Sitzung der phil.-hist. Klasse am 22. Dezember 1847

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C. 4.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Sitzung der historisch-philologischen Classe


am 22. December 1847


Anwesend: Der Präsident Baron von Hammer-Purgstall


Die wirklichen Mitglieder Arneth
Chmel
Endlicher
Baron von Münch
Auer
der Secretär: Wolf.
als Gast der General-Secretär von Ettingshausen


Verhandlungen


Der Secretär macht die Mitglieder auf die neu eingekommenen
ihre Classe betreffenden Zusendungen aufmerksam, und hebt dar-
unter folgende einer besonderen Erledigung bedürfende hervor:


1o Von Herrn Aaron Haight Palmer, aus New-York, ein gedruckter
Prospect seines im Februar 1848 zu erscheinenden Werkes:
The unknown Countries of the East", mit einer beigedruckten
Aufforderung, worin er um Mittheilungen, Aufklärungen
und so weiter u. s. w. rücksichtlich der darin behandelten Länder und Gegen-
stände bittet.


Von der Classe erledigt durch: dient zur Wissen-
schaft und ad acta.


2o Von Herrn Doctor Dr. philosophiae ph. Jacob Goldenthal, in Wien , die von ihm heraus-
gegebenen Werke: "Das Gasali. – Commentarius Averrois in
Aristotelis Rhetoricam. – Apologia Mosis Maimonidis," mit der Bitte

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"dieselben einer Besprechung zu würdigen".


3o Von Herrn Simon Deutsch in Wien, das von ihm und dem
verstorbenen Scriptor Albrecht Krafft verfaßte Werk: "Die
handschriftlichen hebräischen Werke der kaiserlich-königlichen k. k. Hofbibliothek"
mit dem Ersuchen "es zu empfehlen".


Baron von Münch glaubt, die Classe solle ab-
lehnen auf die Wünsche der Verfasser der sub Numero No
2 und 3 angeführte Werke einzugehen, theils
weil sich kein Mitglied der Akademie mit der
hebräischen Literatur specieller befaße, theils weil
die vorliegenden Werke wohl nicht eigentlich in
den Kreis der Gegenstände gehören, die der
Akademie zur Aufgabe dienen.


Der Herr Präsident bemerkt dagegen, daß die vor-
liegenden Werke jedenfalls in philologischer Hinsicht in
den Kreis der von der Akademie zu berücksichtigenden
Gegenstände gehören, und daß daher die Akademie ei-
nen mit der hebräischen Literatur vertrauten Gelehrten
bei den bevorstehenden Wahlen sich zugesellen soll; er
stimme unter dieser Voraussetzung dafür, auf die
Wünsche der Herrn Goldenthal und Deutsch einzugehen,
und sie seiner Zeit, das heißt d. h. wenn die Akademie ein dazu
befähigtes Mitglied gewählt haben wird, in ihren Berichten
zu würdigen.


Numero Nro 2 und 3 von der Classe durch den Auftrag
an ihren Secretär erledigt, den Verfassern
dieser Werke den Empfang mit Dank zu be-
stätigen, und daß sie, ihrem Wunsche gemäß,
seiner Zeit in den Berichten der Akademie ge-
würdig werden sollen.


Hierauf stattet Herr Regierungsrath Chmel im Namen
der Commission für Veröffentlichung oesterreichischer
Geschichtsquellen den Bericht ab über die Resultate
ihrer bisherigen Verhandlungen; nämlich über
den Anfang und die Bedingungen solcher Publica-
tionen der österreichischen Geschichtsquellen, die

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zunächst vorzunehmenden und zum Theil zur Her-
ausgabe vorbereiteten Publicationen der Art
und über den Plan des als wichtigen Hilfsmittels da-
mit zu verbindenden "historischen Archivs oder Notizen-
blattes." Indem sich die Commission vorbehalte,
über die Kosten dieser Veröffentlichungen bei
Erörterung des allgemeinen akademischen Bud-
get's einen näheren Voranschlag vorzulegen –
der nach einer vorläufigen Berechnung jedoch
für dieses nächsten Jahr die Summe von 2000 Guldenfl. ConventionsmünzeCM.
nicht übersteigen dürfte –, bitte er in ihrem Na-
men die Classe:


