Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 11, S. 410
Text
Komm her! Der Frühling tobt in unserm Blut.
Im Park dort unten stöhnt so laut der Wind.
Komm mit hinaus! da draussen schweigt die Gluth,
Wo halberwacht die braunen Aecker sind,
Wo die Schollen schwellen und träumen.
So gehn wir hin Die jungen Wiesen glühn
Dein Arm ruht schwer in meinem Oh, du bebst
Dein Auge trinkt mich Weib! Fühlst du das Grün
Der vollen Felder? Fühlst du, dass du lebst?
Deine Hand will die meine berauschen.
So halt’ dich fest an mir — hörst du! an mir
Ganz dicht, ganz nah Lass mir die nackte Hand.
Der Wind wird wild; er dreht sich über dir;
Und himmelauf wächst eine Wolkenwand
Mit schweren, drohenden Schatten.
Lass sie! — du bist gefeit! Oh, fühlst du das?
Du wanderst mit mir weit ins Land hinein.
Ein Tropfen fällt Spürst du das erste Nass?
Dich schauert — denn du bist mit mir allein
Der Regen kommt über die Felder.
Berlin. Franz Evers.
Zitiervorschlag
Wiener Rundschau: Jg. 1, Bd. 1, Nr. 11, S. 410, in: Wiener Rundschau Digital (1896–1901), herausgegeben vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Wien 2025 (https://acdh-oeaw.github.io/wiener-rundschau-static/WR-01-01-11_n0410.html)