Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 4, S. 160

Fischer & Franke, »Bibliothek für Bücherliebhaber«,

Zum TEI/XML Dokument

Faksimile

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 4, S. 160

Text

160 NOTIZEN.

»schön ausgestattete« Buch soll
bei uns Wahrheit werden. Mit
E. T. A. Hoffmann’s lieblicher
Erzählung »Doge und Dogaressa«
ward der Anfang gemacht.
Etwas wahllos folgten: Hermann
Heinrich, »Von echtem Schrot
und Korn« (??), Anton Ohorn,
»Rübezahl« (unverwüstliches »Wicht-
Angesicht«- Epigonenthum), An-
dersen
, »Der Glückspeter« (es
ist ein glücklicher Gedanke, diesen
grossen Vorläufer Jacobsen’s wieder
in unser vergessliches Gedächtniss
zu heben) und mein »Heine-
Brevier
zum 100. Geburtstage«.
Ich gestehe, dass ich mit einigem
Zweifel dem Idealismus zusehe.
Aber alle meine Wünsche sind
bei dem verständigen edlen Be-
ginnen. Wie nur aus dem schlank-

zierlichen grünen Römer der Rhein-
wein schmeckt, so ist mir wirklich
ganz altehrwürdig duftend unseres
einzigen Hoffmann süsse, kostbare
Dogaressa langsam und fast feier-
lich aus diesem schönen schweren
Zierat in die hohen Hallen der
ehrfürchtig- zärtlichen Erinnerung
gestiegen. Nur wünschte ich iu
diesem, dem Hoffmann-, Heine-,
Andersen-Sinne Fortsetzung! Ich
denke z. B. an Platen, Hölderlin,
Dante, Musset, Verlaine, Raimund,
Maeterlinck, Michel-Angelo, Jean
Paul, Saar.

Ich begreife ja recht gut das
geschäftliche Ueberlegen einer Ver-
lagsfirma. Aber nur Köstliches,
glaub’ ich, darf man uns in so
künstlerischen Gefässen reichen.

Richard Schaukal .



Herausgeber: Gustav Schoenaich, Felix Rappaport.

Verantwortlicher Redacteur: Gustav Schoenaich.

Ch. Reisser & M. Werthner, Wien.

Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 2, Bd. 3/4, Nr. 4, S. 160, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-02-01-04_n0160.html)