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verabreicht. Gibt es keinen Zauber-
fluch, durch den Herr Fulda ver-
halten werden könnte, das Stück
an seinem eigenen Leibe zu spüren?
Kr.
K. K. Hof-Operntheater.
»Der Chevalier d’Harmental.«
Komische Oper in 3 Acten nach
dem Roman Alex. Dumas’ von Paul
Ferrier. Deutsch von Max
Kal-
beck. Musik von André
Mes-
sager.
Der Librettist findet den Text
zu seiner Oper komisch; wir sehen
nur, dass dieser einige effectvolle
Scenen enthält und nach der ältesten
Schablone gearbeitet ist: — im Mi-
lieu die bekannte Opernverschwö-
rung — der edle Baryton, der den
hellen Sopran bloss wie ein Vater
liebt — der glücklichere, ritter-
liche erste Tenor im Ensemble der
Verschwörer — der Brief der ver-
storbenen Mutter, der im letzten
Acte an die rechte Adresse gelangt.
Daraus kann sich Jedermann
selbst eine Opernhandlung zusam-
menstellen. — Messager’s Musik
ist selbstverständlich, wie die aller
modernen Componisten, stark von
Wagner beeinflusst, dessen Grösse
und Art von den Italienern gar
nicht, von den Franzosen doch
wenigstens theilweise mit Verständ-
niss erfasst wird. Ausser Wagner
sind Messager’s Vorbilder Gounod
und Massenet gewesen. Die für
Gounod typischen Steigerungen fin-
den wir ganz deutlich am Schlusse
der Liebesscene zwischen Bathilde
und Raoul; in den beiden Chan-
sons Roquefinette’s und in dem
Vallerala Buvat’s scheint der Com-
ponist einige ältere Volksweisen be-
nützt zu haben. Im Allgemeinen ist
Messager’s Musik durchwegs ehr-
liche, vornehme und gewissenhafte
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Arbeit, der sich auch bis zu einem
gewissen Grade Esprit nicht ab-
sprechen lässt. Messager hat immer
das Bestreben, zu charakterisiren,
die Begleitungsfiguren sind bis ins
kleinste Detail sauber ausgeführt;
zu grosser Wirkung kann er es
jedoch nirgends bringen — es man-
gelt ihm eben dazu das Mitreissende
einer wirklich originellen Erfindung.
»Der Chevalier d’Harmental« hat
bei seiner vorjährigen Pariser Pre-
mière nicht durchzugreifen ver-
mocht. Man hat dafür die dortigen
Interpreten des Werkes verantwort-
lich gemacht. Es ist nun begreif-
lich, dass es den beim Publicum
so beliebten Herrn Van Dyck ge-
reizt hat, dem Werke lediglich
durch seine Kunst einen Erfolg
zu erringen, und dass er sich für
die Aufführung der Oper seines
Freundes einsetzte. Auch das
Publicum hat sich Herr Van Dyck
einigermassen verpflichtet; er ver-
schafft ihm endlich in dieser Saison
eine Novität. Die Direction, die
einem Sänger so grossen Einfluss
einräumt, gönnt sich also den
Luxus, mit den wenigen guten
Kräften, die sie besitzt, anderswo
Abgelehntes aufzuführen. Sie ver-
gisst dabei vollständig an ihre
künstlerischen Pflichten, zu denen
eine Aufführung des »Don Juan«
und des »Fidelio« zweifellos gehört.
— Von der nächsten Novität ist
noch nichts bekannt geworden.
Hoffentlich wird Herr Jahn, dem
wir trotz seiner unglaublichen Fehl-
griffe mehr musikalisches Verständ-
niss zutrauen als Herrn Van Dyck,
seine Wahl allein treffen.
H. K—r.
J. J. David. »Frühschein.« Ge-
schichten vom Ausgange des
grossen Krieges. Leipzig. Verlag
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