1o um die Genehmigung der in diesem Berichte
gemachten Anträge, Vorschläge und Pläne; und um
Ernennung eines permanenten Ausschußes zur
Durchführung derselben, wozu sich die Mitglieder
der gegenwärtigen Commission bereit erklären; –
dann:


2o um unverzügliche Mittheilung des von der
Classe gefaßten Beschlusses an die auswärtigen Mit-
glieder, welche für vaterländische Geschichte wirken,
um sie zur freundlichen Mitwirkung durch
Rath und That aufzufordern;


3o Seine kaiserliche Hoheit den durchlauchtig-
sten Herrn Curator gehorsamst zu bitten, Hochder-
selbe wolle dieses Unternehmen dem Wohlwollen
Seiner Durchlaucht des Herrn Staatskanzlers Fürsten
von Metternich empfehlen, damit derselbe den
Zutritt zu dem kaiserlich-königlichen k. k. Hausarchiv huldvoll gestatte;
so wie Seine Excellenz dem Obersten Kanzler der
vereinigten kaiserlich-königlichen k. k. Hofkanzlei, Grafen Inzaghi, da-
mit er durch Aufforderung der inländischen Klöster
zur thätigen Mitwirkung dem Unternehmen, das
auf kräftige Unterstützung aller Geschichtsforscher
berechnet ist, seinen wirksammen Schutz angedei-
hen lassen wolle.

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Durch einstimmigen Beschluß der Classe
werden diese drei Anträge der Commis-
sion genehmigt, und zwar so, daß sie die bis-
herigen Mitglieder derselben zu permanenten
ernennt; diesen Bericht als "Programm der
Commission" (welches hier beiliegt) an die be-
zeichneten Mitglieder in lithographirten Abschrif-
ten abzusenden verordnet; und den Herrn Prä-
sident
en ersucht, die sub numerono. 3 gestellten Bitten
der Commission Seiner kaiserlichen Hoheit
dem durchlauchtigsten Herrn Curator zu unter-
breiten, und im Falle der Gewährung, Seiner
Excellenz dem Herrn Obersten Kanzler eine
Anzahl dieser lithographirten Abschriften zur
Vertheilung an die inländischen Klöster zu-
stellen zu lassen.


Herr Regierungsrath Endlicher wünscht, daß wenn auch
die von der Commission beantragte Summe von 2000 Gulden fr Conventionsmünze CM.
erst bei Berathung des Budget's in einer Gesammt-Sitz-
ung der Akademie vorgeschlagen werden könne – der
Commission doch schon jetzt eine kleine Summe zur Be-
streitung der dringendsten Auslagen aus dem Vorschluß
angewiesen werde.


Die Classe genehmigt auch diesen Antrag und
wird, im Falle der Benöthigung, bei der Gesammt-
Akademie sich dafür verwenden.


Dann liest der Herr Präsident Proben
aus seiner für die Denkschriften
bestimmten Abhandlung "über die
Siegel der Araber Perser und Tür-
ken", und beauftragt, im Einver-
ständniß mit der Classe, den Secre-
tär
, sie unter den Mitgliedern der-
selben circuliren zu lassen.


Herr Regierungsrath Endlicher macht die Classe auf-
merksam; daß es an der Zeit sein dürfte, sich mit den

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sie betreffenden auszuschreibenden Preisfragen zu
beschäftigen, einem der wichtigsten Gegenstände der
akademischen Verhandlungen.


Herr Baron von Münch unterstützt diesen
Antrag um so mehr, als er darin eine sehr
passende Vorbereitung zu der nahe bevorste-
henden außerordentlichen feierlichen Ge-
sammt-Sitzung sieht.


Die Classe beschließt, sich
in ihrer nächsten Sitzung
damit zu beschäftigen.


Hammer-Purgstall
FWolf


FreihvMünch
Jos. Chmel
Endlicher

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Programm der Commission


zur Herausgabe der Fontes rerum austriacarum, genehmi-
get von der historisch-philologischen Classe der Kaiserlichen

Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung vom
22. December 1847.

