Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 1, S. 4
Alladine und Palomides (Maeterlinck, Maurice)
Text
in den Händen ruhen Und wenn durch Zufall alte An-
wandlungen kommen, nähere ich mich Astolaine, und dann
ist mir, als ob ich ein Fenster gegen die Morgenröthe
öffne Sie hat eine Seele, die man rings um sie her sieht,
die einen in die Arme nimmt wie ein leidendes Kind und,
ohne etwas zu sagen, über Alles tröstet Ich werde es
nie begreifen. — Ich weiss nicht, woran all das liegen mag;
doch unwillkürlich beugen sich meine Knie, wenn ich davon
spreche
Alladine.
Ich will nach Hause.
Ablamore (bemerkt, dass Alladine und Palomides sich heimlich betrachten).
Dies ist die kleine Alladine, die aus dem Innern Arcadiens
hierher gekommen ist Gebt euch doch die Hände
Ihr wundert Euch, Palomides?
Palomides.
Mein Vater (Palomidens Pferd macht einen Seitensprung, der
Alladinens Lamm erschreckt.)
Ablamore.
Habt Acht das Pferd hat Alladinens Lamm er-
schreckt Es wird gleich entfliehen
Alladine.
Nein, es entflieht niemals Es ist überrascht worden,
aber es wird nicht entfliehen Dieses Lamm hat mir
meine Pathin geschenkt Es ist nicht wie die andern
Tag und Nacht weilt es an meiner Seite. (Sie liebkost es.)
Palomides (liebkost es ebenfalls).
Es blickt mich mit Kinderaugen an
Alladine.
Es versteht Alles, was vorgeht.
Ablamore.
Es ist Zeit, Palomides, Eure Schwestern aufzusuchen
Sie werden erstaunt sein, Euch zu sehen
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 1, S. 4, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-01_n0004.html)