Sitzung der phil.-hist. Klasse am 5. Juni 1850

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C. 75.


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.


Protokoll


der Sitzung der philosophisch-historischen Classe


am 5ten Juni 1850.


Anwesend: Der Alterspräsident Freiherr Hammer-Purgstall


Die wirklichen Mitglieder Herr Hr . Arneth
Herr " Auer
Herr " Bergmann
Herr " von v. Karajan
Herr " Diemer
Herr " Exner
Herr " Springer
Der Secretär Herr " Wolf.


Das correspondirendecorresp. Mitglied Herr Hr. Professor Prof. Toldy, mehre Gäste.


Protokoll unbeanstandet.


Der Secretär legt vor:


670. a. von dem hohen h. Ministerium des
Äußern Note, womit die Über-
machung zweier von der archäolo-
gisch-numismatischen Gesellschaft
in Petersburg eingetroffenen
Sendungen einbegleitet werden.


Zur Wissenschaft.


649. 650. b. Vom hohen h. Ministerium des Handels
Note als Einbegleitung eines mitge-
sandten Schreibens des Secretärs
der königlich dänischen Gesellschaft

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für vaterländische Sprache und
Geschichte an den kaiserlich öster-
reichischen Gesandten in Kopenhagen,
worin er die Bereitwilligkeit die-
ser Gesellschaft anzeigt, mit der
kaiserlichen Akademie in Ver-
bindung und Schriftentausch zu
treten.


Die Classe beschließt diese sie
zunächst betreffende Verbindung
einzugehen, davon durch ihren
Secretär die königlich königl. dänische
verständigen zu lassen und be-
stimmt zum Schriftentausch
mit derselben:


1. ihre Sitzungsberichte;
2. das Archiv der historischen hist. Commission,
3. die Fontes;


und insbesondere für die erste
Zusendung noch überdieß die
beiden von Herrn Hrn. Custos Diemer
auf Kosten und mit Unter-
stützung der kaiserlichen kais. Akademie
herausgegebenen Werke,
da sie, wie Herr Hr. Diemer mit
Recht bemerkt, als wichtige deut-
sche Sprachdenkmäler für
jene Gesellschaft von beson-
derem Interesse seien.


660. c. Von Herrn Hrn. Regierungsrath Chmel
Schreiben an den General-
Secretär
über die von ihm
bisher vorgenommene Vertheilung

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der Exemplare der auf Kosten der
kaiserlichen Akademie gestochenen
Terrain-Karten von Österreich
nebst einem Exemplar des in
Beziehung auf diese Unternehmung
von ihm in der königlich königl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften ge-
haltenen und in den Münchner
"gelehrten Anzeigen" abgedruck-
ten Vortrages.


Zur Wissenschaft.


682. d. Vom Verwaltungsausschuß
des Museums Francisco-Carolinum
in Linz, Dankschreiben für die
Widmung von 5 Exemplaren der
Terrainkarte von Österreich.


Zur Wissenschaft.


640. e. Von der königlich könig. bayerischen bayer. Aka-
demie der Wissenschaften, Zu-
schrift und Gesuch um Verwen-
dung der kaiserlichen kais. Akademie, daß
dem Mitgliede der königlich k. bayerischen
Akademie Herrn Hrn. Professor Prof. Karl K. Halm
in München, eine Handschrift
des Cicero der kaiserlichen k. Hofbibliothek
zu Wien zur Vergleichung zuge-
sendet werde.


Die Classe beauftragt den
Secretär dieses Ansuchen der
königlich k. bayerischen bayer. Akademie vor die
Gesammtakademie zu bringen,
und dessen Berücksichtigung
im Namen der Classe zu emp-
fehlen.

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Das correspondirende corresp. Mitglied Herr Hr. Professor Prof.
Toldy, Secretär der königlich k. ungarischen ungar.
Akademie liest einen Aufsatz:
"Culturzustande der Ungarn Ungern
vor der Annahme des Christenthums".


Wird zum Abdruck in den
Sitzungsberichten bestimmt.


