Sitzung der phil.-hist. Klasse am 15. Dezember 1847
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C. 3.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften
Protokoll
der Sitzung der historisch-philologischen Classe
am 15
ten December 1847
Gegenwärtig: der Präsident Baron von Hammer-Purgstall
der
–:–
Secretair Wolf.
Die wirklichen Mitglieder Grillparzer
Arneth
Baron
Bron
von
v.
Hügel
Chmel
Auer
Als Gast: der Secretär
von
v.
Ettingshausen
Verhandlungen
Herr Regierungsrath
Arneth theilt über seine, in der vorher-
gehenden Sitzung der Classe vorgelegten beiden Werken (über
die Caméen und über die Gold- und Silbergefäße des
kaiserlich-königlichen
k. k.
Münz-
und Antiken-Cabinets) noch weitere Details mit, und spricht den
dadurch motivirten Wunsch aus: die Classe möge den in ihrer
vor-
hergehenden Sitzung gefaßten Beschluß dahin abändern, daß
sie diese Werke nicht als selbstständig herauszugebende
son-
dern als in den Denkschriften der Akademie abzudruckende
Abhandlungen der Gesammt-Akademie vorschlage;
insbeson-
dere auch deßhalb, weil man im ersteren Falle seine Werke
in die Categorie der im § 22
d) der Geschäftsordnung der
kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften bezeichneten, nämlich jener,
"deren Herausgabe auf anderem Wege nicht
bewerkstelligt
werden kann", reichen könnte, während er ihre Herausgabe nicht
nur auf anderem Wege, sondern sogar unter für seinen
Pri-
vatvortheil sehr günstigen Bedingungen bewerkstelligen
kann, und nur deshalb ihre Herausgabe der Akademie
vor-
zugsweise aufgespart habe, weil er sich schmeichle, in diesen
Werken, durch die Wichtigkeit und Neuheit der darinn
be-
handelten Gegenstände und ihre glänzende Ausstattung
der Akademie besonders würdige Arbeiten anbieten und
sich als Akademiker Ehre einlegen zu können.
Die Herrn
Grillparzer und
Chmel
schließen sich dem
Wunsche des Herrn Arneth an.
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Die Barone von Hammer und von Hügel
und der
Se-
cretär
glauben aber, daß der Beschluß der Classe auch
in Rücksicht der selbstständigen Herausgabe dieser
Werke aufrechtzuhalten sei, theils weil diese dem Absatze
der Werke, und daher dem Interesse der Akademie und
selbst des Herrn Verfassers
mehr entspreche, theils weil
es ganz ungewöhnlich wäre, den Denkschriften einen
Kupfer-Atlas von 55
Tafeln beizugeben, der noch
über-
dieß im Folio-Formate erscheinen müßte, um die Kupfer
durch Brüche nicht zu beschädigen.
Herr Baron von Hügel
bemerkt noch dazu, wie schon
dieser Fall beweise, daß die in § 22) der Geschäftsord-
nung ausgesprochene Bedingung: "Werke, deren
Heraus-
gabe auf anderem Wege nicht
bewerkstelliget werden
kann"; leicht zu schiefen und mißliebigen
Auslegun-
gen Veranlassung geben und abschrecken könne,
und wie es zu wünschen sei, daß bei einer Revision
der Geschäftsordnung diese Bedingung weggelassen
werde. Indem er daher der Verwahrung des Herrn
Arneth
vollkommen beistimmt, daß diese in jenem
§ der Geschäftsordnung ausgesprochene Bedingung
auf die von ihm vorgelegten Werken keine Anwendung
finde, deren Herausgabe durch die Akademie doch so
wünschenwerth sei, glaubt er aber für ihre
selbststän-
dige Herausgabe auch noch den Grund geltend machen
zu können, daß der Text doch nur mehr zur Erläuterung
der Abbildungen zu dienen, und daher diese die
Hauptsa-
che zu sein scheinen.
Dies veranlaßt Herrn Arneth
größere Proben, aus seinen Werken
der Classe vorzulesen.
Da sich aber eben dadurch ihr Character als selbstständiger
Werke noch mehr herausstellt, so beschließt die Classe
durch Stimmenmehrheit bei ihrem früheren Beschluß
zu bleiben: sie auch selbstständig herauszugeben.
Diesem Beschluß fügt sich auch Herr Arneth, nachdem
ihm die Classe einstimmig zugesichert hat, daß in ei-
nem seinen Werken vorgesetzten Monitum von der
Akademie ausdrücklich bemerkt werden solle, daß auf
sie die in dem erwähnten § 22.d) enthaltenen Bedingung
keine Anwendung finde.
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Auf den Wunsch der Classe nun die Honorarbedingun-
gen zu erfahren, stimmt Herr Arneth dem Vorschlage
bei, für Uiberlassung der Texte in das volle Eigenthum
der Akademie und für Bewilligung von 500 Kupferab-
drücken das Honorar von 2000 Guldenfr.
ConventionsmünzeCMze. und 20 Freiexem-
plare festzusetzen.
Die Classe beschließt einstimmig auf die
An-
nahme dieser Honorarbedingungen
anzutra-
gen, jedoch so, daß zwei Jahre zur Herausgabe
dieser beiden Werke bestimmt werden,
und daher auch die gefordert Summe von
2000
fl.
Gulden
auf zwei Jahresraten von 1000
ver-
theilt werden solle. Sie beauftragt ihren
Se-
cretair
in dieser Weise den Antrag in der
nächsten
Gesammtsitzung vor die Akademie
zu bringen.
Baron von Hügel sieht sich durch den Tod
Seiner
Ser
Excellenz des
Herrn
Hrn.
Erzbischofs von Pyrker
veranlaßt, die Classe aufmerksam
zu machen, wie es schicklich wäre, wenn die Akademie bei
sol-
chen Trauerfeierlichkeiten zu Ehren eines ihrer Mitglieder
sich als Körperschaft vertreten, und ihre Theilnahme
ma-
nifestiren ließe.
Hammer-Purgstall
FWolf
Jos. Arneth
CAHügel