Die Insel – eine digitale Zeitschriftenedition

Die Insel – Eine digitale Zeitschriftenedition

Das in der Abteilung Literatur- & Textwissenschaft (LTW) des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH ) angesiedelte Projekt ( https://www.oeaw.ac.at/de/acdh/forschung/literatur-textwissenschaft/forschung/
periodika-korpora/die-insel-eine-digitale-zeitschriftenedition) hat die Erstellung einer als Volltext durchsuchbaren digitalen Edition der Zeitschrift „Die Insel – Monatsschrift mit Buchschmuck und Illustrationen“ zum Ziel. Das Editionsprojekt ist Teil des LTW-Forschungsschwerpunktes zu Zeitungen und Zeitschriften.

„Die Insel“ wurde als „ästhetisch-belletristische Monatsschrift“ zwischen Oktober 1899 und September 1902 im Berliner Verlag Schuster & Löffler als Teil des Insel-Verlags, ab Jahrgang 3 (1901/02) im Leipziger Insel-Verlag herausgegeben und gilt als eine der wichtigsten Zeitschriften der Jahrhundertwende und der Literatur der Moderne. Unter wechselnder Redaktion (Otto Julius Bierbaum, Alfred Walter Heymel, Rudolf Alexander Schröder) publizierten in der „Insel“ unter anderem namhafte Autoren wie Franz Blei, Richard Dehmel, Heinrich Mann, Rainer Maria Rilke, Felix Salten, Robert Walser und Frank Wedekind.

In der „Insel“ finden sich diverse belletristische Textsorten in Prosa, Lyrik und in dramatischer Form als Einzelveröffentlichungen oder in Fortsetzungen, darunter Novellen, Erzählungen, Skizzen, dramatische Werke, Gedichte, Aufsätze und Aphorismen, außerdem kunst- und kulturtheoretische und -historische Abhandlungen, Rezensionen und Kritiken. Die Zeitschrift beinhaltet darüber hinaus zahlreiche Übersetzungen. Besondere Bedeutung kommt der Buchkunst in Form von Illustrationen, Drucken, Holzschnitten und dergleichen zu. Aus der Zeitschrift mit dem Signet des Segelschiffs ging später der „Insel-Verlag“ hervor.

Die Herausgeber der Insel sahen sich vor dem Hintergrund der Jahrhundertwende einem neuen Kunstverständnis verpflichtet. Es wurde der Versuch unternommen, „eine homogene Kultur mit ästhetischen Identifikationsmustern, Ritualen, Emblemen et cetera zu etablieren“, was zur Produktion zahlreicher Texte innerhalb der „Insel“ führte, die „selbstreferenziell auf die Zeitschrift und die sie produzierende Gruppe verweisen und derart versuchten, ein möglichst kollektives Begriffs- und Signalsystem mit intern hohem Wiedererkennungswert zu etablieren“. (Kurt Ifkovits , 2018, 346).

Die formenreiche Ausgestaltung des Buchschmucks sowie typographische Besonderheiten zeichnen die „Insel“ zusätzlich aus und stellen zugleich eine besondere Herausforderung bei der Erstellung der Edition dar; mit Jahrgang 2 (1900/01) wechselt die Drucktype zudem von Fraktur zu Antiqua.

Als Grundlage für die Datengenerierung zur Editionserstellung dienten die digitalen Bestände des Schwerpunkts zu Zeitungen und Zeitschriften im Austrian Academy Corpus (AAC). Diese Digitalisate basieren auf der Produktion hochauflösender Scans mit Zeutschel®-Buchscannern zur Herstellung von Faksimiles im unkomprimierten TIFF-Format, optimiert zur OCR-Erkennung. Neben den Schwarz-Weiß-Scans wurden auch Aufnahmen der Umschläge in Vollfarbe angefertigt.

Zur Volltext-Gewinnung aus den Bilddateien wurde Texterkennung mit ABBYY® OCR (Optical Character Recognition) Software in den Versionen FineReader 7.0 Corporate Edition für Antiqua-Druck und FineReader 7.0 Scripting Edition für Fraktur durchgeführt mit anschließender manueller Nachkorrektur. Die OCR-Textdateien wurden schließlich mit Makros in Unicode-basierte XML-1.0-Dateien transformiert und anschließend gemäß des damals gültigen „AAC Markup“ -Standards und einem page-per-page-Prinzip als Einzeldateien annotiert.

Der weitere Workflow beinhaltete zunächst die Transformation der einzelnen XML-Dateien in TEI (Text Encoding Initiative) P5-konforme Formate und die Zusammenführung der Einzeldateien in eine Gesamtdatei pro „Insel“-Heft. Insgesamt lagen am Ende dieses Konvertierungsprozesses 46 Dateien inklusive separater Inhaltsverzeichnisse pro Quartalsband vor. Für die Entwicklung und Bereitstellung des Transformations-Tools XMLJoiner war Andreas Basch (ACDH-CH) verantwortlich. Das Tool war zuvor schon an der Erstellung der digitalen „Schaubühne“-Edition erprobt worden ( https://schaubuehne.oeaw.ac.at/).

