Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 1, S. 5

Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)

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Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 1, S. 5

Text

ALLADINE UND PALOMIDES. 5

Alladine.

Sie gingen alle Tage zur Biegung des Weges Ich
ging mit ihnen dahin, aber sie hofften noch nicht

Ablamore.

Kommt! Palomides ist mit Staub bedeckt und muss er-
müdet sein Wir haben uns zu viel zu sagen, um hier
darüber zu sprechen Wir werden es uns morgen sagen
Man behauptet, der Morgen sei weiser als der Abend
Ich sehe, dass die Thüren des Palastes geöffnet sind und uns
erwarten

Alladine.

Ich kann eine Unruhe nicht unterdrücken, wenn ich
zum Palast zurückkehre Er ist so gross, und ich bin
so klein, ich verliere mich noch darin Und dann all
die Fenster auf das Meer Man kann sie nicht zählen
Und die Gänge, die sich wenden ohne Grund, und andere,
die sich nicht wenden und sich zwischen den Mauern ver-
lieren Und die Säle, in die ich nicht einzutreten wage

Palomides.

Wir werden überall eintreten

Alladine.

Man sollte meinen, ich sei nicht geschaffen worden, ihn
zu bewohnen, oder er sei nicht für mich gebaut worden
Einmal hab’ ich mich darin verirrt Ich habe dreissig
Thüren geöffnet, bevor ich das Tageslicht wiederfand
Und ich konnte nicht hinaus; die letzte Thüre führte auf
einen Teich Und die Gewölbe, die den ganzen Sommer
frieren; und die Galerien, die ohne Ende in sich selbst
zurückkehren Es gibt Treppen, die nirgends hinführen,
und Söller, von denen aus man nichts wahrnimmt

Ablamore.

Du, die nicht sprach, wie sprichst du diesen Abend

(Gehen ab.)

(Fortsetzung folgt.)


Zitiervorschlag

Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 1, S. 5, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-01_n0005.html)