Sitzung der phil.-hist. Klasse am 7. März 1849

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C. 36.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Sitzung der historisch-philologischen Classe


am 7. März 1849


Anwesend: Der Herr Präsident Freiherr vonv. Hammer-Purgstall
Die wirklichen Mitglieder HerrHr. Grillparzer
Herr" Arneth
Herr" Chmel
Herr" Bergmann
Herr" Pfizmaier
Herr" Diemer
Herr" FreiherrFreih. vonv. Feuchtersleben
Der Secretär Herr" Wolf


Als Gäste: Herr General-Secretär vonv. Ettingshausen
HerrHr. ProfessorProf. Schrötter
Herr" DoctorDor Letteris
Herr" Koch
Herr" Schlager
Herr" Müller
Herr" Suttner


Der Secretär trägt vor:


(169) a) Ein Schreiben vom Minister des
Auswärtigen wegen der Benützung
des Haus- und Staatsarchivs durch die
Mitglieder der historischen Commission,
und ein Schreiben vom Ministerium

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des Innern über HerrnHrn. ProfessorProf. Carrara,
dann legt er vor:


(176) b.) von HerrnHrn. Carl Oberleitner "Die
Runen. Denkmäler des Nordens;"
mit der Bitte um Besprechung.


HerrnHrn. DoctorDr Pfizmaier um Bericht.


(172) c.) Von HerrnHrn. Emmert in Trient, ein
Gesuch um Unterstützung des von ihm
herauszugebenden Etschländer Archivs
der Geschichte von Tirol (Statuten-Sammlung
für Süd-Tirol) durch Druck des Programms
im Archiv der historischen Commission und
durch Vorschuß von 200 Guldenfl. ConventionsmünzeCM. wofür er
23 Urkunden einsendet.


HerrnHrn. Regierungsrath Chmel um Bericht.


(189) d.) Von HerrnHrn. kaiserlichemk. Rath Bergmann ein
Gesuch um eine Unterstützung von
500 Guldenfl. ConventionsmünzeCM. zur Unternehmung
einer wissenschaftlichen Reise nach
Vorarlberg und die angrenzenden
Gegenden von Tirol und der Schweiz,
um für die Geschichte von Vor-
arlberg eine Nachlese in den
dortigen Archiven und Laden
zu halten und ethnographisch-
philologische Untersuchungen
über Sitten und Mundarten
der dortigen Bevölkerung
anzustellen.


Die Classe beschließt ein-
stimmig sich bei der Ge-
sammtakademie für die ver-

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langten Unterstützung von 500 Guldenfl.
ConventionsmünzeCM. zu verwenden.


Der Secretär erstattet im
Namen der Prüfungs-Commis-
sion, der Herren Auer und
Labus Bericht über das von
HerrnHrn. DoctorDor Bolza handschriftlich
eingesandte Werk: "Origini della
linqua italiana", mit der
Bitte, dessen Drucklegung durch
die kaiserlich-königlichekk. Staatsdruckerei an-
zuempfehlen.


Die Classe beschließt auf die-
sen Bericht sich dahin auszuspre-
chen:


Daß dieses Werk, welches
auf physiologisch-historischem
Wege die Stammwörter der
italienischen Sprache festzu-
stellen und um diese die ab-
geleiteten zu gruppieren sucht,
sowohl durch diese auf die ita-
lienische Sprache in solcher
Ausdehnung noch nicht ange-
wandte Methode, als auch durch
scharfsinnige und umsichtige
Forschung als eine Bereiche-
rung der Wissenschaft anzu-
sehen ist, und daher dessen
Drucklegung durch die kaiserlich-königlichekk.
Staatsdruckerei anempfehlens-
werth erscheint.


HerrHr. Regierungsrath Arneth

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erstattet Bericht über die
zum Abdruck in den "Denk-
schriften" eingesandte numis-
matische Abhandlung: "Zwölf
Inedita" des correspondirenden
Mitgliedes Freiherrn von
Prokesch-Osten
, empfiehlt den
Abdruck dieser verdienstvollen,
vieles Neue enthaltenden
Abhandlung und wünscht nur,
daß es dem HerrnHrn. Verfasser
gefallen möge, auch von den
bloß besprochenen Münzen
die Abbildungen noch nachzu-
liefern.


HerrHr. Regierungsrath Chmel
erstattete Bericht:


a.) über die von HerrnHrn. MaximilianMax.
Fischer eingesandten hand-
schriftlichen Werke: "Über
die in den Klosterneuburger
Urkunden vorkommenden Orts-
namen" und: "Beiträge zu
den lateinischen und deutschen
Glossarien des Mittelalters";
und b.) über das von HerrnHrn. Ar-
chivar Wartinger in Gratz
übersandte handschriftliche
Werk eines Engländers:


Précis de l'histoire de l'Angle-
terre etcetera"; er empfiehlt Herrn
Fischer's Werk über die
Ortsnamen zum Abdruck

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im Archiv der historischen Com-
mission, glaubt aber nicht, daß
das andere Werk desselben
dazu geeignet sey, wegen der
mangelnden Nachweisung der
Quellen zum Belege der an-
gegebenen Bedeutung der
Wörter. Das von HerrnHrn. War-
tinger
eingesandte Werk hält
er aber keiner Berücksichti-
gung werth, da der Text ganz
unbedeutend, die Belegstellen
aber nur Auszüge aus bekann-
ten gedruckten Werken sind.


Der HerrHr. Präsident Freiherr
vonv. Hammer-Purgstall liest eine
für die Denkschriften bestimmte
Abhandlung: "Über einen halb
budhistischen halb moslemi-
schen Talismann" (mit Ab-
bildungen).


Der Freiherr vonv. Feuchtersle-
ben
liest einen für die Sit-
zungsberichte bestimmten
Aufsatz: "Über die Frage von
Humanismus und Realismus
als Bildungsprincipe."


DvHammer-Purgstall
FerdWolf