princip aufzustellen;
nach der Ansicht des Antrag-
stellers soll der Preis
eines Bogens dergestalt
als Maßstab genommen
werden, daß eine Tafel
in Formate der Werkes
für einen Bogen, eine
doppelt so große (jedoch nur
bei den Denkschriften) für
zwei und eine Tafel Far-
bendruck gleichermaßen für
zwei Bogen gerechnet werde.
Mit Berücksichtigung der
Preises der Druckschriften
anderer gelehrten Gesell-
schaften ist der Preis eines
Bogens der Denkschriften
auf Zwölf, der auf Fünf, der aus den Denk-
schriften auf Fünfzehn, der
Sitzungsberichte auf Acht
Kreuzer festzusetzen, wenn
derlei Abdrucke 3 Bogen
erreichen. Unter 3 Bogen

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sollen Separatabdrucke
aus den Druckschriften 20-
30-40 aus den Sitzungsbe-
richten 10-15, 30 Kreuzer
kosten, je nachdem sie 1-2
oder 3 Bogen stark sind.
Diese sämmtlichen An-
träge werden ebenfalls
genehmigt und die Ver-
ständigung mit Braumüller
dem provisorischenprov. General-Secretär
aufgetragen.
Derselbe bringt zur
Kenntniß, daß die philosophisch-
historische Classe in ihrer
Sitzung von 30. Jänner l.J.
dem HerrHrn. Regierungsrathe
Arneth über die gewöhn-
liche Anzahl von Frei-
Exemplaren weitere 12
zur Versendung an die
vorzüglichsten kritischen
Institute zur Disposition
gestellt habe.
Zur Wissenschaft.
Derselbe machte die Mit-
theilung, daß der noch unter
seinem Vorgänger ver-
faßte Rechnungsabschluß
der Akademie für das
Jahr 1849 nunmehr dem
kk. Finanzministerium
vorgelegt worden sei.
Zur Wissenschaft.

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Derselbe erinnert an den
Beschluß der Akademie vom
30. Juni 1849, daß dem Haus-
Inspector für seine der
Akademie geleisteten Dienste
eine jährlicher Remuneration
von 60 Guldenfl. bewilligt sei, welche
vom letzten Juni des einen
bis zum ersten Juli des
anderen Jahres zu berech-
nen ist, daher jetzt an-
zuweisen kommt.
Zur Wissenschaft.
Das Protokoll vorge-
wurde
lesen und gutgeheißen
ohne Bemerkung. (Schluß
der Sitzung 7 Uhr)


ABaumgartner
ASchrötter
provisorischerprov. General-SecretärGen. Sec.