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Programm der Commission
zur Herausgabe der Fontes rerum austriacarum, genehmiget
von der historisch-philologischen Classe der Kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften in ihrer Sitzung von 22. December 1847


Da die historisch-philologische Classe der Kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften in Wien die Veröffentlichung öster-
reichischer Geschichtsquellen
für ein besonders kräftiges Mittel,
vaterländische Geschichte zu fördern, erkannt hat, wurde in
der Sitzung vom 27. November dieses d. Jahres J. die unterzeichnete Commission
beauftragt, Bericht zu erstatten über die Art und Weise diese
Veröffentlichung einzuleiten, und wo möglich sofort zu be-
ginnen.


Der mit diesem ehrenvollen Auftrage betraute Ausschuß
der historisch-philologischen Classe hat sich mit dem Umfange
und den Bedingungen solcher Publicationen der österreichi-
schen Geschichtsquellen angelegentlich beschäftigt und erlaubt
sich, nachstehende Vorschläge der verehrlichen Classe zur
näheren Betrachtung, und allfälligen Genehmigung vorzu-
legen.


1. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien
macht die Herausgabe "Österreichischer Geschichtsquellen"
in zwei Hauptabtheilungen /:Scriptores et Diplomataria:/ und
fünf verschiedenen Gruppen /:Fontes rerum austriacarum,
Bohemicarum, Hungaricarum, Polonicarum et Italicarum:/ zu
einer der Hauptaufgaben ihrer historisch-philologischen Classe


2. Sie erwartet dabei die kräftigste Mithülfe sowohl von Seite
ihrer Mitglieder als auch der vaterländischen Geschichtsfor-
scher überhaupt.


3. Der Zeitraum, über den sich die zu veranlassenden Publi-
cationen erstrecken, ist vor der Hand das Mittelalter /:bis
Kaiser Maximilians I. Tod:/, doch sollen interessante Quellen
auch der späteren Zeiten, bis etwa zum Tode Kaiser Fer-
dinand III
/:1657 :/ wenn sie sich darbieten von dieser Ver-
öffentlichung auch schon itzt nicht ausgeschlossen werden.


4. Mit Rücksicht auf bereits begonnene und beschlossene gelehr-
te Arbeiten mehrerer tüchtiger vaterländischer Geschichtsfor-
scher, von denen die unterzeichnete Commission Kenntniß
erhalten hat, erlaubt sich dieselbe für das nächste Jahr 1848

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schon drei interessanten Geschichtsquellen, deren Veröffent-
lichung zum Theile ein Pium desiderium, schon lange Zeit
ist, vorzuschlagen.


a. Notitia bonorum ecclesiae Frisingensis in Austriae partibus. Aus
den Saalbüchern des XII. und XIII. Jahrhunderts im königlich bay-
erischen Reichsarchive zu München als Beiträge zur Geschich-
te der Ansiedlung, ältesten Verfassung, der inneren Volks- und
Rechtszustände der Ländern, mit einer Karte, Orts- Personen-
Sachen Registern zum erstenmale herausgegeben und einge-
leitet von Emil Franz Roessler, außerordentlichem Professor
/:Docenten:/ der Rechts-Geschichte an der kaiserlich-königlichen k. k. Universität
zu Wien.


Quellen aus dem zwölften und dreizehnten Jahrhunderte
sind sehr zu berücksichtigen, besonders auf diesem Felde.
Die Commission glaubt mit dieser Publication, welche durch
einen rühmlich bekannten Geschichtsforscher, der bereits
mehrere ähnliche Arbeiten lieferte, eingeführt wird,
einen dankeswerthen Beginn zu machen.


Der Text liegt druckfertig, das Übrige wird möglichst
bald vorgelegt werden. Der Umfang dieser Publica-
tion dürfte beiläufig 15 Druckbogen stark werden.


