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trotz mancher feinen Details und
trotz des schwülen Spiels der
Odilon sehr wenig nur zu inter-
essiren.
C. L.
Das Rudolfsheimer Volks-
theater fällt der Demolirung
anheim. Nach jahrzehntelangem
»Schmieren«-Dasein hat die Direc-
tion Czerniawsky-Loewe
diese Schaubühne in eine mora-
lische Anstalt verwandelt. Dabei
fanden junge Dilettanten noch
immer reiche Gelegenheit, ihren
schauspielerischen Drang auszu-
toben, und das kleine Schwender-
Theater blieb nach der Demolirung
des alten Sulkowsky-Theaters die
einzige öffentliche Uebungsbühne für
junge Eleven. Es gab mit beschei-
denen Kräften manche abgerundetere
Vorstellung, als auf irgend einer der
grösseren Wiener Vorstadtbühnen.
Das Repertoire wechselte zwischen
leichter Possennahrung und hüb-
schen literarischen Anläufen. Eine
Zeitlang wurde hier sogar »Freie
Bühne« gespielt. Aus dieser Epoche
des Theaterchens ist die Auf-
führung eines dramatischen Erst-
lings, »Das natürliche Recht« von
Hugo Gerlach, dem bekannten
Berliner Novellisten, bemerkens-
werth. Ein eigenartiges parodisti-
sches Talent erwuchs der Rudolfs-
heimer Bühne in C. Henop, der
hier mit grossem Geschick Ibsen,
Sudermann, einige Sensationsstücke
und nunmehr auch Hauptmann’s
»Versunkene Glocke« parodirte.
Ein frisch zugreifender Actualitäts-
witz verleiht dem Humor des Ver-
fassers einen Nestroy’schen Ein-
schlag. Nach der Demolirung des
Rudolfsheimer Volkstheaters wird
C. Henop seine Begabung wohl
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auch in den Dienst einer grösseren
Bühne stellen.
Alpha.
Carl Hauptmann, Son-
nenwanderer. Berlin, S. Fi-
scher’s Verlag, 1897. Neun Skizzen,
von einer glühenden, sinnlichen
Leidenschaft durchwogt, die oft
geradezu ins Extrem überschlägt.
So milde Sujets (Stifter’s Studien
sind dagegen schwere franzö-
sische Decadentenkost) und so viel,
oft recht unnöthige Aufregung! Ein-
fache Dorfgeschichten werden in
trunkener, dithyrambischer Sprache
vorgetragen, rhapsodische, selten
zum Thema gehörige Gedanken
eingestreut, jede Skizze wird mit
einem hochtrabenden Motto ver-
sehen, das Himmel und Erde ver-
spricht, dann aber tischt der
Dichter eine ärmliche Schmalkost
auf, die in keinem Verhältniss
steht zu dem ungeheuren Feuer, das
zu ihrer Bereitung angezündet wurde.
»Sonnenwanderer« heisst die
die erste Novelle; das Buch selbst
hat mit diesem Titel inhaltlich
nicht viel zu thun: das schöne
Thema wird nicht einheitlich be-
handelt, das Thema, dass es uns
Alle hinaufzieht zur Höhe, zur
Wärme, zur Sonne. Denn »Früh-
lingsnacht« und »Erster
Ab-
schied« sind von dieser Idee
gerade so weit entfernt als
»Träume«, die von Carl Haupt-
mann verfasste Fabel zu dem
Drama »Einsame Menschen« seines
grösseren Bruders Gerhart. Nur
»Kahnfahrt« vermag ganz zu
befriedigen: ein wunderbar poeti-
sches Stimmungsbild, dem Leben
selbst, vielleicht einem persön-
lichen Erlebniss des Dichters ent-
sprungen.
Alfred Neumann.
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