Sitzung der phil.-hist. Klasse am 6. März 1850

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C. 67.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Sitzung der philosophisch-historischen Classe


am 6. März 1850.


Anwesend: Der Alterspräsident HerrHr. Arneth
Die wirklichen Mitglieder Herr " Grillparzer
Herr " Chmel
Herr " Bergmann
Herr " von v. Karajan
Herr " Pfizmaier
Herr " Diemer
Herr " Exner
Der Secretär Herr " Wolf


Mehrere Gäste.


Das Protokoll unbeanstandet.
Der Secretär legt vor:


(254.) a) Von Herrn Hrn. Alfred von v. Kremer ein-
gesandt "Beiträge zur Geographie
des nördlichen Syriens."
Herrn Hrn. Baron von v. Hammer-Purgstall
zur Begutachtung zugewiesen.


(265.) b.) Von Herrn Hrn. Professor Prof. Carrara, zweiten
Bericht über die Ausgrabungen von
Salona.


Herrn Hrn. Regierungsrath Arneth zu übersenden.

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Herrn Hrn. Regierungsrath Arneth be-
schließt die Lesung seines Berichtes
über die von Doctor Dr Kandler einge-
sandten Werke.


(278) Herrn Hrn. kaiserlicher kais. Rath Bergmann liest
einen von Herrn Hrn. Doctor Dr Zeibig, Chorherrn
von Klosterneuburg, eingesandten
Aufsatz: "Die Bibliothek des Stiftes
Klosterneuburg." Ein Beitrag
zur österreichischen Literargeschichte".
Dieser Aufsatz wird zum
Abdruck im "Archiv" bestimmt.


In der vertraulichen Sitzung:


(247) legte der Secretär vor: a) Ein Ge-
such von Herrn Hrn. Solber, ihm über
das sub numerum num. 821/1849 eingereichte
Manuscript: "Orthographie der
deutschen Sprache", baldigst eine
Entscheidung zukommen zu lassen.
Da die als Commissions-Mit-
glieder ernannten Herren Berg-
mann
und Diemer gegenwärtig
und mit dem fraglichen Manuscrip-
te bereits hinlänglich bekannt
sind, von dem dritten abwe-
senden Commissionsmitgliede
Freiherrn Hammer-Purgstall
ein schriftliches Gutachten vor-
liegt, das mit ihrem Urtheile
übereinstimmt, ist man im
Stande sich sogleich einstimmig

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dahin zu erklären: daß dem Gesuche
des Bittstellers keine Folge gegeben
werden könne, indem dessen "Ortho-
graphie" weder der Herausgabe
durch die Akademie noch überhaupt
einer Unterstützung derselben
werth gefunden wurde; demgemäß
wird mit Zustimmung und Beschluß
der Classe der Secretär beauf-
tragt, den Bittsteller abweisend
zu bescheiden.


(212) b.) Von Herrn Hrn. ProfessorProf. Carrara ein
"Memoria" für den Lithographen
und den Corrector Herrn Hrn. Doctor Dor Bolza
in Beziehung auf seine in die
Denkschriften aufgenommene Abhand-
lung.


Ist seiner Zeit, wenn die Ab-
handlung zum Druck kommt, dem
Herrn Hrn. Doctor Dor Bolza zu übersenden.


c.) Ein Schreiben des Herrn Hrn. Mi-
nisterialrathes Exner an den
Secretär, worin er über den
in der vorhergehenden Sitzung
gelesenen Aufsatz des Herrn >Hrn. Professor Prof.
Suttner: "Über physiologische
Psychologie" sich dahin ausspricht, aussprich
daß es genüge ihn bloß auszugs-
weise in die Sitzungsberichte
aufzunehmen; die Classe trägt
daher dem Secretär auf, dem
Herrn Hrn. ProfessorProf. Suttner den Aufsatz

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mit diesem Bedeuten zurückzu-
senden.


Ferner macht der Secretär
aufmerksam, daß es nöthig
und dringend sein dürfte, in
Folge der von dem Ministe-
rium des Handels ergangenen
Aufforderung an die Akademie,
sich bei der von der kaiserlich-königlichen kk. Marine
auszurüstenden Expedition um
die Welt, durch Mitsendung
von zwei Männern im In-
teresse der Wissenschaft zu
betheiligen, und die dadurch
veranlaßten Einladungsschrei-
ben der Akademie an die
Mitglieder, insbesondere
von Seiten der Classe auch
eine Commission zur Prü-
fung und Wahl der sich etwa
zu dieser Expedition Mel-
denden und zur Entwerfung
von Instructionen zu
ernennen.


Die Classe ernennt zu
Mitgliedern der Commission
die Herren Freiherr Hammer-
Purgstall
, Arneth, Pfizmaier,
Springer und Boller.


Dann stellt noch Herr Hr . Re-
gierungsrath Chmel den
Antrag: dem Herrn Hrn. Meiller

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für das nun fertig gewordene
und hier vorliegende Werk:
"Die Markgrafen und Herzoge
Österreichs aus dem Hause Baben-
berg. Dargestellt in chronologisch
gereichten Auszügen aus Urkunden
und Saalbüchern" zu dem ur-
sprünglich bestimmten Honorar
von 300 Guldenfl. Conventionsmünze CM. einen dem Um-
fange des Werkes und der da-
rauf verwandten Mühe ent-
sprechenden Zuschuß von der
Akademie zu verschaffen; indem
er bemerkt, daß man bei dem
Voranschlag den Umfang des
Werkes nur zu 25 Druck-
bogen höchstens angenommen
habe, es nun aber 47 ausfülle,
der Verfasser also nicht ein-
mal das für die Beiträge zum
Archiv bestimmte Honorar
mit 15 Guldenfl. für den Druckbogen
bekäme, wenn es bei dem
ursprünglichen Ansatz ver-
bliebe, was um so unbilliger
wäre, als das Werk nicht nur
allen Erwartungen entsprochen
habe, sondern auch durch den
ungewöhnlichen Eifer und
Fleiß des Verfassers und dessen
unausgesetzt darauf ver-
wandte Mühe ein Muster

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von Gründlichkeit und Vollständig-
keit geworden sei, so, daß bei der
Unentbehrlichkeit desselben für
Jeden der sich mit österreichischer
oder deutscher Geschichte beschäf-
tiget, auch sehr bald einer neu-
en Ausgabe und somit einer Ver- Ver
gütung selbst der höheren Kosten
sich entgegen sehen lasse. Um
daher dem Verfasser einen
Beweis einen Beweis von der
Zufriedenheit der Akademie
und ihrer Würdigung seiner
ausgezeichneten Leistung zu
geben, ja, um diese nur nach
dem gewöhnlichen Maßstabe
ihrem nunmehrigen Umfan-
ge entsprechender zu honoriren,
trage er darauf an:


Die Classe möge ihm wenig-
stens das für das Archiv aus-
gesprochene Honorar von
15 Guldenfl. für den Druckbogen, dasd. isti.
für 47 Bogen 705 Gulden fl. also
einen Zuschuß von 405 Gulden fl. Conventionsmünze CM
oder in runder Summe
von 400 Guldenfl. Conventionsmünze CM. bei der Gesammt- Gesammt
akademie erwirken.


Die Classe beschließt
einstimmig, diesem Antra-
ge Folge zu geben und be-
auftragt ihren Secretär

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ihn demgemäß vor die
Gesammtakademie zu
bringen. Zugleich bestimmt
sie den Ladenpreis des Wer-
kes und zwar für das In-
land das Exemplar zu 5 Guldenfl. Konventionsmünze CM.
für das Ausland zu 4 Thaler. Thlr.


FWolf