Mit der Umwandlung der „alten“ Annotationen in valide TEI P5-Elemente, -Attribute und
-Attributwerte ist eine Grundlage für weitere Bearbeitungsschritte geschaffen worden. Als weiterer Schritt in der Editionserstellung ist die tiefergehende strukturelle und inhaltliche Annotation der XML-Files in <o xygen>® XML Editor nach TEI P5-Richtlinien auf Grundlage eines benutzerdefinierten RNG-Schemas zur Validierung vorgesehen. Dieser Prozess ist derzeit noch für die „Insel“-Hefte im Gange. Der Fokus liegt dabei auf der Auszeichnung von Personennamen der Autor:innen, Illustrator:innen und Übersetzer:innen und der Klassifizierung und Darstellbarmachung graphischer Buchschmuckelemente wie Embleme, Symbole, Muster und diverser Zeichen im Text und zwischen den Texteinheiten.

Das Projektziel besteht in der Erstellung einer digitalen als Volltext durchsuchbaren Zeitschriftenedition mit Faksimile- und Transkriptionsansicht als Grundlage für weiterführende Forschungsfragen, textwissenschaftliche Analysen und diverse Nachnutzungs-szenarien.

Neben der Integration von Bild und Text liegt ein weiterer Fokus auf der Erstellung eines Personenverzeichnisses, das auf Autor:innen, Übersetzer:innen und Illustrator:innen der „Insel“ verweist. In diesem Zusammenhang ist eine Verlinkung von Personennamen mit der Normdatei „PMB – Personen der Moderne Basis“ ( https://pmb.acdh.oeaw.ac.at/) geplant.

Die PMB ist ein am ACDH-CH entwickeltes Linked-Data-Set und stellt ein Webservice für Personen, Werke, Institutionen, Orte und Ereignisse speziell für Publikationen um 1900 zur Verfügung. Durch die Daten aus dem Zeitschriftenprojekt „Die Insel“ wird sie erweitert, konkretisiert und korrigiert. Die Arbeiten an der Integration von und Verknüpfung mit Normdaten sind für „Die Insel“ derzeit noch weitgehend in Planung. Angestrebt wird die Erstellung eines Namensregisters für Autor:innen, Illustrator:innen und Übersetzer:innen der „Insel“, sowie dessen Verknüpfung mit Werktiteln und Normdaten. Im Projektverlauf sollen mittels der PMB Relationen zwischen Personen und Werken, auf längere Sicht auch zwischen Orten, Ereignissen und Institutionen hergestellt und sichtbar gemacht werden.

Gleichzeitig soll eine Verknüpfung dieser Entitäten mit Normdatensätzen wie der GND oder WikiData erfolgen. Durch die automatische Zuweisung unikaler IDs in der PMB und die Rückverlinkung der Datensätze in die annotierten XML-Dateien soll ein umfassendes externes Register erstellt werden, das die digitale Edition der „Insel“ begleitet.

Das Poster soll einen Überblick über den geplanten Aufbau der Edition bieten, sowie die bislang erfolgten Schritte der Datengenerierung und den Workflow illustrieren, der beispielhaft für die Erstellung weiterer Zeitschriften-Editionsprojekte innerhalb des ACDH-CH sein könnte. Zusätzlich sollen diverse Herausforderungen im editorischen Prozess vor dem Hintergrund der besonderen druckgraphischen Ausgestaltung der Zeitschrift thematisiert und Fragen des Umgangs mit Normdaten und ihrer Integration in Editionsprojekte erörtert werden.

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Bibliographie

• Bleier, Helmut W. Klug (Hg.) 2023: Digitale Edition in Österreich. Norderstedt: Books on Demand
• Gooding, Paul 2017: Historic Newspapers in the Digital Age. „Search All About It!“. London/New York: Routledge
• Hofstätter, Hans H. 1968. Jugendstil – Druckkunst. Baden-Baden: Holle-Verlag
• Holeczek, Bernhard Maria. 1973. Otto Julius Bierbaum im künstlerischen Leben der Jahrhundertwende. Studien zur literarischen Situation des Jugendstils. PhD diss., Freiburg i. d. Schweiz
• 100 Jahre Insel Verlag 1899–1999. Begleitbuch zur Ausstellung. 1999, hg. von Der Deutschen Bibliothek und dem Insel Verlag. Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag
• Ifkovits, Kurt 1996. Die Insel. Eine Zeitschrift der Jahrhundertwende. PhD diss., Wien
• Ifkovits, Kurt 2018. Otto Julius Bierbaum und Die Insel oder: Wie man aus dem Betrieb fällt. In: Otto Julius Bierbaum. Akteur im Netzwerk der literarischen Moderne , hg. von Björn Weyand und Bernd Zegowitz, 335–351. Berlin: Quintus-Verlag
• Langer, Alfred. 1994. Jugendstil und Buchkunst. Leipzig: Ed. Leipzig
• PMB – Personen der Modernen Basis, https://pmb.acdh.oeaw.ac.at/ (zugegriffen: 28.11.2024)
• Sahle, Patrick. 2013. Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 2: Befunde, Theorie und Methodik. [Finale Print-Fassung]. Bd. 8. Norderstedt: BoD. (zugegriffen: 3. 10. 2024)
• Sarkowski, Heinz. 1970. Der Insel-Verlag. Eine Bibliographie 1899–1969. Frankfurt/M.: Insel-Verlag
• Scharffenberg, Renate. 1953. Der Beitrag des Dichters zum Formwandel in der äußeren Gestalt des Buches um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. PhD diss., Marburg
• Die Schaubühne. Herausgeber: Siegfried Jacobsohn, Berlin 1905–1918. Digitale Edition, hg. v. Imelda Rohrbacher. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) 2024. https://schaubuehne.oeaw.ac.at / (zugegriffen: 28.11.2024)
• Schauer, Georg Kurt. 1963. Deutsche Buchkunst 1890 bis 1960. Hamburg