b. Das Tagebuch des Wiener Universitäts-Professors und
Bevollmächtigten des Basler Conciliums, Thomas Ebendorfer
von Haselbach über die in den Jahren 1433-1436 mit den
Böhmen zu Prag, Regensburg, Brünn, Stuhlweissenburg und
Iglau gepflogenen Verhandlungen der Bevollmächtigten des
Conciliums, Behufs einer religiösen Vereinigung. Dieses wich-
tige Werk, nebst andern wichtigen Actenstücken zur Ge-
schichte dieser Unterhandlungen von demselben Thomas
Ebendorfer zusammengestellt, ist uns in dem Codex ms der
kaiserlich-königlichen kk. Hofbibliothek Numero No 4704 erhalten, seine Veröffentlichung
wurde schon geraume Zeit hindurch gewünscht und er-
wartet /: zum Beispiel z. B. Palacky in seiner s. Preisschrift über die böhmi-
schen Geschichtsschreiber von 1830 Seite S. 300 sagt. "Es ist sehr zu
wünschen, daß dieses sehr bedeutende Werk sobald als möglich
ans Tageslicht gezogen werde.":/

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Der kenntnißreiche und tüchtige österreichische Geschichtsforscher
Ernst Birk Scriptor der kaiserlich-königlichen kk. Hofbibliothek in Wien ist schon
seit längerer Zeit, mit der Bearbeitung dieser höchst wichti-
gen Geschichtsquelle beschäftiget, er hofft bis Anfangs Mai dieses
Jahres seine Diplomatisch-getreue Abschrift nebst einem histo-
risch-literarischen Anhange vorlegen zu können, und der
Druck kann dann ungesäumt beginnen. Der Umfang die-
ser Publication dürfte beiläufig 20 Druckbogen betragen.


c. Die dritte wo möglich noch in diesem Jahre zu veröffentlichen-
de interessante Geschichtsquelle wäre dann der noch niemals
vollständig gedruckte deutschen Chronist Eberhard Windeck dessen
Lebensbeschreibung Kaiser K. Sigmunds erst einmal und zwar sehr un-
vollständig in den Scriptoribus germaniae des Mencken gedruckt, ist.
Der in der Handschrift der Wiener Hofbibliothek /: Numero No 2913:/
enthaltene Text liefert mehr als ein Drittel noch Ungedrucktes.
Kaiser K. Sigmunds neuester Geschichtsschreiber, Aschbach , der mehrere
bei Mencken nicht gedruckte Kapitel im Anhange liefert, äußert
ebenfalls den Wunsch, nach einer neuen vollständigen Ausgabe
Der kaiserlich-königliche k.k. geheime Archivs-Offizial Friedrich Firnhaber , der seit
geraumer Zeit für die Geschichte Kaiser K. Sigmunds fleißig sammelt,
wollte sich dieser Herausgabe bereits schon früher unterziehen,
er hat beinahe ein Drittel des Textes schon copirt, und für
das Ganze beträchtlichen kritischen Apparat gesammelt. Mit
Unterstützung der Kaiserlichen Akademie, die ihm besonders
durch Herbeischaffung der verschiedenen Handschriften oder der
Vergleichungen behülflich sein könnte, würde er gerne sich die-
ser Aufgaben unterziehen, die Copirung des noch übrigen durch
einen verläßlichen Copisten würde die Arbeit freilich wesent-
lich fördern. Die dadurch nöthige Auslage wäre mit 50 Gulden f. Conventionsmünze CM
gedeckt. Handschriften finden sich in München /:im Besitze des
Herrn Guido Görres:/ in Frankfurt am Main und in Gotha.
Der Umfang dürfte beiläufig 25 Druckbogen betragen.
Sollte übrigens die Herausgabe Eberhard Windecks sich ver-
zögern, so würde als dritte Publication des ersten Jahres
eine Sammlung ungedruckter Urkunden und Actenstücke
zur Geschichte König Ladislaus Posthumus und der Herzoge
Albrecht und Sigmund aus den Jahren 1440-1470 von dem
akademischen Mitgliede Regierungsrath Chmel geliefert

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werden können, die bereit liegt.


5 . Außer diesen nächst vorzunehmenden Publicationen ist die
unterfertigte Commission in der Lage, auf mehrere ande-
re in Aussicht stehende und zuverläßig zu erwartende Ge-
schichtsquellen hindeuten zu können deren Veröffentlichung
durch die Kaiserliche Akademie auf alle Weise gefordert zu wer-
den verdient.


