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von Georg Heinrich Meyer.
1896.
Von J. J. David, dem Autor
des »Höferechtes« und des Ro-
manes »Blut«, ist eben, überaus
reizend ausgestattet, nach längerer
Pause ein neuer Novellenband er-
schienen. Was die vier Erzählungen
des Buches verbindet, ist das ge-
meinsame locale Colorit, der be-
deutende Hintergrund des dreissig-
jährigen Krieges. Man kennt
die Art dieses Novellisten. Man
weiss, dass er lieber meisselt
als malt, dass er lieber wuchtige
und herbe als gefällige Stoffe in
harter, gedrungener Form behandelt.
Man fühlt sich endlich von seiner
dunklen und schweren Welt-
betrachtung und dem Zuge
persönlicher Verbitterung, der
ihm eigen, vielfach nicht eben
sympathisch berührt; so wird es
Niemanden wundern, dass die
weiche, empfindliche Grazie unserer
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Kunst an dieser eckig-schroffen
Persönlichkeit oft anstösst, mit der
man sich befreunden oder welcher
man offen entgegen sein muss.
Daneben aber — jenseits des Ge-
bietes persönlicher Sympathien —
wird es ihm stets unvergessen
bleiben: dass er in seinen Er-
zählungen eine Reihe wirklicher
Menschen hingestellt, und dass er
Lieder von tiefer und warmer
Seele und bleibender Schönheit
geschaffen hat. Liebhaber seiner
Richtung werden das neue Buch
mit Freude, wenn auch nicht mit
Heiterkeit empfangen, und der
lichtere Ausblick, der sich darin
bei allen Eigenheiten seiner auch
hier bewahrten Herbheit eröffnet,
mag zu dem vielleicht bewusst
angedeuteten Wunsche Veranlassung
geben, dass die Bezeichnung des
Buches für das fernere Wirken
David’s symbolisch werde!
W.
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