Gesamtsitzung am 26. Jänner 1860
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A 137.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
Protokoll
der Gesammtsitzung am 26. Jänner 1860.
Anwesend: SeineSne Exellenz der Präsident FreiherrFreih. von Baumgartner
Der Vice-Präsident von Karajan.
Der Generalsecretär Schrötter.
Der zweite Secretär Wolf.
Die wirklichen Mitglieder.
Zippe
Arneth
Stampfer
von Ettingshausen
Kreil
Unger
Jäger
Redtenbacher
Hyrtl
Bergmann
von Burg
Fenzl
Pfizmaier
Fitzinger
Diemer
Boué
Diesing
Rokitansky
Skoda
Springer
Brücke
Seidl
Birk
von Meiller
Miklosich
von Littrow
Bonitz
Aschbach
Boller
Ludwig
Feil
Phillips
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Die philosophisch-histo-
rische Classe hat in der Sitzung
vom 18ten Jänner diesesd. JahresJ.
beschlos-
sen, dem HerrnHrn. DoctorDtor Constantin
von Wurzbach für den im
Druck fertig vorzulegenden
sechsten Band seines
biogra-
phischen Lexicons des
Kaiser-
thums Österreich" unter
densel-
ben Bedingungen, wie dies
bereits für den dritten,
vier-
ten und fünften Band
gesche-
hen ist, einen
Unterstützung-
beitrag von 315 Guldenfr. Österreichische WährungÖ.W. zu
bewilligen und beantragt
nun die Genehmigung der
Gesammt-Akademie.
Bewilliget.
Der Generalsecretär
setzt die Akademie in
Kennt-
niß, daß HerrHr. DoctorDtor GeorgG. von Hahn
kaiserlich-königlichenk. k. Consul in Syra den
Be-
richt über seine mit
Unter-
stützung der kaiserlichenkais. Akademie
unternommenen Reise in der
europäischen Türkei eingesendet
und ein neues Ansuchen gestellt
habe,
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eine von ihm vorzunehmende
Bereisung des noch
unbekann-
ten und nicht minder
wichti-
gen Theiles der Türkei
ebenfalls unterstützen zu
wollen.
Es wird eine Commission
aus beiden Classen zur
vor-
läufigen Prüfung des
Reise-Berichtes
zusammen-
gesetzt, bestehend aus den
Herren Boué und Miklosich.
Der Generalsecretär
berichtet über die im Monate
Mai vorzunehmenden
akade-
mischen Wahlen und über
die nächste feierliche Sitzung.
Zur Wissenschaft.
Zugleich wird bestimmt,
daß, da diesmal SeineSne Excellenz
der Herr Präsident einen
Vortrag hält, der zweite
wissenschaftliche Vortrag von
einem Mitgliede der
philo-
sophisch-historischen Classe
übernommen werde.
Der Generalsecretär
richtet die Aufmerksamkeit
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der Akademie auf die
ge-
genwärtigen Verhältniße
der Kanzlei, welche eine
Veränderung im Personale
derselben dringend
nothwen-
dig machen.
Durch der Eintritt des
Herrn Spitzka, der nun
nicht nur als Buchhalter,
sondern auch als Verwalter des
Druckschriften-Magazins
fungirt, sind nämlich die
Arbeiten des 1ten Kanzlisten,
der einen Gehalt von 787 Guldenfr. 50 Kronenkr.
bezieht, auf ein solches
Mini-
mum herabgesunken, daß
dieselbe von einem
Hilfsar-
beiter in einigen Stunden
täglich geleistet werden
können.
Hierbei wird
vorausge-
setzt, daß der Actuar, der
1080 Guldenfr. Gehalt bezieht, die
ihm wirklich zukommenden
Geschäfte, welche
gegenwär-
tig in Folge von
eingeschlie-
chenen Mißbräuchen nach
von 1ten Kanzlisten besorgt
wurden, selbst führt, was
leicht geschehen kann,
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wenn derselbe zu arbeiten
gewohnt ist und den
unerläß-
lich nothwendigen Ordnungsgeist
besitzt.
Dieß unterliegt
gegenwär-
tig um so weniger einer
Schwie-
rigkeit als der
Generalsecre-
tär im Hause wohnt und
selbst einen Theil der Geschäfte
des Actuars übernimmt.
Der Generalsecretär trägt
daher an:
1. daß die Stelle des 1ten
Kanz-
listen ganz eingezogen und
künftig durch einen
Hilfsbe-
amten versehen werde, der
ein Dianum von circa 300 Guldenfr.
zu beziehen hätte.
2. Daß der Actuar, der dem
Generalsecretär ohnedies
münd-
lich seinen Dienst gekündet
hat und die oben
angegebe-
nen Eigenschaften durchaus nicht
besitzt, seine Stelle nach drei
Monaten, das ist; nach der
in dessen Anstellungsdecrete
festgesetzen Zeit verläßt.
Aus Rücksicht für den
gegenwärtigen 1ten Kanzlisten,
der ein alter Mann ist,
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wäre demselben erst nach
3 Monaten zu kündigen,
so daß ihm noch 6 Monate
übrig bleiben, für eine
an-
derwertige Bedienstung zu
sorgen.
Der erste Antrag wird,
da er eine Änderung des
§ 64 der Geschäftsordnung
zur Folge haben würde,
einer Commission zur
Begut-
achtung zugewiesen,
beste-
hend aus der Herren
Fenzl, Kreil, Diemer
und Bonitz.
In Bezug auf den
zwei-
ten Antrag wird beschloßen,
die weitere Verhandlung
bis zur nächsten
Gesammt-
sitzung zu vertagen.
Baumgartner
ASchrötter