Herr Hr. kaiserlicher kais. Rath Bergmann
setzt die Lesung seiner Ab-
handlung: "Kritische Beiträge
zur Geschichte Vorarlbergs"
fort.


Der Secretär Herr Hr. Wolf
liest einen Aufsatz: "Über den
Hofnarren Kaisers Carl V.
genannt El Conde Don Frances,
und seine Chronik."


Wird zum Abdruck in den
Sitzungsberichten bestimmt.


In der vertraulichen
Sitzung:


629. legt der Secretär vor ein
Gesuch des Herrn Hrn. Ministerial-
rathes Johann Joh. Edlen von v. Kremer
um Anweisung des auf den
(durch Beschluß der kaiserlichen kais. Akademie
vom 6. Mai dieses Jahres d. J. ) bewilligten
Unterstützungsbeitrag pro pr 1000 Gulden fl.
Conventionsmünze CM. für seinen Sohn Alfred
börsenmäßig berechneten
Silberagio.


In Berücksichtigung, daß die

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kaiserliche kais. Akademie Herrn Hrn. von v. Kremer
schon bei Anweisung des früheren
Unterstützungsbeitrages von
ebenfalls 1000 Gulden fl. Gulden . Conventionsmünze CM. die Nach-
zahlung des Silberagio seiner
Zeit bewilliget hat, daß dieselben
Verhältnisse jetzt noch in er-
höhten Maße obwalten, daß
Herr Hr. von v. Kremer sich der Unter-
stützung vollkommen würdig
bewiesen und die Bestreitung
seiner Reise ohnehin einen
bedeutenden Zuschuß aus sei-
nen eigenen Mitteln er-
fordere, beschließt die Classe
durch Stimmenmehrheit, den
Secretär zu beauftragen die-
ses Ansuchen vor die Gesammt-
akademie zu bringen, und auf
dessen Gewährung anzutragen.


Herr Hr. Regierungsrath Arneth
legt ein an ihn gerichtetes Schrei-
ben von Herrn Hrn. von v. Hefner, Mit-
glied der königlich k. bayerischen bayer. Akademie
in München vor, worin er
sich anfrägt, ob die kaiserliche
Akademie es nicht für gut
finden dürfte, ihm das auf sein
Honorar für die im ersten
Bände der "Denkschriften"
abgedruckte Abhandlung ent-
fallende Silberagio zu bewilligen?

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Welches Ansuchen Herr Hr. Regierungs-
rath Arneth zu berücksichtigen
empfiehlt, da es die Billigkeit
erfordere, daß ausländische
Gelehrte nicht durch die vorüber-
gehend drückenden Geldver-
hältnisse der Monarchie ver-
kürzt werden, ohne vorher in
Kenntniß gesetzt worden zu
sein, da sie gewiß die Mei-
nung hegen Silber zu er-
halten, weil zur Zeit der
Einschickung und Annahme des
Aufsatzes die Differenz ent-
weder keine oder nicht große
war.


Die Classe beschließt jedoch
durch Stimmenmehrheit, dieses
Ansuchen nicht zu berücksichtigen,
weil das von der kaiserlichen kais. Akademie
bestimmte Honorar ohnehin ein
sehr anständiges sei, andere
ausländische Mitarbeiter dann
mit demselben Rechte eine sol-
che Vergütung beanspruchen
könnten, was der Akademie
namhafte Mehrauslagen
verursachen würde und über- über
dieß Herrn Hrn. von v. Hefner als Nicht-
mitglied der kaiserlichen kais. Akademie
und Ausländer es sich als eine
besondere Gunst anrechnen könne,

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daß überhaupt eine Abhandlung
von ihm aufgenommen wurde,
eine Gunst, welche andere
Akademien Gelehrten, wenn
sie in keinem Verbande
mit ihnen stehen, nicht leicht
gewähren, und namentlich
österreichische Gelehrte in
gleichem Falle kaum von
den Akademien zu München,
Berlin und so weiter u. s. w. zu hoffen
hätten.


FWolf