Und zwar:


a. Eine kritischen und vollständige Ausgabe der höchst interessanten
und wichtigen Briefe des Aeneas-Sylvius, zu der sich der ober-
wähnte Geschichtsforscher Ernst F. Birk, der für diese Zeit eben
die gründlichsten Studien macht, anheischig macht.


b. Ein seit so langer Zeit schon gewünschtes Diplomatarium Ba-
benbergense /:Urkunden der österreichischen Markgrafen
und Herzöge aus dem Geschlechte Babenberger und ihrer Zeit:/
wodurch die Geschichte des 11. 12. und 13 . Jahrhunderts so mächtig
gefördert wurde. Glücklicher Weise hat ein tüchtiger junger
Mann dieser Zeit gerade das gründlichste und umfassendste
Studium gewidmet; der kaiserlich-königliche kk. geheime Archivs-Offizial Doctor Dr
Andreas von Meiller; als Vorarbeit, hat er so eben vollendet die
Regesten der Babenberger. Meiller wäre für die Ausführung
der angedeuteten Urkunden-Sammlung, versteht sich unter
allgemeiner Theilnahme, ganz der geeignet Gelehrte.


c. Zu einer Urkunden-Sammlung des Königs Ottokar II /:als
Herzogs von Österreichs und Steyermark:/ ist der eben so
fleißige als bewanderte Archivs-Präktikant des Hausarchives
Joseph Fiedler erbötig, er sammelt seit längerer Zeit schon für
die Regesten dieses Fürsten.


d. An einem Diplomatarium Habsburgense arbeitet seit mehreren
Jahren das akademische Mitglied Chmel, und für ein Urkun-


e. denbuch der Stadt Wien insbesondere würde der um die va-
terländische Geschichte schon so vielfach verdient Scriptor der
kaiserlich-königlichen kk. Hofbibliothek Theodor von Karajan ganz der geeignete und
bereitwillige Herausgeber seyn, wodurch auch einem
schon oft besprochenen Bedürfnisse abgeholfen würde.


6 . Daß nach und nach die noch mangelnden Diplomatare vieler
Klöster des Landes, so wie die der Städte und Märkte, vor allem
aber die Diplomatare der angesehensten Geschlechter und Fami-

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lien des Adels bekannt gemacht werden sollen, daß überdieß
so viele zwar bereits gedruckte, jedoch leider meist nur sehr
unkritisch herausgegebene Chroniken und Scriptores in befrie-
digenderer und würdigerer Gestalt zum Besten der vater-
ländischen Geschichtsforscher und Geschichtsfreunde erscheinen
müssen, ist in die Augen springend und deßhalb Stoff genug
für eine namhafte Reihe noch wünschenwerther, und wills
Gott zu hoffender Publicationen vorhanden. Um jedoch


7 . theils diese künftigen Veröffentlichungen vorzubereiten, theils
die in den Bibliotheken und Archiven des In- und Auslandes
liegenden Geschichtsquellen ans Licht zu ziehen, und ihren Werth
zu würdigen, um die nöthigen Erläuterungen und Notizen
zu sammeln, ist vor allein ein Organ nöthig, das den Publi-
cationen der Geschichtsquellen voraus- oder zur Seite geht.
Ein "Archiv für österreichische Geschichtsquellenkunde"
worin die vaterländischen Geschichtsforscher ihre Notizen
und kritischen Erörterungen niederlegen, in welchen ins-
besondere von Urkunden und Actenstücken, deren vollstän-
diger Abdruck nicht nöthig, wenigstens genügende Auszüge
überhaupt aber Regesten oder Übersichten des gesammten
Urkunden-Schatzes mitgetheilt werden sollen, welche die
Arbeiten der Geschichtsforschung so wesentlich erleichtern
ist ein wirklich unentbehrliches Hülfsmittel, eine Conditio
sine qua non!


Die unterzeichnete Commission trägt somit auf die
Herausgabe eines solchen regelmäßig erscheinenden Ar-
chives oder Notizenblattes für österreichische Geschichtsquel-
len-Kunde, das etwa den monatlichen akademischen Be-
richten beigegeben werden könnte, jedoch auch zum Be-
sten der in und ausländischen Geschichtsfreunde einzeln
verkauft werden sollte, förmlich an.


/: Folgen die Unterschriften:/


Endlicher
Chmel
Freiherr von Münch
Wolf.